Meine Frau und ich standen vor ein paar Jahren vor der Aufgabe, eine Schatzsuche für unseren ältesten Sohn, der damals in die zweite Klasse kam, zu entwickeln.
Die Rätsel haben uns schließlich so gut gefallen, dass wir die Suche Jahre später nochmals als Kinderferienprogramm wiederholt haben.
Hier sind unsere Ideen, vielleicht sind sie auch für andere hilfreich. Die teilnehmenden Kinder sollten bereits lesen können.
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Unsere Söhne liebten allesamt die Räubergeschichten von Otfried Preußler mit den zwei Freunden Kasperl und Seppel und dem bösen Räuber mit den sieben Messern, dem Säbel und der Pfefferpistole.
Die Einladung zur Schatzsuche kann aus Sicht des Wachtmeisters geschrieben werden, welcher um Hilfe aus der Bevölkerung bei der Suche nach dem Schatz bittet.
Ich hatte mir ein Polizei-Shirt besorgt und bin in die Rolle des reichlich einfältigen und stets sehr ratlosen Wachtmeisters geschlüpft, der ohne die Mithilfe der eingeladenen Kinder völlig aufgeschmissen wäre.
Die Durchsuchung der Räuberhöhle brachte nur einen Briefumschlag zum Vorschein, in welchem sich eine Nachricht des Räubers findet.
In unserer Erzählung hat der Räuber ein Herz für Kinder und für den Fall, dass er gefasst würde, würden diejenigen Kinder, die seine Rätsel lösen können, den Schatz erhalten.
Der Brief ist aber in Spiegelschrift verfasst, und das kann der Oberwachtmeister leider nicht lesen. Der Brief wird den Kindern als erstes Rätsel vorgelegt.
Tipp: Nicht in Schreibschrift drucken, da Kinder der Zielgruppe diese noch nicht richtig lesen können.
Einen Spiegelschrift-Text kann man mit jedem mir bekannten Textverarbeitungsprogramm erstellen. Ich habe ein Textfeld hinzugefügt, dann einen Rechtsklick auf den Rahmen gemacht und "Form formatieren" (1), "Textoptionen" (2), "Texteffekte" (3), "3D-Drehung" (4) und "X-Drehung" mit dem Wert 180 Grad (5) ausgewählt.
Als Hilfsmittel zur Entzifferung kann ein Spiegel dienen, mein Sohn hatte den Brief damals einfach gegen das Licht gehalten und den Text auf diese Art leicht entschlüsseln können.
Das zweite Rätsel besteht aus einer mit Buchstaben beschrifteten Holzlatte und einer farblich markierten Schnur, welche bei uns im Garten hinter dem Wasserfass versteckt waren.
Die Buchstaben sind willkürlich aufgebracht und mit Strichen versehen.
Natürlich ist darauf zu achten, dass die Buchstaben des Lösungswortes allesamt auf dem Lineal zu finden sind.
Wir hatten die rote Markierung quasi in die Mitte der Schnur gesetzt und sind von dort in beide Richtungen gegangen.
Die Markierung für den jeweils ersten Buchstaben war grün, danach folgten im richtigen Abstand mehrere blaue Markierungen, um am Ende die beiden Wörter "TONNE" und "BLAUE" zu erhalten.
Gemeint war die blaue Mülltonne, auf der sich der nächste Hinweis fand.
Hinten ganz an der Unterseite der blauen Tonne fand sich in Schriftgröße vier ein weiterer Gruß des Räubers. Bei der Wahl der Schriftgröße ist darauf zu achten, dass der Text ohne Lupe quasi gar nicht, mit Lupe aber halbwegs gut zu lesen ist.
Bei uns war es so, dass die Kinder neben einem Spiegel auch eine Lupe zur besseren Erledigung der Polizeiarbeit vorab auf der Polizeidirektion ausgehändigt bekommen hatten. Dazu gab es transparentes Klebeband, welches bald auch noch von Nutzen sein würde.
Je nach Position der Botschaft sind einige Verrenkungen nötig, um den sehr kleinen Text mit der Lupe entziffern zu können.
Die Kinder würden nun also die Garage auf den Kopf stellen.
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Der nächste Hinweis war auf die Rückseite geschrieben.
Das Zusammenkleben mit durchsichtigem Klebeband erforderte Fingerspitzengefühl.
Wir haben ein Motiv in Farbe ausgedruckt, auf Karton aufgeklebt und in kleine Schnipsel zerschnitten.
Die Schnipsel kamen in einen Briefumschlag, welcher in der Garage versteckt wurde.
Hier hatte der hauseigene 3D-Drucker wertvolle Dienste geleistet, auf Thingiverse gibt es z. B. unter dem Begriff "Old Timey Keys" tolle Vorlagen für Schlüssel.
Alternativ kann man diese aus Pappkarton selbst gestalten oder greift auf andere Gegenstände wie z. B. Klemmbausteine zurück.
Es muss so sein, dass ein "einzelner" Gegenstand vorhanden ist, die anderen müssen mindestens doppelt vorkommen.
An jedem Schlüssel hängt ein Zettel, aber nur der "einzelne" ist derjenige mit dem korrekten Hinweis auf die nächste Aufgabe.
Im Sandkasten waren Filmdosen verbuddelt. Ja, so alt bin ich.
Der Wachtmeister hat hier steuernd eingegriffen, indem er eindringlich darauf hinwies, dass es sich beim Sandkasten um einen Tatort handele:
Es durften immer nur zwei Kinder gleichzeitig hinein.
Jede dieser Filmdosen enthielt einen einzelnen Hinweis. Nur wenn alle Hinweise gefunden werden, kommt man auf die Lösung. Bei uns war es eine Laterne, welche mit zwei roten Streifen besonders markiert war.
Die Laterne an sich war überhaupt nicht das Ziel. In der Nähe hatten wir flache Steine versteckt, welche auf der Vorderseite von A bis K und auf der Rückseite mit Ziffern beschriftet waren.
Der Clou am Ende: wenn man die Steine alphabetisch sortiert und dann umdreht, ergibt dies eine Telefonnummer - hier könnte der Wachtmeister helfend eingreifen, indem er sagt "Das sieht wie eine Telefonnummer aus!"
Ich hatte meine Mobilnummer hinterlegt und mit verstellter Räuberstimme eine Mailboxansage aufgesprochen:
"Hier spricht der Räuber. Wer auch immer diese Nummer gewählt hat, ist kurz davor, meinen Schatz zu finden! Ich habe ihn versteckt.. ich habe ihn versteeeckt.. höhöhö! Ich habe ihn versteckt, wo der Wachtmeister ihn niemals findet. Ich habe ihn versteckt in einer Holzkiste.. in einer Holzkiistee.. hahahahaaaa... ..auf der Polizeidirektiooon!!"
Der Effekt, wenn Kinder eine ihnen unbekannte Nummer anrufen (am besten auf Lautsprecher) und sich jemand mit verstellter Stimme auf der anderen Seite bei ihnen meldet, ist reichlich beeindruckend!
In der Holzkiste auf der Polizeidirektion war der Schatz schnell gefunden, es stand in großen roten Buchstaben "Vorsicht, Gold!" darauf. Der Inhalt waren goldene Plastikmünzen und Süßigkeiten.
Natürlich kann man noch weitere Rätsel einbauen und die Kinder über noch längere Zeit beschäftigen. Aus meiner Erfahrung lässt das Interesse jedoch nach ca. 1,5 bis 2 Stunden nach, daher ist genau zu überlegen, wie lange man die Suche ziehen möchte.
Weitere Ideen wären:
- Wir hatten in der ersten Auflage ein Räuberquiz, bei dem je ein Buchstabe der Antworten das Lösungswort ergaben.
- Man kann Elemente einer Bilderrallye einbauen, bei der an der Stelle, an der das Foto gemacht wurde, der nächste Hinweis ist.
- Zitronensaft funktioniert als Zaubertinte, welche unter einer Kerze wieder sichtbar wird (Brandgefahr beachten).
Ich hoffe, dass ich mit ein paar neuen Ideen kreative Denkanstöße geben konnte.