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1. Tag (Mittwoch, 24. August)

Morgens um halb acht geht der Tag los. Bis um kurz nach neun habe ich gefrühstückt, noch kurz ein Kilo Schokolade gekauft, sowie ein paar US-Dollars bei der Bank geholt. Um kurz nach halb zehn bin ich am Flughafen in Stuttgart, wo die Tickets am Delta-Schalta bereit liegen und die Koffer aufgegeben werden. Noch kurz was zum Lesen gekauft und nach ein wenig Wartens schließlich um 10:50 Uhr durch die Personenkontrolle gegangen. Am Gate kommt nach ein paar Minuten die Durchsage, dass der Londoner Computer, welcher die Transatlantikflüge koordiniert, ausgefallen ist, die planmäßige Abflugszeit von 11:55 Uhr kann nicht gehalten werden und es wird ein ungefährer Starttermin von 14:30 Uhr durchgegeben. Dies bedeutet, dass der Anschluss in Atlanta nach Birmingham natürlich nicht gehalten wird, und so informiere ich Tobias, meinen Vorgänger-Praktikanten, entsprechend darüber. Während des Telefonats ertönen die Lautsprecher ein zweites Mal mit der Info, dass der Londoner Computer angeblich doch wieder funktioniert, also bitte alle an Bord.

Vor dem Einstieg in die Delta-Maschine des Typs Boeing 767-300 erfolgt eine zweite Leibesvisitation, strenger als die erste (Schuhe ausziehen, mein Notebook wird nach Sprengstoff durchgescannt). Bis zum Start vergehen jedoch sicherlich noch mindestens anderthalb Stunden, da zum einen nun doch eine etwas südlichere und längere Route gewählt wird, was ein Nachtanken erforderlich macht, außerdem ist der Slot natürlich zu und die neue Starterlaubnis zieht sich etwas hin. Um ca. 13:45 Uhr startet der Vogel endlich und ab sofort werde ich bei den Uhrzeiten die amerikanische Schreibweise verwenden.

Ich habe einen Sitz in der Mittelreihe am Gang, was mir sehr recht ist, da ich so einfacher aufstehen und mich bewegen kann. Der Sitz links neben mir ist zum Glück unbesetzt und so haben die beleibte, ältere Dame ganz links und ich ein wenig mehr Platz. Zwei Reihen vor mir ist eine Jungfamilie mit Säugling, der immerhin tapfer die gesamte Wartezeit am Boden plus eine halbe Stunde Flug durchhält, bevor er mit Schreien anfängt. Dies nehmen die zwei bis drei weiteren Säuglinge, die weiter vorne sitzen, zum Anlass, in das Geplärre einzustimmen. Das Bordkino bringt die Filme "Sahara" und "Miss Congeniality 2", welche beide aber eher schwach sind. Das Essen ist ebenfalls nicht der Brüller, aber zumindest sättigend. Nach insgesamt 10:30 Stunden Flugzeit lande ich endlich in Atlanta. Dort ist Ortszeit 6:15 pm, meine innere Uhr zeigt jedoch bereits kurz nach Mitternacht an.

Hier stelle ich mich ungefähr eine Stunde lang in einer Schlange für die non-immigrant visitors an, wo ein arroganter, narzistischer, glatzköpfiger, schwarzer Fettsack sitzt, der ohne ein einziges Wort zu sagen die Leute abfertigt. Nach dem komplizierten Stempeln meines Reisepasses mache ich mich auf die Suche nach meinen Koffern und finde sie auch nach kurzem Suchen. Einmal mehr stelle ich mich an einer Schlange an, diesmal am Delta-Schalta von Atlanta. Mein Anschlussflug ist natürlich weg und der nächste geht planmäßig um 7:54 pm. Zum Glück hat dieser ebenfalls Verspätung, denn just in diesem Zeitpunkt ist es bereits 7:50 pm. Ich also in Windeseile meine Koffer zu Laufband #5 gebracht und mit der flughafeneigenen Subway die vier Stationen zum Komplex A, Gate 31 gefahren. Hier erklärt mir ein äußerst netter und hilfsbereiter Bodenmitarbeiter, dass die Maschine noch nicht einmal gelandet ist. Er leiht mir sogar sein cell phone, damit ich Tobias erneut bescheid geben kann. Die Zeit bis zum Abflug nutze ich für die erste Bezahlung in US-Dollars, ich hole mir eine Flasche Wasser für 1,59$ zuzüglich 11 Cent Steuern.

Der Flieger nach Birmingham wird um kurz vor 9:00 pm geboardet, wo ich einen "Fensterplatz" in Reihe 38 von insgesamt 38 Reihen erhalte. Die DC Type 88 hat in Reihe 38 jedoch keine Fenster, so starre ich an die Plastikwand. Neben mir sitzt ein netter Herr um die 40, mit dem ich mich über die Verkehrsnetze in Deutschland und den USA unterhalte. Er ist total begeistert von der Deutschen Bahn, während das Zugnetz in den Vereinigten Staaten eine Katastrophe sei. Alles in allem dauert der Weg von Atlanta nach Birmingham, inclusive Check-in usw. knappe anderthalb Stunden für ca. 130 Meilen, da ist man mit dem Auto nicht wesentlich langsamer. Vor dem Start meint der Pilot noch, uns mitteilen zu müssen, dass der Anlasser der Maschine defekt sei und sie deshalb von außen gestartet würde. Das Teil macht ohnehin keinen besonders guten Eindruck, und als eine Flugbegleiterin noch die Gebrauchsanweisung für den Vogel herauskramt, wird mir endgültig etwas mulmig.. Aber zumindest bin ich um ungefähr 9:30 pm (Ortszeit, Atlanta und Birmingham befinden sich in unterschiedlichen Zeitzonen) in Alabama. Meine Koffer jedoch nicht. Tobias, welcher kurz nach meiner Ankunft da ist, hilft mir bei meinem erneuten Besuch eines Delta-Schaltas, diesmal in Birmingham, wo man mir in Aussicht stellt, dass mir die Koffer eventuell noch in der Nacht, spätestens am nächsten Morgen in der Wohnung abliefern würde.

Von Birmingham nach Tuscaloosa ist es nochmals eine dreiviertel Stunde Fahrt, wenn man Gas gibt. Als ich zum ersten mal die "Frischluft" von Alabama spüre (beim Verlassen des Terminals), ist das wie ein Schlag. Es ist, wie erwähnt, ca. halb zehn abends und ca. 25 Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit jenseits der 95% - kein Wunder, dass überall klimatisierte Räume sind. Um 10:30 pm bin ich endlich in Stone Creek angekommen. Daniel, mein künftiger Mitbewohner, und Michael, der Noch-hier-Wohner, sind daheim. Michael fährt mich dann noch kurz zum Vin-Diesel-Supermarkt, der bis nachts um 12 Uhr offen hat, damit ich mir wenigstens noch eine Zahnbürste kaufen kann. Natürlich heißt der Supermarkt nicht Vin Diesel, sondern Winn Dixie, aber den Namen kann ich mir einfach nicht merken. Anschließend falle ich wie geplättet auf die Iso-Matte, welche Lucia, die zweite Noch-hier-Wohnerin (mittlerweile auch da), mir freundlicherweise ausleiht.

2. Tag (Donnerstag, 25. August)

Die erste Zeit wohne ich mit Daniel im Wohnzimmer (daher vermutlich der Name), da Michael (geboren in Marbach am Neckar) und Lucia (Österreicherin) noch bis 1. September hier sind. Beide sowie auch Daniel arbeiten noch bzw. schon, und ich habe die Hütte für mich alleine.

Das Stone Creek App. 816 ist das obere Stockwerk (mit meinem Handtuch übers Geländer gehangen)

Der Platz ist mehr als ausreichend, eine Klimanlage ist selbstverständlich vorhanden. Ferner gibt es zwei Schlafzimmer, Bad mit (amerikanischer) Badewanne, Balkon (wie zu sehen), Mikrowelle, Kühlschrank, Waschmaschine, Trockner, Bügeleisen und ein paar Möbeln. Was fehlt, ist ein Fernseher. Dafür gibt es WLAN. Nach ca. 2 Stunden Einstellungen rumpfriemeln und ohne zu wissen, wie, habe ich auch endlich Zugang zum Internet. Ich packe meine Koffer schon mal provisorisch aus und suche meinen Adapter für die Steckdose und finde ihn, als ich schon nicht mehr damit rechne. Erfreulicherweise kann ich mit meinem Handy über T-Online SMS empfangen. Noch erfreulicher: mitten in der Nacht sind tatsächlich meine Koffer gekommen (sonst hätte ich wohl auch kaum schon mal provisorisch auspacken können).

Stone Creek ist ein Wohnviertel am Rande von Tuscaloosa, welches einer Immobilien-Gesellschaft zu gehören scheint. So gehe ich mittags zum nahe gelegenen Information Center, um mich vorzustellen. Ich unterzeichne den Mietvertrag (845$ für ca. 120 qm, beides am Ende zur Hälfte), sowie allerhand andere Bestimmungen für z. B. den Swimming Pool, welchen ich für umsonst nutzen darf.

der Swimming Pool in Stone Creek

Die Temperaturen sind eigentlich nicht so hoch (konstant so um die 25 Grad), aber die sehr hohe Feuchtigkeit macht die Luft richtig schwer. Nach fünf Minuten Fußweg vom Information Center zurück bis zum Appartement bin ich total nass geschwitzt. Auf dem Weg mache ich noch ein paar Fotos von der Umgebung. Zu beachten ist, dass es kaum Unkraut gibt und ich will nicht wissen, wie viel Chemie im Boden steckt.

hinter dem Stoppschild ist eine Wand. Dahinter befindet sich die Müllsammelstelle. Einfach alles reinschmeißen, der Müll wird nicht getrennt.

links hinten ist das Gebäude, in dem sich "mein" Appartement 816 befindet.

Gegen 2:00 pm habe ich die Idee, jetzt Hunger zu haben und deshalb nochmals zum Vin-Diesel-Supermarkt zu gehen. Gestern war man mit dem Auto binnen zwei Minuten dort, soo schlimm wird es bestimmt nicht werden. Noch in Stone Creek bin ich jedoch wieder patschnass transpiriert und überlege, ob meine Idee so gut ist. Ich gehe an einer Art Landstraße lang und muss ein ziemlich sonderbarer Anblick für die Autofahrer sein, weil es einem Ami wohl total schleierhaft ist, wie man länger als bis zum Auto zu Fuß gehen kann. Noch habe ich jedoch kein Auto, also bleibt mir nichts anderes übrig. Vin Diesel ist nach ungefähr einer Viertelstunde in Sichtweite. Davor stehen noch eine große breite Fahrbahn (kein Zebrastreifen - wozu auch), ein McDonald's, eine mir unbekannte Drugstore Kette, sowie ein Wendy's Hamburger-Grill und weitere Läden. Da ich vorher noch nie bei Wendy's war, wird es jetzt Zeit. Ich studiere ungefähr fünf Minuten lang die Speisekarte (die soo verschieden zu Mäckes und BK nicht ist, trotzdem blick ich es nicht), bis ich einfach auf die nette junge Bedienung zugehe, mich vorab schon einmal entschuldige und erkläre, was ich gerne hätte. Ich bekomme einen Classic Single Burger, der etwas salzig ist, vergleichsweise gute Fries und eine Cola, die nach Chlor schmeckt (Amis machen Eis aus Leitungswasser, und das ist gechlort).

Nach dem Essen wage ich einen Sprint über die Fahrbahn und kaufe mir bei Vin Diesel eine Packung Toast und eine Packung Schinken, sowie eine Sechser-Dosen-Packung Mello Yellos (wie sich im Nachhinein herausstellt, erwartetes Fanta Zitrone ohne die erhoffte Zitrusfrische, dafür unerwartet süß). Überhaupt sind hier alle Portionen größer. Getränke gibt es zum Beispiel entweder in Dosen (meist "12 fl. oz." Einheiten, das sind 355 ml, also vergleichbar mit unseren Größen), dann aber im 12er-Karton, oder in 2 bis 3 Liter Plastikflaschen. An der Kasse zücke ich meine Vin-Diesel-Kundenkarte (Michael meinte, so etwas bräuchte ich unbedingt, und so habe ich tags zuvor bereits eine bekommen) und erkläre dem Mädel an der Kasse, dass ich ihren Smalltalk nicht verstehe, da zu undeutlich genuschelt (inoffiziell) bzw. zu nicht-deutsch formuliert. Jeder Amerikaner fühlt sich verpflichtet, mit einem ein Gespräch anzufangen, wenn man sich länger als drei Sekunden in seiner Nähe aufhält. Das ist kein Witz. Ich nehme das bislang gerne als Sprachübungen an und man ist in Amerika auch sehr nachsichtig, wenn man einen vollkommenen Stuss verzapft bekommt.

Auf dem Weg heim gebe ich wieder einen sonderbaren Anblick ab, da ich in Sichtweite (und die Sicht ist sehr gut), der einzige Mensch bin, der zu Fuß unterwegs ist. Vereinzelt glauben die Autofahrer, ich wolle mich vor ihr Fahrzeug werfen (einen anderen Grund kann es aus deren Sicht kaum geben, nicht mit dem Auto zu fahren) und hupen verschreckt und wedeln mit den Händen. Ich gehe nochmals ein, zwei Meter von der Fahrbahn weg und vereinzelt wird mir jetzt sogar aus entgegen kommenden Autos zugewunken.

Wieder in Stone Creek, ziehe ich mir eine Turnhose an und gehe an den Pool. Kaum bin ich dort, kommt ein kleiner Junge von ca. sieben Jahren angehüpft und erzählt mir ungefragt, er ginge jetzt schwimmen, da er erfolgreich vor den Wanzen geflohen sei. In der Tat gibt es hier viele eigenartige Viecher, unter anderem Kakerlaken und Wanzen, die meist nachts herauskommen. In der Wohnung gibt es zum Glück keine davon, wenngleich die nette Dame vom Information Center heute morgen meinte, dass der Kakerlaken-Trupp zur Kontrolle jeden vierten Freitag im Monat käme. In der Luft ist ständig auch irgend ein sehr lautes Sirren und Grillen, das eigentlich nur tierischen Ursprungs sein kann. Kurz darauf erscheinen seine Mutter und Schwester, und nach ein paar Bahnen Schwimmens gehe ich wieder zurück ins Appartement.

Später kommen zuerst Michael, mit dem ich mich eine Weile unterhalte, dann Lucia, mit der ich die Unterhaltung fortführe. Abends ist Ausgehen in Tuscaloosa angesagt. Vorher wird noch etwas "Miller High Life" Bier (Blubber-Plörre - pfui daibel!) und etwas zu Essen besorgt, und zwar in einem Laden unweit von Vin Diesel. Für jenen Laden habe ich noch keine Kundenkarte, aber Michael meint, dass diese hier als Statussymbole gelten. Man ist niemand ohne Kundenkarte, also werde ich mir noch eine besorgen müssen. Allgemein knallen er, Daniel, Doctor T. (ein anderer Tobias, der nicht Doctor T. genannt werden will, und der die Frauen versteht) und ich uns einen ziemlichen Lohkäs an die Waffel, aber die Stimmung ist sehr gut. Doctor T. lässt Michael beim Mäckes-Drive in noch fünf McChicken für ihn und Chris, der sich für später angekündigt hat, für 5$ bestellen, für uns andere gibt es Pizzataschen aus der Mikrowelle.

Später, nachdem sich unser Wohnzimmer gefüllt hat, geht es zuerst nach Downtown ins "Rhythm and Brews", wo ein Pitcher (ein Pitcher ist ein Krug, der Inhalt dürfte so ungefähr 1,5 bis 2 Liter sein) Miller Light (jessas!) geschenkte 3,50$ kostet und eine für meine Begriffe verteufelt gute Live-Band spielt. Jedoch ist das Publikum eher eine bis zwei Generationen älter als wir, und so geht es später weiter ins "Jupiter", wo eine Cover-Band namens "the 17th Floor" HipHop Classics intoniert (unter anderem "nuthing but a g thang" - just zu der Zeit bin ich natürlich auf dem Klo), und das nochmals eine Klasse besser als zuvor gehört, sodass sich die 10 bucks Eintritt wirklich rentiert haben. Getrunken habe ich heute mehr als genug, und gegen 2 Uhr morgens bin ich wieder daheim.

3. Tag (Freitag, 26. August)

Ich bin froh, heute nicht arbeiten zu müssen. Als ich aufwache, sind alle anderen wieder nach Vance ausgeflogen und ich erledige allerlei Kleinigkeiten und schreibe das Tagebuch von Anfang bis hier. Später werde ich diese Zeilen vermutlich löschen und schreiben, was heute so abgeht. Einen Kater habe ich zum Glück nicht, aber ich bin auch froh, nicht groß zum Denken gezwungen zu werden.

Mittags sitze ich auf dem Balkon und zocke eine Runde Eishockey auf dem Notebook. Später bekomme ich einen Anruf von Michael. Die Stromrechnung soll künftig an mich geschickt werden, er würde in Kürze da sein und mit mir zu den Stromwerken fahren. Alles klar, so wirds gemacht. Wir fahren also dort hin, und das Umschreibe-Gedöns geht sehr schnell. Anschließend kaufe ich mir im Wal Mart (auch noch keine Kundenkarte dafür..) eine Luftmatratze und eine größere Decke mit giftigem Wolfsrudel-Aufdruck.

die Decke ist wirklich so schrecklich, wie sie aussieht..

Viel passiert heute zunächst nicht. Michaels Auto macht an den Bremsen ein paar Zicken, was angesichts der Übergabe des Wagens nächste Woche an einen Nachfolge-Praktikanten für berechtigten Unmut bei ihm sorgt. Im Wal Mart gibt es jedoch nicht nur Luftmatratzen und Decken, sondern neben Schusswaffen auch Radkreuze zum Räder Abmachen und mal Nachkucken. Nach ein paar Stunden kommt er wieder und der Bremssattel, der sich wohl irgendwie verkeilt hat, ist entkeilt. Die meisten Autos, die von den Praktis hier gefahren werden, sind älteren Baujahres und so gibt es gelegentlich hier und dort mal Pannen. Ich hoffe, dass ich bei meiner Schüssel weitgehend vom Schrauben und Kitten verschont bleiben werde.

Michael

Abends gehe ich mit Daniel wieder zu Wendy's essen und die Cola schmeckt diesmal wie erwartet, nämlich erneut nach Chlor (und das wird bei Wendy's wohl auch so bleiben). Beim obligatorischen Vin-Diesel-Besuch gibt es unter anderem Mini-Donuts und einen Karton Flaschenbier zum Vorglühen. Gegen 11:00 pm geht es wieder nach Downtown. Diesmal heißt der Laden "4th and 23rd", wo einmal mehr eine gute Live-Band spielt. Hier bzw. auch schon gestern lerne ich ein paar künftige Kollegen kennen und mit ein paar von ihnen unterhalte ich mich richtig gut. Vielleicht sollte ich einmal ein paar Fotos machen.

Was man hier trinkt, ist Wodka Red Bull. Dafür hätte ich nicht 5000 Meilen fliegen müssen.. ein Hauch von Heimat in der (noch) Fremde. Witzig ist, dass der erste 3,50$ kostete, während sie für den zweiten bereits 4$ und für den dritten 5$ wollten. Den dritten habe ich nach kurzem Protest und Dialog mit dem Bartender wieder auf 4$ heruntergehandelt. Danach war ich auch wieder einigermaßen besuff, und nach ein wenig Rumgezappel auf der Tanzfläche und ein paar netten Gesprächen geht es um halb drei wieder zurück.

4. Tag (Samstag, 27. August)

Gleich nach dem Aufwachen werde ich über den Sport1-Ticker Zeuge, wie der 1. FC Köln einen 0:2-Rückstand in letzter Sekunde noch aufholt, und es dennoch fertig bringt, quasi schon nach dem Schlusspfiff das Spiel trotzdem noch irgendwie zu verlieren. Das dämpft meine Stimmung doch etwas.

Mittags gehe ich an den Pool, an dem Lucia mit Schwester Carina und Freundin Doris sich bereits befinden. Der Pool ist irgendwie wie der Pokal - er hat seine eigenen Gesetze. So sagt ein Schild "no diving", wobei ich mir nicht sicher bin, ob damit jetzt Tauchen oder Kopfsprung gemeint ist. Es ist erlaubt, am Pool Bier zu trinken, jedoch nur aus Dosen oder Bechern. Glas ist nicht erlaubt, auch, wenn Wasser darin ist. Einen Grill darf man nicht aufstellen, wohl aber gegrilltes Essen mitbringen und dort essen. Naja, ich übertreibe wohl etwas.

Nach einiger Zeit füllt sich die "deutsche Zone" am Pool. Gegen drei, vier Mittags sind es insgesamt ca. 10 Praktikanten, dazu kommen nochmals fünf so genannte Expats, die auch in unserem Alter sind, jedoch kein Praktikum machen, sondern nach der Ausbildung für zwei Jahre hier sind und "normal" arbeiten. Quasi gegenüber von uns befindet sich die "brasilianische Zone", denn Mercedes-Benz hat sich auch ein paar Arbeiter aus Brasilien eingekauft. Diese sind im Schnitt ungefähr 10 bis 15 Jahre älter als wir und machen vom erlaubten Bier-Konsum am Pool regen Gebrauch. Zwei von ihnen kommen zu uns rüber und wir versuchen, uns in Fragmenten zu verständigen. Es geht um Bier, die Arbeit und unsere Mädels, an denen sie bei uns starkes Interesse bekunden, direkt ansprechen ist wohl nicht ihr Ding. Abgesehen von den sehr eindeutigen und expliziten Anfragen und Wünschen sind die Jungs aber wirklich supernett und freundlich.

Am Vorabend leert sich der Pool langsam wieder, und ich verabrede mich für sieben abends mit fünf Mit-Praktikanten zum Essen bei einem chinesischen All-you-can-eat-Lokal, das so chinesisch nicht sein wird. Ich bleibe jedoch vorerst am Pool, da Michael mit Tamer aufgetaucht ist. Zusammen mit Sara, einer der fünf Essenskolleginnen, setze ich mich nochmals zu den beiden hin. Tamer ist ebenfalls einer der Praktikanten, die nächste Woche wieder heim fliegen. Nach einigem Geblödel meint Michael, dass ein gekühltes Bier jetzt genau das richtige sei und dabei schaut er mich erwartungsvoll an. Ich meine, ich hole kurz welche, das ginge ja eh ruckzuck. Tamer behauptet kühn, dass das so richtig ruckzuck gar nicht zu machen sei und dass ich mindestens vier Minuten dazu brauchen würde. Ich sage "nää, niemals!" und Michael zückt sein Handy mit Stoppuhr-Funktion. Meinen Einwand, dass wir im Kühlschrank nur unerlaubte Glasflaschen haben, schmettern sie glatt damit ab, dass das hier eh keine Sau interessiere. Tatsächlich habe ich mittags genug Amis mit Glasflaschen gesehen, also läuten wir Runde 1 ein..
Ich bin eigentlich sehr gut unterwegs, jedoch verliere ich an der Wohnungstüre jeweils wertvolle Sekunden beim Auf- und Zuschließen. Das Resultat kann sich aber gut sehen lassen: 2:27 Minuten; Tamer, Michael und Sara sind begeistert.

Kurz vor dem Ende des ersten Bieres meint Michael, in zwei Minuten schaffe ich das niemals. Ich meine: "noch bevor Du am Donnerstag fliegst, mache ich das in unter zwei Minuten." Er: "Nein, hier und jetzt und auf keinen Fall!" - Tamer: "So siehts aus." - ich: "Euch zeig ich's." Runde 2 läuft noch besser als die erste, auch die Wohnungstür ist kein Hindernis, und so bin ich nach 1:40 Minuten wieder da. Die künftige Benchmark wird auf 1:30 Minuten festgelegt, jedoch ist im Kühlschrank kein Bier mehr, sodass Runde 3 an diesem Tag ausfällt.

Kurz vor dem Ende des zweiten Bieres meint Michael: "Da kommt die Security. Versteckt die Flaschen." Die zwei uniformierten Jungs sind wirklich sehr gut informiert, denn sie kommen direkt auf uns zu, dabei sind um uns rum bestimmt noch vier bis fünf andere Gruppen am Pool. Sie wollen von uns wissen, ob wir hier Glas hätten und Tamer schaltet am schnellsten: "Häh? Ähm.. sorry.. only little english." Die Taktik ist also, dass wir uns auf dumm stellen, und so versuche ich, so dumm wie nur möglich zu kucken. Leider bekommt Michael das mit und lacht sich ob meiner Gesichtsverrenkungen total kaputt. Natürlich weiß die Security genau, dass wir hier mit Glas am Start sind, jedoch formulieren sie ein paar Konjunktive, was denn passiere, falls wir welches hätten und meinen nur "next time..", und ziehen wieder ab. Als sie das Poolgelände wieder verlassen, lachen wir uns kaputt und räumen schnell die Flaschen in einen pooleigenen Mülleimer, der zu 90% mit Glasflaschen gefüllt ist.

Beim All-you-can-eat-Buffet gibt es viel fettes Essen wie frittierten Reis und allerhand Hühnchen und Fisch, sowie auch asiatisches wie Sushi und vieles mehr. Ich esse frittiertes Hühnchen süß-sauer, Hühnchen am Spieß, Hühnchen in der Frühlingsrolle, Chicken Wings, sowie frittierten Catfish ohne viel Beilage. Als der Teller leer ist, kommt mir der Gedanke, dass das ein wenig too much gewesen sein könnte. So versuche ich, den zweiten Gang nicht ganz so fett werden zu lassen. Ich versuche mich an der Obsttheke mit Honigmelone, einer Art eingelegter Mirabellen und Banane mit Erdbeersoße. Das war ein Fehler. Auf der Heimfahrt rumort es in meinem Bauch wie nicht ganz sauber und zurück in Stone Creek melde ich mich um halb zehn vom Rest der Gruppe ab, um mich nur noch hinzulegen.

ca. 1/8 des angebotenen Essens-Sortiments

Michael ist mit Chris und Doktor T. in seinem Zimmer, und ich setze mich zuerst noch dazu. Tamer kommt nach kurzer Zeit auch noch und es wird beschlossen, dass ich sie heute ins ca. eine Stunde entfernte (wenn man nicht ganz so aufs Gas drückt) Birmingham fahre, denn das sei so Tradition zwischen den Praktikanten-Generationen. Ausgeschlossen, wenn nicht noch ein Wunder passiert. Gegen elf wollen sie los und irgendwann morgens bis mittags wieder zurück, es ist schließlich der letzte Samstag in den USA. Mein Bauch will nicht, dass ich noch Auto fahre und so will ich auch nicht. Ich melde mich auch hier unter allerlei Unmutsbekundungen für den Abend ab und lege mich hin. Um elf startet Michael nochmals einen Versuch, mich zum Mitkommen zu überreden, er hat jedoch kein Glück. Gegen halb zwölf schlafe ich ein, und irgendwann nachts um drei, vier, will endlich raus, was nicht hineingehört und von da an geht es mir wieder etwas besser.

5. Tag (Sonntag, 28. August)

Ab acht morgens bin ich wach (an einem Sonntag, das gäbe es in Deutschland nicht bei mir) und ich tippe die gestrigen Geschehnisse ab. Um neun geht die Türe auf und Michael schreitet ins Wohnzimmer hinein. Er sieht leicht angeschlagen, aber dennoch erstaunlich gut aus (wenn man von der zweiten zerschlissenen Jeans in zwei Wochen absieht), und wir verziehen uns mit Sprite und Coke in sein Zimmer. Birmingham ist wohl eine Reise wert und ich versuche, mir die Namen der Clubs "Red irgendwas" und "The Station" zu merken. Meinem Bauch geht es zwar noch nicht wieder richtig gut, aber ich biete Michael jetzt gerne an, ihn nach Birmingham zu fahren. Er lehnt dankend ab und zieht sich die Decke über.

Mittags informieren wir uns über den Wirbelsturm "Katrina", welcher seit heute morgen auf die höchste Stufe "5" gesetzt wurde. Dieser könnte, wenn er noch einen Impuls erhält, seine Route noch nach Tuscaloosa ändern. Die aktuelle Lage kann auf der Startseite von "www.weather.com" mitverfolgt werden. Ich habe mir die wichtigste Grafik einmal gezogen:

der helle Bereich beschreibt alle Routen, die "Katrina" nehmen kann.

Es ist nicht auszuschließen, dass wir hier die Auswirkungen zu spüren bekommen, im Moment gibt es allerdings noch keine offiziellen Warnungen für Alabama. Katrina ist wohl nicht wie ein herkömmlicher Hurricane, sie könnte zu den Top 3 der gewaltigsten Hurricanes in den Vereinigten Staaten werden. Zentrum der Besorgnis ist momentan New Orleans, welches sehr stark bedroht wird. Da sie sich mit momentan nur 12 Meilen pro Stunde vorwärts bewegt, ist eine Ankunft, wenn überhaupt, erst gegen morgen Abend bis Dienstag zu rechnen, also ist auch noch mehr als genug Zeit.

Mittags geht es wieder an den Pool, an dem heute aber nicht so viel los ist, und so sind Daniel und ich zunächst allein. Später kommen noch Oliver, Michael und Simon (drei neue Praktikanten) vorbei, der Rest der "Neuen" hat sich heute wohl zum NASA-Museum aufgemacht. Die Sonne brennt nicht so heiß wie gestern, dennoch ist die mitgenommene Cola ruckzuck angenehm lauwarm, und so lasse ich sie im Rucksack und futtere eine halbe Tüte Kaubonbons. Irgendwann gehe ich kurz zurück zum Appartement, wo Michael zwischenzeitlich wieder wach ist und den Quittungsbeleg der ersten zerschlissenen Jeans sucht.

Abends wollen die vier vom Pool Downtown noch ein Eis essen gehen, und ich schließe mich an. Die Kaubonbons von mittags scheinen mir so ziemlich alles im Bauch verklebt zu haben, sie liegen auf jeden Fall sehr schwer im Magen. Daher nutze ich die Zeit, in der die anderen ihr Eis bestellen, um mich in die Restrooms der Eisdiele zu verdrücken. Es sollte nicht der letzte Besuch genau dort gewesen sein, denn im Laufe des Abends suche mir ich genau diesen Ort noch zwei weitere Male auf, bis der Druck endgültig weg ist. Auf ein Eis verzichte ich lieber. Alles in allem hoffe ich, dass meine Verdauung jetzt endgültig weiß, was hier von ihr gefordert wird und dass ich in Zukunft nichts mehr von längeren Klogängen zu berichten habe. Um halb elf sind wir zurück.

Ich informiere mich nochmals über "Katrina", und wie es aussieht, haben wir hier doch mit den unmittelbaren Auswirkungen des Hurricanes zu rechnen, die sich jedoch auf viel Wind und Regen zu beschränken scheinen.

6. Tag (Montag, 29. August)

Auch heute beschäftigt mich in erster Linie "Katrina", die im Augenblick, so scheint es, New Orleans weitgehend verschont. Sie hat offenbar kurz vor Erreichen der Küste noch einen leichten Impuls nach Osten erhalten, sodass sie die Stadt selbst zum Glück scheinbar verfehlt. Es sieht ebenfalls so aus, als verfehle sie Tuscaloosa weit. Zwischenzeitlich wurde sie von der höchsten Stärke 5 auf Stufe 3 herabgesetzt, da die Windgeschwindigkeiten im Wirbel stark abgenommen haben. Dennoch geht vor der Haustür um Punkt Mittag ein gewaltiger Donner, der das Licht für einen Augenblick ausknipst und der die Initialisierung für einen kurzen, aber sehr heftigen Regenschauer ist.

Ich telefoniere mit Susanne, von der ich das Auto übernehmen werde. Sie kündigt sich für halb fünf bis fünf an, um den Vertrag unterzeichnen zu lassen. Wir machen zwei verschiedene Kaufverträge, einen für uns, einen für die Versicherung, da die Prämien sich unter anderem nach dem Verkaufspreis des Autos richten. Gegen fünf mache ich eine Probefahrt und das Auto fährt sich ungewohnt, aber sehr gut. Das Wetter dagegen ist reichlich schlecht, der Regen prasselt unaufhörlich hernieder.. ich würde den Wagen gerne tanken, jedoch haben alle Tankstellen wegen "Katrina" geschlossen.

Abends sind Daniel und ich, sowie Christian bei Tamer und Doktor T., wo ersterer eine türkische Pizza backen will. Die Zutaten kaufen wir vorher noch bei "Food World" ein und ich nutze die Gelegenheit, eine Kundenkarte abzustauben und zum ersten Mal in meinem Leben mit Kreditkarte zu zahlen, was für allerlei gute Laune bei den anderen und für Fragezeichen in den Gesichtern der Angestellten sorgt. Mit allerlei Zutaten sowie Getränken ausgestattet haben wir, zurück in Stone Creek 505 in zehn Minuten eine Art Instant-Hefeteig angerührt, Zwiebeln, Paprika usw. geschnitten, bis wir von der Dunkelheit in unserem Streben nach warmem Essen jäh unterbrochen, ja, abgewürgt werden.

Der Strom bäumt sich noch zwei, drei Mal kurz auf, dann ist alles dunkel. Im gesamten Stone Creek gibt es auch keinen einzigen Gasofen, wie wir vermuten, und so wird erst einmal gewartet. Draußen ist es eigentlich sehr ruhig, kein Sturmgeheule, nur stetiger Regenschauer. In Ermangelung einer Aussicht nach Pizza ist der frisch erworbene 18er-Pack Budweiser unser erstes hilfloses Opfer. Wir sitzen Bier trinkender Weise beim Schein der Taschenlampe im Wohnzimmer und unterhalten uns über dies und das, und an dieser Stelle soll ich Tamer, der wie einige hier mein Online-Tagebuch mitliest, mit einem hochtrabend philosophischen Ausspruch zitieren, aber dieser fällt mir jetzt einfach nicht mehr ein (sorry dafür!!). Wir beschließen, wenigstens einen Salat zu rupfen und diesen zu essen, und so sitze ich mit einem Kochtopf im Wohnzimmer und zupfe Eisbergsalat. Irgendwann nach dem Essen verabschiedet Daniel sich nach ein paar Häuser nebenan, wo ebenfalls eine Party "unplugged" von Mercedes-Interns stattfindet. Der Rest von uns unterhält sich noch eine Weile und gegen halb elf, elf, ziehe ich wieder heim. Von "Katrina" ist hier schon etwas zu spüren, jedoch bei weitem nicht so schlimm wie angenommen.

7. Tag (Dienstag, 30. August 2005)

Heute ist der erste Tag bei Mercedes. Ich fahre mit meinem Vorgängerpraktikant Tobias mit zwei weiteren im Auto mit und bin gegen 7:30 am im Gebäude. Ein kurzes "Hallo" zu den neuen Kollegen, die bereits da sind, dann gibt es gleich die erste Tour durchs Gelände. Ich dachte nicht, dass ich derart nah an der Produktion sein würde. Das Büro befindet sich im ersten Stock des zweistöckigen Gebäudes, darunter werden M-Klassen und R-Klassen geschweißt, gelötet, geklickt und so weiter. Cool ist das irgendwie. Um halb neun sind drei der neun bestellten Praktikanten bei Jeannine im Personalbereich (Roderick, Carl und ich, der Rest wird gerade vom Flughafen abgeholt, da gestern Flüge gecancelt wurden), wo wieder allerhand Dokumente auszufüllen und zu unterzeichnen sind. Es gibt ein paar wenige grundlegende Erklärungen und Einweisungen, dann sind wir damit fertig.

Roderick und Carl fangen wie ich am Donnerstag so richtig mit der Arbeit an und haben wie ich noch kein Drogenscreening machen lassen. Wir beschließen, das jetzt zu tun und wir fahren ins Krankenhaus. Die Prozedur ist einfach: noch mehr Dokumente ausfüllen, dann kurz in einen separaten Raum und in einen Becher pinkeln (und das, obwohl ich von Klogängen nichts mehr schreiben wollte), that's it. Es wird Zeit, die englische Sprache weiter zu kultivieren, und so drücke ich der Krankenschwester ein Gespräch über Ulm, Einstein und die Jobaussichten von Akademikern in Deutschland rein. Englische Sprache erfolgreich kultiviert, für dieses Gespräch gebe ich mir eine 1,3. Carl und Roderick lassen mich in Stone Creek raus (Strom ist zwischenzeitlich seit 11:00 am wieder da), wo Tobias #3 mir anbietet, mich nach Vance wieder mitzunehmen. Dankend nehme ich an.

Zurück bei Mercedes bekomme ich weitere Einweisungen und noch einen ausführlicheren Rundgang durch das Gelände. Auf diesem sehe ich Susanne, welche mir wichtige Unterlagen für und Tipps rund um das Auto mitgibt. Alles in allem gibt es hier sehr viele Eindrücke, die ich hier gar nicht alle in Nullen und Einsen gequetscht kriege, welche aber für Außenstehende auch kaum interessant sein dürften. Nur soviel: in der nächsten Zeit werde ich wohl C++ lernen müssen, um ein Tool weiter zu programmieren. Ich weiß, was von mir gerne gewünscht wird, ich habe aber momentan noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung, wie das gehen soll. Aber ich bin schließlich auch nicht zum Spaß hier. Glaube ich.

Gegen vier machen wir Feierabend, und auf dem Heimweg sehen wir vier von der Herfahrt in einer Autowerkstatt zu, wie vier Mechaniker ein Rad abmontieren, den Reifen wechseln, auswuchten und wieder anschrauben, und all dies in olympischen 50 Minuten. Der Ami an sich hat es von Haus aus mit der Zeit scheinbar eher nicht so eilig (es sei denn, es geht ums Essen). Wieder daheim sitzt Michael mit Papierkram am Tisch und bereitet den Verkauf seines Autos vor. Ich hatte ihm angeboten, beim Aussaugen zu helfen, jetzt hat er alles selber machen müssen. Dafür hat er in einer Plastikschüssel noch einen Sack voll Kleingeld vor sich stehen, welchen er in diese Rollen reinsortieren muss. Wenigstens dabei kann ich ihm helfen. Der restliche Abend verläuft weitgehend ereignislos.

8. Tag (Mittwoch, 31. August)

Morgens geht es wieder früh los zu Mercedes, wo Tobias als Abschiedsgeschenk fünf Packungen Donuts ausgibt (und mittlerweile dürfte der geneigte Leser ahnen, wie groß jede einzelne Packung wohl sein wird). Beim täglichen Morgen-Meeting stelle ich mich der Abteilung (ca. 20 Mann) kurz vor (gestern war ich zur Meetings-Zeit in der Personalabteilung) und spaßhalber wird von mir als Einstand und Ausstand ebenfalls erwartet, amerikanisches Gebäck herbeizuschaffen. Morgen werde ich erst einmal deutsche Schokolade auftischen (Amis stehen auf deutsche Schokolade, wie mir zwischenzeitlich selbst von deren Seite versichert wurde).

Mittags gibt es in der Kantine "Taco Salad" zu Essen. Wer sich (wie ich) darunter zunächst nichts vorstellen kann, es ist eine Art Schichtsalat mit folgenden Lagen (von unten gesehen): Tacos (Chips aus Mais), Salat, Reis, Hackfleisch, rote Bohnenpaste, Tomatensoße, Käse, Oliven/Jalapenos, noch eine Tomatensoße, Sour Cream. Das ganze schmeckt ganz okay, ich würze allerdings nach, da ich auf die Oliven/Jalapenos-Schicht verzichtet habe und jetzt ein wenig der Pepp fehlt.

Im Laufe des Tages sehe ich ein paar wenige Praktikanten, zum Beispiel beim Bestellen der "Team Wear", einer Art Arbeitskleidung. Im Sinne der Gleichstellung sollen alle Angestellten einheitlich angezogen kommen, und so kann man sich für einen Freibetrag für 120$ Kleidung bestellen. Ich bestelle mir insgesamt fünf Poloshirts und einen Pullover, auf denen mein Vorname und der Mercedes-Stern eingestickt werden und bezahle 8,80$ noch oben drauf. Hosen werde ich irgendwann in Kürze in einem Outlet-Store erstehen - eventuell schon morgen oder am Freitag. Das mit dem Besticken funktioniert meist nicht wie gewünscht, auch scheinbar einfache Namen wie "Nico" scheinen den Sticker vor ernsthafte Schwierigkeiten zu stellen. Ich werde beim Bestellen zum Beispiel auch Zeuge, wie Simon seine "Simone"-Shirts reklamiert. Dafür werden die Shirts, sollten sie irgendwann fertig werden, nach Stone Creek verschickt. An dieser Stelle bietet sich vielleicht an, dass ich meine Adresse mal bekannt gebe:

Stone Creek Appartement 816
5100 Old Birmingham HWY
Tuscaloosa, AL, 35404
United States of America

Für die, die es interessiert: ein Telefon besitze ich noch nicht (weder Handy, noch Festnetz), daher habe ich auch noch keine Telefonnummer.

Abends bin ich zum ersten Mal in Amerika aufen Platz. Insgesamt sind wir über 22 Leute, sodass wir einen schönen Kick "aufs Ganze" machen können. Zum Endergebnis verliere ich lieber keine Worte, aber der Brasilianer an sich ist von Haus aus eher mal ballverliebt und zieht vor dem Tor Scheuklappen auf, trifft meist das Tor nicht und hat dann keine Lust, nach hinten zu arbeiten. Das Spiel geht zwei Stunden, nach denen ich fix und alle bin. Aber die Bewegung tat sehr gut.

Zurück in Stone Creek rufe ich Michael auf dem Handy an, der in Birmingham seine Jeans umtauschen will. Er ist auf dem Heimweg und es ist geplant, den letzten Abend nochmals einen zu heben. Um kurz nach zehn sind er, Chris, Doktor T. und Tamer, also die komplette Truppe, bei uns im Wohnzimmer und das frisch erworbene "Miller High Life" (das von sich irrtümlich behauptet, der Champagner der Biere zu sein - es kann sich hierbei nur um ein ganz großes Missverständnis handeln) wird vernichtet, bevor es noch irgendwie Schaden anrichten kann. Der Plan, eventuell noch fort zu gehen, wird kurzerhand verworfen, da das Bier erstens ausreicht und alle Protagonisten ziemlich geschlaucht wirken. Nicht nur Michael, sondern auch Tamer und Christian fliegen morgen, jedoch sind alle viel zu kaputt, um groß Trübsal zu blasen. Nach und nach leert sich das Appartement wieder und gegen halb eins, als alle Gäste weg sind, schicke ich Michael ins Bett.

9. Tag (Donnerstag, 1. September)

Morgens um viel zu früh (irgendwann zwischen vier und fünf Uhr morgens) kommt die Eskorte für Lucia, Carina und Doris. Die drei Damen müssen bereits früh am Flughafen sein, da es nach Honolulu, Hawaii geht - kurz tschüss gesagt und weitergepennt. Zwei Stunden später geht Daniels Wecker los, und ich bin schon wieder wach. Eigentlich könnte ich ja so etwas wie ausschlafen, da ich zum "Federal Building" muss, um meine "Social Security Number" zu beantragen. Aber neeeeeh..

Tamer

Michael und Christian

Um halb acht schließlich ist dann auch Michael wach, der den Rest seiner Koffer gepackt hat und nun noch dies und das loswerden will, unter anderem sein Haargel, welches ich an mich nehme. Da Lucias Zimmer jetzt frei ist, räume ich meine Koffer schon mal dort ein. Ich unterhalte mich noch ein letztes Mal eine Weile mit Michael, jedoch muss ich irgendwann eben los. Gegen Viertel nach acht verabschiede mich schweren Herzens und ziehe los, Doktor T., der ihn zum Flughafen fährt, ist zwischenzeitlich aber auch schon da.

gone, but damn sure ain't forgotten.

Auf dem Sozialamt herrscht Waffenverbot und so muss mein Rucksack durch ein Röntgengerät. Anschließend ziehe ich eine Nummer und warte zwei Stunden, bis ich endlich an der Reihe bin. Währenddessen bietet sich mir ein weitreichender Einblick in die amerikanische Gesellschaft, da hier so ziemlich alles im Warteraum vertreten ist, was man sich vorstellen kann. Die eigentliche Beantragung selbst dauert dann ebenfalls nochmals zwanzig Minuten, sodass ich am Ende erst um halb zwölf im Geschäft bin. Mein Supervisor Jochen hat jedoch spätestens dann Nachsicht, als ich ihm deutsche Schokolade in Aussicht stelle.

Der Arbeitstag verläuft weitgehend ereignislos, bis auf die Tatsache, dass ich zweimal mit Tina und einmal mit Nadine daheim telefoniere. Es ist sehr schön, vertraute Stimmen zu hören, wenn auch nur für ein paar Minuten lang. Um halb vier ist noch ein Orientations-Seminar, bei dem Cassidy Kid im Ruhestand erklärt, was auf dem Werksgelände zu tun ist und was nicht. Er ist bestimmt Ende 50, übergewichtig und seine Uniform sitzt nicht ganz, aber das hält ihn nicht davon ab, zu gehen wie John Wayne. Oder wie man auch immer seine Art, sich vorwärts zu bewegen, nennen will. Wenigstens bekomme ich von ihm eine Unterschrift, sodass ich hoffentlich bald einen Werksausweis erhalte.

Auf dem Heimweg fahre ich noch bei Wal Mart vorbei, der allen Ernstes keine Bonus Cards, wie ich sie gerne hätte, führt. Saftladen. Ich kaufe dennoch ein Bügelbrett und einen sehr seltsamen Kleiderständer (schätze, ich fotografiere den noch). Bei WalMart sind jedoch nicht nur die Angestellten sehr nett, sondern auch die Kunden. So werde ich bestimmt fünf, sechs Mal gefragt, wie es mir geht. Den Trick habe ich jedoch schon lange raus und so frage ich sie einfach zurück und damit sind sie happy. Außerdem probiere ich mal amerikanische Gummibärchen aus.

Wieder zurück wische ich erst einmal den komplett ausgeräumten (!) Kühlschrank aus (!!). Anschließend beziehe ich mein Zimmer und wasche insgesamt drei Ladungen Wäsche, zwischendrin bringe ich den Müll von ca. 40 Praktikanten-Generationen fort (so kommt es mir zumindest vor). Außerdem mache ich ein paar Fotos von meinem Zimmer, wie es vorläufig eingeräumt ist:

Beim nachträglichen Betrachten fällt mir auf, dass es auf den Bildern kleiner aussieht, als es ist. Ist mir jetzt aber auch wurscht, weil ich jetzt nämlich ins Bett gehen werde. Morgen ist auch noch ein Wochenende.

10. Tag (Freitag, 2. September)

Spätestens heute rächt es sich, dass ich gestern nicht ausgeschlafen habe, denn die Nacht war mindestens eine Stunde zu kurz. Aber alles Gejammer hilft nichts, also stehe ich mit schweren Knochen auf.

Auf der Schaff gehe ich, nachdem das Tagesgeschäft erledigt ist, so um kurz vor zehn Uhr morgens meinen Werksausweis beantragen und während ich warte (Warten wird wohl eines meiner neuen Hobbies hier), lerne ich Julian (noch ein neuer Praktikant) und Katharina (eine Trainee, die sich Kathrin nennt) kennen. Außerdem treffe ich noch Roderick, und wir alle sind aus demselben Grund im Security Office. Nach noch nicht einmal 1,5 Stunden des Wartens halte ich endlich meinen (wohlgemerkt vorläufigen) Ausweis samt Parkerlaubnis in den Händen und der Morgen ist vorbei. Mittags bekomme ich meine ersten drei Projekte in die Hand gedrückt und ich fange an, mich durch die Aufgabenstellungen zu wurschteln (Tobias hatte mir bereits gesagt, in welche Richtung es gehen wird und ich hatte mich bisher schon in diese Richtung informiert). Sieht so aus, als würde ich hier zwei neue Programmiersprachen lernen, und ich bin ziemlich gespannt, wie ich mich dabei anstelle. Gegen halb fünf habe ich jedoch genug und fahre in meinem klimatisierten Auto heim. Mein bevorzugter Radiosender im Auto (sonst habe ich hier kein Radio, geschweige denn einen Fernseher, eventuell ändert sich dies aber noch) ist momentan ein regionaler (102,5 Mhz), der ausschließlich Country-Musik spielt.

Am Montag ist Labor Day, und gemeint ist damit der "Tag der Arbeit", an dem sinnigerweise natürlich NICHT gearbeitet wird. Viele der Praktikanten nutzen dieses um einen Tag verlängerte Wochenende, um nach Destin ans Meer zu fahren. Da die Buchung für die Unterkunft bereits vor meiner Ankunft erfolgte, werde ich mein Wochenende andersweitig verbringen. Daniel ist jedoch mitgegangen, und so habe ich die Hütte einmal mehr für mich allein und ich werde ein wenig den Haushalt schmeißen. Hoffentlich geht er davon nicht kaputt.

Morgen ist die Saisoneröffnung im College Football. Die University of Alabama befindet sich, ei der Daus, in Tuscaloosa, und hier gibt es ungefähr 20.000 Studenten, welche von den Einkaufsläden während der Ferien, welche bis letzte Woche gingen, schmerzlich vermißt wurden (anders kann ich mir die überall hängenden "Welcome Back, Students!"-Schilder nicht erklären). Das Football-Stadion fasst total 80.000 Zuschauer, wird jedoch momentan noch einmal um 10.000 Plätze erweitert. Selbst wenn es sogar auf dem Schwarzmarkt vermutlich keine erschwinglichen Karten mehr geben wird, so haben Doktor T. und ich zumindest vor, zu den vielen Parks rund um das Stadion zu gehen, wo angeblich mächtig die Sau rausgelassen wird (bzw. der Elefant, denn der ist das Wappentier von Crimson Tide).

Abends bin ich zunächst in #505, wo Björn eine sehr gute Pastasoße aus Hackfleisch und Tomaten bastelt. Anschließend gehen wir noch ins "4th and 23rd", in dem es viel voller ist als letzte Woche, jedoch eine ziemlich schreckliche Country-Band spielt. Damit wäre bewiesen, dass (zum Glück?) doch nicht jede amerikanische Band gut ist. Wir ziehen weiter in den "Houndstooth", eine Sportbar, in der man keinen Eintritt bezahlt. Hier werden noch ein paar Biere getrunken und über verschiedene amerikanische Mitbürger philosophiert, insbesondere, was die Kleiderordnung angeht. Mit meinem schlimmsten Gammellook, den ich daheim rumfahren habe, würde ich hier exakt hinein passen.

Nachdem das "Houndstooth" auch keine Offenbarung ist (und die Uhr bereits halb drei morgens anzeigt), fahren wir zurück nach Stone Creek, wo Ines, eine Altprakti, ihren Geburtstag feiert. Eigentlich sollten wir sie unterwegs treffen, aber durch verschiedenste Umstände sehen wir sie erst in #406. Sie besteht darauf, dass wir jeder noch zwei Biere trinken und um vier, halb fünf bin ich einmal mehr besuff und wackel heim.

11. Tag (Samstag, 3. September)

Um halb eins mittags bin ich wieder wach. Der Chip für den Gleichgewichtssinn in meiner Fahrzeugelektronik scheint heute Nacht etwas nass geworden zu sein, und so laufe ich laaangsam zum Information Center, um die erste Miete abzudrücken. Wieder zurück, stelle ich mit Freuden fest, dass man über das chinesische Staatsfernsehen allen Ernstes pro Spieltag zwei Live-Spiele über das Internet ansehen kann, und zwar ganz legal!! Wer sich dafür interessiert, dem sei die Seite http://tipp-des-monats.de.vu empfohlen, dort wird alles erklärt. Da die Bundesliga heute wegen WM-Quali aussetzt, schaue ich das Spiel Türkei gegen Dänemark auf meinem Laptop an. GEILE SACHE!!

Mittags bin ich in #505, wo die Jungs sich einen Internetzugang bei Comcast zugelegt haben. Ich surfe hier in #816 abwechselnd in zwei ungesicherten Netzen mit und will hoffen, dass diese bis zum Ende des Praktikums auch ungesichert bleiben, sonst sitze ich hier auf dem Trockenen. Bis das Internet dort läuft, ist es nach vier Uhr mittags und bis wir Richtung Stadion aufbrechen, nach fünf. Das Spiel geht um sechs los, und wir vereinbaren, maximal 20 Dollar für eine Karte zu bezahlen, falls es überhaupt welche gibt. Insgesamt haben wir mehrere Möglichkeiten, schwarz an Karten zu kommen, jedoch liegt das günstigste Angebot für zweimal zwei Karten bei jeweils 25 Dollar, und wir sind auch noch zu fünft. Also setzen wir uns ins "Houndstooth", wo wir die ersten zwei Viertel ansehen und anschließend Einkaufen und etwas Essen fahren.

Teil vom Strip in Tuscaloosa (vom Houndstooth aus gesehen)

Wir statten der University Mall noch einen Besuch ab, und sogar ich werde in dieser schätzungsweise den einen oder anderen Dollar liegen lassen. Um halb zehn sind wir zurück und ich bin total fertig. Eventuell bleibe ich heute daheim, die anderen überlegen sich, ob sie noch fort gehen. So richtig viel gibt es heute nicht zu berichten, auch wenn viel passiert ist und ich viel erlebt habe.

das Stadion in Tuscaloosa

12. Tag (Sonntag, 4. September)

Der Tag startet zunächst mit wenig Berichtenswertem. So langsam tritt hier der Alltag ein und man gewöhnt sich an vieles. Was anfangs noch als aufregend und neu erschien, ist mittlerweile Routine. Morgens schlafe ich jedenfalls sehr lange, bevor ich mich irgendwann gegen mittags Richtung Pool aufmache, um mich faul in die Sonne zu legen. Ines ist bereits da, und Doctor T. erscheint, kurz nachdem ich ihm telefonisch mitgeteilt habe, dass ich am Pool liege. Einige Zeit später kommen noch einige weitere Praktis, sodass wir den Bereich ums Wasser wieder großflächig mit uns selbst pflastern. Zum ersten Mal seit Jahren gelingt es mir, eine halbe Stunde in der Sonne zu schlafen, was mich eher ermüdet statt erholt. Da bei vielen sehr starkes Interesse nach sportlicher Betätigung besteht (wie auch bei mir, die in den ersten Tagen abgenommenen drei Kilo habe ich mittlerweile wieder locker drauf), suchen wir später am Nachmittag den Tennis Court auf, wo ich zum ersten Mal seit Jahren wieder einen Tennisschläger in Händen halte. Insgesamt spielen wir bestimmt zwei Stunden lang, und nach einigen Anfangsschwierigkeiten treffe ich den Ball sogar in etwa so, wie ich das gerne hätte. Auf jeden Fall macht die Sache ziemlich Spaß und höchstwahrscheinlich werde ich mir bei WalMart einen eigenen Tennisschläger zulegen.

Für den Abend haben wir geplant, in #505 zu grillen. Da wir aber noch kein Fleisch haben, wird mein Lieblings-Supermarkt (der, dessen Name irgendwie so ähnlich ist wie der eines Schauspielers) aufgesucht. Wir kaufen sehr gutes Rindfleisch und verschiedene andere Dinge für den Grill ein und fahren direkt zu #505, wo bereits die versammelte restliche Mannschaft um den Tisch sitzt. Pünktlich, nachdem die Kohlen nachgefüllt, die Grillgüter hingerichtet und die ersten Biers offen sind, fängt es zu regnen an. Zum Glück ist es nur ein (zugegeben viel zu nasser) Schauer, und wir beschließen, vorerst draußen sitzen zu bleiben. Jo. Und irgendwann um halb drei, nach noch einem Bier mehr, viel Diskussion und allgemeinem Austausch von Information, dafür ohne weiteren Regen, suche ich auch schon wieder #816 auf.

13. Tag (Montag, 5. September)

Heute ist, wie bereits erwähnt, Labor Day und somit muss hier nicht gearbeitet werden. Ich telefoniere mittags (nach dem Aufstehen) zum ersten Mal, seit ich hier bin, mit meiner Mutter, um kurz eine Wasserstandsmeldung abzugeben. Sie freut sich ebenfalls sehr über meinen Anruf und ich erteile ihr noch einen Auftrag: sie muss sich mit Timo daheim in Stuttgart in Verbindung setzen, da ich einen offiziellen Schrieb, in welchem mir bescheinigt wird, dass ich fünf Jahre lang unfallfrei gefahren bin, benötige. Die Versicherungsprämie fürs Auto berechnet sich in Amerika nämlich zum einen am Alter des Fahrers, dem Kaufpreis fürs Auto (deshalb haben wir auch zwei Kaufverträge gemacht) und der Tatsache, dass man fünf Jahre lang unfallfrei gefahren ist. Außerdem kann man wohl noch die Auszeichnung "passiver Autofahrer" erwerben, wenn ich auch nicht weiß, wie. Naja, jedenfalls ist es wohl auch total egal, wer diesen Schrieb verfasst, da das hier eh keiner nachprüfen kann. Also soll Timo das zumindest auf Allianz-Papier machen, damit es wenigstens ein bissel offiziell aussieht. Im Zweifel werde ich mit MS Paint und ein wenig Kreativität eben selbst einen aufsetzen.

Mit Marc habe ich tags zuvor ausgemacht, einen Elektronik-Laden (vergleichbar mit MediaMarkt) aufzusuchen, da die von mir mitgenommenen Computer-Lautsprecher unter aller Kanone sind und meinen Ohren nicht im geringsten schmeicheln.. Schließlich fahren wir insgesamt zu fünft dort hin, da zum Beispiel noch auf der Suche nach einem preiswerten USB-Stick ist. Die Auswahl an Computerboxen ist nicht gerade berauschend, jedoch bekomme ich für 35 Dollars ich ein 3-teiliges Lautsprecher-Set mit Subwoofer, von dem ich, wieder zu Hause angekommen, hellauf begeistert bin, da der Klang mit nix hier zu vergleichen ist. Arg viel Zeit zum Ausprobieren bleibt jedoch nicht, denn erneut ist wieder pünktlich um vier mittags aufen (Tennis-) Platz, wo ich zunächst wieder ordentlich zu kämpfen habe, wieder meinen Rhythmus zu finden. Nach insgesamt über drei Stunden konstant besser werdendem Tennis und zwischenzeitlichem Aufsuchen des Swimming Pools, wo ich mich kurz abkühle, ist wieder kurz Duschen angesagt, da es in Tuscaloosa einen Laden namens "Buffalo's" gibt, bei dem es montags bis neun Uhr Chicken Wings für 25 Cents das Stück im Programm hat, und Chicken Wings sollen unser Abendessen werden.

Es gibt Softdrinks für 1,59 Dollar in unbegrenzter Menge (heißt, wenn der gute Plastikbecher leer ist, kommt auch schon das nette Bedienungsmädel und bringt ungefragt und kostenlos einen neuen) mit dem leicht an Wendy's erinnernden Aroma. Ich bestelle mir 10 Wings im sehr guten Honig-Barbecue-Style und einer Soße zum Dippen, die leicht schräg schmeckt, für 2,50 Dollar und spare dabei 4,45 Dollar (hier dreht sich irgendwie alles darum, wieviel man bei was sparen kann. Wie viel man am Ende ausgibt, scheint dem Ami von Haus aus erst mal scheißegal zu sein, Hauptsache, er hat ordentlich was gespart). Um zehn bin ich wieder daheim, schreibe die letzten zwei Tage noch kurz runter (hoffe, morgen habe ich wieder mehr Zeit, um das bis jetzt geschriebene noch ein wenig anzupassen), morgen geht die Arbeit wieder los und ich will morgen etwas früher raus. Gute Nacht. Schätzungsweise wird das "Buffalo's" uns jedoch sehr schnell an einem der nächsten Montage wieder sehen.

14. Tag (Dienstag, 6. September)

Morgens bin ich bereits um 7 Uhr auf der Schaff und es gibt kurzzeitig Stress. Nachdem Timo die nächsten vier Wochen im Urlaub ist (wie ich erfahre), kann er die Bescheinigung fürs Auto nicht ausstellen. Die Dame, die mir einen solchen Wisch faxen würde, ist nur bis 15 Uhr mittags im Stuttgarter Büro, was für mich soviel wie acht Uhr morgens heißt. Ich versuche zunächst vergeblich, meine Mutter zu erreichen (die noch in der Mittagspause ist), also hänge ich meine alltäglichen Berichte auf (die müssen ebenfalls bis acht Uhr morgens hängen, sonst rauchts). Um dreiviertel acht erreiche ich Muttern endlich und gebe ihr meine Faxnummer durch. Bange Minuten vergehen, bis schließlich um kurz vor acht das Fax einen Schrieb direkt von der KFZ-Abteilung von Allianzens empfängt, sodass ich quasi ein Übersoll erfüllt habe (was hier in Amiland wie erwähnt keine Sau interessieren wird, aber ich fühle mich in diesem Augenblick einfach unwahrscheinlich gut).

Um zehn Uhr morgens will ich mit meinem Personalausweis ein Konto bei der Bank im Haus (also quasi der Hausbank) eröffnen, um mein künftiges Gehalt dorthin überweisen zu lassen. Jedoch wird hier mein Reisepass samt Visum benötigt (und wenn ich mich richtig entsinne, wußte ich das schon vorher, habe es aber vorgezogen, ebendiesen besser daheim zu vergessen), also werde ich dort morgen früh nochmals aufschlagen.

Dafür klappt das Erlernen der zwei neuen Programmiersprachen sehr gut, schätze, ich werde in den nächsten Tagen bereits selbst mit komplizierteren Konstrukten hantieren und gewünschte Software in Angriff nehmen. Mittags gibt es ein paniertes Hähnchenschnitzel mit Pfeffersahnesoße und Kartoffelbrei mit brauner Soße. Und das schmeckt genau so, wie es sich jetzt liest. Morgen ist wieder Taco Salad im Angebot, und vermutlich werde ich das dann auch essen, auch wenn es hier irgendwie überbewertet wird ("Juhu, morgen wieder Taco Salat, watt freu isch misch" - Naja, so in etwa.). Mittags um drei hole ich mir beim sogenannten "Shoe Truck" noch ein paar Arbeitsschuhe mit Stahlkappen, die irgendwie aussehen wie eine Mischung aus Buffalo Schuhen und Joggingtretern. Wenigstens sind sie pechschwarz, also kann ich sie eventuell auch durchaus mal zum abends Fortgehen anziehen (das war ein Witz. Obwohl.)

Wieder daheim ist erst einmal wieder eine Stunde faul am Pool angesagt, und zusammen mit Jörg pflanze ich mich in den Rest von Sonne, der noch scheint. Das Wetter ist nach wie vor warm, wenn auch nicht mehr so drückend (kann aber auch sein, dass ich es jetzt einfach mehr gewohnt bin und nicht mehr so stark darauf reagiere).

Im übrigen bin ich mittlerweile telefonisch zu erreichen. Am Freitag nach der Schaff hat mich Doktor T. in einen T-Mobile-Laden geschafft, in welchem ich, in bunten Bermuda-Shorts sowie pinkfarbenem T-Shirt, einem jungen Herrn Namens Ellis gegenüber stand und ihm ein Handy abkaufte. Er war ein knallharter Verhandlungspartner und gab mir auf Teufel-komm-raus keinen Discount für die Tatsache, dass mein magenta-farbenes Shirt ja irgendwie was mit T-Mobile zu tun habe und die Leute automatisch zum Handys kaufen animieren würde. Er meinte, das müsse ich mit T-Mobile in Deutschland aushandeln. Da ich dort aber niemanden kenne, werde ich es vorerst dabei belassen.

Abends treffe ich mich noch mit Jörg zum Tennis spielen. Da die Sonne hier um ungefähr acht Uhr abends untergeht, müssen wir das Flutlicht einschalten. Dies gestaltet sich leichter gesagt als getan. Zunächst schaffen wir es, einen von sechs Flutlichtstrahlern zu illuminieren, später zwei, schließlich, nach ca. 20 Minuten des Probierens (wobei es eigentlich nicht viel zu probieren gibt, da es nur einen Schalter mit Zeitschaltuhr hat, ähnlich einer Eieruhr), schaffen wir es, fünf Laternen zu erhellen. Besser wirds nicht, also packen wir die Schläger aus. Später kommen noch Björn und Andreas, welche uns zum Doppel fordern. Somit spiele ich mit Jörg, der einen sehr unorthodoxen, aber dennoch äußerst erfolgreichen Spielstil hat, zusammen. Er ist einigermaßen gut drauf, dafür spiele ich den größten Riemen herunter, den man sich nur vorstellen kann. Zwischenzeitlich ist mein Gefluche so laut, dass mir tags darauf berichtet wird, man habe es noch 50 Meter klar und deutlich vernehmen können. Irgendwie schaffen wir es aber, mit 6:4 und 7:6 zu gewinnen, was mich im Nachhinein ziemlich erstaunt.

15. Tag (Mittwoch, 7. September)

Oh, was ist der Tag so früh und das Licht so hell. Ich brauche eine knappe halbe Stunde, um überhaupt aufzustehen, meine Motivation liegt irgendwo zwischen Null und gar nichts. Dennoch kommandiere ich meinen übergewichtigen Leib irgendwie aus dem Bett und mache mich auf den Weg. Mein erster Stopp auf meinem heutigen (Um-) Weg zur Arbeit ist Krispy Kreme Doughnuts, wo ich für 21 Dollar (inclusive Steuern) 36 Donuts erstehe. Im Geschäft angekommen, sind alle total happy ob meiner süßen Begleitung, also hat sich das schon mal gelohnt.

Auf der Schaff versuche ich, das Programmierte von meinem Vorgänger zu deuten und kämpfe mit den Widrigkeiten von Microsofts Software, da ich die Dateien einfach nicht geöffnet bekomme. Mir wird zum Glück für in den nächstenn Tage mein eigenes Firmen-Notebook in Aussicht gestellt, auf welchem ich frei installieren und konfigurieren darf bzw. diejenige Software darauf zu tun, die ich will. Und ich weiß jetzt schon, dass ich mir lieber den Clipser statt Visual Studio drauf machen werde (wer nichts damit anfangen kann: ersteres ist Freeware - gut, das zweitere Microsoft - nicht ganz so gut. Wenn das Herr Kesztyus jetzt nur lesen könnte..). Um Punkt zehn stehe ich bei der Alabama Credit Union ein weiteres Mal auf der Matte, wo ich endlich mein Konto eröffne. Ich werde eine Debit Card, eine Art EC-Karte, für umme dazu bekommen, und als Farbe der Schecks habe ich mir ein schickes blau herausgesucht. Ein wenig übertrieben finde ich die zehn (!) Broschüren, sowie zwei Wälzer mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die ich mir "ja mal ankucken" kann. Mittags gibt es (nach drei Donuts am Morgen) den obligatorischen Taco Salad (siehe Tag 8), mittags um halb drei führt mich Jochen, mein Supervisor, noch kurz herum.

Kurz bevor ich gehe, hat mir mein Tinchen insgesamt drei E-Mails geschickt, und zwar jedes Mal, wenn Prinz Poldi für Deutschland erfolgreich war. Auch hier nochmals herzlichen Dank dafür, ich hätte das sonst verschwitzt. 3 Tore und eine Vorlage, und ich habe das Spiel nicht gesehen. Verdammt! Aber zum Fluchen bleibt diesmal wenig Zeit, denn ich muss los. Da ich heute mein Auto anmelden will, gibt er mir ab drei Uhr mittags frei, und zusammen mit Marc mache ich mich zuerst auf zum Alfa Insurance Büro, wo ich mein Auto versichern lasse. Weiter zur Zulassungsstelle, wo es ein schickes Nummernschild für über 100 Dollars gibt. Marc's kostet nur 60 Dollar, dafür gilt seines bis Ende Januar, während meines immerhin bis Ende Juni gilt (das hängt hier irgendwie mit dem Anfangsbuchstaben der Nachnamen zusammen, je höher der Buchstabe, desto länger ist man versichert oder so. Und Marc heißt Abele, daher wohl der Unterschied).

Abends fahre ich mit Marc, Tobias, Andreas und Julian zum Mittwochskick, wo wir alle im selben Team landen und unter den zwei bis drei Brasilianern, Mexikanern (oder was das für Landsleute sind) zu leiden haben, da diese einfach außer Stande sind, auch nur einen Ball abzuspielen. So bekommen wir auf deutsch gesagt mal wieder tierisch den Arsch voll (auch wenn mir zwei sehr schöne Tore gelingen), und das drückt ziemlich auf die Motivation.

16. Tag (Donnerstag, 8. September)

Auf der Schaff suche ich bei meinen Programmier-Tasks Rat und Hilfe bei Stan und Joseph, welche zwar zu meiner Abteilung MOE gehören, jedoch weit abseits vom Rest ihren Sitz haben. Die Lösung der mir aufgetragenen Aufgaben kristallisiert sich mit deren Ratschlägen immer klarer in meinem Kopf heraus, und ich bin sehr zuversichtlich, zumindest das erste Projekt recht zeitnah abschließen zu können (in ein paar wenigen Wochen, aber immerhin).

Nach der Arbeit fahre ich zu WalMart, um mir eine Hose für die Arbeit zu kaufen. WalMart ist in etwa vergleichbar mit Kaufland, jedoch gibt es hier eben die angesprochenen scharfen Waffen (auf die übrigens eine Wartezeit von 24 Stunden besteht, damit man nicht Amok läuft). Es gibt hier jedoch auch Hosen und ich erstehe eine schwarze, robuste und vor allem saubequeme und mir auch noch passende Wrangler Stoffhose mit Seitentaschen für umgerechnet 14 Euro, da kammer nichts sagen. Jeans sind auf der Arbeit verpönt, Nieten dürfen aus Sicherheitsgründen nicht dran sein - damit kein Auto aus Versehen verkratzt wird - da bin ich schon froh, dass WalMart etwas Passendes hat. Allgemein sind Textilien hier wirklich sehr, sehr preisgünstig und ich schätze, dass vom ersten Gehaltsscheck, der zum Glück in zwei Wochen kommt, ein Teil für Klamotten investiert wird.

Beim Mittagessen zuvor an diesem Tag hatten wir uns für neun Uhr abends in #505 verabredet, um auszumachen, wer morgen wo mitfährt und wann es losgehen soll. Es gibt augenscheinlich noch zwei Mädels, die bislang keiner von uns kennt, und welche noch in der großen Hütte dabei sind, aber die keine Mitfahrgelegenheit haben. So hat Sebastian sich dazu bereiterklärt, dass wir diese auch noch mitnehmen. Die Aufteilung auf die zwei Autos gestaltet sich tricky, aber lösbar. So sollten ein paar von uns nicht noch mehr Stunden abbauen, andererseits sollte ein Auto schon etwas früher fahren. So wird ausgemacht, dass Auto #1 morgen um kurz vor drei fährt (Björns Auto, nur dass Björn so früh noch nicht weg kann), und in diesem befinden sich Christoph, Sebastian, die zwei Mädels und ich, und Auto #2 (ob seiner Holzapplikationen an der Außenseite auch "Holzmichel" genannt) fährt gegen vier mit Roderick, Carl, Björn, Marc und Jörg.

17. Tag (Freitag, 9. September)

Um fünf Uhr morgens klingelt der Wecker und ich komme erstaunlich gut raus. Um kurz nach halb sechs bin ich geduscht und einigermaßen vorzeigbar. Kurz eine Cola aus dem Kühlschrank geholt und ein Schinken-Käse-Sandwich gebastelt, und schon bin ich auf dem Weg Richtung #406, wo Jörg mich mit zu MBUSI (Mercedes Benz United States International) nimmt. Als ich um sechs Uhr durch die Pforte gehe, denke ich bei mir, dass bestimmt noch keiner aus meiner Abteilung da ist, doch weit gefehlt: zunächst begegne ich Benjamin auf der Treppe und Benjamin nimmt mir die Illusion: "nee, die Abteilung ist schon zu über der Hälfte versammelt." Als ich tags zuvor um nach fünf aus dem Büro bin, war ich ebenfalls nicht gerade einer der Letzten. Das überrascht mich dann doch.

Beim Mittagessen werden noch die letzten Fakten besprochen und es wird ausgemacht, dass ich so gegen viertel vor drei an der Pforte sein soll. Um halb drei kommen die Mittags-Berichte zum Glück aus dem Drucker, sodass ich pünktlich draußen bin. Sebastian und Christoph sind bereits da, Eva und Melanie laufen quasi mit mir zusammen zum Auto. Es wird sich kurz vorgestellt, die zwei Mädels sind beide Studentinnen, die augenblicklich ein Studiensemester an der Universität von Tuscaloosa absolvieren, also keine Interns sind. Beide wohnen auch weitab von Stone Creek entfernt. Und dann sitzen wir auch schon im Auto. Zuerst fährt Christoph, als Alternativen haben wir nur noch Eva und mich, da man wohl über 25 Jahre alt sein muss, wenn man den Fahrer wechseln will (es gibt da in der Tat so eine Regel). Wir nehmen die Route Vance - Tuscaloosa (hossa, falsche Richtung, also umdrehen) - Vance - Birmingham - Chattanooga nach Knoxville.

die Hinreisegruppe: Eva, Melanie, Sebastian und Christoph

Ab ungefähr Chattanooga sitze ich dann hinterm Steuer. Bis zu den "Great Smoky Mountains" sind es bestimmt fünf Stunden, dazu kommt noch eine Stunde Zeitverschiebung ab Chattanooga. In den Smokys angekommen, fallen uns zunächst schier die Augen aus, denn es ist just an diesem Wochenende eine Oldtimer-Parade und die Straßen sind packevoll mit alten Autos (es müssen Tausende von Oldtimern sein, es ist unglaublich - links und rechts von der Straße parken Reihen über Reihen Koryphäen der amerikanischen Autobaukunst, teilweise bis ins Extremste restauriert und aufgemotzt. Wir suchen zuerst kurz einen WalMart und eine Tankstelle auf (Alkohol darf hier nur an Tankstellen verkauft werden - wieder einmal eine sehr sinnvolle Regelung, wie ich finde), später die Rezeption der Hütte und finden dort in einer Art Mitteilungsbox einen Brief mit einer Wegbeschreibung.

Leider haben wir keine Ahnung, wo die zwei Mädels hinmüssen, also kaufen wir eine Karte und lügen uns die Route mehr oder weniger zusammen, finden die andere Hütte (die logischerweise wesentlich größer ist). Gegen halb zwölf Ortszeit sind wir dann auch endlich an "unserer" Hütte angekommen, und zwar inmitten von.. nichts. Der letzte Anstieg zur Hütte ist ein Privatweg, der auf ca. 100 Metern eine Steigung von weit über 50% und eine Spitzkehre von Weltklasseformat hat. muss. Das andere Auto muss uns zwischen Rezeption und Eva und Melanie abliefern überholt haben, denn als wir ankommen, sind die anderen schon da und empfangen uns mit Taschenlampengeblinke und lauthalsem Gejohle. Sie hatten auch nur die Rezeption als Anhaltspunkt (welche wir augenscheinlich zuerst erreicht haben, da nur wir den Zugangscode zur Mitteilungsbox und ihnen haben wir eine Abschrift der Wegbeschreibung an die Türe der Rezeption geklemmt.

Die offizielle Beschreibung der Hütte im Internet gibt es hier. Sie ist einfach nur super: Vollausstattung mit Klimaanlage, Jacuzzi außen, Jacuzzi innen, Pooltisch, Kicker, Dartscheibe, Satelliten-TV, zwei Bäder, Hastenichjesehn. Wir packen zunächst das Bier aus, und dann unsere Astralkörper in die Badehosen und beziehen zu acht das äußere Jacuzzi, wo die Stimmung unter Biereinfluss weit über dem Siedepunkt hinaus noch total eskaliert und den lauthalsen "Arschbombe, Arschbombe!"-Rufen bereitwillig nachgegeben wird. Außerdem werden einige Runden Billard und Tischfußball gespielt, wo das Doppel Jörg - Dirk (das auch beim Tennis schon eine gute Figur gemacht hat) ohne Niederlage bleibt. Um sechs Uhr morgens Ortszeit fallen wir komplett besuff, aber sehr ausgelassen ins Bett bzw. auf die Luftmatratze.

18. Tag (Samstag, 10. September)

Entgegen allen Ankündigungen, mal so RICHTIG auszuschlafen, sitzen wir so um zwölf beim Frühstück. Christoph und Roderick wollen sich die alten Kisten auf dem Strip anschauen, Jörg, Marc und Björn legen sich lieber faul in die Sonne und Carl, Sebastian und ich gehen eine Runde Minigolf spielen. Amerikanische Anlagen sind überhaupt nicht mit deutschen zu vergleichen: sie sind viel einfacher, Hindernisse gibt es so gut wie keine und die Löcher befinden sich meist in der Senke von Trichtern (wo man spätestens nach zwei Versuchen normalerweise rein trifft). Dafür gibt es darum herum viel Pipapo mit Pappmaschee-Figuren und nervender Musik aus Lautsprecherboxen. Alles in allem macht die Sache aber viel Spaß und wir amüsieren uns.

Sebastian und der Gewinn für sein Hole-in-one beim letzten Loch

Anschließend wollen Carl und Sebastian in der nahe gelegenen Mall einen Einkaufsbummel machen. Nach knapp anderthalb Stunden sind wir fertig damit und suchen abermals WalMart und Tankstelle auf, denn abends soll gegrillt und danach einer Einladung der anderen Hütte gefolgt werden. Nach einem sehr guten Abendessen (das Fleisch hier schmeckt irgendwie viel besser als in Deutschland) wird sich gerichtet und mit acht Mann hoch im weißen Blitz zur anderen Hütte gefahren. Die Ausstattung hier ist ebenfalls vergleichsweise sehr gut, alles vorhanden. So stehen wir draußen auf dem Balkon, unterhalten uns und trinken ein paar Biers (das muss klingen wie Alkoholismus - jedoch ist amerikanisches Bier längst nicht so stark wie deutsches, auch wenn ich hier viel mehr Alkohol zu mir nehme als daheim). Wir überlegen uns, was wir nächstes Wochenende so anstellen können und die Vorentscheidung fällt auf eine Besichtigung der "Jack Daniel's"-Destillerie in Tennessee. Nach allerlei mehr Unterhaltung finden wir uns im Erdgeschoss zum Kickern ein, wo Jörg und ich als Doppel weiter ohne Niederlage bleiben, sehr zum Ärger der anderen (da wir die Teams aber regelmäßig tauschen, bekomme zumindest ich später auch noch ordentlich den Frack voll).

Irgendwann nachts sind wir dann wieder zurück auf unserer Hütte, wo mich allmählich die Müdigkeit übermannt. Ein paar von uns schauen noch etwas fern, und zwar eine Art "the Osbournes", nur nicht mit Ozzy, sondern mit Tara Reid, was eher schlecht gemacht ist. So fallen mir irgendwann auf meiner Luftmatratze die Augen zu.

19. Tag (Sonntag, 11. September)

Wir sind hier zwar weitab vom Schuss, dennoch ist zumindest mir noch gegenwärtig, was vor vier Jahren passiert ist. Außer kurz im Radio werden die Anschläge jedoch nicht thematisiert.

Wir müssen bereits um zehn Uhr morgens wieder aus der Hütte raus sein. Also wird um neun kurz gefrühstückt, aufgeräumt und die Autos beladen. Da Björn verständlicherweise in seinem Auto fahren will und die Aufteilung ansonsten so bleibt wie auf der Hinfahrt, sind wir nun ein Mann mehr. Wir holen Eva und Melanie wie tags zuvor abgemacht wieder in der anderen Hütte ab und nehmen eine etwas südlichere und längere Route zurück, damit wir wenigstens noch was von den "Smokies" gesehen haben. Es gibt hier wirklich sehr viel Gegend, und man könnte hier locker eine ganze Woche verbringen und hätte längst nicht alles gesehen. (Leider) sehen wir keine Indianer, die wohl zum Teil für das Geld der Touristen ihre Volkstänze auf der Straße aufführen. Ich mache an diesem Wochenende auch eine Menge Bilder, die ich zu irgendwann mal noch zu gegebener Zeit als Galerie noch separat einstellen werde.

Die Autofahrt zieht und zieht sich, da wir zunächst nicht auf Interstates fahren. Später übernimmt Christoph das Steuer, anschließend fahre ich auch noch für ungefähr zwei Stunden. Wir setzen Eva und Melanie bei MBUSI in Vance ab und sind gegen halb sieben abends wieder in Stone Creek. Ich bin total kaputt, dusche ausgiebig und dokumentiere die letzten vier Tage. Schätze, heute werde ich um kurz nach neun ins Bett gehen und versuchen, etwas Schlaf nachzuholen.

20. Tag (Montag, 12. September)

Auf der Arbeit schaffe ich es, mich die gesamten acht Stunden im Kreis zu drehen, und alle meine Ansätze zur Aufgabenlösung in einer Endlosschleife enden zu lassen. Als ich um vier das Gelände verlasse, kommt mir natürlich schlagartig die Erleuchtung. Jetzt habe ich aber keine Lust mehr, umzukehren, da ich mir bei WalMart einen Tennisschläger für satte 14 Dollar plus ein Dutzend Tennisbälle für 7 Dollar kaufen will (was ich ungefähr 40 Minuten später auch in die Realität umsetze). Beides ist von Wilson, jedoch ist die Qualität nicht so der Hit - für ein halbes Jahr wird das Zeuch jedoch hoffentlich auf jeden Fall reichen.

Um halb sechs sind wir wieder aufen Platz, wo Jörg und ich uns Doctor T. und Christoph vornehmen. Das Spiel ist wiederum sehr einseitig und wir gewinnen beide Sätze mehr oder weniger leicht. Eigentlich ist im "Hooters" das "Monday Night Football", aber als wir endlich fertig sind mit Tennis spielen, lohnt es sich nicht mehr so recht, noch fort zu gehen. Stattdessen beschließen wir, bei mir in #816 einzusitzen. Kurz noch Duschen und Wäsche waschen, dann kommen die Leute. Den ersten Gast komplimentiere ich jedoch unsanft wieder aus dem Appartement hinaus - eine rote Kakerlake tappt durchs Badezimmer (wenn auch nicht lange, denn spontan gebe ich ihr einen Kurs im Toiletten-Tauchen). Dies soll erst einmal der einzige ungebetene Gast hier sein.

Kurz später geht auch schon die Wohnungstür auf und kurz darauf wieder und kurz darauf wieder. Am Ende sitzen wir zu zehnt im Wohnzimmer - mit so viel Leuten habe zwar nicht gerechnet, aber besser ist das! Ich habe nur (unbegründete) Sorgen, dass die Bierreserven nicht ausreichen. Wir besprechen das letzte und das nächste Wochenende, und so wie es aussieht, wird Lynchburg (Tennessee) am Samstag wohl Besuch von ein paar Krauts Besuch bekommen. Da ich Jack Daniel's maximal all Schaltjahr einmal trinke, erkläre ich mich bereit, dort hin zu fahren. Gegen halb elf, elf, leert sich die Bude langsam wieder. Habe heute keinen Antrieb mehr, den Blog fortzuführen, also vertage ich mich auf den nächsten Tag.

21. Tag (Dienstag, 13. September)

Ich komme zusehends später und später ins Geschäft - heute morgen ist es sogar schon um nach halb acht. Die Berichte hängen jedoch pünktlich, wenn ich auch in einer Sekunde der Unachtsamkeit jeweils drei Blätter miteinander vertausche und prompt total verkehrte Berichte aufhänge - was Karl, der Assistant Manager mir ein wenig später mit einem Augenzwinkern berichtet: man muss sich vorstellen, dass um acht Uhr morgens irgendwelche Besprechungen stattfinden, an denen auch sehr hohe Tiere anwesend sind. Und weil so viele Leute anwesend sind (ich nicht), wird das Mikrofon herumgereicht. Das muss heute so abgelaufen sein, dass der Vizeirgendwas mit dem Mikro in der Hand aus dem Augenwinkel heraus meinen Fauxpas bemerkt hat und Karl mit den Worten "ah, hier ist ja alles okay.. also weiter im Text" quasi absichtlich übergangen hat. Mir war das dennoch reichlich peinlich, aber Karl meinte, ich solls einfach vergessen und nächstes Mal mehr aufpassen. Morgen stehe ich wieder früher auf.

Siehe da, was gestern in acht Stunden nicht geklappt hat, klappt heute binnen zehn Minuten - Einfälle muss man haben. Das erste Projekt ist soweit abgeschlossen, jetzt muss die Sache noch auf die harten Daten losgelassen werden - das wird jedoch erst später erledigt, da ich hierfür einen Datenbankzugriff benötige, der erst noch eingerichtet werden muss. Ansonsten versuche ich mich schon mal am zweiten Projekt, jedoch tu ich mich hierbei sehr schwer, da der Server abgeraucht ist. Dann halt morgen.

Um Viertel nach sechs sind Jörg und ich als Doppel wiederum am Start, wo wir Doctor T. und diesmal Andreas im ersten Satz ziemlich alt aussehen lassen. Jedoch muss Andreas zu Beginn des zweiten weg, und Marc übernimmt beim Stand von 1:1 für ihn. Anfangs experimentieren er und Doctor T. noch ein wenig, dann gehen Jörg und ich am Ende mit 6:2, 5:7 und 2:6 hoffnungslos baden. Marc hat reichlich Erfahrung und noch mehr Fähigkeiten im Tennis, und auch Doctor T.'s Aufschläge kommen auf einmal wie Gewehrkugeln. Jedoch macht die Sache jetzt ordentlich Spaß, weil es nun nicht mehr ausreicht, den Ball nur irgendwie übers Netz zu bringen - als die beiden aufdrehen, wird jeder Fehler und nur halbgar gespielter Ball umgehend und gnadenlos bestraft.

22. Tag (Mittwoch, 14. September)

Der Dirk ist satte 20 Minuten früher im Laden als tags zuvor und sehr froh darum.. Morgens hänge ich die Berichte an die richtige Stelle, danach wühle ich mich tief in das zweite anstehende Projekt hinein, jedoch fast ohne zählbaren Erfolg. Ich komme für mein Daführhalten viel zu langsam vorwärts und auf einen Schritt nach vorne folgt meist ein halber nach hinten. Mittags gibt es wieder den fast schon obligatorischen Taco Salad, wobei mir dieser heute so überhaupt nicht schmeckt. Nächste Woche werde ich wohl mal was anderes ausprobieren. Das Problem an der Kantine ist, dass man jeden Tag Hamburger mit Fritten essen Könnte, es jedoch höchstens ein, zwei Mal in der Woche wirklich durchzieht, weil es einem dann sehr früh zu den Ohren oder sonst wo noch herauskommt. Das restliche Essen ist zumeist ungewürzt und kann bestenfalls als "experimentell" bezeichnet werden. Man kann auch jeden Tag, so man will, eine Pizza haben, aber nicht ohne Grund habe ich die amerikanische Pizzen in "Fettzen" umbenannt. Der Nachmittag läuft im Groben wie der Vormittag ab, jedoch wird es in der letzten Stunde etwas besser.

Um vier marschiere ich wieder aus dem Werk heraus und fahre direkt nach Stone Creek. Im Auto stelle ich fest, dass ich meine Sicherheitsschuhe noch anhabe, aber nochmals zurück, Schuhe wechseln und wieder ins Auto würde mich ungefähr 20 Minuten kosten (Park- und Arbeitsplatz liegen gut und gern über einen Kilometer auseinander), also kann ich auch gleich heimfahren. Dort angekommen, finde ich im Briefschalter zunächst meine Schecks. Ich habe welche bei der Kontoeröffnung beantragt, und jetzt sind sie da - in blau gehalten (hätte doch vielleicht pink nehmen sollen) und mit dem Stern sowie meiner Anschrift drauf - schon häßlich, das, alles in allem. An der Wohnungstür ist ferner eine Notiz von UPS hingepappt, dass sie heute vergeblich versucht haben, mich persönlich zu erreichen, aber ihre Lieferung im Information Center deponiert haben. Ich schäle mich drinnen kurz aus meiner langen, schwarzen WalMart-Hose heraus und hüpfe leichtfüßig in eine kurze, um sodann gleich mal nachzusehen, was an Lieferung wohl gekommen sein mag. Es ist meine Teamwear, und mein Name ist sogar korrekt geschrieben. Schade, mich hätte interessiert, wie man aus den vier Buchstaben aus meinem Namen hätte noch so kombinieren können. Es sind nur die Poloshirts gekommen, ein Sweatshirt steht noch aus. Sinnigerweise habe ich ein weißes und vier dunkle Shirts bestellt, sodass ich gar nicht alle auf einmal waschen kann ("Made in Honduras" - ich traue den Farben beim ersten Waschen nicht ganz).

Um kurz vor sieben mache ich mich (absichtlich um fünfzehn bis zwanzig Minuten zu spät) auf den Weg zum Mittwochskick. Heute fahre ich ganz alleine; Julian, der eigentlich noch mitkommen wollte, habe ich nicht erreicht und bei ihm daheim ist nur seine Mitbewohnerin Anne mit Besuch. Als ich ankomme, ist das Spiel schon in Gang und ich sortiere mich sogleich in das nicht-brasilianische Team ein - wo zu meiner Freude auch Murat, einer der Expats vom Pool, mitspielt. Als ich einsteige, liegen wir 0:3 hinten, wir sollen das Spiel aber am Ende noch souverän mit sechs Toren Unterschied gewinnen (wie gesagt, der Brasilianer ist von Haus aus nicht besonders mannschaftsdienlich, aber auch nicht besonders konditionsstark). Mir selbst gelingt außer zwei Toren nicht viel, aber wenigstens laufe ich heute deutlich mehr als letzte Woche, sodass ich am Ende klatschnass, total fertig und sehr zufrieden bin. Ich schaue noch kurz in #406 bei Jörg und Marc vorbei, die Doctor T. und Julian zum "Risiko"-Abend da haben. Nach einem kühlen Glas Wasser verabschiede ich mich wieder und fahre zurück in #816, wo Daniel und Simon ihren nächsten Destin-Urlaub planen.

23. Tag (Donnerstag, 15. September)

Vom Geschäft gibt es eigenltich nicht viel Berichtenswertes. Melissa, die Sekretärin, ist aus ihrem Deutschland-Urlaub zurück und regelt mit mir nach und nach allerlei administrative Dinge. Beim Programmieren komme ich, insgesamt gesehen, mal schneller und mal nicht so schnell voran.

Nach der Arbeit verabreden Jörg, Doctor T., Julian und ich uns auf sieben Abends zum Tennis spielen. Als ich um kurz vor sieben ankomme, ist der Platz halb belegt von einem brasilianischen Expat, dem ich zuvor noch nicht begegnet bin. Er wartet ebenfalls auf ein paar seiner Kollegen zum Spielen. Ich schlage vor, dass wir einfach mal so zu zweit ja ruhig ein paar Bälle klopfen könnten und gesagt, getan. Nach und nach treffen auch die drei anderen Kombattanten ein und wir spielen drei gegen zwei, was ziemlich ungewohnt ist und auch nicht wirklich der Brüller. Irgendwann kommt einer der Kollegen, jedoch beschließen die beiden, doch nicht Tennis spielen zu wollen und mit ihren Autos wieder fort zu fahren (damit dürfte auch klar sein, dass beide keine Anwohner sind und somit den Platz eigentlich überhaupt nicht nutzen dürfen. So haben wir ihn unerwarteterweise doch für uns. Jörg und ich spielen wieder zusammen, und da Jörg einige Eingewöhnungsschwierigkeiten mit seinem neuen Schläger hat, geht der erste Satz überdeutlich mit 6:2 an Julian und Doctor T. Als Jörg und ich im zweiten Satz dann ordentlich aufdrehen und mit 3:2 führen, hat Julian auf einmal ein dringendes.. also, er sollte einmal kurz.. einfach gesagt: er muss kacken (da reden wir doch nicht lange um den heißen Brei herum). Da es abends noch fortgehen soll, wird beschlossen, das Match an dieser Stelle abzubrechen und uns um neun Uhr abends vor #505 zu treffen.

Zuerst wollen wir ins "Buffalo's", wo montags nicht nur Chicken Wings Tag ist, sondern donnerstags auch ein Stammtisch für Deutsche in Tuscaloosa (hm.. wenn ich das so lese, klingts ziemlich dämlich. Er wurde uns von Eva und Melanie empfohlen). Heute scheint jedoch kein Stammtisch zu sein, jedenfalls können wir keine deutsche Gruppe erkennen, und so steuern wir den nächsten (und letzten) Halt, das "Rhythm and Brews" an. Hier spielt einmal mehr eine sehr gute Band, und wir treffen sogar eben jene Eva dort, sowie später auch noch halb Stone Creek. Da ich fahre, trinke ich zunächst Cola für umsonst (wenn man einen Pitcher Bier bestellt, bekommt der Fahrer seinen Softdrink gratis), später für kleines Geld (da Bestellung ohne neuen Pitcher). Die Stimmung ist sehr gut und ausgelassen, und es werden viele Fotos geschossen, die ich irgendwann auch noch online stellen werde. Zwei "Bacardi Girls", welche die anwesenden Gäste zum Kauf von Weißrum-Getränken animieren sollen bzw. wollen, verpassen uns noch so Leucht-Pins, eine Schildkappe gibt es nur beim Verzehr eines Bacardi-Cola. Wir bleiben lieber beim Bier. Schließlich bin ich irgendwann um kurz nach zwölf daheim und falle total groggy ins Bett. Das gibt eine Nacht, die noch kürzer wird, als die meisten ohne hin schon sind.

jede Menge bunter Spaß: Carl, Chris(toph), Brad Pitt, Julian (hinten), Marc, Björn (beide vorne), Sebastian (hinter Björn), Doctor T., Daniel#2

24. Tag (Freitag, 16. September)

Als der Wecker pünktlich um sechs klingelt, stehe ich lieber schnell auf, bevor ich ihn, wie gewohnt, um fünf Minuten weiter stelle, um dann nochmals einzuschlafen und akkurat zu verpennen. Also bin ich um 6:45 Uhr im Geschäft, was auch irgendwie seine Vorteile hat. Maurizio hatte am Dienstag Geburtstag und deshalb bringt er heute Donuts mit (sehr gut. Donuts sind zwar noch süßer als alles andere, aber ich stehe auf Donuts). Heute ist ferner der erste Tag, an dem ich meine Teamwear trage (grünes Shirt) und das fällt Melissa, der Sekretärin, auch prompt auf. Sie unterweist mich ferner noch in allgemeines Gedöns, von dem ich bis abends so gut wie alles wieder vergessen haben werde.

Beim Mittagessen (sollen angeblich Spaghetti Bolognese sein - ich glaube das nicht so ganz) wird entschieden, die kurze Nacht, die uns irgendwie allen in den Knochen steckt, am Pool liegend wieder reinzuholen. Mir fällt ferner so bei mir selbst auf, dass der Ami an sich es bis auf Coca Cola zu keinem vernünftigen Erfrischungsgetränk gebracht hat. Selbst Fanta schmeckt hier übertrieben nach Brause und viel zu süß (hier kommt der Zucker echt überall rein: in Toastbrot, Karottengemüse, Salatdressing, alle Arten von Soßen, vermutlich auch in das Salz). So langsam hängt es einem wirklich irgendwo raus. Mineralwasser (oder das, was einem solchen am meisten entspricht) schmeckt ebenfalls total nach Chemie.

Nachmittags wird das Wetter natürlich prompt so richtig schlecht und als ich die Mittagsberichte im anderen Plant aufhängen gehe, regnet es - sogar der Regen schmeckt irgendwie süßlich und auch ein Stück nach "Wendy's". Es ist allerdings der erste Regen, seit ich hier bin (wenn man von ein paar nächtlichen Kurzschauern, die morgens bereits getrocknet sind, und natürlich "Katrina" absieht), also gibt es keinen Grund zum Maulen. Um halb vier mache ich trotz nicht so prickelnder Wetterlage dennoch Feierabend, da ich fix und alle bin. Jörg schlägt vor, statt an den Pool zu liegen, könne man doch gleich auch Tennis spielen - jedoch steht erstens der Platz unter Wasser und zweitens habe ich ohnehin nur noch eines im Sinn: mich hinzulegen. Ich bin jedoch derart geschafft, dass ich nicht einschlafen kann, und so tippe ich wieder Texte in mein Notebook und erstelle unter Frontpage meine ersten Bildergalerien, und zwar mit einem Teil der Bilder aus den "Smoky Mountains" und vom "Rhythm and Brews" gestern, zu besichtigen hier. Ich werde nach und nach weitere Galerien hochladen und dann noch gesondert verlinken. Die Bilder sind jetzt erst mal oben.

25. Tag (Samstag, 17. September)

Die erste Ernüchterung des Tages lässt nicht lange auf sich warten: statt des erhofften Bundesliga-Spiels Bayern München gegen Hannover 96 sehen wir im chinesischen Staatsfernsehen die selbigen Leichtathletik-Meisterschaften. Also wird doch der Sport1.de Live-Ticker sowie die Konferenzschaltung im Radio auf Kicker.de eingeschaltet, was bei Marc, Doctor T. und mir für einigen Unmut sorgt. Dafür gewinnt der 1. FC Köln mit 2:1 und das lässt meine Stimmung weit nach oben steigen. Nach der Übertragung sammeln wir uns vor #406 zur Abfahrt nach Lynchburg, Tennessee. Doctor T. wird nicht mitgehen, da er Besuch aus Deutschland vom Flughafen abholt und mit diesem zu einem Road Trip durch die USA starten wird. Er wird nur noch einmal kurz vorbeischauen, um sein Zeug zu holen. Von daher naht der nächste schwere Abschied, aber wir versuchen, es leicht zu nehmen. Auf jedsten lass es mal ordentlich krachen und hoffentlich bis irgendwann, Doctor T!

Doctor T., der nicht so genannt werden will, und der nicht versteht, warum ausgerechnet er die Frauen verstehen soll.

Insgesamt sind wir auf unserem heutigen Road Trip zu sechst, nämlich Jörg, Marc, Daniel#2 (also nicht mein Mitbewohner), Julian, Christoph und ich. Nach knapp drei Stunden Fahrt (was hier in Amerika als läppscher Katzensprung bezeichnet werden würde) sind wir da und lassen uns nach einer kurzen Wartezeit, in der wir uns bei Jack Daniel's registrieren, von unserem Führer Bruce in der Destillery herumführen. Bruce ist ein echtes Original, eine Seele von Mensch und garantiert selig ob der Tatsache, bei Jack Daniel's arbeiten zu dürfen. Die Führung ist nicht zuletzt Dank ihm richtig super und ein echtes Erlebnis: schön gemütlich, so wie es der alte Jack sicher gewollt hätte, ohne Stress, dafür mit einer hübschen Dosis Humor gespickt. Eine Besichtigung von Jack Daniel's ist in meinen Augen ein absolutes Muss für jeden (und verglichen mit der Besichtigung, die ich im Mai bei "The Famous Grouse" in Schottland hatte, schmiert diese gegen den guten alten Jack doch ziemlich ab)!

An Merchandise gibt es in der Destillery selbst nur den edlen Stoff selbst, und so nehme ich eine Flasche mit Spezialaufdruck, der nur in Tennessee erhältlich ist, als Andenken mit. Irgendjemand in Deutschland wird sich hoffentlich sehr darüber freuen.. (Bewerbungen dafür bitte per Mail an mich mitsamt Begründung, warum gerade Du diese Flasche haben musst). Ca. 300 yards entfernt gibt es jedoch noch allerlei Ramsch rund um Jack Daniel's zu kaufen, ich unterdrücke meinen Kaufzwang jedoch weitgehendst, da der erste Paycheck erst am Dienstag kommt und die Taschen schon mal voller waren. Ich investiere 3.23 $ für ein kleines Andenken (für welches, wird erst in den nächsten Tagen aufgelöst).

Wir machen, wie auf der Hinfahrt, Halt bei einer Restaurant-Kette, wo die Hälfte von uns insgesamt vier Sparmenüs zu sich nimmt. Jörg, Christoph und Daniel#2 wollen auf der Rückfahrt gleich in Birmingham (was auf dem Weg liegt) einen Stopp einlegen um zuerst zu Shoppen und danach noch gediegen in Birmingham auf den Putz zu hauen. Ich selber bin nach insgesamt acht Stunden Schlaf in den letzten beiden Nächten zusammen total am Ende und fahre mit Marc und Julian heim. Auf der Heimfahrt kommt im Radio Peter Frampton mit "Do you feel like I do" in der Live-Version (sprechende Gitarre!!), was mich sehr angenehm an Ulm erinnert. Gegen halb zehn abends sind wir wieder in Stone Creek, und Marc und Julian wollen eventuell noch etwas unternehmen. Ich meine zu ihnen, dass ich mich jetzt erst einmal eine Stunde hinlegen und dann weitersehen werde. Als die Stunde herum ist, ist es halb elf morgens am nächsten Tag.

Famous in Lynchburg, Tennessee: Julian, Jörg, Jack, Daniel#2 (hinten), Christoph, Dirk, Marc (vorne).

26. Tag (Sonntag, 18. September)

Selten war ich so ausgeschlafen wie heute. Ich stelle mit Entsetzen fest, dass mein Restguthaben auf dem Handy nur noch 16 Minuten beträgt. Ich versuche, irgendwie nach Deutschland zu telefonieren, jedoch komme ich nicht durch. Schöner Kack. Schätze, Ellis vom T-Mobile-Laden wird mir morgen meine Karte schon wieder aufladen.

Die Uhrzeit ist gerade richtig, und so versuche ich, das Sonntags-Spiel Schalke 04 gegen Hertha BSC Berlin zu empfangen und - siehe da: es funktioniert!! Das Spiel wird allen Ernstes im Internet übertragen! Wahnsinn!! Ich versuche, mit meinen Restminuten Marc zu erreichen, jedoch ist seine Mailbox aus (was dann soviel bedeutet, wie dass Marc gestern Abend erst weit nach mir ins Bett gegangen ist..). Auch bei Jörg habe ich kein Glück und mein Guthaben beträgt nach dieser Aktion nur noch einstellige Minuten, da für jede angebrochene Minute komplett abgezogen wird. Dass ich niemanden erreiche, ist schöner Mist, also kucke ich das Spiel allein. Kurz vor Halbzeit beschließe ich, dass ich mich jetzt lange genug auf Eier und Speck zum Frühstück gefreut habe, also fahre ich zum Vin Diesel Supermarkt, um ein paar Nahrungsmittel einzukaufen. Wieder zurück, läuft das Spiel noch eine halbe Stunde. Ich stutze kurz, und dann vergleiche ich die Spielminuten mit der Uhr im Notebook. Aha: der Stream kommt mit einer Verzögerung von ungefähr 18 Minuten. So weiß ich bereits in der 75. Spielminute, wie das Spiel endet und dass ich hinten heraus nichts mehr verpassen werde. Dennoch bin ich glücklich darüber, dass die Sache läuft und mein Frühstück schmeckt noch ein klein wenig besser.

Anschließend wird die Seite wieder aktualisiert und später mache ich mich auf zum Swimming Pool, um faul in die Sonne zu liegen.Der deutsche Block ist wieder sehr gut vertreten, insgesamt sind wir wohl zwischen zehn und fünfzehn Leuten. Wir publizieren unser in Lynchburg aufgekommenes Vorhaben, die Stone Creek Open zu veranstalten, was ein Turnier auf dem heimischen Tennisplatz werden soll. Jörg und ich treffen uns abends zum Einzel, wo wir uns gegenseitig am Ende ziemlich in die Knie kämpfen, und dementsprechend ausgepowert sind. Anschließend gehe ich noch mit in #406, um noch zwei schnelle Biers zu trinken und mich bis nach elf mit Jörg über Dies und Das zu unterhalten.

27. Tag (Montag, 19. September)

Auf der Schaff geht es nicht so recht voran: der Server, der die Seite später hosten soll, ist nach wie vor abgestürzt und läuft nicht. Also probiere ich, meine Scripte so zu verfassen, dass ich sie nicht zwingend auf dem Server testen muss, was ziemlich umständlich und zeitaufwändig ist. Mittags esse ich in Ermangelung größerer Auswahl delikatem Angebots lieber zwei Stücke Pizza, die erstaunlicherweise schon fast als gut schmeckend zu bezeichnen sind.

Nach der Arbeit will ich zuerst zu Ellis vom T-Mobile-Shop, um mein Guthaben auf der Handykarte aufzuladen. Leider hat Ellis heute frei, aber Calandria, welche seine Vertretung ist, hilft mir nicht weniger freundlich und hilfsbereit. So kaufe ich mir für 50 Dollar satte 416 "whenever minutes", mit denen ich im näheren Umkreis gut zurecht kommen werde und Calandria verspricht mir, Ellis meine schönen Grüße auszurichten. Außerdem hebe ich am EC-Automaten von meinem deutschen Konto Geld ab, da sich meine Barschaft auf mickrige 2 Dollar reduziert hat. Münzgeld führe ich überhaupt nicht mit mir; sollte ich im Laufe des Tages an welches kommen, schmeiße ich es abends in einen großen Joghurt-Becher, um am Ende des Praktikums von dem Geld nochmals tüchtig einen Heben gehen zu können.

Für halb sieben ist wie zwei Wochen zuvor wieder das "Buffalo's" angesagt, um Chicken Wings zu essen. Für die Fahrt habe ich mir eine CD mit deutschen Liedern zusammengestellt, die ich fortan bei jeder Autofahrt höre (mit so Perlen wie "Bodo mit dem Bagger" oder "ohne Dich" von der Münchener Freiheit). Diesmal bestelle ich mir statt zehn gleich fünfzehn Wings, wieder im Honig-Barbecue-Style. Ab dem elften wird es für mich richtig hart und schmecken tut es immer süßer und klebriger. Nächstes Mal werde ich wohl ein wenig was riskieren und ein paar scharfe probieren. Nach dem Essen drängt Marc darauf noch ins "Hooters" zu gehen, wo die Bedienungen hübsch und die Hosen kurz sind. Björn, Sebastian und Christoph fahren lieber heim und so sind Marc, Jörg und ich zu dritt unterwegs. Im "Hooters" angekommen, bietet sich uns das folgende Bild: größtenteils völlig überarbeitete und übernächtigte, nicht übermäßig gut aussehende Mädels in viel zu knappen "Uniformen" (weiße Turnschuhe, weiße Stulpen, dunkle Strumpfhose, Army-Hot Pants und eine Nummer zu kleine weiße T-Shirts) lassen sich (vermutlich für einen Dollar Trinkgeld mehr) von fetten, verschwitzten Mittvierzigern bei jeder Gelegenheit an den Popo tatschen. Teilweise scheint das zur Philosophie von "Hooters" zu gehören, denn gelegentlich bekommen die Buddies diverse Hintern quasi hingehalten. Irgendwie mutet die Szenerie leicht befremdlich bis absurd oder bizarr an. Nach einer Bierlänge haben wir genug gesehen und fahren wieder heim. Jörg kommt noch auf "ein Schnelles" mit in #816, um halb elf liege ich einigermaßen müde im Bett.

28. Tag (Dienstag, 20. September)

Auf der Arbeit gibt es außer Programmieren noch unter anderem folgende Aufgabe: einen Hersteller für SIM Card Writers ausfindig machen (hart genug, die meisten stellen nur Ramsch zum Komponieren von Klingeltönen her, MOE benötigt aber Geräte, mit denen man SIM-Karten weitgehendst frei konfigurieren kann), Geräte bestellen. Torsten, ein Kollege aus MOE (was übrigens für Möhringen steht), hat mir kürzlich eine passende Hersteller-Telefonnummer zukommen lassen. Und so telefoniere ich mit Andy von Orga Systems in Wolkenkuckucksheim. Er ist sehr nett, hilfsbereit und wundert sich auch nicht, was für einen Müll ich an ihn hinvertexte. Stattdessen faxt er mir ein Angebot zu. Krasse Sache: für ein Gerät, das es in Deutschland bei Conrad für 40 Euro gibt, wollen die bei Orga schlappe 3.500 Dollar.

Nach der Arbeit gibt es allerhand im Aushalt zu tun: Wäsche waschen, Bügeln, Aufräumen und Putzen (unter anderem Abwasch) steht auf dem Plan, außerdem ist das Tagebuch seit ungefähr zwei Tagen nicht mehr aktualisiert worden (sapperlot!). Um fünf liege ich jedoch zunächst faul am Pool (nachdem das gestern schon nicht geklappt hat) und tanke die paar letzten Sonnenminuten des Tages (vielleicht auch des Jahres - so schön wie jetzt wird es wohl nicht mehr werden). Jörg kommt nach einiger Zeit dazu und wir unterhalten uns ein wenig über die Arbeit. Um halb sieben bin ich dann wieder in #816 und die Hausarbeit geht los.. arg viel bekomme ich jedoch nicht geschafft und ich beschließe, die Arbeit lieber auf mehrere Tage zu verlegen.. rennt ja nichts davon. In Hausarbeit halte ich nur wenige Aktien, wie beim Lesen unschwer auffallen dürfte. Abends gibt es dann noch ein zünftiges Zwei-Satz-Match gegen Jörg und damit wäre der Tag auch rum.

29. Tag (Mittwoch, 21. September)

Morgens um 9:15 ist, wie montags zuvor auch schon, wieder ein "orientäschn ohdit", bei dem uns allerhand sinnloses Geschwätz aufgebrummt wird. Die Themen sind unter anderem "Diversity" (gemeint ist ein gewollter Mischmasch der Kulturen, Ansichten und ein "jedes Individuum trägt einen wertwollen Beitrag zum Unternehmen bei" und "Sexual Harassment" (den Frauen darf nicht auf den Rock geschielt werden, sonst Auge). An dieser Stelle möchte ich meine große Verwunderung über meine amerikanischen Mitbürger einmal mehr zum Ausdruck bringen. Der Amerikaner an sich glaubt ja, er habe die Weisheit gepachtet und wäre der Größte. Die Ignoranz seiner selbst (zum Beispiel glauben mindestens die Hälfte aller Amis, dass Deutschland irgendwo "in der Nähe" von Europa liege - dass Europa für sich also ein eigenes Land ist) ist ihm keinesfalls bewusst, er denkt vielmehr, seine Ansichten sind in allen Punkten die richtigen und täuschen tun sich immer nur die anderen. Es gab bislang eine Menge von Situationen, in denen ich innerlich nur noch den Kopf schütteln konnte ("nachdem wir uns jetzt zwei Minuten oberflächlichst unterhalten haben, weiß ich, dass Du einen guten Charakter hast, also können wir gefahrlos mal ein Gespräch anfangen, wenn wir uns begegnen sollten").

Trotz aller meiner guten Vorsätze, das Essen betreffend, nehme ich einmal mehr den Taco Salad und einmal mehr nehme ich mir fest vor, dass dies das letzte Mal war. Essen.. was gäbe ich für ein Tafelbrötchen, mit Salami belegt. Die Lust darauf wächst und wächst, aber keine Chance. Denn weder das eine, noch das andere ist hier so ohne weiteres erhältlich (faktisch eigentlich überhaupt nicht). Ich überlege bereits gar, ob ich mein Brot oder meine Brötchen mal selber backen soll, denn der Zucker hängt mir bereits nicht nur aus den Ohren, sondern aus allen sonstigen Körperöffnungen ebenfalls raus.

Abends bin ich wieder aufen Platz, und einmal mehr macht es richtig Spaß (es ist, glaube ich, nur ein Brasilianer da, der auf einmal weiß, was ein Querpass ist). Ich bleibe heute eher in der Defensive und räume ordentlich ab, bei meinen zwei Offensivaktionen springen eine Torvorlage und ein Tor heraus. Super Sache. Anschließend wasche ich daheim ab und bügele ich die tags zuvor gewaschene Wäsche. Dabei schaue ich mir auf dem Notebook die DVD "An jedem verdammten Sonntag" (Al Pacino!) auf englisch mit deutschen Untertiteln an. Da mich der Film einmal mehr fesselt, wird es ungewollt sehr spät, bis ich ins Bett gehe.

30. Tag (Donnerstag, 22. September)

Das lange Aufbleiben war nicht die beste Idee. Da ich mit Christoph vereinbart hatte, zusammen zu fahren und Christoph um sieben anfangen muss, ist für mich um Viertel nach sechs die Nacht vorbei. Ich quäle mich raus, bin jedoch ebenfalls um sieben bei MBUSI. Sebastian fährt übrigens ebenfalls mit. Heute gehts mit den "orientäschn ohdits" sogar schon um neun los und selten war ein Vortrag so schlecht und langweilig. An der FH wäre ich vermutlich aufgestanden, hätte laut "Scheiße!" in den Saal gebrüllt und wäre gegangen. Wir müssen zum Beispiel im Chor den Leitspruch von MBUSI wortwörtlich herunterbeten, falls uns mal jemand darauf anspricht und wir gewappnet sind. Ungefähr sieben Mal an diesem Morgen. Die Tatsache, dass dieser sogar auf unseren Ausweisen draufsteht (!), ist irrelevant, also wird gebetet.

Getoppt wird das ganze höchstens noch vom Audit über Umweltverantwortung innerhalb MBUSI. Der Ami an sich bildet sich ziemlich was darauf ein, wenn er behauptet, umweltverträglich zu arbeiten (die Tatsache, dass ein Amerikaner, verglichen mit einem Deutschen oder (hihi!) Europäer ungefähr drei- bis fünfmal soviel Müll produziert, ist ihm selbst vermutlich entweder nicht bekannt oder egal), und so ist der "Instructor" auch ziemlich stolz auf das, was er berichten darf. Um Viertel nach zwei ist der bislang längste Morgen hier endlich vorüber. Groß produktiv werde ich an diesem Tag im Büro auch nicht mehr. Daheim lege ich mich erst einmal ins Bett und schlafe knappe drei Stunden. Eigentlich soll es heute Abend noch fortgehen, also mal sehen.

Tatsächlich geht es abends einmal mehr ins "Rhythm and Brews", und einmal mehr spielt eine nicht verkehrte Band, diesmal mit einer Leadsängerin. Insgesamt sind wir bestimmt wieder über zehn Leute, und die Stimmung ist wieder einmal gut. Gegen halb zwölf haben wir jedoch genug und ich fahre noch in #505, um mit Basti und Christoph noch "ein Schnelles" einzuwerfen (denn merke: ein Schnelles geht noch immer).

31. Tag (Freitag, 23. September)

Heute bin ich exakt einen Monat hier, ein Sechstel meines Aufenthalts ist somit bereits vorüber. Die Zeit verging, wie zu erwarten, im Flug, ich habe einen Haufen nette neue Leute kennen gelernt und auch ansonsten überwiegen die positiven Erfahrungen bei weitem die negativen. Auf der Arbeit der übliche Trott, mit dem Unterschied, dass ein Zulieferer der Abteilung MOE ein Mittagessen ausgibt. So kommt um halb zwölf allerhand verpacktes Essen: Hühnchen süß-süß, eine Art gehäckselter Schweinebraten (der eine unheimliche Rauchnote besitzt - leider nicht so ganz mein Fall), Mais (juhu!), Krautsalat und fette rote Bohnen. Zu trinken gibt es süßen Tee, also im Grunde ist alles exakt nach meinem Geschmack.

Nach der Arbeit lege ich mich wieder für zwei, drei Stunden ins Bett (schlafen scheint in letzter Zeit das Tennis zu ersetzen), und abends geht es wieder in Tuscaloosa auf Tour. Groß Auswahl gibt es hier übrigens nicht. Wir beginnen im "Houndstooth" (der Begriff beschreibt, wenn ich das richtig verstanden habe, das Muster des Hutes jenes Coaches, der die "Crimson Tide", also das Football-Team, zu den größten Erfolgen geführt hat - Paul William "Bear" Bryant. Nach ihm ist sogar ein Boulevard benannt und Hüte, wie er sie trug, gehen hier weg wie nix. Ich bin mir sicher, dass irgendwo ein Denkmal von ihm steht, auch wenn ich es noch nicht gesehen habe). Im "Houndstooth" ist es zwar voll, die Stimmung ist aber eher mau, und so ziehen wir weiter. Nach einigem Hin und Her landen wir schließlich im.. öhm.. hab den Namen vergessen. Ab elf wird der Tanzsaal geöffnet, und junge Menschen bewegen sich im Rhythmus der Musik. Ist mal was anderes von der Musik her (eher Black als Rock). Gegen halb drei wird der Rückflug angetreten.

Björn, Christoph und Jörg

32. Tag (Samstag, 24. September)

Ich schlafe wieder sehr lange. So richtig passt mir das nicht, schließlich bin ich unter Anderem auch hier, um etwas zu erleben. Nach dem Aufstehen "kucke" ich die erste Bundesliga über den Sport1-Ticker und vergleiche die Ergebnisse mit denen meiner Tipprunde. Nach anfänglichem Hoch tippe ich in der letzten Zeit irgendwie immer kompletten Ramsch zusammen (a propos Ramsch: watt würd ich gern mal wieder ne Runde Skat kloppen..) und habe meine Pole-Position längst aufgegeben, um mich ganz am Ende einzureihen. Im Internet wird an diesem Spieltag nichts von der Bundesliga übertragen, wie ich bereits über die Woche feststellen musste. Immerhin: "Freudentaumel zieht durchs Land, von Nürnberg bis zur Waterkant, alle singen Hand in Hand: Bayern hat verloren!"

Danach unterhalte ich mich sehr, sehr lange mit Tina über ICQ, was ein unheimlich witziger Zeitvertreib ist - wir haben viel bunten Spaß dabei. Am Nachmittag ruft Marc mich an, ich solle doch auch an den Pool kommen. Also suche ich diesen ein wenig später auf, wobei das Wetter nicht so der Hit ist. Kaum zehn Minuten auf die Liege gelegt, ist das Wetter nicht nur mehr nicht der Hit, sondern äußerst ungeeignet zum sich draußen aufhalten - es beginnt zu regnen. Bevor das Wasser wie ein Sturzbach vom Himmel fällt, bin ich jedoch wieder zurück in #816 und lege mich gerade nochmals für drei Stunden hin.. meine Wäsche ist nach wie vor ungebügelt, aber das wird sie auch morgen noch sein.

Heute Abend soll es nach Birmingham gehen, wo verglichen zu Tuscaloosa um einiges mehr los ist. Kurz vor halb elf schlage ich in #505 auf, wo ich zwei "alte Bekannte" wieder treffe: Daniel und Vio waren seinerzeit in derselben klapprigen DC-88, die in Reihe 38 keine Fenster hat.. so sieht man sich wieder. Beide sind inzwischen ebenfalls in Stone Creek untergekommen und das Wiedersehen gestaltet sich reichlich witzig.

Um kurz nach elf kommen auch noch Eva und Melanie (bekannt von den Smoky Mountains) und mit zwei Autos fahren wir insgesamt zu zehnt nach Birmingham, wo augenscheinlich nicht nur das Ticken der Uhren anders ist. Dort kommen wir nach Mitternacht an. Nach kurzem Hin und Her gehen wir in den "Club Red", der zunächst nur überschaubar gefüllt ist - was sich in den nächsten Stunden aber ändern soll. Die Musik ist, verglichen mit Tuscaloosa, ein wenig anders - sehr HipHop-lastig, versetzt mit ein paar anderen Einflüssen (House?). Mir gefällts. Keine Ahnung, wann wir wieder gehen, jedoch mache ich mich auf der Rückfahrt bei meinen Mitfahrern mit meinen schlechten Witzen (featuring "OSRAM Starkstrom-Stabtaschenlampen") eher unbeliebt. Außerdem wird auf dem Heimweg noch das "Ihop" zum Frühstücken aufgesucht ("ei-hop".. klingt wie Eisprung). Da ich überhaupt keinen Hunger habe, schlürfe ich nur eine Cola. Daheim bin ich gegen sechs Uhr morgens und zum Glück ist es noch dunkel, da fällt das Einschlafen leichter.

33. Tag (Sonntag, 25. September)

Verdammtnocheins, der FC verliert daheim gegen Berlin. 3 Punkte und 6 Euro sind futsch, und das drückt nicht nur auf meine Stimmung - das finde ich vielmehr ziemlich kacke. Ich telefoniere ein wenig, dann mache ich mich an die Überarbeitung des Blogs ran. Mir kommt es so vor, als hätte meine Eloquenz unter dem vielen Schlaf der letzten Tage gelitten - mal schauen, ob ich noch ein, zwei Pointen raushauen kann.

Die Seite wird also überarbeitet, auch ein paar neue Fotos werden in die Galerie geladen. Ein Blick nach draußen aus dem Fenster verheißt wenig Gutes, es regnet mal stark, mal noch stärker. Ich mache mir deswegen zunächst keine großen Gedanken, nach dem langen Hoch war das in meinen Augen irgendwann überfällig - statt draußen bin ich nun halt eben drinnen und stelle mich hinters Bügelbrett.

Da klingelt das Telefon und Marc berichtet mir, dass es für Tuscaloosa gleich drei Tornado-Warnungen gibt. Ich kann mir das irgendwie nicht so recht vorstellen, schließlich ist der Wind im Augenblick nicht das Schlimmste, denn der Regen fällt wie noch nie gesehen. Nachdem ich im Internet nicht die gewünschten Informationen finden kann, lasse ich das Bügelbrett ein Bügelbrett sein und laufe in einer Schwach-Regen-Phase zu #406 hoch, denn Marc und Jörg haben einen Fernseher. Ich deute die übertragenen Bilder so, dass es augenblicklich drei Gefahrenherde gibt, die aus sich heraus quasi "in Windeseile" einen Tornado produzieren können und die westlich über die Stadt ziehen (wir wohnen hier östlich). Gefahr erkannt, Gefahr erkannt (von gebannt kann nicht die Rede sein, auch sind wir reichlich ratlos, weil wir nicht wissen, was jetzt eigentlich von uns erwartet wird). Ein Blick aus dem Fenster, und alle amerikanischen Nachbarn sind daheim. Falls die Gefahr akut wird, so denken wir, werden hier schon Sirenen losgehen oder zumindest die Amis abhauen.

Da Jörg sich einen Laptop im Internet bestellen will, gehen wir zu dritt wieder #816 und Marc und Jörg recherchieren, während ich mir wieder meine T-Shirts vornehme. Irgendwann hat Jörg sein gewünschtes Notebook gefunden und ordert online; das "Second Day Shipping", welches er für 20 Dollar erwirbt, verspricht sinnigerweise eine Lieferzeit von fünf Tagen. Später gesellen sich noch Daniel#2 (der sich gleich auch mal das selbe Notebook ordert) und Christoph (der übers Wochenende in Atlanta war) dazu und zusammen trinken wir ahner und dann noch ahner. Jo. Im Nachhinein weiß ich nicht, wie leichtsinnig die Aktion, einfach zu Hause zu bleiben, war. Am besten ist es wohl, in so einem Fall die Shelter Rooms aufzusuchen, jedoch weiß ich nicht einmal, wo hier in Stone Creek überhaupt welche sind. Werde das mal im Information Center recherchieren. Vielleicht war ich diesbezüglich bislang auch einfach zu blauäugig.

34. Tag (Montag, 26. September)

Melissa, die Sekretärin, ist ein "Fire Fighter" (hört sich irgendwie viel cooler an als ein "sie ist bei der freiwilligen Feuerwehr"). Sie wohnt 40 Meilen außerhalb von Tuscaloosa und berichtet, dass zwei Straßen von der, in der sie wohnt, ein Tornado lang gezogen sei und ein paar Trailer umgeworfen habe (drei davon waren bewohnt). Hoppla. Öhm, dann.. werde ich auf jeden Fall mal im "Information Center" vorbeischauen. Wie gesagt, bei uns war der Wind eigentlich zu vernachlässigen, ab und zu vielleicht eine leichte Böe. Aber da hätten wir wohl ziemlich bescheuert aus der Wäsche gekuckt. Melissa verrät mir, dass es am Besten ist, sich auf dem Erdboden aufzuhalten, und zwar möglichst in einem Raum, der keine Wand nach außen hat. Ich wohne hier im ersten Stock. Naja, auf das Bad trifft zumindest Anforderung zwei zu.

Um eins mittags ist Margret Shonat aus New York bei Mercedes zu Gast. Ist das nicht toll? - Ja, das ist nicht toll! Margret arbeitet nämlich bei CDS, und das ist das Unternehmen, über das das Praktikum hier quasi läuft - in meinen Augen eine Abzocke, wie man sie nur von Kaffeefahrten und Heizdecken sowie Kochtöpfen kennt. Ein Erklärungsversuch: ich habe wie fast ausschließlich alle hier ein J-1 Visum, was bedeutet, dass ich hier an einem "kulturellen Austauschprogramm" teilnehme - offiziell bin ich also gar nicht als Praktikant hier (anders geht es wohl nicht). Zum Beantragen eines "J-1" muss jedoch ein DS-2019 ausgefüllt werden, und ein solches Formular kann nur von einem Unternehmen wie der CDS ausgestellt werden. Nur, damit die CDS das für mich macht, habe ich gefälligst an einer Art Kurs der CDS teilzunehmen, was die geschenkte Teilnahmegebühr von 435 Latschos kostet (wohlgemerkt, damit sind Euronen gemeint!). Unterm Strich habe ich also der Firma von Frau Shonat 500 Dollars überwiesen, damit ich dieses DS-2019 bekomme - weitere Gegenleistungen als dieses Formular habe ich von CDS bislang nicht erfahren.

Nun steht also Frau Shonat gutgelaunt und charmant im Video Conference Room und begrüßt uns aufs Herzlichste in den USA (nach 33 Tagen, Chapeau!). Ich überlege mir, dass sie bestimmt Business Class von New York hier her geflogen ist, so entspannt, wie sie wirkt (andere Prakti.. ähm.. kulturelle Austauschprogrammler in den USA haben übrigens nicht ganz so viel Glück wie wir - die müssen nämlich gefälligst zu ihr nach New York kommen - auf eigene Kosten, versteht sich). Margret überhäuft uns in der Folgezeit mit so wertvollen Informationen wie zum Beispiel, dass wir uns hier eine Unterkunft suchen und ein Auto kaufen sollen. Auch ein Bankkonto wäre nicht verkehrt; eine "Social Security Number" muss übrigens innerhalb von zehn Tagen nach Ankunft in den Staaten beantragt werden. Na, dann mal vielen Dank für dieses rechtzeitig und kompetent präsentierte Insider-Wissen. Ich frage mich nebenher, wo die Willkommensgeschenke wohl sind (ein neuer Tennisschläger wäre ganz schön, aber keine zu sehen).

Schön ist auch der Passus, in dem sie betont, dass CDS ja ein wohltätiges, nicht-kommerzielles Unternehmen (entstanden aus einer Stiftung) sei (dann sind die 500 Dollar also keine Gebühr, sondern eine freiwillige Spende gewesen, oder wie). Zwei Minuten später ist dies jedoch wieder schnell vergessen, denn bei Verlust des DS-2019 kostet ein neues 150 Dollar - das klingt doch fair (oder waren es sogar 250 Dollar? Bin mir nicht mehr sicher). Ein verlorenes I-94 ist ein echtes Schnäppchen - das kostet nur 100 Dollar. Schön, dass wir auch das geklärt hätten. Von dem vielen Geld, das die für so ein verschissenes Formular abrippen, wird doch irgendwie ein lecker Essen oder wenigstens ein Früchtekorb für uns drin sein?

Ferner beauftragt Maggie uns, insgesamt zwei Berichte anzufertigen, in denen wir zum einen über unsere beruflichen, aber auch privaten Erfahrungen reflektieren dürfen, denn schließlich sind wir in einem kulturellen Austauschprogramm. Eines nach der Mitte, eines am Ende des Praktikums. Immer noch keine Geschenke zu sehen. Na dann: statt einem Bericht habe ich da ein Online-Tagebuch, das ich ja vom "Altavista Babel-Fish" automatisch übersetzen lassen könnte - mit persönlicher Verehrung an Shonie.. da steht eigentlich alles drin und ist auch länger als die geforderten bis zu drei Seiten.

Es geht jedoch noch weiter: sollten wir verreisen, so bittet sie um E-Mail-Nachricht, denn sie findet es total spannend (o-Ton), wo die Leute so hinreisen. Geht's eigentlich noch? Überhaupt, falls wir Fragen hätten, sollten wir nicht zögern, ihr eine Mail zu schicken. Gerade so, als ob alle wichtigen Informationen nicht ohnehin frei zugänglich wären. Was macht diese Frau denn den ganzen Tag?? E-Mails lesen!? Jetzt aber die krönende Pointe auf dat janze obendrupp: Sollten wir in der Zeit hier nach New York reisen, so sind wir aufs Herzlichste zu einer Tasse Kaffee bei ihr eingeladen! Nicht zu fassen! Ein Kaffee!! Mit Margret!!! Sollte ich wirklich den großen Apfel besichtigen, so überlege ich mir ernsthaft, auf dem Schreibtisch von Frau Margret Shonat meine Notdurft zu verrichten. Auf deutsch: der Alten scheiß ich auf den Tisch, so sieht's grad aus!

Genug aufgeregt. Eine gute Nachricht gibt es auch: zwischenzeitlich ist das Wetter wieder leicht besser. Grillen wäre übertrieben, also wird für heute Abend wieder lecker Wings essen gehen (ist ja auch mal wieder Montag) ins Auge gefasst. Wir haben jedoch Pech, dass wir diesmal eine Stunde später dran sind als letzte Woche, denn für sieben Personen ist erst in einer halben Stunde etwas frei (und dann ist die Happy Wings Time leider gerade fünf Minuten rum, so ein Pech). Also wird kurzfristig beschlossen, das "Ruby Tuesdays" aufzusuchen, wo es in etwa Monsterburger mit Hassenichjesehn-Pommes gibt. In einem Anflug von Übermut erliege ich der Verlockung des "Platter It!", das mir für wenig Geld nen Haufen frittierte Zwiebelringe und Krautsalat (mit Sahne angemacht, also nicht vergleichbar mit deutschem) verspricht. Am Ende bin ich proppenvoll und will nur noch ins Bett. Und so wirds dann auch gemacht.

35. Tag (Dienstag, 27. September)

Auf der Schaff gibt es zunächst gute Nachrichten: sollte meine Excel-Tabelle, in der ich meine Arbeitszeiten dokumentiere, Überstunden ausweisen, darf ich diese in Form von Gleitzeit-Tagen abfeiern. Mir war bislang bekannt, dass diese am Ende eben verfallen, Pech gehabt. Das bringt mich in die Situation, im Dezember, wenn ich (als mir bislang einzigem bekanntem Intern hier - die meisten lassen ihre Freundinnen einfliegen) heimwärts fliege, noch einen Tag hinten dran zu hängen und einen doch um einiges günstigeren Flieger zu nehmen. Ich bekomme ferner einen Account zum Testen meiner Seiten. Na also, jetzt muss ich das Teil nur noch zum Laufen bringen.

Abends wollen Jörg und ich unser Defizit an Zeit auf dem Tennis Court wieder hereinholen, müssen jedoch zunächst über eine Stunde warten, da dieser belegt ist. In dieser Zeit schaue ich bei Marc und Jörg "Gilmore Girls" auf englisch (komme erstaunlich gut mit), Jörg telefoniert mit daheim. Nach einer Weile schaut er nach, ob der Platz inzwischen frei ist, was sogar zutrifft. Auf dem Weg zum Platz meint er, dass er mir heute einmal ordentlich meine Grenzen aufzeigen werde. Fakt ist, dass er bis dato noch keinen Satz gegen mich gewonnen hatte (wir hatten insgesamt vier Matches mit je zwei Gewinnsätzen), wenn es auch häufig arg knapp war, deshalb messe ich seinen Worten nicht viel Bedeutung bei. Tatsächlich legt jedoch er einen sehr guten Start hin und gibt die schnell heraus gespielte 0:3-Führung nicht mehr ab. Ich kann zwar noch auf 3:4 verkürzen, dann nimmt er mir jedoch meinen Aufschlag ab und gewinnt mit 3:6. In der Folge spielen wir das bislang beste Tennis unseres Lebens (die lange Zeit ohne scheint uns gut getan zu haben) und insbesondere im zweiten und dritten Satz gibt es ein paar richtig schöne Ballwechsel, wie auch Viola (Flughafen und letztes Wochenende), die gegen Ende des ersten Satzes zum Zukucken kommt, bestätigt.

Am Ende schlage ich Jörg wieder knapp mit 3:6, 6:3 und 7:5, was Jörg ein wenig aufregt, hatte er doch im dritten Satz kurzfristig die Nase mit 1:4 plus Breakball weit vorne gehabt. Anschließend betritt Viola, die einige Jahre Tennis-Erfahrung, jedoch drei Jahre ohne Spielpraxis hat, den Platz. Mein lieber Scholli! Vio bringt die Bälle derart brachial und mit Wucht über das Netz, dass ich anfangs eigentlich lieber ausweichen als zurückballern möchte. Nach zehn Minuten habe ich keine Luft mehr, und Jörg übernimmt an meiner Stelle und hat anfangs auch seine Schwierigkeiten. Irgendwann zeigt Vio uns noch die richtige Technik für den Aufschlag - und meine Bälle kommen jetzt nochmals mit 20 bis 30 PS mehr übers Netz, dafür nicht einen Deut platzierter. Gegen elf, also nach ca. dreieinhalb Stunden aufen Platz, bin ich wieder daheim und mir schwant für morgen früh Böses.

36. Tag (Mittwoch, 28. September)

Muskelkater! Das Tennis gestern ging ordentlich auf den rechten Ellenbogen. Ich kann diesen weder schmerzfrei ausstrecken, noch anwinkeln. Auf der Schaff komme ich mit meinen neuen Zugangsberechtigungen leider nicht zurecht, trotz dass ich den ganzen Tag versuche, der Sache Herr zu werden. Werde morgen einfach um Hilfe bitten. Auch schön: ich bekomme heute das avisierte Notebook, jetzt fehlen nur noch mein Lotus Notes Account (sind ja erst vier Wochen rum) und ein längeres Netzwerkkabel, um das Notebook ins Netz zu bringen. Mittags läuft essenstechnisch wieder das gleiche Ritual ab: "Ach, was soll's. Nimmst halt doch den Taco Salat." Und anschließend: "Nie wieder, ich esse nie wieder Taco Salat (- oder nie wieder bis nächste Woche halt)".

Melissa fragte mich letztens, ob ich hier abends gelegentlich ausgehen würde. Das konnte ich bejahen. Der Grund für Ihre Frage war: ihre Tochter Shayly, zwanzig Jahre alt, sei etwas schüchtern und sie wollte wissen, ob es uns etwas ausmache, wenn sie abends vielleicht mal mit ausgehen könnte. Kann man gerne mal machen, also gebe ich Melissa meine E-Mail-Adresse, dann kann Shayly sich ja mal melden, wenn sie Lust hat. Ich glaube kaum, dass ich eine Mail erhalten werde, und falls doch - kann ja ganz witzig werden. Auf dem Foto, das Melissa mir zeigte, sieht Shayly ganz nett aus. Etwas eigentartig finde ich die gesamte Aktion schon, aber vielleicht läuft das hier in den Staaten ja teilweise so, dass die Mutter entscheidet, mit wem die Tochter ausgehen darf und mit wem nicht.

In den letzten zwei Tagen habe ich insgesamt 2,5 Überstunden gemacht, heute sind es ganze fünf Minuten. Bin doch eher müde und abgeschafft, und es ist ohnehin niemand mehr da, von dem ich mir helfen lassen könnte. Also trete ich die Heimreise an.

Vor dem für mich obligatorischen Mittwochs-Fußball fahre ich noch kurz in den "WalMart", diverses Zeugs für den Haushalt einkaufen. Beim Fußball selber ist es wieder sehr gut, es macht viel Spaß und anschließend triefe ich wieder vor lauter Schweiß. Auf dem Heimweg mache ich noch Halt beim Spielwarenladen für Männer, nämlich im Baumarkt. Bei "WalMart" gab es kein Maßband, also hole ich hier eines. Man kann hier, wenn man will, bis zu 19 Dollar für ein ganz normales Maßband bezahlen. Will ich aber nicht, also zahle ich nur 3 Dollar 18 für eines, das nicht minderwertiger aussieht als alle anderen und gar eine Lebenszeit-Garantie verspricht. Das Mädel an der Kasse (aus der Kategorie "immer-gut-drauf" und "stets-fröhlich-lachend") ist sehr erstaunt, dass ich keine Tüte für das Maßband benötige (das muss hier so laufen, dass Kassierer oder Kassiererinnen eine Provision für jede an den Mann oder Frau gebrachte Plastiktüte bekommen). Sie frägt zweimal nach, ob ich nicht doch eine wolle, dann gibt sie auf und wünscht mir einen schönen Abend. Gleichfalls. Ein kurzer Stopp am Tennisplatz und noch kurz eine Viertelstunde mit Andreas, Björn und Vio ein paar Bälle gekloppt, dann ist aber auch gut. Endlich daheim, steige ich unter die Dusche und putze anschließend noch grob das Bad, denn das sieht aus wie Sau. Richtig Antrieb habe ich nicht mehr, also muss das eben bis zum Wochenende warten. Oder länger.

37. Tag (Donnerstag, 29. September)

Stanley hilft mir mit meinen Problemen bezüglich Diesem und Jenem am heutigen Morgen unheimlich weiter, sodass ich mich wieder voll motiviert in die Aufgaben hineinwühle. Unterm Strich habe ich jetzt wieder neue Hürden zu überwinden, aber das dürfte ich selbst in den Griff bekommen. Das Problem ist, dass mein Vorgänger einen anderen Programmier-Stil als ich hat (einen besseren, vermutlich), und dass ich aber mit seinen Tools arbeiten muss (seine neu schreiben fällt grundsätzlich mal aus wegen "isnich"), deshalb seinen Code teilweise wortwörtlich bis in die Nullen und Einsen seziere. Aber es geht voran.

Ferner erhalte ich heute, nach vier Wochen, meinen Lotus Notes Account, und bin jetzt auch geschäftlich zu erreichen. Feine Sache. Werde also mal bei Gelegenheit die Einladungen zu den "Stone Creek Open" versenden - das soll ein Tennis-Turnier auf bekanntem Tennisplatz werden. Mal sehen, wie die Resonanz darauf sein wird.

Heute ist mir auf ein Bad nehmen - allein die Sache an sich ist der letzte Müll: die Wanne ist randvoll, jedoch ragt mein Bauch immer noch aus dem Wasser raus - das ist nicht sehr entspannend. Das ganze liegt daran, dass die Wannen hier breiter, dafür jedoch nicht so hoch sind. Also doch lieber duschen. Thema Badewanne: habe mich letztens nach den Sicherheitsvorkehrungen im Falle eines Tornados erkundigt. Der "Vin Diesel"-Supermarkt galt lange Zeit als der sicherste Ort - bis ein Wirbelsturm dort einen Truck aufs Dach bzw. in den Laden geschmissen hat. Jetzt gilt das Parkdeck vom Krankenhaus als sicherster Ort in ganz Tuscaloosa - dieses ist mit dem Auto ungefähr 7 bis 10 Minuten entfernt, dann könnte es zu spät sein. Falls keine Zeit mehr bleibt, gibt Joan vom Information Center folgenden warmen Rat: eine Decke nehmen und in die Badewanne liegen, Decke drüber, falls Glas herumwirbelt. Allerdings wäre es besser, wenn man sich im Erdgeschoss aufhält (so ein Dach ist scheinbar schnell mal weg). Gut ist auch, wenn man sich in einem Raum aufhält, der keine Wände nach außen hat - falls mal eine Wand weggewischt werden sollte. Jedoch keine Panik: hier in Stone Creek selbst ist noch nie etwas passiert. Wer's glaubt.

Heute Abend spielen "The 17th Floor" wieder im Jupiter und einige von uns gehen da hin. Jedoch beginnen diese angeblich erst um kurz nach elf zu spielen, und so wird überlegt, ob sich das überhaupt rentiert, da nicht alle von uns zwingend bis zum Schluss (der das letzte Mal planmäßig gegen 2 am war) bleiben wollen. Nach einigen Überlegungen betreten wir den Schuppen gegen halb elf, wo bis zum Auftritt schon diverse Pitcher geleert werden. Gegen 11:15 geht es dann richtig los, und die Band ist wie erwartet wieder unheimlich gut. Es wird in meinen Augen sehr gute Musik gespielt, wie zum Beispiel "Gin and Juice" oder "Holidae Inn" usw. Und zwar genau 45 Minuten lang, denn ungefähr um Mitternacht startet der Drummer ein Schlagzeugsolo, bis langsam der Groschen fällt, dass das Solo und das erloschene Licht gar nicht zur Show gehören - sondern zu einem Stromausfall. Bis auf die Notbeleuchtung und ein paar Taschenlampen tut nichts mehr. Anfangs hoffen wir noch, dass kurzfristig wieder Strom beschafft wird, jedoch wird auch diese Hoffnung begraben, als wir erfahren, dass der Strom im gesamten Block fort ist. So etwas wie "Geld zurück" kennt man hier in den USA höchstens im Supermarkt, und so verläuft dieser Abend alles in allem reichlich enttäuschend. Wir warten noch bis um ein Uhr, dann fahren wir wieder heim.

38. Tag (Freitag, 30. September)

Um sieben Uhr bin ich wieder auf der Arbeit, wo mir am späten Vormittag eröffnet wird, dass ich um ca. sieben Meter nach hinten umziehen muss und ab sofort halb aus dem Büro draußen (und dafür in einem anderen) sein werde. Immerhin habe ich jetzt einen Platz in Fensternähe, jedoch: die Sonne scheint mir auf den Monitor. Melissa verspricht mir, ein Verlängerungskabel zu bestellen, dass ich den Monitor so umpositionieren kann, dass es nicht mehr spiegelt. Ansonsten programmiere ich wieder fleißig vor mich hin und komme wieder Schritt für Schritt meinem Ziel näher. Für morgen ist eigentlich das Oktoberfest in Cullman geplant, einem Ort ca. anderthalb Stunden entfernt. Ich informiere mich auf deren Website (www.cullmanoktoberfest.com) und stelle mit Erstaunen fest, dass es auf eben diesem keinen Tropfen Alkohol gibt. Statt Weißbier gibt es alkoholfreien, sprudelnden Apfel-Cider.. na denn mal Prost!

Wieder daheim, lege ich mich erst einmal wieder zwei, drei Stunden hin, bis ich mich nach Essen, Duschen usw. Richtung #505 aufmache. Insgesamt ziehen wir zu fünft los, und zwar zunächst ins "Cheap Shots" (wo es Jacky-Cola pitcherweise gibt) auf ein Bier. Anschließend wollen wir in einen Laden, an dem draußen Leute über Leute anstehen. Nach einer halben Stunde Wartens und einem relativen Raumgewinn von ca. 1,5 Inches beschließen wir, doch wieder ins freitägliche "4th and 23rd" zu fahren. Dort ist es wesentlich voller als sonst, was vermutlich am Heimspiel der "Crimson Tide" am nächsten Tag liegt. Hier wird auch die Idee geboren, morgen statt nach Cullman spontan nach Atlanta zu fahren. Jörg, Chris und Carl sind sehr angetan von diesem Gedanken, Sebastian und ich würden einen Atlanta-Trip lieber zumindest zwei, drei Tage vorher wenigstens in Fragmenten durchplanen. Gegen halb sechs morgens und nach ungefähr sechs Bier und zwei "Wodka Red Bull" bin ich wieder daheim und ganz hinten am Horizont wird es langsam hell, also lieber schnell einschlafen.

39. Tag (Samstag, 1. Oktober)

Ich wache in der 75. Spielminute wieder auf, und zwar dann, als Köln den Anschlusstreffer zum 2:1 in Nürnberg markiert. Der FC soll am Ende aber auch dieses Spiel verlieren - Mist. Nach dem Spiel telefoniere ich mit Nadine, welche sich gerade beim Koch auf Langeoog aufhält. Danach meldet sich Sebastian, ob ich nicht zum Frühstück kommen und was zu Essen mitbringen wolle - in #505 gibt es kein Brot und Sebastian und Björn sind zu faul, zum Einkaufen zu fahren. Also hüpfe ich unter die Dusche und marschiere anschließend samt Brot und Bacon zu den beiden hinüber. Jörg, Christoph, Daniel#2, Carl und Roderick sind tatsächlich um halb elf morgens nach Atlanta aufgebrochen - Hut ab! Bin ziemlich neugierig, wie es bei denen so läuft.

Nach dem Frühstück (also nach zwei mittags Ortszeit) wird es für uns Zeit, aufzubrechen. Wir wollen sehen, ob wir für 50 Dollar an Eintrittskarten für das Spiel kommen. Florida ist zu Gast, und das ist in etwa so, als wolle man Karten für das Spiel Dortmund gegen Schalke als Köln-Fan. Die günstigsten Karten, die wir auf dem Schwarzmarkt kaufen könnten, kosten je 45 Dollar - diese haben aber den Nachteil, dass man für diese einen Alabama-Studentenausweis benötigt (und einen solchen gibt es naturgemäß nur für Alabama-Studenten). Alle anderen regulären kosten zwischen 450 und 75 Dollar - zu viel für uns. Wir treffen vor dem Stadion noch Marc, Julian und Michael, sowie Tobias. Ein paar weitere haben sich wohl Tickets für 75 Dollar gekauft, dies sehen wir anderen nicht ein.

Tobias und ich beschließen, nochmals zu zweit auf Tour zu gehen, aber nach zwei Runden ums Stadion beschließen wir, in eine Bar zu gehen und dort fernzusehen. Auf dem Weg zum Strip liegt der Park, der heute bevölkert ist mit Familien, die hier ihre Pavillons aufstellen. Viele von ihnen sind leer oder nur spärlich belegt, und so fragen wir einfach einen Typen um die vierzig, der alleine unter einem Pavillon sitzt, ob wir bei ihm mitschauen könnten. Er hat nichts dagegen, ist ja schließlich weder sein Pavillon, noch sein Fernseher. Wir setzen uns zu Beginn des zweiten Viertels, nach der Halbzeit kommen dann auch noch Marc, Julian und Michael dazu. Das Spiel wird von Alabama sehr dominant geführt und am Ende mit 31:3 überdeutlich gewonnen. Kurz vor Ende, als das Spiel längst gelaufen ist, bleibt Split End Tyrone Prothro (ist einer der Starspieler), beim Fangen eines Passes so im Boden hängen, dass er sich das linke Bein bricht - so etwas will man selbst im Fernsehen lieber nicht sehen. Bis dahin hatte er allein zwei Touchdowns erzielt. Der Krankenwagen, der ihn fort bringt, fährt kurz darauf ungefähr 30 Meter an uns vorbei. Zu dieser Zeit kommen die Besitzer des Pavillons wieder und wir beschließen, uns jetzt besser zu verziehen, auch wenn sie vordergründig nichts dagegen haben, dass wir ihre Stühle benutzen.

Beim Football kucken: Marc, Tobias, Michael und Julian (von links)

Die Abendplanung gestaltet sich zunächst etwas schwierig, da es verschiedene Wünsche bzw. Vorstellungen diesbezüglich gibt. Zunächst stehe ich daheim in #816 hinter dem Herd, um mir eine Suppe zu kochen. Da bemerke ich unter mir etwas weißes, weiches und ziemlich nasses. Ich habe nebenher die Spülmaschine laufen, welche jetzt ganz gediegen ausläuft. Von unterhalb drückt der Schaum heraus, als wäre der Küchenboden etwas wie die lang erhoffte Freiheit nach jahrelangem Gefängnis. Als ich versuche, der Lage Herr zu werden, steht Marc im Wohnzimmer und fragt herüber, was ich denn hier machen würde. Schließlich und endlich stehen wir gar zu viert drumherum (die Maschine habe ich längst abgestellt, Marc hatte Björn und Sebastian informiert) und Björn stellt fest, dass die Isolierung an der Türe eine Bruchstelle hat. Werde am Montag mal bei Sealy vorbeischauen und dies reklamieren.

Die Spülmaschine ist offensichtlich ein Auslaufmodell.

Für den Abend entscheiden wir uns gegen Birmingham oder einen Club in Tuscaloosa, auch die kurzzeitig im Raum stehende Studentenparty wird gecancelt. Stattdessen beschließen wir, es etwas ruhiger anzugehen und zum Bowling zu fahren. Sehr geil, da war ich schon ewig nicht mehr. Im Gegensatz zu Deutschland, wo man (zumindest kenne ich das nur so) pro Spiel bezahlt, bezahlt man hier bis ein Uhr morgens und kann dann so viel bowlen, wie man will. Wir spielen uns eine Runde lang warm, danach machen wir drei weitere Durchgänge. Ich selbst bin mit meinen 123, 151 und 122 fürs erste Mal sehr zufrieden. Kann man gerne in Kürze auch mal wieder machen.

40. Tag (Sonntag, 2. Oktober)

Morgens schaue ich mir Fragmente des Spiels Kaiserslautern gegen Hamburg über PPLive an. Zwischendrin koche ich mir lecker Tomatensoße (endlich einmal etwas ohne Zucker), bis ich feststelle, dass ich gar nicht mehr genug Spaghetti für ein Essen habe. Also fahre ich kurzfristig zum Vin Diesel-Supermarkt - ist ja gleich um's Eck - um mir Nudeln zu kaufen. Beim Angebot "nimm 2, zahl 1" schlage ich zu (obwohl ich auch eine Packung für den halben Preis hätte haben können, aber es schadet ja nix, Spaghetti im Haus zu haben) und kaufe mir ein amerikanisches "Snickers Crunch" (was sich hinten heraus als Fehler erweisen soll). Nach dem Essen und allerlei administrativer Haushaltsarbeit mache ich mich auf zum Pool, um mich faul in ze Sonne ze legen. Marc ist bereits am Start, Björn und Sara kommen später auch noch. Nach zwei Stunden habe ich allerdings genug Sonne, und so wasche ich lieber noch etwas Wäsche.

Abends ist eigentlich Tennis angesagt, jedoch erreiche ich niemanden am Telefon. So mache ich mich auf gut Glück auf zu #406, wo Marc eigentlich darauf wartet, dass Julian mit ihm Yoggen geht. Okay, dann yoggen, also schließe ich mich, wie Anne auch, bei den zwei an - Hauptsache, Verausgabung. Wir laufen insgesamt eine knappe Dreiviertelstunde durch ein nahes Wohngebiet, danach tun mir die Knie ob des Asphalts tierisch weh und einmal mehr bin ich patschnass, aber glücklich. Kurz unter die Dusche gehüpft, dann laden Sebastian und Björn (die kulinarisch irgendwie zu vergleichen sind mit Tim Mälzer und Ralf Zacherl) zum Lasagne-Essen. Eigentlich habe ich schon gegessen, aber Lasagne geht immer. Besonders diese, denn diese schmeckt sehr gut.

Irgendwann in dieser Zeit kommen Jörg und Christoph aus Atlanta zurück und berichten, dass sie aus Versehen zu Fuß in ein Schwarzen-Viertel gekommen sind und auf einmal aus dem Nichts mit vollen Bierdosen beworfen wurden.. passiert ist zum Glück nichts, wenngleich sie sich fortan einen etwas strammeren Gang zulegten. Insgesamt muss Atlanta jedoch auf jeden Fall eine Reise wert sein (wenn man die entsprechenden Viertel meidet).

41. Tag (Montag, 3. Oktober)

In Deutschland ist Feiertag, hier nicht, also wieder um sieben auf der Schaff gewesen. Heute fahre ich bei Christoph mit, um mal ein wenig Sprit zu sparen. Ich bin eigentlich den kompletten Tag total mit Sonderaufgaben verplant und komme nicht einmal rechtzeitig aus dem Büro, sodass Christoph auch noch auf mich warten muss. Was mich, nebenbei, ziemlich aufregt, denn ich hasse es, wenn Leute auf mich warten müssen.

Lucia ist seit gestern wieder da und wird für insgesamt zwei oder drei Tage wieder in #816 wohnen. Sie ist zwischenzeitlich bei Murat, einem Expat, untergekommen und wird demnächst wohl auch umziehen. Mich stört ihre Anwesenheit jedoch nicht im Geringsten, unter anderem auch, weil sie ohnehin meist nicht daheim ist. Und wenn, dann bin ich meistens nicht da. Sie meint jedoch in einem kurzen Gespräch, dass es für sie schon eigenartig sei, nicht in "ihr" gewohntes Zimmer gehen zu können (welches jetzt meines ist), weil das noch ihre Gewohnheit sei.

Viel passiert heute nicht. Wir gehen abends zu sechst wieder obligatorisch Chicken Wings essen, wo wir uns wieder in den Nichtraucherbereich zu der netten Bedienung von vor drei oder vier Wochen setzen lassen. Diesmal probiere ich den "Jamaikan Jerk" (Jerk = Dummkopf) Style, der nach viel Essig und ein wenig exotisch schmeckt. Dazu trinken Sebastian und ich zusammen zwei Pitcher Bier. Das wars auch irgendwie für heute. Um halb zehn bin ich daheim und tippe mal wieder die letzten zwei Tage ab, in denen nicht viel Berichtenswertes dabei war. Hoffentlich ändert sich das auch wieder.

42. Tag (Dienstag, 4. Oktober)

Kevin, einer der Programmierer, hilft mir mit meinen Scripten ein wenig. Was heißt 'ein wenig', ohne die Hilfe wäre ich über kurz oder lang gegen eine Wand gelaufen. So kann ich wieder munter weiter tippen, und Jochen ist bislang sehr zufrieden mit dem, was ich da tippe. Wunderbar.

Nach der Arbeit treffe ich mich mit Jörg aufen Platz. Dieser ist zunächst belegt, aber als wir ihn betreten, wird er bereitwillig geräumt. Einmal mehr sind wieder Kids von außerhalb drauf (was sie grundsätzlich eigentlich nicht dürfen), doch wie gesagt, verziehen sich diese schnell. Verziehen. Mein Schläger ist scheiße. Gut, er kostete nur 13 Dollar, aber dennoch verziehe ich sämtliche Bälle damit und die Saiten verschieben sich teilweise sehr deutlich. Hält mich nicht davon ab, Jörg im ersten Satz mit 6:0 abzuwatschen. Im zweiten kommt er jedoch besser ins Spiel, jedoch wird beim Stand von 3:3 abgebrochen, da Jörg, Daniel#3, Roderick, Viola und Daniel#2 zum Mexikaner Essen gehen wollen. Gehe ich mit. Daheim erfahre ich, dass Lucia nun vermutlich doch erst am Wochenende umzieht, was mich jedoch nicht stört. Wir haben hier zeitweilig zu sechst gewohnt, da bringen einen ein paar Tage zu dritt gewiss nicht um.

Der Mexikaner liegt noch näher als der Vin Diesel-Supermarkt, dennoch sind wir jetzt "the American Way" unterwegs, nämlich mit zwei Autos. Roderick will sich die nächsten Tage mal unter mein Auto legen, um sich dieses auch mal von unten anzuschauen. Werde den Motor solange aber auslassen, für alle Fälle. Roderick steht auf Autos, und ein bisschen mehr auf meines (warum weiß ich nicht). Ich kann ihm die Fragen nach Motorisierung (V6? V8?) oder Antrieb (Vierrad? Hinterachse?) leider nicht beantworten, aber Roadie (die Schreibweise wird er hassen, aber da muss er durch) wirds schon selbst rausfinden. Beim Mexikaner esse ich eine Platte mit Enchiladas, je eine gefüllt mit Käse (sehr gehaltvoll), Huhn (trocken), roten Bohnen (pappig) und Beef (heiß), also vier insgesamt, garniert mit Tomaten und Salat sowie Sour Creme. Schmeckt aber insgesamt ganz lecker.

43. Tag (Mittwoch, 5. Oktober)

Auf der Arbeit gibt es kaum Neuigkeiten. Durch meinen Umzug derletztens war ich erst einmal ohne Telefon, doch seit heute bin ich wieder erreichbar. Statt Taco Salad (denn gestern gab es ja schon mexikanisch) esse ich heute lieber zwei Stücke Pizza, nämlich Salami (da schau einer kuck!) und "Chicken Barbecue" (süß und pappig - wie man es erwartet, dazu noch etwas trocken). Ferner fülle ich am Mittagstisch meinen ersten Scheck aus, und zwar an Sebastian für das Destin-Wochenende, was am Freitag ansteht. Ansonsten stelle ich mittags fest, dass mein Script in dieser Form nur halb funktioniert und dass ich verschiedene Routinen im Ablauf verschieben muss - was aber nicht so ohne weiteres geht, da sie aufeinander aufbauen. Ein schönes Durcheinander, da habe ich morgen genug zu tun.

Die letzten Tage kam die erste Stromrechnung: 70 Dollar plus 40 Dollar wegen Umschreibung. Wow. So eine Klimaanlage frisst doch ordentlich was weg. Lucia meint, ihre Rechnungen hätten immer zwischen 30 und 70 Dollars gelegen, also ist das gerade noch normal. Mir kommts dennoch viel vor, aber man gönnt sich ja sonst so wenig.. Karl, einer der Assistant Managers, kontrolliert meinen zweiten ausgefüllten Scheck, hat aber keine Beanstandungen. Werde diesen also morgen bei "Alabama Power" innen Schalter schmeißen.

Daheim steht zunächst wieder Hausarbeit an, die die letzte Zeit auf die lange Kante geschoben wurde. So wird wieder gewaschen und gefaltet (Bügeln fällt diese Woche ersatzlos aus). Um halb sieben fahre ich mit Tobias zum obligatorischen Mittwochskick, bei dem ich in der Innenverteidigung wieder schön abräume, aber auch noch die Zeit finde, mit meinen zwei Torschüssen zwei sehenswerte Glocken zu läuten. Am Ende gewinnt mein Team mit 5:2, wobei wir noch viel mehr Tore hätten schießen müssen. Anschließend gibt Dieter, der den Mittwochskick organisiert, eine Runde Bier anlässlich seines 23. Geburtstags am letzten Sonntag aus. Zum wievielten Mal er 23 wurde, will er jedoch nicht verraten.

44. Tag (Donnerstag, 6.Oktober)

Ich war diese Woche bislang nicht einmal nach 7:05 Uhr auf der Schaff - das wäre in Deutschland irgendwie undenkbar für mich. Hier klappt das mit dem Aufstehen komischerweise, wenngleich ich permanent müde bin und mir ständig die Augen brennen - aber ist ja bald Wochenende. Wir werden dieses in Destin, Florida, am Strand verbringen - so das Wetter mitmacht.

Juhuu, das erste Projekt ist soweit fertig! Eine Liste muss noch ergänzt werden, das ist alles. Das Script könnte theoretisch schon eingesetzt werden, das macht mich sehr zuversichtlich für Projekt Nummer zwei. Natürlich stehen auch mal Prakti-Aufgaben an, so darf ich eine Powerpoint-Präsentation über das MOE-eigene Intranet erstellen, damit jeder Mitarbeiter erfährt, was er alles dort erledigen kann und was es leistet. So lerne ich dieses jedoch wenigstens auch einmal vollständig kennen.

Nach der Arbeit fahre ich wie vorgenommen zur Strom-Gesellschaft, um meinen Scheck einzuwerfen. Anschließend besuche ich den von Melissa empfohlenen Publix-Supermarkt, der tatsächlich europäische Wurst und gar Salami zu haben scheint. Werde dies beim nächsten Einkauf mal testen. Für heute gibt es einen Sechserpack Donuts im Sonderangebot, sowie Essig, Öl und Salatkräuter (Fertig-Dressings sind nicht nur widerlich, sondern auch abstoßend, ich kann die nur mit richtig Hunger essen).

Heute Abend feiert Benjamin im Buffalo's seinen Ausstand, es ist seine letzte Woche hier in den USA. Als ich gegen kurz vor acht dort auftauche, bin ich schon einer der letzten. Die Stimmung ist sehr gut, später kommen Prakti Anne und Expat Manuel, sowie der deutsche Stammtisch um Melanie zu unserem Tisch dazu. Ich bleibe länger als ich eigentlich vor hatte, denn es ist wirklich sehr nett. Benjamin feiert sich selbst und seine Zeit hier, Frank aus MOE tut es ihm gleich. Als die beiden nach der ersten Jägermeister-Runde Zigarren anstecken, wird es langsam Zeit für mich, den Heimweg anzutreten, denn aus Erfahrung weiß ich, wie so etwas enden kann..

45. Tag (Freitag, 7. Oktober)

Um kurz vor sieben geht der Arbeitstag vor Ort los. Christoph nimmt mich mit, mein Auto bleibt daheim. Bei MOE hat Benjamin anlässlich seines Abschieds ein paar Kartons Donuts mitgebracht, und das finde ich sehr gut, sehr fein. Da esse ich doch grad einmal vier, fünf davon. Morgens ist ein Team Meeting mit ALLEN Mitarbeitern von MBUSI (und das sind laut Intranet-Seite um die 4.000) angesetzt, von dem ich akustisch wie optisch leider nicht viel mitbekomme, da ich reichlich knapp dort ankomme und die Halle (ehemaliger Paint Shop, glaube ich) randvoll ist. Im Großen wird viel applaudiert und sich gegenseitig ein "Great Job" attestiert. Am Ende werden noch Tickets für ein "Rolling Stones"-Konzert verlost, wo ich aber kein Glück habe, mein Name wird nicht gezogen - schade. Anschließend gibt es in der Kantine Essen für umsonst, dafür ist die Auswahl reichlich mau und die Portion ziemlich klein. Zum Glück gibt es in MOE noch Donuts, also ab dafür.. Donuts Nummer sechs und sieben verhaften.

Der Nachmittag verliefe nicht groß aufregend, wäre da nicht die Vorfreude auf Destin. Destin, Florida, liegt am Golf von Mexiko, und laut Wetterbericht ist es dort um einiges heißer und schöner (sprich: hochsommerlich) als hier (stark bewölkt, vereinzelt Regenschauer - frühherbstlich). Außerdem ist Destin unser Ziel für dieses Wochenende. Versprochen wird weißer Strand sowie ein strahlend blauer Himmel, und außerdem gibt es ein sehr großes Outlet-Center mit namhaften Herstellern für Textilien (kurz: Destin ist Metzingen, nur am Meer). Um kurz nach drei mache ich Feierabend, um mich auf dem Parkplatz mit den anderen Destin-Fahrern zu treffen. Ich setze mich mit Marc und Roderick in Tobias#2's Auto. Da die Straßenverbindung in den Südosten nicht die beste ist, prognostiziert der Routenplaner uns einer Fahrzeit von über sechs Stunden.

Tatsächlich soll es über fünf Stunden dauern, bis wir am Haus ankommen. Dieses ist einmal mehr ein echter Kracher; Sebastian und Björn haben hier ein "Rundum-Sorglos-Paket" klargemacht. Insgesamt sind wir elf Mann, die sich auf zwei Stockwerken mit drei Schlafzimmern, Swimming Pool und Vollausstattung breit machen. In "alter" Tradition wird das Wasserbecken mit "Arschbombe, Arschbombe"- Forderungen eingeweiht und auch das eine oder andere Bier vernichtet. Für morgen ist Strand, Sand und Sonnenbrand geplant. Und los..

46. Tag (Samstag, 8. Oktober)

Nach dem Aufstehen gehen Marc, Tobias und ich den Strand inspizieren. Gestern Abend war das Wetter noch nicht der Hit, aber ein solcher verspricht der heutige Tag schon morgens zu werden. Das Haus ist ca. 250 Meter vom Strand entfernt, und wir überbrücken diese Distanz auf die europäische Art - zu Fuß. Der Strand ist wie erhofft: weiß, weiß, mann, wie weiß ist dieser Strand. Das Wasser - herrlisch. Die Temperatur - sehr gut. Alles klar, hier wird heute im Laufe des Tages ein Quartier errichtet. Vorher sollte aber etwas gegessen werden.

Zum Frühstück geht es für vier von uns (Marc, Sebastian, Björn und mich) ins "Cracker Barrel", wo wir zunächst einige Zeit auf einen freien Tisch warten müssen. Björn, der mit Nachnamen Ernst heißt, versucht der Tischzuteilerin die korrekte Aussprache seines Nachnamens zu vermitteln. Da er damit scheitert, lässt er sich als "Mister Ernest" vermerken. In der Zwischenzeit durchstöbern wir den Ramschladen, der irgendwie zu diesem Lokal zu gehören scheint. Hier gibt es allerlei sinnloses Zeug zu kaufen, ein paar Dinge davon sind in der Galerie zu besichtigen.

Wir bekommen nach ca. 15 bis 20 Minuten des Wartens unseren Tisch zugeteilt, wo Chris, unsere Bedienung für heute, nicht seinen besten Tag haben soll. Die Bestellung nimmt er aber fehlerfrei auf, und während des Wartens zeigt uns Sebastian "Pullmaus" unsere Grenzen auf, indem er bei einem Solitaire-ähnlichen Spiel am Ende wirklich nur noch einen Pin übrig hat. Das Essen dauert und dauert und ich überlege mir, ob sie die Hühner jetzt erst zum Eier legen animieren müssen oder was der Grund für die Verzögerung ist. Scheinbar muss gut Ding Weile haben, denn als das Essen kommt, ist dieses sehr gut.

Nach dem Frühstück geht es an den Strand, wo die Sonne bereits ordentlich Feuer macht und wir uns regelmäßig ins Meer begeben, um uns abzukühlen. Wir rufen uns die Fanta-Werbung in Erinnerung und rekapitulieren, dass "Bamboocha" eine Redensart ist für: "Iss das Leben mit dem großen Löffel." Momentan schöpfen wir aus dem Vollen, nein, wir schlürfen direkt aus dem Topf des Lebens.. Wir werfen uns den Football im Wasser zu, spielen Fußball am Strand, versuchen uns im Watt-Schlittern oder liegen einfach faul auf der Luftmatratze oder im Liegestuhl und lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Hier könnte man es wirklich länger aushalten.. vielleicht macht aber auch die kurze Dauer, in der wir hier sein werden, jeden Augenblick noch intensiver.

Für Abends wollen wir vier vom Frühstücks-Club auf das an diesem Wochenende stattfindende Seafood-Festival, also verlassen wir irgendwann den Strand. Kurz geduscht, gerichtet und gekämmt, dann fahren wir nach Destin hinein. Diesen Plan hatten ein, zwei Leute außer uns auch noch und wir haben Schwierigkeiten, einen geeigneten Parkplatz zu finden. Wir parken etwas abseits und laufen eben ein Stück. Das Seafood-Festival kostet fünf Euro Eintritt und ist wie ein Krämermarkt mit Freßständen. Nach Fisch ist mir nicht, also esse ich eine komplette gegrillte Truthahn-Keule.. ein Teil, was weit über ein Pfund wiegen muss. Außerdem trinken wir ein, zwei Biers. Die drei anderen essen lieber Meeresfrüchte, und dazu gehören Catfish, Shrimps und Alligator, alles schön frittiert und paniert und dementsprechend vollgefressen sind wir anschließend auch. Bamboocha. Noch in Ruhe alle Stände angeschaut, dann fahren wir wieder zurück zum Haus.

Da meine Barschaft sich ziemlich reduziert hat, gehen Sebastian und ich einkaufen. Das klingt zunächst paradox, jedoch sind Supermärkte ein einfaches Mittel, um an Bargeld zu kommen, da man an den Automaten meist hohe Gebühren bezahlen muss. Man bezahlt einfacher mit der Karte an der Kasse, wählt "Debit" (was so ungefähr EC-Cash entspricht) als Zahlungsart und lässt sich mit dem so genannten "Cash Back" zusätzlich noch Geld ausbezahlen. Und so kaufe ich einen 12er-Packen Coladosen für ca. 4 Dollar und lasse mir zusätzlich noch 50 Dollar ausbezahlen. Cash in the Dash, was für ein Land.

Für die Abendunterhaltung soll es in einen Club gehen (Namen vergessen). Da mein Rücken seit dem späten Nachmittag wieder wahnsinnig schmerzt (schöner Scheiß, das kann ich jetzt überhaupt nicht brauchen), biete ich mich als Fahrer an, denn nach Alkohol ist mir überhaupt nicht. Zunächst gibt es an der Türe die erwarteten Schwierigkeiten, denn in Florida benötigt man (anders als in Alabama) einen Reisepass als Altersnachweis, deutsche Führerscheine werden eigentlich nicht akzeptiert. Die Aussicht auf insgesamt 100 Dollar Eintritt plus Getränkeumsatz lässt die Türsteher jedoch ihre Vorgaben ausnahmsweise abändern. Der Schuppen ist ziemlich groß, und mit den 10 Dollar Eintritt pro Person kommt man noch in einen zweiten Laden hinein, der außerhalb liegt. Nach einer Weile wird dieser sogar angesteuert, wo zunächst eine Live-Band spielt und wir so gegen zwei, drei Uhr morgens, als die Band fertig ist, ein wenig vom Glauben abfallen. Es kommt wieder Musik vom DJ und eine Handvoll Mädels entert zunächst die Theke, später die Bühne, um eine Performance aus Table Dance, Gogo und Lesben-Show abzuziehen. Das steht irgendwie total im krassen Gegensatz zum sonst so prüden Amerika, aber man ahnt, dass die Mädels zumindest zum Teil Angestellte der Disko sind, um die Stimmung anzuheizen. Wir bleiben noch eine Weile, dann ist wieder Rückkehr angesagt, denn morgens müssen wir früh raus.

47. Tag (Sonntag, 9. Oktober)

Um zehn muss das Haus geräumt sein, also ist die Nacht schon wieder viel zu kurz. Wir räumen auf, aus und ein und fahren um kurz nach zehn los. Die Gruppe wird nach Interessen und persönlichen Präferenzen in "Zunächst-Strand-Geher" und "Zunächst-Einkaufen-Geher" gesplittet. Bei letzteren reihe ich mich ein, denn Strand, Sand und Sonnenbrand hatte ich gestern genug. Am Anfang der Shopping Tour steht der Nike-Store, der zwar ganz nett, aber insgesamt am Ende gerne etwas imposanter hätte sein dürfen. Außer einem zitrusgelben T-Shirt (7 Dollar) und einem gelb-orangen Trainingsshirt (20 Dollar) gibt es nur noch zwei Lance-Armstrong-Armbänder, das wars.

Nach einiger Zeit melden sich unsere Mägen: auf zum Frühstück, das wir heute im "Waffle House" einnehmen. Ein wirklich sehr lecker Frühstück und einmal mehr schwirrt "Bamboocha" in unseren Köpfen herum, denn die Waffeln sind sehr gut, auch Eier und Speck kriegen die dort sehr gut hin. Die Shopping Tour geht weiter mit Reebok, Hilfiger und Gap, welche samt und sonders keinen Cent von mir zu Gesicht bekommen, da mir das angebotene Sortiment nicht so zusagt. Ganz anders der Timberland-Outlet, wo ich mir gleich zwei Kapuzenpullis rauslasse. Bei 25 Dollar pro Stück kann man das auch schon mal machen. Die Tour geht weiter zu Ralph Lauren, Calvin Klein usw., Geld gebe ich aber keines mehr aus. Um halb vier mittags sind wir komplett fertig und beschließen, nachdem wir so gut wie alles gesehen haben, wieder nach Tuscaloosa zu fahren.

Die Fahrt zieht und zieht sich, wir sind mit Jörgs Chrysler unterwegs. Dieser war bereits gestern der Auslöser für einige Lacher, denn die Hupe klemmt und bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit fing das Teil an, zu hupen. Also die Sicherung raus, nur funktionieren jetzt auch die Rückscheinwerfer sowie die Tachobeleuchtung nicht mehr, was insbesondere nachts nicht so geschickt ist.. man bekommt das jedoch in den Griff. Ich fahre bis kurz nach Birmingham, das sind insgesamt so um die vier Stunden. Dort wird Wendy's aufgesucht - hier gibt es nicht nur Chlor-Cola, sondern auch unserer Ansicht nach das beste Essen. Ich bekomme für ungefähr 6,50 Dollar einen Chickenburger, Cesar Salat, Pommes und eine kleine Portion Chili, wovon ich pappsatt werde. Die restliche Zeit klemmt Björn sich hinters Lenkrad und um halb neun bin ich wieder daheim.

48. Tag (Montag, 10. Oktober)

Montag, was bist du so früh.. das übliche halt. Raus aus den Federn, ab zur Arbeit. Dort ist ein ganz normaler Tag mit viel Berichte Aufhängen und auch ein wenig Programmieren.

Daheim lasse ich mir mal einen Ebay-USA-Account raus - kann nicht schaden. Ich surfe mich ein wenig durch die amerikanische Artikel-Vielfalt, dann meldet sich Christoph, dass ich mich ab halb acht zum Wings essen gehen bereit halten soll. Alles klar, so wird's gemacht.

Um kurz nach acht sind wir im "Buffalo's" zum Wings essen. Das gestaltet sich jedoch leichter gesagt als getan. Wir sind zu siebt, und das Personal ist unterbesetzt, keine Tische frei, bla bla.. auf deutsch: geht doch bitte wieder. Nö. Wir warten lieber die halbe Stunde, trinken zwei Pitcher, bis Daniel nochmals anfragt, wies denn jetzt so aussieht. Es sind mittlerweile insgesamt vier Tische frei, da müsste doch was gehen. Öhm, kacke, ja, da hinten - alles klar. So sitzen wir um halb neun immerhin schon einmal. Bislang war es immer so, dass binnen zwei Minuten jemand zum Bestellung aufnehmen da war. Heute nicht (war ja klar). Wir warten und warten und denken schon, dass man uns über die 9 Uhr hinaus hinhalten will, dann gilt das Angebot nämlich nicht mehr und man bezahlt über das Doppelte. Um fünf vor neun werden wir aber erlöst: die Bedienung, ein Mädel Marke lustiges Dummchen mit noch lustigeren Sprüchen nimmt unsere Bestellung auf.. das End vom Lied: wir bekommen um halb zehn unser Essen, welches wir ruckzuck inhalieren, und bis wir bezahlt haben, ist es kurz nach zehn. Es macht sich der Eindruck breit, dass wir heute irgendetwas falsch gemacht haben. Bis nächste Woche wissen wir vielleicht auch, was.

49. Tag (Dienstag, 11. Oktober)

Heute bin "erst" um kurz vor halb acht am Start, aber das reicht auch noch dicke aus. Um acht hängen die obligatorischen Berichte und ich mache mich wieder an meine Scripte. Verschiedentlich wird mir unterstellt, ich wäre hier im Urlaub - au contraire, mon fraire: bei MBUSI gibt es die gute alte 40-Stunden-Woche, zudem mache ich zwischen zwei Montagen im Schnitt so um die zwei bis drei Überstunden (das nicht wild, aber es reicht). Mittags machen wir beim Essen einen Termin für die Auslosung der Paarungen für die "Stone Creek Open" aus, nämlich am Donnerstag. Bis jetzt sind wir 13 Teilnehmer und ich hoffe, dass sich vielleicht noch einer oder zwei zusätzlich anmelden, dann gäbe es weniger Freilose.

Um kurz vor vier bin ich einmal mehr mit meinem Latein am Ende, und Kevin, der mir helfen könnte, ist in einer Schulung. Also überlege ich, vorzeitig Feierabend zu machen, doch da kommt Jochen und meint, eine Abteilungs-"M-Klasse" sei "verschwunden". Jemand hat sie sich wohl ausgeliehen und jetzt steht sie irgendwo auf dem (ziemlich großen Gelände) herum und keiner findet sie mehr. Das ist doch mal eine Abwechslung, also kralle ich mir den Schlüssel und suche einen blauen 500er. Nach ca. 20 Minuten des Suchens finde ich ihn sogar. Kaum eingestiegen, gehen die Mundwinkel augenblicklich nach oben: was für ein krasses Teil!! Als ich kurz aufs Gas trete, stellt sich zudem noch ein wohliges Gefühl in der Magengegend ein - so ein 500er, das wär's halt. Werde mal versuchen, ein solches Gerät für ein Wochenende auszuleihen (wenngleich das offiziell nicht mehr gemacht wird, da Praktikanten eine unverhältnismäßig hohe Unfallquote hatten).

Ich verabrede mich mit Jörg für sieben Uhr zu einem Vorbereitungsspiel auf dem Center Court. Um halb acht fangen wir dann auch schon an.. was eigentlich als lockere Einheit geplant ist, entwickelt sich zu einem sehr engen (aber nicht besonders guten) Spiel. Am Ende habe ich nach sage und schreibe zweieinhalb Stunden mit 6:7 (12:14), 7:5 und 6:4 die Nase knapp vorne. Weder Jörg noch ich können anschließend noch gescheit gehen oder uns sonst wie bewegen. Ich gehe heim Duschen und nur noch ins Bett. Ich komme seit zwei Tagen nicht mehr ins Internet, also kann ich momentan die Seite nicht aktualisieren.

50. Tag (Mittwoch, 12. Oktober)

Ein kleines Jubiläum - heute ist mein 50ster Tag in den Staaten. Diese vergingen für mich hier wie in Windeseile und es ist nicht abzusehen, dass mir in diesem Jahr noch groß langweilig wird. Bis Weihnachten sind nämlich Touren nach Chicago (Ende November) und Nashville (Anfang Dezember) bereits mindestens zur Hälfte geplant, Memphis und eventuell Atlanta stehen zudem noch im Raum. Für kurzweilige Unterhaltung sollte also gesorgt sein.

Heute morgen komme ich endlich wieder ins Netz, also lade ich noch das Update der letzten drei oder vier Tage hoch. Dadurch bin ich zwar etwas spät dran, aber es soll am Ende noch reichen. Vor dem Eingang zur Firmenhalle sehe ich heute insgesamt 33 Wildgänse auf der Wiese herumlaufen, ein toller Anblick - ein Hamster bzw. ein gewisser Nils aus Schweden sind jedoch nicht zu entdecken, auch Amy scheint heute frei zu haben. Eine Wildgans müsste man sein, dann könnte man schwimmen, tauchen und fliegen.. und würde vermutlich in der Suppe enden. Vielleicht ist Wildgans zu sein doch nicht so toll.

Ich schließe zwei weitere Projekte wieder zu 95% ab. Supervisor Jochen hat beide soweit abgenickt, jetzt geht es nur noch um Feinheiten, die ich nebenher noch ändern kann. Mittags habe ich zur Essenszeit tatsächlich Lust auf Taco Salat, also wird dieser gekauft. Heute Abend ist in Birmingham ein Vorbereitungsspiel zwischen Atlanta und Charlotte, da gehen viele von den Praktis hin. Da mich das Spiel nicht besonders reizt, gehe ich lieber zum Fußball. Dort ist es heute etwas seltsam, das Niveau ist nicht allzu hoch - was an dem hohen Mexikaner-Anteil heute liegen könnte. Der Mexikaner an sich hat, so glaube ich, von Haus aus das Kicken erst mal nicht erfunden.

Danach sitze ich wieder dran und update die Seite. Eigentlich habe ich schon seit einiger Zeit vor, das Tagebuch dahingehend zu überarbeiten, dass man nicht ständig bis nach unten scrollen muss. Das bedeutet aber einigen Aufwand, und den scheue ich momentan ein wenig. Ich schiebe es lieber einmal bis zum Wochenende, dann habe ich vielleicht die Muse dazu.

51. Tag (Donnerstag, 13. Oktober)

Auf der Arbeit gehe ich morgens zur hauseigenen Filiale der "Alabama Credit Union", weil die "Social Security Number", die ich beim Beantragen des Online-Bankings angegeben habe, nicht mit der im System übereinstimmt. Kann sie auch nicht, schließlich hatte ich beim Beantragen des Kontos ja auch keine "SSN". Ich hoffe, die Sache ist jetzt geklärt und jemand schickt mir nen Brief mit den Zugangsdaten.

Ferner schlage ich mich mit Verzeichniswechseln und dem Öffnen von Subverzeichnissen herum. Und natürlich tuts nicht. Dann wechsel ich eben das Projekt und beginne, eine Präsentation über das abteilungseigene Intranet zu erstellen. Um Viertel nach vier ist aber auch das genug gearbeitet und ich mache Feierabend.

Heute Abend ist bei Jörg groß Grillen angesagt. Bei dieser Gelegenheit wollen wir die Erstrundenpaarungen für die "Stone Creek Open" (mit insgesamt 15 Spielern) auslosen. Da das Leistungsgefälle doch recht stark ist, werden wir einige Spieler setzen und die anderen nach Anfängern und Fortgeschrittenen vorsortieren. Als Herr der Listen habe ich natürlich schon lange einen Spielplan angefertigt..

Auf dem Weg heim halte ich beim Vin Diesel-Supermarkt, um etwas Salatgemüse zu kaufen. Für zwei Gurken, die etwa so groß sind wie eine einzelne in Deutschland erhältliche sowie für vier Tomaten bezahle ich vier Dollar. Ist das viel? Antwort: nein. Denn ohne Kundenkarte wären es 8,50 Dollar gewesen. In Amerika legt man nicht so viel Wert auf Agrarwirtschaft.

Viola hat heute Geburtstag, und so feiern wir diesen. Jörg hat Viola zu Ehren eine Schokoladentorte gekauft, was sie sehr rührt. Der Kuchen hat pro Stück ungefähr 2.750 Kalorien und so schmeckt er auch. Wahnsinn, wie viel Zucker in einen Kuchen reinpasst.

52. Tag (Freitag, 14. Oktober)

Auf der Arbeit gibt es heute einmal eine willkommene, nicht mit meinem Studienziel vereinbare, Abwechslung im Tätigkeitsfeld: Autos verschieben. Grob gesprochen: Fast fertige Autos sind so auf dem Firmengelände zu rangieren, dass die ToDo!s möglichst leicht und geschickt vollzogen werden können. Mit mir ist Daniel#2 am Start. Das Wetter ist zum Glück traumhaft, sodass die ganze Aktion sehr angenehm verläuft. Mark, den wir heute kennenlernen, sagt uns, welche Autos wo hin müssen (meistens müssen sie in eine bestimmte Reihe einsortiert werden) und wir machen das dann. Um vier ist mein Gehirn von der Dauersonne einigermaßen weichgekocht, also gehe ich lieber mal ins Wochenende.

Heute Abend feiert Carl seinen Geburtstag, vorher muss ich mich jedoch dringend hinlegen. Als ich wieder aufwache, ist es bereits nach neun, die Party sollte um acht beginnen. Da bin ich ja mal früh dran, aber bevor ich das Haus verlasse, koche ich mir noch ein paar Spaghetti mit Tomatensoße und stelle mich unter die Dusche. Als ich dann bei Carl aufschlage, ist es bereits elf. Keine Ahnung, wo die zwei Stunden geblieben sind. Die Party ist im vollen Gange, wie ich beim Verlassen von #816 bereits höre. Alles in allem wird in den nächsten Stunden das eine oder andere Bier getrunken, Foto geschossen und Gespräch geführt. Gegen halb drei gehe ich leicht angeschlagen wieder heim.

53. Tag (Samstag, 15. Oktober)

Schalke 04 gegen FC Bayern München. Ein wichtiges Spiel, ein großes Spiel - ganz gewiss. Dennoch frage ich mich selbst, welcher Teufel mich reitet, als ich um 8:15 bei Marc in #406 anklopfe, um mir das Spiel im Internet anzusehen - um halb neun morgens, an einem Samstag! Gehts noch?

Als das Spiel aus ist, gehe ich direkt wieder zurück ins Bett. Mittlerweile jedoch versucht mein Kreislauf mit Gewalt, wieder in Schwung zu kommen und mir mitzuteilen, dass eines von den Bieren gestern leicht schlecht gewesen sein muß. Das passt mir jetzt gar nicht, denn ich bin hundemüde und will eigentlich nur noch schlafen. Das klappt aber überhaupt nicht, weil jetzt die Sonne auch wieder ins Zimmer reinknallt und meine Jalousien maximal die Hälfte davon abhalten. Also doch aufstehen, duschen und Wäsche waschen. Und das mit dem Schlafen gegen später nochmals versuchen.

Ich bastele ferner lange Zeit am Tagebuch herum. Für die, die sich mit der Technik etwas auskennen: Arcor bietet keine PHP-Unterstützung, also habe ich alles auf Pytalhost geladen. In Zukunft sollen standardmäßig immer die letzten sieben Tage im Tagebuch erscheinen, und dazu benötige ich PHP. Momentan sieht nur das Layout leicht verändert aus, das wird sich aber die nächsten Tage (hoffentlich) noch entsprechend ändern.

Um drei mittags findet das erste Spiel der Stone Creek Open statt. Michael fragte mich, ob ich den Schiedsrichter machen könne, und so stehe ich um drei aufen Platz, um Zeuge seines Untergangs gegen Expat Michal zu werden. Für die, die es interessiert, der Spielplan dazu befindet sich hier (öffnet sich in neuem Fenster). Warnung: die Datei ist mehrere hundert Kilo groß (ich war zu faul zum komprimieren), also müsst ihr mit entsprechenden Wartezeiten rechnen.

Nach dem Spiel bastel ich weiter am Aussehen des neuen Tagebuchs, bis wir abends zu einem All-you-can-eat-Chinesen gehen. Richtig, da war doch was. Und tatsächlich wird es mir nach Hühnchen Barbecue, Hühnchen süß, Hühnchen süß-sauer, Hühnchen frittiert und Hühnchen am Spieß wieder so richtig schlecht. Auf dem Weg zu den Restrooms werfe ich zu meinem nachträglichen Bedauern einen Blick durch die Küchentür, welcher meinem Zustand nicht unbedingt zuträglich ist - ach Du scheiße, siehts da aus.

Die anderen wollen ins German House zum Oktoberfest, ich eigentlich auch. Nur mein Magen rebelliert entschieden dagegen, ich muss mich zuerst hinlegen. Ich mache mit den anderen aus, später nachzukommen, sollte es mir dann besser gehen. Dies soll jedoch nicht der Fall sein, denn ich habe bis nachts um ca. halb zwei noch jede Menge kurzweil, die hier nicht näher erläutert werden soll.. mein Fazit des Tages lautet: NIE WIEDER CHINESISCH!!

54. Tag (Sonntag, 16. Oktober)

Mein Magen hat sich weitgehend wieder beruhigt, jetzt meldet sich der Rücken wieder leicht. Dies ist aber lange nicht so schlimm wie die letzte Nacht, deshalb machen mir die Verspannungen im Rückgrad nicht so viel aus. Gestern nicht auf dem Oktoberfest gewesen zu sein nervt mich dagegen schon ein wenig an. Bin gespannt, wie es dort wohl so war.

Dem geneigten Leser wird aufgefallen sein, dass das Tagebuch nun mit dem neuesten Eintrag oben aufgelistet ist. Das dürfte den Lesekomfort hoffentlich ein wenig verbessern (ich hatte mehrere E-Mails, in denen sich darüber beschwert wurde, dass man immer so weit nach unten scrollen müsse, um die neuesten Einträge zu bekommen - das ist nun nicht mehr der Fall).

Was der Tag noch so bringt: morgens möchte ich gerne das Spiel Köln gegen Hannover im Internet sehen. Zuerst bekomme ich ca. 20 Sekunden lang ein gutes Bild - und das wars dann. Schließlich stehe ich Mitte der zweiten Halbzeit wieder komplett ohne jegliche Internet-Verbindung da, da könntst doch auf der Sau zur Tür raus. Gelegentlich habe ich für wenige Sekunden Verbindung und muss lesen, dass der FC sich heute so richtig abwatschen lässt - Stimmung sinkt noch weiter. Alles in allem bin ich ziemlich angefressen bis sehr stinkig, und so gebe ich das Projekt "Internet" kurzfristig mit nem Riesen-Hals auf.

Am Pool, den ich aufsuche, ist mir die Sonne zu hell. Also bleibe ich da auch nicht lange.

Siehe da, das Internet tut wieder - ungefähr fünf Stunden zu spät. HASS! Ich wurschtel wieder ein wenig vor mich hin, dann beschließe ich, dass ich heute noch nichts gegessen habe (ist ja auch erst sechs abends), und so will ich was zum Essen einkaufen - bleibe aber bei Jörg in #406 hängen, und esse dort zu Abend. Sehr fein. Insgesamt war der Tag heute eher fürn.., aber solche Tage gibt es wohl sogar im großartigsten Land der Welt.

55. Tag (Montag, 17. Oktober)

Eigentlich soll ich Christoph mitnehmen, jedoch verpenne ich mal akkurat, weil ich vergessen habe, meinen Wecker einzuschalten. So fängt die Woche ja gut an. Ich kann jedoch froh sein, dass Christoph mich mit seinem Anruf "öhm, ich fahr dann jetzt halt doch selbst, macht aber nix" geweckt hat, sonst hätts übel enden können.

Nach der Arbeit wollen Julian und ich unser Erstrunden-Match austragen, der Platz ist aber von vier Jugo's belegt (dieses "dri pjes di materjye" kenne ich doch irgendwo her). Die Kumpels wohnen zwar nicht in Stone Creek, wir verzichten dennoch darauf, die Sheriffs zu informieren und sie rechtmäßig vom Platz zu verweisen - nachher hast du keine Reifen mehr am Auto. Also wird unser Match auf Mittwoch verschoben.

Für abends will ich eigentlich ganz gerne ins Buffalo's zum Wings essen, jedoch klappt das nicht. Dann halt nicht, koch ich mir so gegen halb neun eine Suppe und verbrühe mir prompt die Zunge damit. Also gehe ich lieber doch früh ins Bett, sonst erwürge ich mich am Ende noch mit dem Dosenöffner. Ach ja, das Internet spinnt mal wieder.

56. Tag (Dienstag, 18. Oktober)

Von der Arbeit gibt es nichts Neues oder irgendwie Wichtiges zu berichten. Mittags soll ich einmal mehr ein Auto finden, das Verschütt gegangen ist. Also mache ich mich auf zum Suchen - und einmal mehr finde ich es im Fingerschnippen. Ich sollte Auto-Detektiv werden..

Heute ist wieder Paycheck-Tag, heißt, es fließt wieder Geld wie ein warmer Regen aufs Konto. Mit jeder Menge Kohle ausgestattet, suche ich in folgender Reihenfolge auf: Alabama Power (wo ich meinen Strom noch nicht bezahlen darf), Publix Super Market (Salami!! Wahnsinn!! Hier gibt es Salami!!), WalMart (noch ne Hose und Kleiderbügel gekauft), T-Mobile Shop (wo Ellis mir freundlicherweise wieder ein paar Minuten fürs Handy verkauft) und schließlich FoodWorld (wo ich es mit den Lebensmitteln ein wenig übertreibe). Insgesamt lasse ich so um die 150 Dollar liegen.. dafür habe ich jetzt Essen bis Dezember.

57. Tag (Mittwoch, 19. Oktober)

Zum Frühstück auf der Arbeit bastel ich mir ein lekker Vollkornseele (erstanden bei Publix - da gibts allerhand lekker Sachen), belegt mit Salat, Tomate, Käse, Ketchup und Salami (Salami!! Wahnsinn!!). Und sie schmeckt sehr gut, dabei ist sie obendrein auch noch sehr üppig. Wow - mal wieder so etwas wie ein gescheites Vesper. Als ich das Monster endlich vernichtet habe, ist es auch schon wieder Zeit zum Essen gehen. Zum Glück habe ich gestern nicht meine Casino-Karte verloren, sonst müsste ich meinen Taco Salat heute auch noch bar bezahlen. Und das wäre sehr blöd, denn mit Karte spart man unterm Strich 10% (wenn man den Auflade-Trick kennt). Naja, muss ich mir halt bei Gelegenheit eine neue Karte rauslassen, da hilft alles nix. Ich habe zwar eine Nachricht auf die Karte geschrieben, wohin sie zurück zu bringen ist (wenn sie von jemand gefunden werden sollte), jedoch wird das wohl erst dann passieren, wenn das Guthaben aufgebraucht ist. Zum Glück waren nur 6 Dollars drauf.

Mittags um eins startet bei MOE eine große Tischrück-Aktion. Es sollen neue Plätze geschaffen werden - zum Glück liegt mein Schreibtisch leicht außerhalb von MOE (getrennt durch einen ca. 5x5 Meter breiten Korridor an der Seite, in dem aber Melissa sitzt), dann muss ich selbst wenigstens nicht schon wieder umziehen. Die gesamte Aktion dauert bis um kurz vor vier, und als es soweit ist, mache ich doch lieber gleich mal einen Abflug.

Heute ist mein Erstrundenmatch gegen Julian. Julian ist von der Technik her deutlich besser, und die Bälle haben auch mehr Wucht als bei mir - schlechte Vorzeichen also. Erwartungsgemäß geht der erste Satz (wenn auch erstaunlich knapp) mit 6:4 an ihn. Beim Stand von 4:1 gegen mich im zweiten Satz meine ich zu Marc, der zwischenzeitlich zum Zuschauen gekommen ist, dass ich langsam ein kleines Wunder benötige, wenn ich hier noch was reißen will. Und siehe da, ich drehe das Spiel nochmals und habe nach vier Punkten in Serie beim Stand von 5:4 gar zwei Satzbälle. Diese werden von Julian aber erst mal trocken abgewehrt. Schließlich entscheidet der Tie-Break den Satz mit 7:5 zu meinen Gunsten - es gibt einen Entscheidungssatz, sehr zum Unmut von Marc und Viola, die anschließend ihre Partie austragen wollen und jetzt nochmals warten müssen. Überhaupt ist die gesamte Partie reichlich offen - kaum ist mal ein kleines Polster herausgespielt, ist es auch schon wieder fort. Am Ende schlage ich Julian tatsächlich noch mit 6:4 im Dritten und gewinne somit äußerst glücklich das Match - ich hätte aber auch sang- und klanglos untergehen können, vielleicht sogar müssen.

58. Tag (Donnerstag, 20. Oktober)

Zum zweiten Mal in dieser Woche verschlafe ich meinen Wecker, bin jedoch um 7.40 Uhr noch weitaus rechtzeitig im Büro. Dennoch gibt mir das ganze ein wenig zu denken, schließlich hatte ich die gesamten letzten Wochen nie Schwierigkeiten, so um sieben bei MBUSI aufzuschlagen. Mittlerweile sitzen auch regelmäßig zwei weitere Leute an meinem Vierertisch, den ich bislang ganz für mich alleine hatte. Ist aber alles in allem ganz nett, nur hat man jetzt weniger Ruhe.

Beim Mittagessen kommt in letzter Zeit immer wieder Daniel#2's Frage nach dem "Wegfahr-Trick" auf, den Jörg hier patentiert hat. Daniel#2 ist der einzige von uns, der ihn noch nicht kennt (er soll hier auch nicht näher erläutert werden, da Daniel sonst so eventuell Wind davon bekommt). Sobald dieser aufgeklärt ist, werde ich versuchen, ihn in Wikipedia.org als Artikel einzustellen - wollen hoffen, dass er auch drin bleibt, da er eigentlich nicht von breiterem Interesse ist.. außerdem wurden in den acht Wochen, die ich jetzt hier bin, noch einige weitere nennenswerte Tricks definiert, die alle zu gegebener Zeit erklärt bzw. aufgeklärt werden sollen, wie zum Beispiel der Pommes-Trick, der Ampel-Trick, der Karten-Trick der Salat-Trick oder gar der Bestell-Trick.. - ja, wir haben hier alle einen gewaltigen Dachschaden, und es wird mit der Zeit eher schlimmer denn besser. Dafür ist für ausreichend Lacher jederzeit gesorgt.

Abends findet dann noch DIE Erstrundenpartie der Stone Creek Open überhaupt statt: Daniel (#2) 'der bayrische Vorschlaghammer' Ruf gegen Christoph 'ganz großes Tennis' Stillbauer, welches Chris am Ende mit 7:5 und 6:2 für sich entscheiden soll. Was sind wir am lachen - unglaublich. Jeder Ball, der seinen Weg bestimmungsgemäß auf die andere Seite findet, wird gefeiert wie eine Gehaltserhöhung an einem Geburtstag zu Silvester. Leider ist das Spiel viel zu schnell vorüber, wir Zuschauer hätten gerne noch einen dritten Satz gesehen.

59. Tag (Freitag, 21. Oktober)

Von der Arbeit gibt es nicht viel zu berichten. Morgens gehe ich mit Jörg und Daniel#3 im Plant frühstücken. Zum Glück haben die E4s und Jochen kein Frühstück fürs Teammeeting mitgebracht (von dem ich nichts wusste), sonst wäre das erste Frühstück ja für die Katz gewesen. Zum Glück taucht auch meine Essenskarte nicht heute wieder auf, nachdem ich mir gestern eine neue rausgelassen habe. What shell's - jetzt kann ich wieder eine verlieren und habe immer noch eine. Überraschend: nicht ein Cent fehlt.

Mittags bestelle ich nebenher online die Tickets für das NHL Eishockey-Spiel "Nashville Predators" gegen "Philadelphia Flyers" am 3. Dezember, und zwar einmal vier und einmal fünf Karten (die nur durch eine Reihe von einander getrennt sind) zum Preis von 36 Dollar incl. allem pro Stück. Die zweiten vier erhalte ich als E-Mail-Anhang mitgeschickt (sind zum Ausdrucken), die restlichen fünf soll ich erst am Sonntag erhalten. Der Eischockey-Besuch soll ein zentraler Punkt am ersten Dezember-Wochenende in Nashville sein.

Heute ist ein Päckchen in der Post - da habe ich doch glatt zwei neue Servietten geschickt bekommen, und was für tolle. Ich freue mich unheimlich darüber und muss kurz lachen - das Porto ist teurer als der materielle Inhalt. Ideell sind die zwei Schätze für mich unbezahlbar (wers nicht versteht, der soll den nächsten nehmen).

Abends geht es auf den Strip in Tuscaloosa, welcher komplett für Autos gesperrt ist. Und da er abgesperrt ist, ist ein Zaun drumherum. Und da ein Zaun drumherum ist, ist es jetzt gestattet, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken (die spinnen, die Amis). Da ich der Fahrer bin, fällt das für mich jedoch aus. Ab elf wird kein Alkohol mehr ausgeschenkt, ab zwölf wird die Straße von der Polizei geräumt, damit die Reinigungsfahrzeuge durch können. Wir fahren (zu siebt in meinem Jeep - zwei Leute müssen in den Kofferraum) zum "4th and 23rd", auf das ich aber keine Lust habe. Es ist halb eins, ich fahre lieber heim - morgen soll es früh nach Atlanta gehen.

60. Tag (Samstag, 22. Oktober)

Wir fahren um kurz nach acht Uhr morgens nach Atlanta los. Wir, das sind Julian, Marc und ich. Nach ungefähr drei Stunden Fahrt kommen wir in der als eine der unsichersten Städte Amerikas geltenden Metropole Atlanta an. Wir steuern direkt das "Travelodge" an, wo Ben, der Portier, uns ein Doppelzimmer plus Extrabett für umgerechnet 40 Dollar pro Nase anbietet. Außerdem betont er mehrfach, dass wir ihn terne tippen dürften und nach dem zweiten, dritten Hinweis darauf lassen wir ein paar Scheine springen, was ihn sehr freut. Soweit, so gut, jedoch ist das Zimmer erst in einer halben Stunde beziehbar. Uns egal, wir haben ohnehin noch nicht gefrühstückt und ziehen erst einmal los.

Man muss in Atlanta schon ein wenig aufpassen, wann man sich wo bewegt. Wir durchkreuzen ein paar Gebiete, die in der Tat sehr kriminell anmuten, werden jedoch weitgehend in Ruhe gelassen. Ab und zu haut uns jemand um einen Dollar an, jedoch bleiben unsere Mienen finster und die Geldbeutel geschlossen. Man hat teilweise dennoch ein mulmiges Gefühl. Man sieht Leute (vorwiegend Scharze - deren Anteil beträgt in Atlanta ungewohnte 67%, in einigen Vierteln weit über 90%) scheinbar sinnlos an Häuserwänden stehen und scheinbar nur darauf zu warten, auf wildfremde Leute loszugehen - wie gesagt, von uns wollen sie nichts. Zum Frühstück bzw. Mittagessen, denn mittlerweile ist es zwölf, gehen wir in ein "Kentucky Fried Chicken", was sehr lecker ist.

Anschließend wird gleich der Olympiapark, der ein wenig mickrig anmutet, aufgesucht. Der Park soll so eine Art Denkmal der Spiele 1996 sein, ist ganz nett aufgemacht, aber halt sehr klein - nicht gerade olympisch, irgendwie. Auf mehreren Säulen sind die Gewinner eingemeißelt, und so suche und finde ich Franzi, die immerhin einmal Silber geholt zu haben scheint. Später geht es weiter in das "Coca Cola"-Museum. Mir als Cola-Süchtigem par fatalence schwant Übles, denn im Untergeschoss ist ein sehr großer Merchandise-Shop und ich fürchte um das Guthaben auf meiner Kreditkarte. Insgesamt ist das Museum ganz nett, aber kein richtiger Kracher (ich würde sagen: eingeschränkt empfehlenswert). Es fehlt der gewisse Pep, auch wenn ich nicht weiß, was man anderes in so einem Museum groß ausstellen könnte. An Geld lasse ich nur knapp sechs Dollar für ein Mousepad und drei Bleistifte liegen, alles andere sagt mir auf den zweiten Blick gar nicht zu.

Das "CNN Center" ist ebenfalls im gleichen Viertel (irgendwie ist alles Wichtige innerhalb von einer bis maximal zwei Meilen Fußweg bequem erreichbar, sodass wir das Auto die ganze Zeit über stehen lassen können), diesem statten wir einen ersten Besuch ab. Da es jedoch schon nach fünf ist, werden heute keine Touren mehr angeboten, also muss das auf morgen vertagt werden. Im Foyer des Centers ist anläßlich des Eishockey-Spiels Atlanta gegen New Jersey ein Hockeyfeld für Kinder aufgebaut - sehr nett. Leider sehe ich niemanden mit Tickets wedeln, so werde ich das Spiel nicht ansehen. Sehr praktisch: die "Philips Arena", Heimat der "Atlanta Thrashers", ist mit dem "CNN Center" durch eine Art Tunnel verbunden.

Auf dem Weg zurück ins Hotel machen wir Stop im "Hooters". Im Gegensatz zu Tuscaloosa ist es hier in Atlanta wesentlich angenehmer und ziemlich gut. Dies liegt zum einen an den Bedienungen, die nicht mehr anhaben als bereits gesehen, aber irgendwie nicht so gekünstelt wirken, und auch die Klientel ist wesentlich entspannter (von fetten Endvierzigern Marke Schmutzgriffel ist nichts zu sehen, dafür sind in unserem Bereich sogar mehr weibliche als männliche Gäste). Wir trinken insgesamt drei Pitcher "Bud" und schauen auf einem der vielen Fernseher das Spiel der "Crimson Tide" an. Und das auch noch genau zum richtigen Zeitpunkt, denn in den letzten zehn Minuten des Spiels soll Quarterback Brodie Croyle mit einem Wahnsinns-Pass das Spiel entscheiden, denn durch das resultierende First Down ist Alabama in Fieldgoal-Reichweite und erzielt 18 Sekunden vor Schluss die entscheidenden drei Punkte.

Wir fragen Kenisha, unsere Bedienung, wo wir abends am Ort gut fortgehen können und bekommen das Viertel "Buckhead" von ihr als Tip (und sie von uns ein paar Dollars Tip). Bevor wir uns ein Taxi dorthin nehmen, wackeln wir aber zuerst noch zurück ins Hotel, kurz ausspannen und Duschen. Das ist auch die Zeit, Sven anzurufen und eines meiner letzten Telefonate mit meinem Handy zu führen, doch dazu später mehr. Sven ist leicht unpässlich ob der Tatsache, dass ich ihn nachts um zwei aus dem Bett klingle, aber da musste er bereits ein paar Mal durch und er schafft es auch diesmal wieder. Julian hat ein paar Biers von daheim mitgebracht, die leider von der Fahrt etwas warm geworden sind. Kein Problem, draußen steht ein Eis-Automat. Beim Befüllen der Kühlbox spricht mich ein älterer Schwarzer an, der vor "Wilma" geflohen ist. Er hat kein Geld für Essen und hätte gerne von mir welches. Ich habe aber keines dabei, biete ihm aber ein Bier an - welches er dankend annimmt.

Mit dem "Buckhead" landen wir schließlich, angelockt durch freien Eintritt und zwei Gratis-Shots, in einem Laden, in dem es jede Menge Bier gibt. Ich habe keine Idee mehr, wie das passieren konnte, jedenfalls bin ich ein paar Stunden Eskalation so besuff, dass ich kaum noch geradeaus kucken kann. Während Julian und Marc sich gegen Ende des Abends in einem Diner nebenan einen Imbiss einwerfen, mache ich auf der Toilette das Gegenteil. Jedenfalls gehts jetzt wieder, aber ich trinke lieber nichts mehr. Auf dem Weg heim lasse ich mein Handy dann noch im Taxi liegen - scheiße nocheins (es soll auch nicht mehr auftauchen - da wird sich Ellis vom T-Mobile-Laden vermutlich freuen).

61. Tag (Sonntag, 23. Oktober)

Nach ungefähr vier Stunden Schlaf geht der neue Tag los. Bis auf einigen Schwindel geht es mir eigentlich erstaunlich gut. Aufgestanden und zunächst in das "Sundial" gegangen (ist ein Restaurant mit Bar im 72. Stock - wir versprechen uns eine Wahnsinns-Aussicht davon). Essen oder Trinken wollen wir nichts, sondern nur ein paar Bilder schießen. Beim Hochfahren im Fahrstuhl, aus dem man nach draußen rausschauen kann, wird mir erstmals reichlich mulmig in der Magengegend, aber noch gehts. Die Hoffnungen sollen sich als berechtigt erweisen, denn man sieht wirklich ganz Atlanta. Wir laufen einmal rundherum und knipsen, was das Zeugs hält. Sehr geil.

Zum Frühstücken wird weiter ins "CNN-Center" gelaufen, und durch die Bewegung an der frischen Luft wird es mir wieder passabel bis normal. Zum Frühstück gibt es "Taco Bell" und das Unheil soll von nun an seinen langen Lauf nehmen. Je mehr ich esse, desto mehr dreht mein Kreislauf am Sender und kleine Männchen pusten Luftballons in meinem Bauch auf, während sie ordentlich darin herumhüpfen. Ich esse nicht einmal ganz auf, denn nun ist mir speiübel. Da das ganze Gift vom Vortag jedoch schon raus ist, kann ich damit jetzt überhaupt nichts anfangen. Also werden die Restrooms ein paar Male aufgesucht, jedoch ohne zählbaren Erfolg. Was tun, sprach Zeus? Ich sage mir: "Shice, was solls". Also kaufen wir uns mal die Tickets für die CNN-Führung, die keine Pinkelpausen und auch keine Restrooms vorsieht, na toll. "Die knappe Stunde wirds ja wohl noch gehen", denke ich, also los. Leider geht es zu CNN im Gebäude eine ca. 50 Meter lange Rolltreppe nach oben und das mulmige Gefühl vom Fahrstuhl vorhin stellt sich in potenzierter Form wieder ein, so wird das unter Garantie nichts - ich brauche jetzt eine gute Idee. Ich halte bis zum zweiten Raum, den wir gezeigt bekommen, durch, dann breche ich die Führung ab ("s'cuse me, sir, is there a possibility for me to quit the tour - 'cause i feel soo sick!") und setze mich lieber wieder in die große Lobby unten, oder gehe ein wenig spazieren.

Alles in allem habe ich wohl nicht die Welt verpasst. Julian und Marc kommen eine starke halbe Stunde später wieder, und richtig berauschend war es wohl nicht. Sollte ich nochmals nach Atlanta kommen, werde ich die Tour dennoch nochmals mitnehmen, einfach um sagen zu können "da war ich".

Unser letzter Anlaufpunkt und Programmpunkt soll "Stone Mountain" sein, ein großer Fels, der einfach so ca. 20 Meilen hinter Atlanta rumliegt. Den kucken wir uns noch an. Das Wetter ist zum Glück traumhaft, und nach einer knappen halben Stunde sind wir da (meinem Bauch geht es zwischenzeitlich wieder sehr gut, die frische Luft tat Wunder - alles ist fast wie weggeblasen). Keine Ahnung, wer diesen Riesen-Stein da hingelegt hat, jedenfalls nahm das ein Steinmetz zum Anlass, ein Bild dort reinzumeißeln. Sieht klasse aus, und wir legen uns nach eingehender Betrachtung dessen faul aufs Gras und tanken Sonne, Sonne, so viel Sonne. Dann wird es schließlich irgendwann Zeit für die Rückfahrt, und um sieben Uhr abends sind wir nach gerade einmal 2,5 Stunden Fahrt wieder zurück. Alles in allem war es ein sehr geiles Wochenende. Der Vorteil einer kleinen Reisegruppe ist eindeutig, schneller und flexibler zu sein, so war Atlanta ein echter Gewinn (trotz Verlust eines Handys).

Noch eine Randnotiz: vom Hurrican "Wilma", der zwischenzeitlich auf Kategorie 2 heruntergestuft wurde, bekommen wir hier natürlich mit. Insbesondere CNN berichtet sehr ausführlich - und wie es aussieht, wird "Wilma" heute über Florida hinweg wehen. Auswirkungen für Tuscaloosa sind zunächst in keinster Weise zu befürchten.

62. Tag (Montag, 24. Oktober)

Montags ist großer Top5-Tag. Das heißt, dass die häufigsten oder wichtigsten fünf Fehler bei Elektrik und Elektronik definiert und analysiert werden. Mein Job ist dabei, zusammen mit Bipin die Daten zusammen zu tragen (Bipin) und sie in eine lecker Powerpoint-Präsentation zu verpacken (ich). Da geht viel Zeit drauf, aber die habe ich hier, also kein Stress. Melissa, die mittlerweile wieder die einzige Person ist, die ich bequem über meinen Schreibtisch hinweg ansprechen kann, erzählt mir, dass Tochter Shayly (wir erinnern uns) wieder "zurück zu ihren Großeltern gezogen" ist, in den Norden von Alabama - sehr zum Leidwesen von Melissa.

Mittags wollen Jörg, Daniel#3 (auch gerne mal Gravedigger genannt) auswärts zum Essen gehen. Alles klar, komme ich mit. Wenn ich abgeholt würde.. keine Ahnung, was schief läuft, aber nach 20 Minuten gehe ich eben alleine in die Kantine bzw. setze mich zu meiner Abteilung, wo über das samstägliche Football-Spiel geredet wird.

Da mein Handy fort ist und nicht mehr auftaucht, fahre ich nach der Arbeit direkt zu T-Mobile und kaufe mir ein neues Handy - sehr nerv. Und Ellis ist nicht mal da, also gehe ich zu seiner Vertretung. Dies Mal wollen sie 75 Schlappen dafür, aber was tut man nicht, um (mobil) erreichbar zu sein. Außerdem weiß ich so wenigstens, wofür ich das ganze viele Geld, das ich hier verdiene, rauskloppe. Die neue Nummer ist +1 (205) 886 0825, falls es jemand interessiert.

Wieder daheim tue ich das, was in der letzten Woche liegen geblieben ist: die Wäsche. Als ich also gerade T-Shirts zum Trocknen auf die Kleiderbügel aufhänge (quasi der T-Shirt-Trick), klopft es an der Tür. Security - was die wohl will? Ich: "Hey, yeah?" - er: "is that your white Jeep outside.." - "Yes." - "..that is parking in the middle of the road?" - "What? No!" - das dies nicht ganz der Wahrheit entspricht, stelle ich eine Minute später fest: in Abwesenheit machte mein Auto den Umpark-Trick und steht ca. 30 Meter entfernt von dem Ort, an dem ich es das letzte Mal gesehen habe. Was war passiert? Normalerweise lege ich beim Parken immer den ersten Gang ein, da die Handbremse nicht taugt. Heute habe ich das wohl vergessen. So rollte mein Auto erst einmal ca. 5 bis 7 Meter nach hinten, bis es den Bordstein rammte (und sich die Radkappen kaputt machte). Durch den Aufprall am Bordstein bekam es einen Impuls nach rechts und rollte vorwärts weiter, ungefähr 25 Meter weit. Da die Lenkung leicht eingeschlagen war, steht es nunmehr in gleicher Fahrtrichtung, nur eben 30 Meter weiter unterhalb. Ich Glücksschwein: es gibt weder einen Sach-, noch Personenschaden, sieht man von den kaputten Radkappen ab. Dieser Trick ist zum Nachmachen nicht freigegeben, aber ich glaube, sowas passiert auch nicht jedem.

Um sechs wollen Eva und Anne eigentlich ihr erstes Spiel absolvieren, ihnen ist aber zu kalt dafür. Tatsächlich hatte es heute morgen in meinem Auto gerade einmal 2,5 Grad - brrr!! Hier hält langsam der Herbst Einzug, und zwar im großen Stil. Eva und Anne wollen sich lieber selbst vom Turnier ausschließen, damit es weitergehen kann. Ich überlege mir etwas.

Um sieben ist obligatorisch "Buffalo's" angesagt, wo es heute 15 mal "lemon pepper" gibt, was ziemlich scharf, aber gut ist. Um halb zehn bin ich daheim, aber zu kaputt, um den Atlanta-Bericht um eine detailliertere Schilderung des kulturellen Programms zu erweitern - er liest sich, wie wenn Atlanta eine einzige Sauftour war, war es aber nicht. Werde es morgen überarbeiten.

63. Tag (Dienstag, 25. Oktober)

Auf der Arbeit ist nicht viel los. Ich bewege mich hauptsächlich in PowerPoint und bastele größere und kleinere Präsentationen.

Nach der Arbeit fahre ich zuerst zu den Stromwerken, wo ich (endlich) die September-Rechnung bezahle - zuzüglich einer Gebühr, versteht sich. Zum Glück war ich ja nicht erst letzte Woche dort, um genau das zu verhindern. Aber im Land der unbeschränkten Gebühren läufst Du da gegen eine Wand. Wenn man hier zum Beispiel statt Pommes lieber ein zweites Getränk zum Essen wollen würde, täte das die Angestellten bei weitem überfordern, weils dafür keine Taste gibt. So auch beim Strom: letztens hieß es, ich solle einfach warten, bis ich angeschrieben werde - immer schön den Normalablauf einhalten, nicht wahr.

Um sechs gehe ich mit Sara zum Schwimmen. Schwimmen bedeutet in diesem Fall Bahnen ziehen, etwas anderes ist in diesem nicht unbedingt olympiareifen, dafür etwas heruntergekommenen Hallenbad auch nicht möglich. Aber immerhin schaffe ich so um die 30 Bahnen, das dürfte ein knapper halber Kilometer sein. Auf der Rückfahrt sehen wir eine Kirmes aufgebaut, und das hier in "Taka Tuka", wie Sara Tuscaloosa nennt.

64. Tag (Mittwoch, 26. Oktober)

Wer hätts gedacht - heute morgen sind es in meinem Auto (das brav an seinem Platz blieb) 1,1 Grad. MINUS! Die Scheibe ist demnach gefroren, das kann ja heiter werden (höhö. Ja, nächste Woche solls tatsächlich wieder heiter werden). Fürs erste stelle ich das Gebläse auf volle Lautstärke, nach zwei Minuten habe ich freie Sicht. Zum Kratzen bin ich zu faul, schließlich geht "Scheibe Frei" auch "The American Way".

Irgendein Wohlfahrts-Unternehmen will freiwillige Spenden von den MBUSI Angestellten. Man bekommt von Melissa einen gelben Zettel in die Hand gedrückt, den man ausfüllen und an sie zurückgeben MUSS (und wenn man nur eine "0" beim Betrag einträgt). Melissa kann dieses Unternehmen nicht leiden, da es ihr unterstellt, dass von den Angestellten bis zu denjenigen, die das Geld benötigen, unterwegs zuviel verloren geht, und daraus macht sie auch keinen Hehl. Ich spende einfach mal nen symbolischen Dollar, da machst nichts falsch.

Beim Fußball war ich eigentlich bestrebt, ein Tor zu schießen. Immerhin, beim Warmmachen nagele ich einen in den Winkel - beim Spiel später soll ich mir klarste Möglichkeiten herausspielen, aber stets Pech im Abschluss haben (zwei Mal Latte, einmal Pfosten, zwei Mal knapp vorbei, drei Glanzparaden wo ich mich frage "wie hattern den noch rausholen können??"). Beim Stand von 7:7 und "next goal wins" laufe ich allein auf den Torwart zu, lege aber lieber quer. Spiel gewonnen. Naja, sinngemäß.

Bin bestrebt, die Galerien neu zu gestalten, und zwar so, dass man nicht immer den "Zurück"-Button klicken muss. Ingo gab mir freundlicherweise nen Link zu einem kostenlosen Tool, mit dem das wohl ganz easy funktioniert. Ich bin gespannt. Das Hochladen der etwas über 3.000 (!) Dateien gestern hat schonmal über zwei Stunden gedauert.. als ich mit dem Überarbeiten der letzten Woche fertig bin, habe ich keinen Antrieb mehr, Fotos hochzuladen - dies wird ganz groß fürs Wochenende vorgenommen.

65. Tag (Donnerstag, 27. Oktober)

Die morgendliche Kälte ist ziemlich ungewohnt. Als ich heute das Appartement verlasse, sind immerhin die Scheiben am Jeep nicht mehr gefroren - es wird also langsam wieder milder. Auf dem Weg vom Parkplatz zum Plant begegne ich Karl, einem Assistant Manager von MOE, der sich ebenfalls über das momentane Tief wundert. Normalerweise sind hier bis Januar immer über 20 Grad.. auf der Arbeit findet sich der selbe Trott wieder, dafür ist meine Präsentation zu 99% fertig. Für nächste Woche hat Jochen bereits angekündigt, mir neue Arbeit zukommen zu lassen.

Beim Mittagessen sage ich für Destin am übernächsten Wochenende zu. Insgesamt sind wir wohl diesmal 12 Mann, die wieder in die selbe Hütte fahren werden - nur zu wesentlich günstigerem Preis, da es nun nicht mehr nur "After Season", sondern gleich "Off Season" ist (für zwei Übernachtungen pro Person gerade einmal 40 Dollars - plus Sprit). Mittags gehe ich für Jody ein Auto suchen. Nach einer knappen Stunde bin ich mit dem Bereich, den er mir genannt hat, durch - ca. 300 Autos überprüft, jedoch hat keines die Seriennummer 1008199. Jetzt tun mir gehörig die Füße weh, und ich muss ohnehin die Mittagsberichte aufhängen. Gegen halb fünf mache ich Feierabend, und beim Rausgehen ist das erste Auto, das vor dem Plant steht, das gesuchte. Entweder Jody hat mich verarscht, oder es ist von selbst aufgetaucht. Werde ihn morgen mal darauf ansprechen.

Wieder daheim wird Wäsche gewaschen, Wäsche gewaschen und ich versuche, die neue Galerie zu befüllen - mit nur sehr mäßigem Erfolg, denn eine Sicherheits-Einstellung wird vom Provider bemängelt. Hoffe, ich kann das Tool dennoch irgendwie nutzen, doch ich schätze, ich werde Hilfe brauchen (@Inge: morgen E-Mail!).

Bin überhaupt nicht motiviert, heute Abend noch etwas zu unternehmen, da die Füße immer noch schwer wie Blei sind, aber mal abwarten. Schließlich bin ich nicht zum Spaß hier.

66. Tag (Freitag, 28. Oktober)

Inge stellt mir freundlichsterweise ein Gigabyte von seinem Webspace zur Verfügung, damit ich eine neue Galerie mit mehreren Alben zur Verfügung habe - auch auf diesem Wege nochmals herzlichen Dank dafür, das eine oder andere Bier soll Dir dafür gewiss sein!

Ausgestattet mit Webspace lade ich die ersten Alben (wieder) hoch, zunächst versuche ich natürlich, die neuen und unbekannten Bilder zu veröffentlichen, später kommen die alten Bilder dann noch dazu.

Abends geht es auf den Strip. Zunächst werden im "Cheap Shots" ein paar ebensolche eingenommen und "Sweet Home Alabama" gesungen, danach geht es weiter ins "Venue", wo es ein, zwei Bier gibt, bevor wir gegen drei Uhr morgens wieder heimwärts fahren. Schön war's.

67. Tag (Samstag, 29. Oktober)

Nach dem Aufwachen werde ich einmal mehr (um genau zu sein: zum sechsten Mal in Folge) Zeuge, wie der 1. FC Köln eine Führung nicht über die Zeit bringt und am Ende mit leeren Händen da steht. Gut, der Gegner ist heute auch der FC Bayern, gegen die kann man auch mal verlieren. Für Köln müssen jetzt aber schnellstens mal wieder drei Punkte her, sonst wird es langsam eng.

Nach einem sehr üppigen Frühstück (vier Eier mit Speck, Salat, Wurstbrot) wackele ich ich rüber zu Sebastian und Christoph, denn heute ist für mich (bzw. uns) die letzte Möglichkeit, in Alabama (oder, genauer: Tuscaloosa) ein Spiel zu sehen. Wir vereinbaren, dass ich nach einem Single Ticket suche und Christoph und Sebastian versuchen, zwei Karten nebeneinander zu bekommen. Nach einer knappen halben Stunde des Suchens kaufe ich einem Besucher seine überschüssige Karte für 20 Dollar ab, damit findet das Spiel schon mal mit mir im Stadion statt - geil!

Da ich mein Outfit noch anpassen muss, trenne ich mich wieder von den beiden anderen, gehe in einen Fanshop und kaufe mir eine bordeaux-farbene Nike-Mütze mit dem "A" darauf für 20 Dollar, später noch an einem Stand ein Alabama Football T-Shirt für 10 Dollar. Jetzt ausgestattet mit allem, was das Herz begehrt, gehe ich ins Stadion - sechs Minuten vor offiziellem Spielbeginn.

Das Spiel selbst ist eigentlich nach bereits fünf Minuten entschieden, denn Alabama liegt zu diesem Zeitpunkt bereits mit 14:0 vorne. In der Folge läßt "Bama" es ein wenig ruhiger angehen und die Partie verflacht. In regelmäßigen Abständen können die "Crimson Tide" weiter punkten und gewinnen am Ende erwartungsgemäß mit 35:3. Brodie Croyle, Quarterback und Star des Teams, wird gar im dritten Viertel ausgewechselt, da nichts mehr anbrennt. Schöne Randnotiz: Tyrone Prothro, der sich vor Wochen das Bein gebrochen hat, lässt sich im Rollstuhl im Stadion blicken, sehr zur Freude der Fans. American Football ist eine Erfahrung, die ich unbedingt einmal gemacht haben wollte, und so ist auf meiner Todo!-Liste nun ein Haken mehr.

Abends esse ich zunächst in #505 zu Abend - Schnitzel mit Bratkartoffeln (sehr geil!) - dann verziehe ich mich nochmals für eine Stunde nach #816, in der ich mich faul aufs Bett lege - das Football-Spiel ging ganz schön an die Substanz. Später bin ich erneut in #505, wo sich für die Halloween-Party, welche am Abend in einem Verbindungshaus am University Boulevard stattfindet (das liest sich jetzt bei weitem aufregender, als es grundsätzlich mal ist). Dort treffen wir Melanie, die uns den Tipp gegeben hat. Wir sind insgesamt zwei Autos voll, ein paar von uns haben sich gar verkleidet. Die Party stellt nur die Räumlichkeiten und Musik zur Verfügung, Getränke muss man selbst mitbringen (und natürlich hat nur einer von uns daran gedacht - mir isses egal, ich bin eh nur der Fahrer und hab mir vorsorglich zwei Gatorades eingepackt). So ist um zwölf kein Bier mehr da, also fahre ich mit Daniel und Jörgjörg (Jörg, der Kumpel von Jörg) Nachschub holen. Wir erinnern uns: Tuscaloosa ist sonntags ein "Dry County", bis zwei Uhr morgens darf jedoch wohl noch Alkohol verkauft werden. Also los, direkt zum "Publix", der ist am Nächsten. Der hat natürlich zu. Weiter zum "Target" - auch zu. Also doch "WalMart" mit seinem 7x24-Service. Dort gibt es zum Glück noch Bier, aber durch das in der Gegend herumfahren wird aus "mal kurz 10 Minuten Bier holen" über eine Stunde Dauer. Mir isses egal, ich bin nur der Fahrer. Als wir zurück sind, ist das andere Auto nach Birmingham gefahren.. und wir beschließen, das Bier lieber in #505 zu trinken. Alles in allem ein sehr netter Abend, gegen drei morgens bin ich daheim.

68. Tag (Sonntag, 30. Oktober)

Der Tag ist eigentlich schnell erzählt: schön ausgeschlafen, etwas gegessen und den ganzen Tag über mittels ICQ mit zu Hause gechattet. Sehr schön wars. Außerdem brenne ich eine Knoppix-CD für Jörg, weil dessen Rechner nicht mehr bootet. Gute Nacht, bis morgen!

69. Tag (Montag, 31. Oktober)

Heute ist Halloween, deshalb habe ich, falls Kinder "trick or treat" mit einem machen wollen, bereits gestern schon einen Pott voll Süßigkeiten hingestellt. Bislang will aber niemand was. Muss ich das Zeug (igitt! Amerikanische Süßigkeiten - Pfui Daibel!) am Ende selbst essen? Es scheint so, denn es soll kein einziges Mal an unsere Tür geklopft werden. Im Nachhinein erfahre ich, dass man dafür einen Kürbis draußen postieren oder irgendwie kenntlich machen muss, dass man Halloween mit Ernst begegnet. Mist. Gut, ich bin zur entscheidenden Zeit auch gar nicht daheim.

Auf meinen Wunsch hole ich im Geschäft bei Jochen ein Feedback über die ersten zwei Monate meines Praktikums ein. Wahnsinn, schon ein Drittel rum! Jochen ist bislang ganz zufrieden - und ich habe den Eindruck, dass er sich ab dem Gespräch intensiver um das kümmert, was ich gerade tue (kann aber auch sein, dass ich mich täusche). Er gibt mir ein neues Projekt, bei dem ich beim ersten Drüberfliegen nicht den Hauch einer Ahnung zu haben scheine - bin gespannt, ob ich das auf die Reihe bekommen werde.

Um sechs Uhr abends gehen nach tagelanger Pause die Stone Creek Open weiter - letzte Woche war es aber auch emfindlich kalt und viele Spieler krank. Habe mich als Schiedsrichter angeboten, also bin ich um sechs aufen Platz. Das Spiel selbst soll in einer knappen Dreiviertelstunde gegessen sein, aber immerhin geht das Turnier weiter, das ist mal sehr gut. Morgen werde ich wohl gegen den "Gravedigger" ordentlich eins auf die Mütze bekommen.

Abends sind wir zu fünft wieder obligatorisch im "Buffalo's", diesmal gibt es 15 Wings mit mittlerer Schärfe, was für mich schon fast zu scharf ist. Dennoch soll ich es nicht später bereuen, also alles wunderbar. ..und damit wäre dieser Tag auch beendet. Beachten Sie die folgenden Verbraucherinformationen.

70. Tag (Dienstag, 1. November)

Zum Glück wird das Wetter nach und nach wieder milder - heute morgen sind an meinem Jeep die Scheiben frei und ich kann gut im T-Shirt zur Arbeit. Dennoch schüttet es im Verlauf des Vormittags einmal kurz wie aus Kübeln. Ein Glück, dass ich just zuvor mit meinen Berichten Aufhängen fertig geworden bin, sonst könnte ich jetzt patschnass sein.

Ich bekomme heute zwei weitere neue Projekte aufgedrückt, jetzt aber.. beide sind einigermaßen eilig, und so mache ich mich an die erste Aufgabe ran - ein Makro funktioniert nicht, und ich soll rausfinden, woran das liegt. Da ich bislang noch nie etwas mit Makros zu tun hatte, dauert es bis mittags, bis mir der Bug auffällt und ich ihn sogleich korrigieren kann (haha! Da bin ich innerlich um zehn Zentimeter gewachsen!). Die andere Aufgabe muss bis morgen warten, aber dann wirds mir schon nicht langweilig. Kann es auch so nicht, denn spät nachmittags kommt gar noch Gerhard, einer der E4s, bei mir vorbei und stellt mir Projekt Nummer 4 für diese Woche in Aussicht (Simulation einer seriellen Schnittstelle - klingt irgendwie hochtrabend..) - da wird es in naher Zukunft wohl ein paar Überstunden geben..

Nachdem der Bug gefixt ist, habe ich bereits auch schon knapp eine Überstunde gemacht. Ich fahre heim und sehe mir auf dem Tennisplatz das Spiel Anne gegen Daniel an, welches Anne für mich doch einigermaßen überraschend im dritten Satz gewinnt. Danach will ich eigentlich gegen Daniel spielen, aber Daniel hat keine große Lust dazu. Dafür spielen Basti gegen Björn, immerhin ist der Platz damit weiterhin belegt und das Turnier geht weiter. Allerdings gehe ich nach dem ersten Satz, denn es wird abends doch wieder frischer draußen.

Ich sitze noch mit Salat im Wohnzimmer und bastele ein wenig am Tagebuch herum, außerdem lade ich noch die Destin-Galerie wieder hoch.

71. Tag (Mittwoch, 2. November)

Im Geschäft geht es weiter bergauf: der Bug in Projekt Nummer zwo ist bereits morgens gefunden - das automatische Update einer Datei schlägt fehl, weil ein Pfad falsch gesetzt ist. Den Zeiger kurzerhand umgebogen, und schon tuts. Wahnsinn, ich werde hier noch voll zum Informatiker.

Mittags gibts mal wieder den mittwöchlichen Taco Salat, der von der Portion her irgendwie größer hätte sein können. Aber für sowas gibt es ja Sara (naja, eigentlich nicht, aber man kann sie dazu überreden).. als Sara sich nämlich nach dem Essen noch einen Cappucino holen gehen will, drücke ich ihr einfach meine Casino-Karte in die Hand und "bringst mir bittee nen Schoko-Donut miiit??". Das kann Jörg nicht auf sich sitzen lassen: "Öhm, geil, ne. Bringsch mir halt glatt au mal eine mit, aber e normahle.. biddeeee!" Da Sara meinen Witz mit der OSRAM Starkstrom-Stabtaschenlampe noch nicht kennt, ihn aber gerne hören möchte, tut sie, wie von ihr gewünscht.. Donuts - lecker! Und auch wieder kacke, denn jetzt muss ich diesen Witz wieder stundenlang erzählen..

Seit heute morgen ist mir reichlich schwindelig, und nach dem Essen wirds noch schlimmer. Es ist nicht dramatisch, jedoch erleichert es nicht gerade die Konzentration auf eine Datei, die ich nicht einmal im Ansatz verstehe. Irgendwelche Fehler werden ausgelesen und gespeichert - und ich soll das jetzt von DOS nach XP konvertieren - aaa-ha. Ich melde mich bei Jochen für drei mittags (also nach dem Berichte aufhängen) ab und mache lieber Feierabend. Fehler können auch noch morgen ausgelesen werden.

Die Miete ist wieder fällig (ach, und das zufällig auch noch am Anfang eines Monats), und Strom ist auch nicht bezahlt, also fahre ich zuerst zum Information Center (wie gesagt, "fahre" - kann mich daran erinnern, so etwas auch schon mal zu Fuß gegangen zu sein..) und später zu den Stromwerken - Geldbeutel leer, dafür weiterhin Licht in der Wohnung.

Abends beim Mittwochskick soll sich das komplette Gegenteil von letzter Woche abspielen, denn heute habe ich irgendwie goldene Füße. Was ich versuche, klappt eigentlich fast immer (- von ein paar toten Flanken abgesehen), auch vor dem Tor - und so lasse ich es an diesem kühlen Abend gleich satte sechs (!) Mal klingeln. Dazu kommen auch noch einige Torvorlagen: unfassbender! - auch das ist irgendwie nicht normal, aber sehr geil. Da schmeckt das After-Match-Bier doch gleich doppelt gut. Anschließend schwebe ich auf Wolke 9 wieder schön zurück nach Stone Creek, und nach dem Duschen stellt sich allgemeine Zufriedenheit ein - vom Schwindelgefühl heute mittag ist nichts mehr übrig.

72. Tag (Donnerstag, 3. November)

Im Geschäft verbringe ich die meiste Zeit des Tages damit, dem Trace auf die Spur zu kommen.. (okay, das war einer aus den unteren Schubladen). Ich bin, was die Sache angeht, nicht wirklich schlauer als gestern, aber zumindestens ahne ich mittlerweile, in welche Richtung die ganze Sache geht - und sie geht in Richtung "einfach neu programmieren", und da hab ich ja mal gar keine Aktien drin.

Irgendwann ist wieder genug gearbeitet (da ist es aber auch schon um halb fünf mittags) und ich mache mich auf den Weg. Erst wird im T-Mobile-Laden das Handy wieder aufgeladen, danach noch im "Target" Supermarkt ein kleines Reisetäschchen für morgen und auch noch Waschmittel gekauft. Hier lerne ich erneut, wie dumm manch Ami doch ist: meine Rechnung beläuft sich auf 16 Dollar irgendwas, ich halte dem Kassierer, keine 18 Jahre alt, 27 Dollar hin. Das rafft er nu gar nicht, und deshalb tippt er mal 26 Dollar ein. Nein, Bub, nicht ganz, aber fast. Jedenfalls frägt er mich nach einigem Hin und Her, was ich an Rausgeld zu bekommen habe. Ich hätte ihn anlügen sollen - die beim "Target" haben es echt nicht im Griff.

Anschließend findet das Match zwischen dem Gravedigger und mir statt. Ich gebe zu, dass ich mit gemischten Gefühlen dem Spiel entgegen bin, jedoch dachte ich keine Sekunde, dass es ein dermaßener Spaziergang wird. Daniel trifft heute so gut wie nichts, dafür sind meine Bälle meist sehr gut platziert und die zwei Sätze recht schnell gespielt: 6:1 und 6:2. Das war ja einfach und schon wieder gewiss nicht so zu erwarten, froh bin ich aber dennoch. Waren aber auch ein paar nette Ballwechsel dabei, und es hat einigen Spaß gemacht.

Nach dem Spiel suche ich noch Kollege "Vorschlaghammer" in 1403 auf, und zeige ihm die Grundzüge eines Webhostings mit FTP-Upload und so weiter. Sobald die von ihm erstellte Seite einigermaßen vorzeigbar ist, werde ich sie hier gerne verlinken (momentan geht's halt noch so gar nicht).

73. Tag (Freitag, 4. November)

Auf der Arbeit versuche ich weiterhin, irgendwie das anzupassende Script zu verstehen - ohne Erfolg. Ich kommentiere und kommentiere, jedoch setzt es dann doch häufiger einfach mit dem Verständnis aus. Wenn ich die Vorher- mit der Nachher-Datei vergleiche, fällt mir gar nichts mehr ein. Das gibt noch einen harten Kampf..

Um Schlag drei lasse ich den Hammer fallen, da für das Wochenende die Rückkehr nach Destin ansteht. Der Gravedigger hat sich für das Wochenende eine M-Klasse gezogen, und mit Navigationssystem sind er, Daniel "Vorschlaghammer" und ich, in Windeseile in Florida (naja, mit Windeseile meine ich 350 Meilen in fünf Stunden). Jörg, Vio, Jörgjörg und Chris sind bereits da und mit grossem Helau werden wir Neuankömmlinge empfangen. Gleich mal ein Bier fassen, bevor die Party an den Start geht..

Um kurz vor zwölf meinen Jörg und ich, dass es Zeit wäre für einen weiteren "Woddes Bull", jedoch kein Bull mehr da. Und so lassen wir uns um kurz vor zwölf noch barfuß und mit Sonnenbrille (siehe Galerie) an eine nahe gelegene Tankstelle fahren, um Nachschub zu holen. Der Typ hinter der Theke in der Tankstelle scheint den Ernst der Lage nicht ganz erfasst zu haben, jedenfalls bekommt er nichts auf die Reihe und hält uns für Junkies oder so (- selber, du Arsch!). Wir sind jedoch um 23:59 wieder auf der Hütte (die dieselbe ist wie vor fünf Wochen, also wirkt alles sehr vertraut), wo mich ein 20.000-Kalorien-Kuchen mit der Aufschrift "wieder 25" (da ich mich mehr als 25-jähriger fühle und auch verkaufe) und jede Menge weiterer bunter Spaß ("Schmeisst den alten Sack ins Wasser!"), sowie noch mehr "Woddes Bull" und Gebrautes erwartet. Wir sind sehr ausgelassen und haben viel Spaß. Um drei morgens gratuliert dann auch noch die Security (allerdings nicht zum Geburtstag, sondern zu zuviel Lärm gemacht - hups!), aber alles in allem war das alles schon sehr gut so.

74. Tag (Samstag, 5. November)

Heute wirst du also zum fünften Mal 25, Du alter Knacker, mann mann.. - da man im Alter bekanntlich weniger Schlaf benötigt, stehe ich um neun morgens grad mal auf und verschaffe mir einen Überblick - es scheint, als wäre gestern das eine oder andere Getränk geleert worden.. von Kopfweh ist bei mir zum Glück keine Spur. Irgendwann wird mit Roadie und Vorschlaghammer Daniel zum Frühstück holen in den WalMart gefahren, und gegen halb zwölf ist dieses tatsächlich angerichtet - Bamboocha, der helle Wahnsinn, wir speisen wie die Fürsten.

Das Wetter könnte so klasse sein, wenn sich nicht ständig irgendwelche verschissenen Wolken vor die Sonne drücken würden - fürn Strand reicht es allemal, und bei ca. 23 Grad legen wir uns mittags gediegen in den Sand. Selbst im Meer Baden geht sehr gut, und so wird auch der große Pool (diesmal sogar mit verstärkter Wellen-Automatik) einige Male aufgesucht. Ein Kick "Stone Creek gegen den Rest der Welt" barfuß am Strand findet in unserem Team ferner den überaus verdienten Sieger und ich denke bei mir, dass heute kein schlechter Tag ist.

Abends bekommen wir noch Besuch von Melanie samt German-Belegschaft (Studenten, die wir zuvor allenfalls teilweise und dann auch nur kurz gesehen haben), und bei uns in der Hütte bzw. am Pool verlebe ich einen durchweg entspannten (man könnte auch sagen: chilligen - was immer das bedeuten soll) und sehr schönen Abend. Ich trinke ein paar wenige Biers und gegen halb eins, eins suche ich mein Bett auf.

75. Tag (Sonntag, 6. November)

Dasselbe Spiel wie vor fünf Wochen - um zehn morgens muss die Hütte leer sein, damit der Putztrupp rein kann. Deshalb stehe ich heuer gar um halb neun auf und stelle mich unter die Dusche, so lange diese noch frei ist. Um kurz nach zehn sind wir tatsächlich alle draußen und trennen uns. Ein paar wollen nochmals an den Strand, dem Gravedigger, Viola, Daniel und ich ist mehr nach Einkaufen. Ich suche nochmals kurz den Nike-Outlet auf, bei dem ich mir eine kurze Hose für zum Kicken rauslasse, die anderen gehen Frühstücken. Anschließend fahren wir noch kurz in die Mall, bei der Vorschlaghammer Daniel und ich uns von der restlichen Rückfahr-Truppe trennen und uns lustig unterhalten und dabei den Amerikaner an sich in seiner natürlichen Umgebung beobachten und kommentieren.

Zwischen halb zwei und zwei treten wir die Rückreise so richtig an. Ein Glück, denn es fängt zu regnen an. Die Rückfahrt zieht sich irgendwie hinten raus noch gewaltig, und inclusive Tank- und Eßstops, sowie ein paar Pinkel- und Rauchpausen, sind wir um kurz vor acht abends wieder in Stone Creek. Unterwegs halten wir jedoch noch zum Essen bei "Subway", wo ich, nüchtern betrachtet, sechs Dollar für ein belegtes Brötchen bezahle - allerdings für ein 30 cm-Brötchen, bei dem Cliff Huxtable aber vor Neid erblassen würde.. Subway ist schon ne feine Sache, ganz bestimmt werde ich mir dort nochmals so ein Teil rauslassen.

Das wars in aller Kürze - werde das Wochenende nach und nach noch überarbeiten und eine gewaltige Galerie hochladen - doch von all dem werden wir euch nächstes Mal erzählen.. gute Nacht.

76. Tag (Montag, 7. November)

Anlässlich meines Geburtstags fahre ich vor der Schaff bei "Krispy Kreme Doughnuts" vorbei und erstehe insgesamt dreieinhalb Dutzend Donuts mit und ohne Loch. Diese kommen im Büro auch gleich sehr gut an (wen wunderts - hmm.. Donuts.), und bis zum Feierabend sind alle verdrückt.

Rein geschäftlich bin ich total unproduktiv. Bin irgendwie reichlich konfus unterwegs, und richtig geschafft bekomme ich eigentlich nichts. Wenigstens hängen die Berichte rechtzeitig, so habe ich wenigstens meine Daseinsberechtigung für heute nachgewiesen.

Abends geht es mit den zwei Danieln (Gravedigger und Vorschlaghammer) ins Buffalo's, lecker Wings essen. Später kommen noch Olaf (den ich vom Mittwochs-Kick kenne) mit Begleitung Katie (die auch in Stone Creek wohnt) dazu, und wir erzählen uns Witze auf englisch (da Katie kein deutsch kann - meine Witze versteht sie aber irgendwie alle nicht). Später kommt noch jemand: Jean Schabe ist ungebetener Gast beim Essen und wird vom Gravedigger sogleich seiner Bestimmung zugeführt.. igitt. Auch "Anna Banana" (unsere Bedienung für heute, die sich uns so vorstellt), sieht ob Jean's Anblick nicht so glücklich aus.. dafür wurde aber das Bier erfunden, und schließlich und endlich bin ich gegen halb elf total kaputt daheim.

Ach ja, das Internet tut heute nicht, schöner Mist. Dennoch möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich für all die guten Wünsche zu meinem Geburtstag, ob das per E-Mail, Gästebucheintrag oder Anruf war, bedanken! Ich habe mich wirklich über jeden einzelnen davon sehr gefreut. Und: ja, Herr Krug, den Kasten bring ich noch..

77. Tag (Dienstag, 8. November)

Oh, mein Rücken, was für ein Schrott! Ich schleppe mich eher wie 92 denn wie 29 auf die Arbeit - das letzte Wochenende ging mir ordentlich ins Kreuz (zumindest merke ich es immer dort als erstes, wenn einiges am Start war). Bis nach dem Mittagessen ist das allerdings wieder einigermaßen erträglich, also auch kein großer Grund zum Jammern (und deshalb: halt den Rand, Weichei!). Sonst gibts vom Büro kaum Neuigkeiten, ich verstehe mein Makro nicht und meinem Makro ist das total egal. Also fahre ich viel lieber um vier zu T-Mobile, um schon wieder meine Minuten aufzuladen. Eine Calling Card wurde bereits heute morgen geordert, also bin ich wieder volle Suppe erreichbar - und zwar unter +1 (205) 886 0825 (ich habs glaube ich schon mal geschrieben, aber doppelt hält besser, nicht wahr..). Außerdem fahre ich noch zum UPS Center, um zwei Pakete abzuholen, die heute gekommen sind. Die fahren aber noch im Truck herum, ich soll gegen halb acht nochmals vorbei kommen.

Erklärung: normalerweise werden die Pakete vom UPS-Mann, wenn man nicht daheim ist, im Information Center abgegeben. Da die Mädels aber offenbar keine Ahnung oder keine Lust von oder auf Pakete haben, bekommt man wochenlang die Antwort "no parcels da", bis man, beim x-ten Nachfragen einen vom "the parcels are schon lange da" erzählt bekommt - so goes it not, deshalb hab ich dem UPS-Mann nen Zettel an die Tür gepappt, dass er es wieder zur Zentrale mitnehmen soll, wenn niemand daheim ist. Auf die Art spare ich mir viele Nerven und dafür muss ich nur ein wenig in der Gegend herumeiern.

Sara hat heute Geburtstag und alle auf sechs abends zu sich in 2208 zu lecker Kuchen eingeladen. Da sag ich nicht nein, sondern lieber vier Mal ja.. nach vier Stücken Kuchen ist mein Hunger auch irgendwie weg. Komische Sache. Sara selbst ißt ja keinen Kuchen (genau genommen, überhaupt nichts Süßes), da bleibt schon mal noch mehr für die Gäste, die jetzt nach und nach vermehrt eintrudeln. Gegen acht will Sara noch essen gehen, so lange kann ich leider ohnehin nicht bleiben, also melde ich mich irgendwann wieder bei Sara ab.

Um Viertel nach sieben fahre ich also zum zweiten Mal heute zu UPS, denn meine Lieferung soll bis dahin angekommen sein. Habe bei einer Live-Auktion bei Ebay den Zuschlag für einen kompletten LGB-Zug erhalten (ja, Mutter, Du hast richtig gelesen!), und diesen will ich gerne abholen. Der Truckfahrer ist aber noch nicht von seiner Tour zurück, ich soll mich in ein Eck stellen und warten. Ich warte also ungefähr eine halbe Stunde lang und beobachte währenddessen die Leute, wie sie lustig Pakete durch die Luft schmeißen (gelegentlich fällt auch mal eins herunter, aber wat solls, sind ja nicht denen ihre), dann bekomme ich gewünschte Lieferung. Voller Vorfreude fahre ich heim, und packe aus:

come on baby, do the locomotion..

Alles in allem könnte der Zustand der ganzen Sache leicht besser sein - bei Lok und Waggons sind zum Beispiel die Fensterscheiben teilweise eingedrückt (dies lässt sich aber sehr leicht wieder beheben), ausserdem gibt es ganz wenige kleine Kratzer. Ich bin nicht gerade überglücklich, aber angesichts meiner Erfahrungen mit Gartenbahnen schon sehr zufrieden damit. Der in der Auktion erwähnte Bruch am Gehäuse der Lok wird jedoch eine Herausforderung - schließlich will ich die Lok nicht behalten, sondern wieder bei Ebay einstellen, um hoffentlich einen guten Schnitt zu machen (das dürfte allerdings kaum das Problem werden).

78. Tag (Mittwoch, 9. November)

Immerhin kann ich das Makro jetzt schon zwingen, das zu tun, was ich gerne hätte. Leider weiss ich nicht, wie ich es dazu bringen kann, eine Tabelle in ein Datenblatt zu kopieren. Es weigert sich sozusagen standhaft - aber wart nur, Bürschchen, Dich krieg ich noch! Ich lass mich doch nicht von nem Makro verarschen..

Zu Mittag mal wieder der obligatorische Salat, zusammen mit einer Portion Chili (ich fühle mich heute sehr mexikanisch). Nicht mal alles aufessen tu ich, da ich morgens auf der Herfahrt schon zwei Bananen, die irgendwie nicht mehr so glücklich aussahen, gegessen habe. Warum ich all das berichte? Weil es sonst nicht viel zu berichten gibt. Ich lass mir heute eine knappe Überstunde raus und fahre irgendwann kurz vor fünf wieder heim.

Daheim erwartet mich wieder ein Berg Dreckwäsche, den ich sogleich in die Waschmaschine schmeisse. Nebenher gibts nen Salat, der offenbar in den letzten Tagen mit den Bananen von heute morgen im Urlaub war - all mein Essen ist irgendwie so schön braun geworden.. naja, ging schon noch gut, aber länger hätts der auch nicht mehr im Kühlschrank ausgehalten.

Abends ist im "Athletic Center" zum ersten (von zwei) Mal Indoor-Soccer angesagt, da der Platz draußen Wintersamen bekommt (? - Was auch immer Wintersamen sein sollen). Jedenfalls ist die Halle angenehm heruntergekommen, aber da macht man schon nix kaputt. Das Spielfeld hat eine vier bis fünf Fuß hohe Rundumbande, die an den Ecken abgerundet ist - schnelles Spiel ist also garantiert. Der Belag ist jedoch.. ach du Scheiße: ein Teppichboden! Kein Witz, in Amerika spielt man Hallenfußball auf nem grünen.. Teppich. Schön stumpf, dass man auch schön im Boden hängen bleibt - und nach fünf Minuten die ersten Kombattanten mit Bänderbeschwerden aufgeben müssen. Mein Team ist anfangs mehr als unterlegen - wir kriegen richtig die Bude vollgenagelt. Nach kurzer Zeit werden zwei, drei Spieler gewechselt, und ab dann gehts. Ich knicke "zum Glück" erst kurz vor Schluss um (als die Kondition nachläßt) und freue mich fortan über einen leicht geschwollenen rechten Knöchel - das übliche, schon zig Mal gehabt, nix wildes. Nach zwei Stunden fahre ich fix und alle wieder zurück und erfahre am Tennisplatz, dass Jörg gegen Julian gewonnen hat - Chapeau!! Mein Rücken ist angenehm ruhig - die Bewegung tat wohl sehr gut (naja, wir warten mal lieber morgen ab..).

79. Tag (Donnerstag, 10. November)

So langsam sollte ich mich mal nach einer Stelle für eine Diplomarbeit umsehen. Da ich ab und zu für Torsten, der in der Austauschgruppe ist, Telefonate aus Ulm entgegennehme, frage ich ihn, in welchem Bereich er arbeitet und ob es dort fürs Frühjahr eventuell etwas in meinem Bereich geben könnte. Torsten gibt mir die Mail-Adressen von zwei Ansprechpartnern, und was er noch weiter zu sagen hat, hört sich ebenfalls sehr gut für mich an. Da werde ich am Wochenende doch gleich mal meinen Lebenslauf überarbeiten und mich am Montag in Ulm melden.

Mein Makro hat keine Chance mehr. Ich komme ihm weitestgehend auf die Schliche - auch wenn die Programmierung jetzt etwas umständlicher ist, als ich anfangs eigentlich wollte. Das ist mir jetzt aber auch voll egal, die Hauptsache ist, es funktioniert. Und ich bin auf dem besten Weg dahin.

Abends ist mir nach faul abhängen (auf neudeutsch: chillen), als mich ein Anruf von Jörg erreicht und ich mich kurzerhand zum Bowling gehen fertig mache. Bowling - sehr gute Idee. Wir sind zu fünft und jeder spielt drei Runden - bin mit meinen drei Runden soweit zufrieden, alle in den 120ern bis 130ern, nix Wildes. Um zehn rum bin ich wieder zurück und lege mich umgehend hin.

80. Tag (Freitag, 11. November)

Ich bin um kurz vor sieben wieder auf der Arbeit - zum Glück ist bald Wochenende! Was mir hier so richtig fehlt, ist mal ein Tag Urlaub, einfach so. Etwas wie Urlaub im Sinne von 30 Tagen pro Jahr oder so gibt es hier nicht. Übernächste Woche ist jedoch Thanksgiving, da sind dann gar zwei Tage arbeitsfrei, und zwar werksweit. Wir fliegen dann mit einer größeren Gruppe nach Chicago, wo wir uns wohl warm anziehen werden müssen - mehr dazu zu gegebener Zeit.

Mein Makro ist jetzt quasi besiegt. Es macht jetzt genau das, was ich gerne hätte, es müssen nur noch ein paar ganz wenige Anpassungen vorgenommen werden - im Großen und Ganzen tuts. Ha!! Und das in gerade mal fünf Tagen.. (jemand, der sich mit Makros auskennt, macht sowas vermutlich an einem Vormittag..)

Um vier ist diese Woche endlich besiegelt und ich mache mich auf nach Stone Creek. Zum Glück sind auf meinem Heimweg nicht gerade zwei Unfälle passiert, sodass ich nicht mit Schneckentempo heimkriechen muss. Ich mache gleich Halt bei "Food World" (das den Vin Diesel-Supermarkt momentan irgendwie verdrängt hat) und ich kaufe ein paar Basics fürs Wochenende ein.

Heute abend bekommt mich nicht mal ein Hurrican vor die Tür (jaja, man soll da eh daheim bleiben), ich will nur meine Ruhe - und die bekomme ich auch. Die letzten Wochen waren alles in allem doch reichlich ereignisreich, für heute nehme ich mir einmal eine Auszeit.

81. Tag (Samstag, 12. November)

Endlich mal wieder ewig lange ausschlafen! Als ich wach bin, ist der halbe Tag bereits vorüber. Zum Frühstück gibts Toast mit Marmelade und sowas wie Butter (es steht drauf: "I can't believe it's not butter!" - ich sage: "I can't believe it's so beschissen!", schmeckt irgendwie.. nicht gut). Danach stelle ich fest, dass wir hier in #816 mittlerweile einen Festnetz-Anschluss besitzen: die Telefonnummer ist +1 (205) 462 1386 und der Vorteil derjenige, dass alle Telefonate innerhalb der Vorwahl 205 vom Festnetz aus für umsonst sind.

Ich plane teils telefonisch, teils übers Internet meinen Aufenthalt in Deutschland, der sich so langsam immer mehr ankündigt. Ich bin den ganzen Tag über eigentlich immer noch sehr müde und nach einem mehrstündigen Planungs-Marathon mit natürlich auch einer Menge anderen Gesprächsthemen falle ich gegen neun abends (! an einem Samstag!) in die Federn. Irgendwann um elf abends herum weckt mich nochmals mein Telefon, Sebastian und ein paar Leute mehr wollen ausgehen (bzw. fahren) nach Birmingham, ob ich mitwolle.

82. Tag (Sonntag, 13. November)

Ich muss gestern gleich nach dem Auflegen wieder eingeschlafen sein. Wahnsinn. Aus einem Auszeit-Abend wurde mal kurz ein Auszeit-Wochenende, krass. Um halb neun bin ich dann wieder richtiggehend ausgeschlafen und fit und stelle fest, dass ich gestern nicht einmal einen Fuß vors Appartement getan habe. Also mache ich mich, damit das heute nicht nochmal passiert, doch gleich mal auf zum Einkaufen, meine trägen Muskeln etwas bewegen (mit 29 soll man angeblich am Gipfel seiner Leistungsfähigkeit sein, davon merke ich heute morgen irgendwie nix). Ein Hoch auf ein Land, in dem sonntags die Läden offen sind! Hier gibt es Coca Cola mit Limetten-Geschmack, da packe ich mir doch gleich einmal nen Zwölferpack Dosen ein. Ein Hoch auf ein Land, in dem es kein Dosenpfand gibt.

Wieder daheim, mache ich mich daran, meinen Lebenslauf zu aktualisieren. Das dauert dann am Ende ganze zwei Stunden, dafür ist er jetzt so, wie ich ihn gerne hätte. Ihn noch kurz als .PDF ausgedruckt und über den FTP gejagt, dann kann ich ihn am Montag abschicken, sehr gut.

Der Nachmittag vergeht, ohne dass ich groß etwas dazu getan hätte, was ich als sehr eigenartig empfinde. Irgendwann beschließe ich, #816 zu verlassen und ein wenig in Stone Creek herumzutappen. Ich drehe eine Schleife am Tennisplatz vorbei (wo nichts los ist), dann steuere ich zielstrebig #406 an, wo Jörg gerade am telefonieren ist. Wir unterhalten uns in der Folge über Bewerbungen für Diplomarbeiten, denn Jörg ist momentan auch am Suchen. Nebenher kippen wir ein, zwei Biers, mein letztes ist auch schon eine knappe Woche her gewesen, also alles wunderbar. Später kommt Marc dazu und kocht ein fabulöses Abendessen, von dem ich die Reste abstaube (ohne mich groß bitten zu lassen). Dann ziehen wir drei weiter zu #505, wo es noch eine halbe Lasagne gegeben hätte, doch leider sind wir alle satt.. dafür wird auch hier noch ein lecker Bierchen gekippt und schon mal ein kleiner Ausblick auf die kommenden Wochenenden, speziell bezüglich Chicago und Nashville, aber auch die Zeit nach dem Praktikum, gewagt. Nett isses, und einigermaßen produktiv auch. Ich stelle fest, dass viele von uns am Wochenende extra gearbeitet haben, nur der Dirk, die faule Sau, hat eigentlich nur gepennt. Daran muss sich was ändern.

83. Tag (Montag, 14. November)

Uff, was für ein Tag! Um kurz nach sieben wieder startklar am Platz, geht es auch schon gleich Vollgas los. Als ich das erste Mal kurz durchpusten kann, ist es bereits kurz nach elf und ich frage mich, wo die vier Stunden geblieben sind - der helle Wahnsinn, aber besser ist das.

Ich melde mich bezüglich meiner Diplomarbeit bei mir mitgeteilter Stelle in Ulm, außerdem werde ich nach und nach versuchen, alle Trümpfe, die ich in meiner bisherigen "Karriere" eingesammelt habe, in Richtung Diplomarbeit auszuspielen. So versuche ich auch zum Beispiel, über Ex-Kollegen (hi ho, Mike!!) eventuell einen Fuß in das eine oder andere Unternehmen zu bekommen, vielleicht klappts ja. Thema Mercedes: gegen das Kaufhaus mit dem Stern spricht momentan eindeutig die hiesige Personalsituation, mit Neueinstellungen wird sich hier wohl in nächster Zeit erst mal zurückgehalten werden. Dennoch möchte ich mir diese Option gerne offenhalten, also ab dafür..

Mittags versetze ich meinem Makro den finalen Stoß - die letzte Einstellung, die ich noch gesucht hatte, ist gefunden. Morgen geht es also wieder weiter in Sachen Trace, dem ganzen sehe ich mit gemischten Gefühlen entgegen, da die Anfänge in dieser Sache nicht sehr erfolgversprechend waren. Außerdem feuere ich noch ein paar Mails über den Äther, und damit wäre der Tag um Viertel nach vier soweit eigentlich unfallfrei gemeistert, und damit sich daran nichts mehr ändert, steige ich doch lieber in den weißen Riesen.

Post von Stiglmeier: ich hatte vor einigen Tagen im Internet einen kostenlosen Prospekt angefordert, der ist heute in der Post. Wer ist Stiglmeier? Wie der Name vermuten lässt, ist er ein Bayer. Und ein Metzger obendrauf. Und als solcher vertickt er übers Internet oder telefonisch bayerische Spezialitäten - zum Beispiel Leberkäse zum Aufbacken für 12,50 Dollar pro Doppelpfund (das entspricht augenblicklich strammen 11,85 Euro pro Kilogramm!) - schätze, da wird es in naher Zukunft dennoch ne kleine Großbestellung geben. Mir fällt ferner auf, dass ich mal wieder bei Publix vorbeischauen könnte - wenn der nicht so verdammt abseits liegen würde.

84. Tag (Dienstag, 15. November)

Adrian nimmt mir das Makro ab, allerdings will er noch zwei weitere kleine Erweiterungen haben, also geht die Sache in eine weitere Runde - Sack und Asche. Wenigstens tut es, wie es soll, das ist schon mal was. Ansonsten ist auf der Arbeit nicht viel los, ich wurschtel mich eben nach wie vor durch die unergründlichen Tiefen von Visual Basic.

Nach der Arbeit, irgendwann so um halb sieben, holt Sara mich zum Schwimmen gehen ab. Ich nehme mir 20 Bahnen gekrault vor, weil das meinem Rücken bestimmt gut tut. Am Ende schaffe ich gar 25 Bahnen, davon 23 gekrault und die anderen zwei auf dem Rücken. Darauf wäre ich ja einigermaßen stolz, wenn Sara in derselben Zeit nicht 50 Bahnen gezogen hätte.. aber ich denke, sie hat beim Zählen großzügig gerundet.

Autsch, meine Augen.. das Chloranteil im Beckenwasser war auf jeden Fall um einiges höher als letztes Mal - meine Augen sind rot wie Rubine. Ich bin ohne Witz froh, nicht fahren zu müssen, und das brennt.. was tun die hier eigentlich noch so alles ins Wasser? Chemieabfälle? Ich lasse mich bei #505 rausschmeißen, um mit Sebastian zusammen unser Nashville-Hotel zu buchen, denn Nashville steht für das erste Dezember-Wochenende an. Insgesamt fahren wir mittlerweile zu zwölft, also lassen wir uns drei Vierer-Zimmer raus, Parken und Frühstück inclusive.

Heute hat Michael Geburtstag, welchen er im "Houndstooth" feiert. Da ich aber immer noch kaum aus meinen Augen rauskucken kann (jaja, ich weiss schon, welcher Spruch jetzt aus dem Lager der Zweiten kommen wird..), ziehe ich es vor, den Heimweg anzutreten. Fürs nächste Mal Schwimmen gehen kauf ich mir ne Brille.

85. Tag (Mittwoch, 16. November)

Verlasse heute um kurz vor halb sieben das Appartement. Draußen hat sich mal wieder ein Tief niedergelassen - dann nehm ich mir doch lieber mal nen Pullover mit. Um kurz vor sieben schlage ich in Plant 2 auf. Bipin hat heute frei, also muss ich mir meine Berichte selber zusammensuchen, das ist auch mal was anderes.

In meinen Pausen kuck ich mir kurz ein paar Sehenswürdigkeiten von Nashville und Chicago aus - Chicago steht (bekanntlich?) für Thanksgiving an, da geht der Flieger am übernächsten Donnerstag - schätze, dann wird auch die Fotogalerie kurzfristig wieder ein paar Bilder dazu bekommen.

Statt Taco Salat gibt es heute lieber ne Schüssel Chili und zwei Stücke Pizza. Ein paar von uns wollen abends zum Mexikaner zum Essen, und das wird beim Mittagstisch besprochen. Allgemein ist zu sagen, dass die Mittagspause doch immer für einige Lacher gut ist, wenn sich Vorlagengeber und Vollstrecker vereinen.. ich werde mir heute abend wieder die Fußballschuhe anziehen, deshalb nix mexikanisches für mich - vom Chili abgesehen.

Fußball: für Sonntag ist ein "internationales Freundschaftsspiel" zwischen Brasilien und Deutschland angesetzt, Spielbeginn 2 Uhr mittags. Ein paar Expats hier sind Brasilianer, und deren Zeit hier geht zu Ende, darum machen wir so eine Art "Abschiedsspiel" gegen sie. Wie ich beim Mittwochskick erfahren habe, werden sogar Schieds- und Linienrichter angefordert, die einen nur mit Schienbeinschonern aufs Feld lassen. Ich bin gespannt - und werde den Foto mal vorsichtshalber mitnehmen. Zum Kicken selbst: mein Team war heute einmal mehr unterlegen, bei vier plus Torwart macht sich jeder, der keine Hallenerfahrung hat, sofort bemerkbar - und schon knallen sie einem die Bude voll. Zum Glück wird oft gewechselt, und so schaffe ich es, auf fünf Tore plus sieben Assists zu kommen, was für die Halle einigermaßen okay ist.

86. Tag (Donnerstag, 17. November)

Kaum zur Tür raus, friert mir auch schon das Gesicht ein. Das Thermometer zeigt 3 Grad unter Null - und ich hab mir im August noch gedacht: "da in den Staaten isses immer schönes Wetter, brauchst Dir keine Jacke einpacken" - schätze, ich werde mir recht zeitnah eine zulegen müssen, will ich nicht als Eisklotz enden. Insbesondere für Chicago nächste Woche muss spätestens was in Sachen Anorak passieren, sonst geht die Sache ordentlich schief, denn in Chicago soll der Wind ganz besonders dolle pfeifen.

Auf der Schaff angekommen, geht auch gleich das volle Programm los: für die ersten 59 X-Klassen soll ein riesiger Ausdruck in der Größe von ungefähr 7 mal 2 Metern gemacht werden (und zwar eine Tabelle mit 59 Spalten), in welchen deren Fortschritt dokumentiert werden soll - insbesondere die Fehler, die bei der Konstruktion auftreten (so denn welche auftreten). Allein, bis ich die erste Hälfte von dem Zeug endlich aus dem Plotter draußen habe, ist die Mittagspause vorbei. Bis dahin vermesse ich die Zellen, damit gewünschte Aufkleber (Fehlertickets) möglichst akkurat hineinpassen, und ärgere mich mit den Widrigkeiten von Excel sowie ein paar Probeausdrucken herum. Mittagspause: in der Aula hinter der Kantine ist gestern und heute so eine Art "Gesundheits-Messe" aufgebaut, wo ich mich bereitwillig mit Merchandise bombardieren lasse.

Nach der Mittagspause geht der Ausdruck in die zweite Runde - allerdings funktioniert der Plotter nicht mehr (ich war's nicht, versprochen!). Die Fehlersuche dauert bis vier Uhr mittags an (zwischenzeitlich gehe ich meine Mittagsberichte aufhängen), dann wird HP angerufen. Währenddessen meldet sich Adrian zu Wort - das Makro hat nen Bug (nicht von mir, den Code-Schnipsel habe ich nie angerührt und ich referenziere weder darauf noch davon weg). Um halb sechs sage ich mir: "Faxen dicke, genug gearbeitet", und latsche durch die neuerliche Kälte zum Auto.

Fürs Spiel am Sonntag sind also Schienbeinschoner vorgeschrieben, WalMart hat welche für 10 Dollar - die werden es tun. Ich kaufe gleich "richtig" ein, somit dauert der Einkauf auch nochmal über eine Stunde. Bis ich daheim bin und mir kurz was zum Essen eingeworfen habe, ist es auch schon Viertel nach acht. Sauber, heut willst nichts mehr wissen. Deshalb bleibe ich den restlichen Abend mal schön daheim und gehe früh ins Bett.

87. Tag (Freitag, 18. November)

Heute bin ich einmal mehr in Sachen "Hall of Shame", wie einer aus der Abteilung zu meinem an die Wand gehängten Ausdruck meint, beschäftigt. Ein Techniker von HP bringt den Plotter wieder in Ordnung, da kann ich ja gleich mal die zweite Hälfte ausdrucken und mit nem Haufen Päppern bekleben - ich hasse es.

Ansonsten gibts von der Schaff nicht viel zu berichten, also gehen wir doch um kurz nach vier lieber gleich ins Wochenende.. jausa! Vor meinem Weg zurück nach Stone Creek fahre ich noch in die entgegen gesetzte Richtung, nach Bessemer, wo es einen Outlet-Store gibt, der mir eventuell eine Jacke verkauft. Nach ca. 20 Minuten bin ich dort und finde auch das eine oder andere Stück, jedoch bin ich nicht so richtig happy damit. Also fahre ich nach ein, zwei Stunden des Suchens bei Gap, Ralph Lauren und Tommy Hilfiger wieder zurück.

Ich verabrede mich mit Marc auf halb zehn abends zum Ausgehen auf den Strip, und um kurz nach zehn herum geht es dann tatsächlich los, mit mir als Fahrer, denn mir ist nicht wirklich nach Absturz. Der Strip ist, verglichen mit den letzten Wochen, an denen die "Crimson Tide" Heimspiele hatten, wie ausgestorben. Ich bekomme ruckzuck einen Parkplatz, dann lassen wir uns zunächst im "Cheap Shots" auf Cola und Bier nieder, später geht es noch ins "Venue". Alles in allem machts Spaß bis viel Spaß, gegen zwei bin ich daheim, nachdem ich auf der Heimfahrt einmal gar den sogenannten "Ampel-Trick" erfolgreich ausführen konnte..

Was sämtliche "Tricks", die hier mehr oder weniger regelmäßig zitiert werden, angeht: ich habe bezüglich des "Wegfahr-Tricks" vor Wochen bereits versucht, einen "Wikipedia"-Eintrag zu erstellen, jedoch wurde dieser binnen Minuten wieder gelöscht - Saftladen. So trage ich mich bereits seit einiger Zeit mit dem Gedanken, ein "Dirkipedia" zu installieren, herum. Dort werden dann selbstverständlich alle Tricks in Wort und Bild ausführlich erklärt. Heute aber nicht mehr.

88. Tag (Samstag, 19. November)

Nachdem ich gestern keine Winterjacke für Chicago bekommen habe, ist also heute der Tag dafür (hoffe ich jedenfalls). Nach einem ausgiebigen Telefonat mit der Geburtsstadt unser aller Albert Einstein mache ich mich fertig zur Abfahrt Richtung Birmingham, wo es Jacken bis zum Abwinken haben soll.. am Start sind gegen halb drei mittags Fahrer Julian (der mir verbietet, meine Salzbrezeln im Auto zu essen, und da hab ich doch heut noch fast nix zu mir genommen..), Marc, Andreas, Carl und ich.

Mitbewohnerin Lucia empfahl heute morgen einen Outlet in der Nähe von Ausfahrt 110, der Jacken in Hülle und Fülle zu günstigen Preisen hat. Gut. Lucia's Wegbeschreibung leitet uns jedoch statt zu "Burlington", direkt zum "Academy Sports" Sportladen, der zwar nicht gewünschter Outlet ist, der jedoch eine Jacke für den Dirk hat - ha!! Mir scheißegal, ob das hier der richtige Laden ist oder nicht, ist mir jetzt mal total wurscht! Die Jacke ist mir - damit wäre ich recht zügig mit dem Sinn und Zweck unseres Tagesausflugs durch und kann mich in der Folge entspannt zurücklehnen. Ich hocke mich also brav in die Mitte von Julian's Volvo, um die anderen bei ihrem Vorhaben mental zu unterstützen. Der nächste Halt ist ein Fahradladen, nämlich Bob's Bikes. Da gegenüber ein "Subway" ist, melden Marc, Andreas und ich uns von Carl und Julian ab, lecker Sandwich essen. Für mich gibts Teryaki Chicken - mann, wie geil schmeckt das denn?

Nach dem Essen fragen wir eine nette Passantin nach dem Weg zum zweiten Stopp, welchen wir quasi auf den Meter genau erklärt bekommen. Dort, im "Alabama Outdoor" Store, gibt es auch noch nen Arsch voll Winterjacken, allerdings zu ziemlich strammen Preisen. Die Verkäufer haben auch nicht wirklich Zeit für uns, denn im Fernsehen kommt Football zwischen Alabama und Auburn (..und Alabama kriegt mal so richtig eins drauf, hat wirklich kaum eine Chance und verliert, wie ich tags drauf erfahre, mit 28:18, damit wäre diese Messe auch abgesungen). Julian, der sich eigentlich schon gerne eine Jacke gezogen hätte, möchte nochmals zurück zur "Academy", um sich nochmals eine Jacke genau anzukucken - kein Problem, in der Zwischenzeit kaufe ich mir nämlich ein Adidas-Shirt für 2,44 Dollar (wo gibts dann sowas??) und nen schicken Nike-Pullover für schlappe 20.. sehr geil, bin sehr häppi damit. Achso: Julian nimmt die Jacke doch nicht, aber das soll mir wurscht sein..

Abends kommen wir wieder in Stone Creek an. Auf dem Heimweg hatte Carl auf dem Mercedes-Parkplatz vergeblich versucht, sein stehen gebliebenes Gefährt wieder anzulassen, die Karre ist echt der Bringer (statt nem Zündschlüssel läßt man den Wagen mit einem Imbus-Schlüssel an, wenn das Auto einen läßt, das Zünschloß "itsself" hat Karl wohl bereits vor Wochen ausgebaut..). Krasse Chose, wie der Vorschlaghammer jetzt meinen würde. Wieder daheim, entscheide ich mich gegen neun, halb zehn, für das "Fernsehen am Laptop"-Programm und verlasse das Appartement heute nicht mehr.

89. Tag (Sonntag, 20. November)

In Deutschland ist heute Totensonntag, in Amerika nicht. Morgens versuche ich mit Teilerfolg, ein paar Telefonate nach Deutschland zu führen, jedoch ist "nur" mein Herz erreichbar (dieses aber gleich zwei Mal!) - dann gibts halt morgen doch wieder ein paar E-Mails.

Für mittags um zwei ist ein Freundschaftsspiel zwischen deutschen und brasilianischen Mercedes-Mitarbeitern angesetzt. Ich probiere die kürzlich erstandenen Schienbeinschoner an und stelle fest - viel zu klein, da hätte ich die Angabe "small" mal besser beachten sollen, nicht wahr. Ja, so ein Kack! Was tun? Ich finde den Kassenzettel von WalMart nicht mehr, also mache ich aus der Not eine Tugend und schneide kurzerhand den Gummi hinten durch und die Schlaufen unten ab - nun passen sie..

Ich bin um kurz nach eins am Sportplatz, Olaf (den ich hier komischerweise nur mittwochs beim Kicken und montags im Buffalo's sehe) und ich sind die ersten. Nach und nach treffen aber alle Spieler ein, und Dieter (der das ganze Fußball-Thema organisiert), hat gar einen Satz Trikots dabei, bei dem ich mir gleich "meine" Nummer 17 unter den Nagel reiße (jaja, schon klar, die will auch sonst keiner - mir wurscht!). Vor dem Warmmachen frägt mich Dieter, ob ich denn schon häufiger mal Libero gespielt hätte - watt? HÄ?? Öhm.. "joo, ab und zu mal im Training.." - Dieter sei aufgefallen, dass ich auch schon mittwochs, wenn ich ab und an mal Libero gespielt hätte, die Leute schön lautstark kommandieren würde, und das wäre heute hilfreich, also soll ich das heute mal machen. Also gut, dann spielst Du heute also Libero, sollte in den Griff zu bekommen sein..

Das deutsche Team ist wirklich einigermaßen gut bestückt, zwei bis drei Leute von uns haben mindestens Bezirksliga-Niveau (ich natürlich nicht, ich spiele ja immerhin deutsche Auswahl..). Dennoch die Ansage von Dieter, dass er sich vorstellt, dass ich als einziger die 90 Minuten durchspielen soll, während alle anderen regelmäßig fliegend wechseln.. - "watt?" Geht ja gar nicht.. nun gut, es ist, wie es ist, da werde ich doch gleich mal nen Spielbericht posten..

Spielbericht Brasilien - Deutschland 2 : 4 (2 : 0)

Tuscaloosa. Am heutigen Sonntag stehen sich bei bestem Fußballwetter jeweils Auswahlen brasilianischer und deutscher Mercedes-Mitarbeiter gegenüber. Die Partie wird geführt vom britischen Unparteiischen Bobby Witherspoon, welcher von den zwei Linienrichtern Jack Black und Steven Miller assistiert wird (Namen frei erfunden, waren aber alle drei wirklich Briten von der Alabama Soccer Association - man sollte also meinen, die hätten ein wenig Ahnung - weit gefehlt, aber lesen Sie bitte weiter..).
Das brasilianische Team erwischt eindeutig den besseren Start und wirbelt in der Anfangsphase die Abwehr um Libero Dirk M. (hoppla, das bin ja ich!) gehörig durcheinander. Das deutsche Mittelfeld ist bis dato noch überhaupt nicht auf dem Platz. Folgerichtig fällt das 1:0 für Brasilien nach einem Eckball, bei dem die komplette deutsche Hintermannschaft in Kollektiv-Schlaf verfallen ist und der brasilianische Angreifer keine Mühen hat, aus kurzer Distanz ungehindert einzuschieben (so um die 10. Minute).

Deutschland weiterhin mit gehörigen Schwierigkeiten im Spielaufbau, zu viele fahrlässige Stellungsfehler und Fehlpässe prägen das Bild und sorgen für wenig bis überhaupt keine Gefahr. Brasilien taktisch nicht wirklich durchdacht, hat keine Schwierigkeiten, im Mittelfeld nach Belieben zu kombinieren - die deutsche Abwehr um Libero Dirk M. (..und das bin immer noch ich!) kann jedoch meist die Fehler der Vorderleute ausbügeln. Zudem häufen sich nun mehr und mehr hinterhältige und linke Fouls der brasilianischen Freunde, ein Nachtreten von hinten ist eigentlich in jedem Zweikampf dabei - die Referees lassen meist Vorteil gelten.. (für alle Nicht-Fußballer: ein Unding! Geht gar nicht! Nachtreten - zudem von hinten - ist mit das Übelste, was man tun kann und eine klare rote Karte, also Platzverweis!). Erst nach ca. 20 Minuten schafft es die in den blau-weißen Jerseys spielende deutsche Auswahl, sich gelegentlich vor dem gegnerischen Tor zu zeigen, ist jedoch im Abschluss meist überhastet oder schlicht und einfach zu ungenau. Nach ca. 25 Minuten folgt die Quittung auf dem Fuß - Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, über zwei Stationen ist die deutsche Abwehr ausgehebelt, und ein brasilianischer Stürmer schiebt zum von den mindestens 50 zum Großteil brasilianischen Zuschauern viel umjubelten 2:0 ein (wie gesagt, um die 25. bis vielleicht 30. Minute).

Libero Dirk M. (das bin ich!) schaltet sich nun vermehrt in das Offensiv-Geschehen der deutschen Mannschaft ein. Nach einem sehenswerten 50-Meter-Solo platzt ihm jedoch der Kragen: nachdem sein Gegenspieler drei Mal in Serie vergeblich versucht hat, ihn von hinten umzuhauen (muss man echt so sagen. Der ging wirklich nur auf die Knochen, war aber stets zu langsam.. - der Schiedsrichter tut das als normale Härte ab - Idiot!), läßt er den Ball eben Ball sein und geht verbal auf seinen Gegenspieler los. Dieser will auf einmal von nichts gewusst haben und reagiert ziemlich gereizt auf die Anfeindungen, die wie eine Lawine auf ihn einbrechen. Dirk M., nun völlig außer sich (insgesamt habe ich in diesem Spiel bis dahin ungefähr zehn Mal einen Nachtritt auf den Weg mitbekommen, am Ende sind es vermutlich zwischen 20 und 30 Male), legt sich mit jedem und allem an, der sich in den Weg stellt (das sind zum Glück nicht viele, sonst hätts vermutlich so richtig geknallt!). Daraufhin wird das Spiel für ca. 5 bis 10 Minuten unterbrochen, um die Gemüter abzukühlen - weitere "Höhepunkte" hat die erste Halbzeit nicht..

Nach dem Wechsel kommt das deutsche Team nun besser in die Zweikämpfe, die zunehmends mehr und mehr gewonnen werden. In der Halbzeitansprache nahmen wir uns nämlich vor, es mit gleicher Münze zurück zu zahlen - jeder Zweikampf wird von nun an am Rande jeglicher Legalität (und teilweise weit darüber hinaus) geführt. Brasilien wird mehr und mehr in die eigene Hälfte gedrängt und frühzeitig massivst attackiert. Folgerichtig der Anschlußtreffer durch einen satten Schuß von Armin aus ca. 18 Metern zum 1:2 (so um die 60. Minute). Das brasilianische Team läßt sich von diesem Rückschlag zum Glück beeinflussen, Deutschland bleibt am Drücker - fast folgerichtig fällt der Ausgleich zehn Minuten später.

(Sehr interessant zu sehen: die "Stars" der brasilianischen Mannschaft verlassen angesichts der drohenden Niederlage das sinkende Schiff und lassen sich bereitwillig auswechseln, einige sollen überhaupt nicht mehr aufs Spielfeld zurück kommen.) Das deutsche Team hat die Partie nun weitgehend im Griff, brenzlig wird es nur noch einmal kurz nach dem Ausgleich, jedoch kann die deutsche Hintermannschaft gegen den einschussbereiten Angreifer in letzter Sekunde klären. Deutschland kann in der Folge den Druck aufrecht erhalten, und so fällt wenige Minuten später das nächste Tor: Armin, der zuvor gute Einschussmöglichkeiten leichtfertig verschenkt hat, bekommt in aussichtsreicher Position den Ball, und flankt ihn gefühlvoll nochmals nach innen, wo ein deutscher Stürmer zum 3:2 einköpfen kann - großer Jubel in der deutschen Ecke, die sich nun mehr und mehr am Spielfeldrand bemerkbar macht.

Von Brasilien ist angesichts des Spielverlaufs noch kaum mehr Gegenwehr zu befürchten, und Deutschland hat jetzt den Raum und die mentale Überlegenheit, das Spiel leicht nach Hause zu schaukeln - weitere gute Gelegenheiten bleiben jedoch vorerst ungenutzt. Erst kurz vor Schluss, nach einem bereits abgeschlossenen Angriff, folgt die endgültige Entscheidung: der brasilianische Torwart schießt beim Abschlag aus der Hand den nach hinten laufenden Armin an, von dessen Hinterteil kullert der Ball in die Maschen - 4:2 (so um die 85. Minute), damit ist das Spiel endgültig entschieden. Deutschland läßt nun die Uhr herunterticken, und gewinnt am Ende verdient mit zwei Toren Unterschied (md).

Mein Fazit: der Brasilianer an sich ist von Haus aus eine miese Ratte, die bei jeder sich bietenden Möglichkeit nachtritt. Der Referee in Amerika hats von Haus aus einfach überhaupt nicht im Griff, aber dennoch gehen wir am Ende als Sieber vom Platz - so what? Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, und Dieter hat vor dem Spiel ein paar lecker Biers in die Kühlbox getan - also mal her damit, den Sieg feiern. Wir diskutieren über den Spielverlauf, und als Europäer hat man gegen Südamerikanische Mannschaften einfach den Nachteil, zu sehr "Gentleman Style" zu spielen (Argentinier, Brasilianer, auch die Mexikaner - alles ein Volk von Nachtretern, scheinbar richtig übel, teilweise noch schlimmer als heute). Dennoch nimmt uns niemand mehr den Sieg, und so drink 'mer 'ahner, und dann 'noh 'ahner.. jau. Nach drei Biers will ich dann doch lieber heim, bevor die groß mit Wirken anfangen. Ich halte noch in #505, um Kunde des Siegs zu übermitteln (..und 'nohmal 'ahner getrunken..), schließlich schlage ich wieder "daheim" in #816 auf, um noch zwei z'dringa und Kunde in die Welt zu verbreiten.. schließlich ist das Tagebuch seit Donnerstag ohne Update (Skandal!). Mein rechter Fuß ist, wie das Knie, ob des einen oder anderen Nachtretens leicht blau verfärbt und leicht angeschwollen, jeder Schritt tut weh, aber in dem Wissen, gewonnen zu haben (und: 90 Minuten am Stück durchgehalten zu haben!!), läßt sich das sehr leicht ertragen (gut, so langsam wirkt auch der Alkohol, bin mittlerweile einigermaßen besuff).. gute Nacht.

Vor dem Spiel..

..ist nach dem Spiel.

90. Tag (Montag, 21. November)

Heute statt Frost mal lieber Dauerregen. Als ich morgens um halb sieben ins Auto einsteige, fängt es gerade damit an und soll so bald auch nicht aufhören. Von der Arbeit gibt es wieder nicht viel zu berichten - am Mittwoch machen wir in der Abteilung ein Thanksgiving-Essen, Melissa liest beim Team-Meeting nochmals vor, wer was zu besorgen hat, damit man es auch gewiss nicht vergisst. Außerdem ärgere ich mich wieder einige Stunden mit meiner "Hall of Shame" herum, bis ich sie endlich in ihrer finalen Position habe und für heute vollständig beklebt habe. Immerhin. Ab morgen geht es dann vermutlich wieder in Sachen Trace weiter.

Mittags, als es immer noch regnet, besuche ich Vorschlaghammer "Dan" (ich muß das Tagebuch mal dahingehend anpassen, dass die Namen nicht so oft wechseln) auf, und mache aus, dass es heute Abend zur Abwechslung mal nicht ins Buffalo's geht. Um Viertel nach Vier hört es mit regnen auf, das ist das Zeichen für mich, jetzt Feierabend zu machen.

Daheim denke ich endlich mal daran, die ersteigerte Lok auf Funktionalität zu prüfen - sie läuft, und zwar wie der Teufel. Ich habe zwar keine Schienen, aber auf den Kopf gedreht lasse ich sie mit den 18 Volt vom Notebook-Netzteil laufen. Alle sechs Lichter funktionieren, das macht doch Hoffnung. Werde jetzt eventuell noch versuchen, eine Ersatz-Karosse zu finden, wenn diese nicht zu teuer ist, dann spare ich mir womöglich eine Menge Arbeit mit der Restauration der Lok - andererseits macht das ja eigentlich gerade den Reiz aus.. ich weiß noch nicht.

Außerdem nutze ich die Zeit und versuche, ein "Dirkipedia" zu installieren, um die ganzen Tricks mal zu dokumentieren.. leider macht wieder dieselbe Sicherheitseinstellung einen Strich durch die Rechnung - dann halt nicht.

91. Tag (Dienstag, 22. November)

Ich gebe zu, das Tagebuch eine knappe Woche ohne Überarbeitung zu lassen, ist fahrlässig, weil man schnell die Details vergisst und so weiß ich nicht mehr recht, was an diesem (heutigen, haha!) Dienstag alles passiert ist. Auf jeden Fall fahre ich nach der Arbeit zum Publix Supermarkt, um meinen Beitrag für das morgen in MOE stattfindende Thanksgiving-Essen einzukaufen. Ausserdem lasse ich mir noch eine Packung Salat für 1,50 Dollar, sowie gebrauchsfertige Salatdekoration (Möhrchen, Cherry-Tomaten, Gurke, Zwiebeln) für drei Dollar raus.. dafür schmeckt das Abendessen aber auch sehr gut. Ferner gibt es noch ein Baguette, das wirklich nach Baguette schmeckt, sowie bekannte Salami - sehr geil.

Hätte dieser Tag noch einen Wahnsinns-Höhepunkt gehabt, wäre er mir gewiss noch eingefallen. So war ich vermutlich nicht allzu spät im Bett, nicht zuletzt, weil sich bei mir eine Erkältung für die nächsten Tage angekündigt hat.

92. Tag (Mittwoch, 23. November)

Heute ist also großes Thanksgiving-Essen in MOE und ich schaffe es sogar, an alles zu denken. Das Essen selbst ist sehr feudal und typisch amerikanisch: viel zu viel und sehr eigenartig: es gibt gekochten Schinken, sowie Truthahn, dazu Ka-Pü mit starker Knoblauchnote, diverse Aufläufe und.. Kuchen. Mindestens sechs verschiedene Kuchen werden von den Amis zusammen mit dem Schinken gegessen.. würg. Nachdem ich mir mit meinem Plastikbesteck und besagt gutem amerikanischen Essen (Süßkartoffeln - pfui daibel!) den Wanst vollgehauen habe, sehe ich mal nach, wie viel vom Mitgebrachten noch übrig ist: es sind ungefähr 2/3 des Mitgebrachten, wir haben wirklich nur ein Drittel davon gegessen. Als ich Melissa darauf anspreche, meint sie nur: "ja, super! So muss es sein!" Falls sich der geneigte Leser fragt, was mit dem Rest passiert: Mülltonne.

Abends ist in # 505 noch eine kurze Besprechung wegen morgen, bezüglich Abfahrt, Treffpunkt usw. Da meine Erkältung tatsächlich immer näher rückt, bleibe ich auch dort nicht allzu lang, schließlich will ich morgen einigermaßen fit sein.

93. Tag (Donnerstag, 24. November)

Als Treffpunkt wurde 8.30 Uhr vor #505 ausgemacht, und so bin ich einigermaßen pünktlich mit kleiner roter Sporttasche in der linken und Megasandwich in der rechten Hand am Start. Wir kommen sogar innerhalb des eigens angelegten Puffers los und erreichen nach knapp einer Stunde Fahrt den Flughafen in Birmingham. Wir checken in Ruhe am Flughafen ein, bis uns schließlich und endlich ein Reisebus mit Flügeln (50 Sitzplätze) der United Airlines nach Chicago fliegt. Das Wetter ist sehr windig bis stürmisch, der Pilot bringt den Vogel jedoch sicher durch alle kleineren und größeren Turbulenzen, speziell bei der Landung.

Ankunft Chicago, die Frisur ist am Arsch: 18 Grad Fahrenheit (entspricht ungefähr -8 Grad Celsius) plus eisiger Wind würden jedem Drei-Wetter-Taft den Garaus machen. Mein Immunsystem freut sich, jetzt gibt es mal ordentlich zu tun. Ich bin heilfroh, eine Chicago-taugliche Jacke zu tragen, sonst wärs jetzt leicht komisch. Wir fahren mit der Subway vom Norden her ins Zentrum, dort soll unsere Unterkunft sein.

Das Hotel "Cass" (wurde von Deutschland aus gebucht) ist glücklicherweise zentral gelegen und mit einem kurzen Fußweg von der Subway aus einfach zu erreichen. In der Zimmeraufteilung komme ich mit Jörg, Dan und Roderick in ein Zimmer, ferner bilden #505 (Björn, Christoph und Sebastian) mit Eva das Zimmer gegenüber, außerdem sind Marc, sein Kumpel Jürgen, sowie Julian und Andreas in einem Zimmer. Alles in allem sind wir also zu zwölft, Jürgen ist, wie bereits erwähnt, ein Kumpel von Marc, welcher derzeit ebenfalls in den Staaten ein Praktikum absolviert und mit dem wir uns am Flughafen getroffen haben. Die Zimmer sind nicht allzu groß, aber ausreichend. Hier gibt es King- und Queensize-Betten, die nicht ganz so breit sind wie europäische Doppelbetten, in denen man aber gut zu zweit schlafen kann.

Die Abendtour führt uns zunächst auf die Jagd nach Essen. Da heute Thanksgiving ist, haben jedoch zum Beipsiel die meisten Fast Food Ketten geschlossen - McDonald's jedoch nicht, und so besuche ich heute zum ersten Mal in den Staaten den Mäckes - man weiss irgendwie sofort, wenn man in einen McDonald's Burger reinbeisst. Für abends gehen Jörg, Chris und die Pullmaus in der näheren Umgebung auf Tour, und zwar über Pippin's Taverne, die wir nach Woddes Bull bzw. Long Island wieder verlassen, in einen Laden namens Cactus, wo uns eine sichtlich angetrunkene Dame mittleren Alters empfängt. Sie hilft heute nur aus und ist offensichtlich sehr am feiern. Auf unsere Frage, was sie uns empfehlen könnte, erhalten wir die Gegenfrage: "well, do you wanna get fucked up?", was ich mit einem "yes, indeed - but with style!!" beantworte. Somit gibts für mich den ersten Long Island meines Lebens. Keine Ahnung, wie die Gutste heißt, jedenfalls arbeitet sie heute nur aushilfsweise und geht später zwei Straßen weiter in das "irgendwas Maguire", da sollten wir unbedingt auch hin. Jo, dann machen wir das. Der Laden ist kunterbunt, wird nur von Christbaumbeleuchtugn erhellt, sehr eigenwilliges Licht, aber sehr gut. Erin, unsere Kellnerin, hat es dagegen nicht im Griff, bringt uns aber europäisches Bier (nicht ohne uns zu warnen, dass dieses doppelt so teuer sei wie amerikanisches - gut, amerikanisches ist ja auch maximal nur ein Viertel von deutschem Bier wert, also passts doch, dumm Supp!). Irgendwann bin ich leicht besuff, und so wird das Hotel wieder aufgesucht.

94. Tag (Freitag, 25. November)

Alles klar, am Fenster schlafen war ein Fehler. Dieses ist nämlich undicht und ich lag quasi in einem Durchzug - meine Stimme hört sich an wie die von einer alten Schublade, außerdem glüht der Schädel und die Nase tropft - schöner Mist. Davon lasse ich mich jedoch nicht abhalten, Chicago - I am back! Roderick und Dan begleiten mich. Zuerst geht es auf den angeblich größten Weihnachtsmarkt außerhalb Europas, dieser ist aber lediglich ungefähr zwei Handballfelder groß. Vieler der Standbesitzer sind Deutsche, und so gibt es typisch deutsches Essen wie "Fleischkäse mit Sauerkraut im Brötchen" für geschenkte 5,50 Dollar (der Ami an sich tut dann noch gerne Senf und Ketchup drauf - wie man es halt von Deutschland kennt, nicht wahr!) oder einfach Nürnberger Bratwürste (gleiche Beilage, gleicher Preis). Wir halten uns hier kurz auf, essen tatsächlich eine Kleinigkeit, dann würde ich gerne ins Museum, da kommen die beiden auch mit.

Der Eintrittspreis für das Naturkunde-Museum ("Field Museum") kostet für sich sieben Dollar, mit Dinosaurier-Ausstellung 14. Alles klar, nehmen wir die Dinos mit. Die Dino-Ausstellung beschränkt sich auf ca. 10 bis 15 Skelette, ist also in einer Viertelstunde abgehakt - dafür könnte man im restlichen Museum vermutlich ein ganzes Wochenende zubringen und hätte noch lange nicht alles gesehen - die spinnen, die Amis.

Anschließend begeben wir uns ins Zentrum, wo es weihnachtlich zu schneien beginnt, und sich bei mir zum ersten Mal Weihnachtsstimmung breit macht. Auf einer Fläche gibt es eine Eisbahn, das sieht schon sehr weihnachtlich aus, mit den ganzen Lichtern und so weiter. Wir fotografieren hohe Gebäude (komplette Skyline, direkt in der Innenstadt, aber auch vor dem Museum vom Ufer aus) und schauen den Leuten beim Eislaufen zu. Als sich der Hunger meldet, entscheiden wir, mit der Subway nach Little Italy zu fahren und dort lecker Pizza zu essen. Ein Schuppen offeriert gar die beste Pizza der Welt, und das probieren wir aus. Meine Salami-Pizza entpuppt sich als Bratwurstpizza, nur dass die Würste halt roh auf den Teig und in den Ofen gegeben werden - geht gar nicht! Somit war der vollmundige Ausspruch wegen der weltbesten Pizza ziemlich dreist gelogen, aber hey: so is(s)t man hier einfach..

Bis wir von Little Italy wieder zurück sind im Hotel, geht bei mir gar nichts mehr und ich streiche alle Segel und haue mich hin, rien ne va plus.

95. Tag (Samstag, 26. November)

Da ich gestern nicht fort war, bin ich morgens recht früh fit. Ich mutze die Zeit, um ein Erkältungsbad zu nehmen und mit dem Hunsrück zu telefonieren. Als ich damit fertig bin, kommen die Jungs aus #905 (sind witzigerweise dieselben wie in Stone Creeks #505) heraus, sie wollen frühstücken und dann ins Technik-Museum. Tönt für michr sehr gut, da schließe ich mich an. Wir fahren nach einem sehr guten Frühstück in der "Corner Bakery" (oder so ähnlich) mit dem Bus weit in den Süden Chicagos, um die Standard-Tour ohne spezielles U-Boot-Sightseeing zu buchen.

Ausgestellt wird unter anderem in einem separaten Flügel das U-Boot 505, welches 1944 von den Amis eingesackt wurde. An sich ist das U-Boot natürlich ein echter Hinkucker, jedoch wird drum herum eine Art Entertainment-Veranstaltung mit diesem Boot veranstaltet, dass man als Ami-Normal-Dummi geneigt ist zu glauben, dass so ein Weltkrieg an sich eine feine und natürlich ungefährliche Sache sei. Hier in Chicago wandelt sich mein Bild von diesem Land nachhaltig und ich kann manche Einstellungen, die man hier einfach so hat, einfach nicht nachvollziehen.

Ferner bietet das Museum eine Modellbahnausstellung in H0, sowie unter anderem auch eine Weihnachtsbaummesse, in der Weihnachtsbäume landestypisch geschmückt ausgestellt sind - natürlich auch wieder total übertrieben und aufwändig. Alles in allem ist das Museum mehr für Kinder als für Erwachsene aufgebaut, und vieles, was für uns elementar anmutet, läßt den Ami die Stirn runzeln.

Ich splitte mich von den drei anderen und versuche, Jörg mit Roderick, Dan und Eva zu treffen. Bis dahin mache ich noch ein paar Fotos und setze mich an den großen See und atme durch. Die Erkältung geht heute zum Glück wieder.

Als es ums Abendessen geht, kommt die Idee auf, heute nach Greek Town zu fahren, eine lecker Grillplatte zu essen. Sehr geil. Wir fahren mit einer auf Weihnachten dekorierten Subway dort hin. Es gibt wohl nur eine, die dekoriert ist, und sowas hat man noch nicht gesehen: jedes Fenster hat eine bunte Lichterkette, sowie viele Schriftzüge und Eisflocken-Sticker angeklebt. Innen sind die Lichter alle rot und grün, ein paar Elfen verteilen Zuckerstangen während der Fahrt. Der absolute Hammer ist aber Santa, der auf einem Zwischenwagen steht und bei jeder Ankunft in einem Bahnhof über ein Mikrofon den Leuten ein frohes Fest wünscht!

Das Essen ist super, nichts zu sagen. Klar, ein Lokal ist etwas teurer als in Deutschland, aber am Ende bin ich mit 20 Dollars dabei, satt und zufrieden. Abends soll es noch fortgehen, was aber für mich aus verschiedenen Gründen ausfällt. Bei Gelegenheit werde ichs noch ergänzen.

96. Tag (Sonntag, 27. November)

Der Sonntag soll es ganz gehörig in sich haben. Zunächst startet er recht unspektakulär mit dem Zusammenpacken der Klamotten und dem Check-out, sowie einem kurzen Frühstück, zwei Blocks (fünf Minuten) vom Hotel entfernt. Wir fahren mit der U-Bahn wieder zum Flughafen zurück und stellen beim Herübergehen von U-Bahn zum Flughafen fest, dass der für 1:40 pm geplante Flug bereits Verspätung hat. Doch damit nicht genug: als wir im Terminal sind, steht statt einer Abflugsuhrzeit ein "CANCELLED". Das bedeutet dann soviel wie "ersatzlos gestrichen", das darf ja wohl nicht wahr sein! Wir stellen uns sofort beim Check-in an, wo man uns freundlich, aber irgendwie ignorant erklärt, dass der Flug von Chicago nach Birmingham abgesagt wurde. Dies sei aber nicht schlimm, denn wir würden auf andere Flüge umgebucht werden: vier Leute tags darauf (also Montag), vier weitere Dienstag früh und der Rest am Dienstag Mittag - für eine Unterkunft müssten wir schon selber sorgen, aber das wäre doch schon was, oder?

Da wir aber alle am Montag arbeiten müssen, ist das für uns keine Alternative. Da gibt man uns wieder freundlich, aber irgendwie unbekümmert recht, aber es handele sich bei dem Grund für die Absage des Fluges um höhere Gewalt wegen schlechtem Wetter (ja, klar!), da könne man einfach nichts machen (wer's glaubt). Now is a good bike expensive (ein guter Rat ist teuer), und so splitten wir uns auf, um alle Alternativen auszuloten, die da wären: die Tickets wie ausgedruckt wahrnehmen, oder entweder mit dem Zug, einem Bus oder einem Mietwagen nach Birmingham fahren, wo unsere Autos stehen. Problem an der Sache ist die Entfernung zwischen Chicago und Birmingham, die satte 700 Meilen beträgt.

Alles Jammern hilft nichts, wir splitten uns auf. Nach einiger Zeit haben wir folgende Infos zusammen: Ein Zugticket kostet pro Person 250 Dollar, die Reisedauer beträgt über einen Tag (!), ein Bus kostet geschenkte 100 Dollar pro Person, Abfahrt wäre am Montag morgen um drei Uhr, Ankunft um elf Uhr abends. Somit bleibt noch die Variante, mit einem gemieteten Van zu fahren. Ein Van für sieben Personen kostet inclusive Steuern, Versicherung und Drop Off (dem Recht, das Auto in Birmingham stehen zu lassen) knappe 300 Dollar plus Sprit, macht pro Person ca. 60 Dollar. Jörg, Björn, Sebastian und Julian wollen den einen Tag noch bleiben und so wird versucht, die Tickets von denen, die mit dem Auto fahren und die für Montag ein Ticket haben, umzubuchen. Dies soll am Ende allein über eine Stunde dauern, bei der kurzfristig gar die Montagsplätze ersatzlos verschütt gegangen zu sein scheinen, am Ende jedoch sogar gut gehen. Heißt also: sieben fahren, vier bleiben. Jürgen hat sich bereits vor Stunden Richtung Atlanta verabschiedet.

Bis ich wir bei Avis ins Auto einsteigen, ist es Viertel vor fünf - zu der Zeit wollte ich eigentlich schon lange in Stone Creek sein, davon kann ich mich verabschieden. Der Platz ist gut ausreichend für fünf Personen mit wenig Gepäck, dummerweise sind wir aber sieben. Ein Comfort-Trip sieht wahrlich anders aus und ich frage mich, ob ich wohl wirklich jemals heile ankommen werde. Wir fahren tatsächlich kurz darauf los, aber nur kurz. Dann stehen wir über eine Stunde im Stau, wohlgemerkt immer noch in Chicago.. bis wir diese Stadt verlassen haben, ist es nach sieben Uhr abends und eine lange Reise durch die Nacht beginnt.

Ganz gelogen war die Sache mit dem Schlechtwetter nicht, zeitweilig geht ein gehöriger Wind, dazu gesellen sich unvermittelt starke Regenschauer - das perfekte Szenario für einen Road Trip. Wir machen alle paar Stunden Pause zum Tanken, Rauchen und Essen und tauschen die Fahrer. Der Witz hierbei ist, dass Fahrer unter 25 Jahren Alter wesentlich mehr Versicherungsgebühren bezahlen, jedoch bin ja ich vor Wochen 25 geworden (schon wieder), außerdem sind Roderick, Christoph und Eva ebenfalls über dieser Grenze. Jeder von uns klemmt sich mal hinters Steuer, und am Ende sollen wir zunächst in Birmingham, dann sogar gegen sieben Uhr morgens in Stone Creek wieder ankommen - ich habe in dieser Nacht allenfalls fünf Minuten geschlafen und bin einfach nur fix und alle.

97. Tag (Montag, 28. November)

Heute fängt der Tag zur Abwechlsung mal nicht mit dem Verlassen, sondern mit dem Betreten des Appartements an. Ich gehe kurz in mein Zimmer, leere meine Sporttasche provisorisch aus, stelle mich unter die Dusche und fahre am besten gleich los zur Arbeit, bevor ich mich "lieber mal kurz" hinlege und erst abends wieder aufwache.

Um Viertel vor acht bin ich auf der Arbeit und versuche den ganzen Tag nichts anderes, wie diesen schadlos zu überstehen und niemanden um mich rum zu verletzen. Mein persönlich gestecktes Ziel ist drei Uhr mittags, und tatsächlich: genau dann lasse ich sogleich schnell den Hammer fallen und fahre auf direktem Weg wieder heim, mit über einer Stunde sattem Tages-Minus, aber das ist mir egal. Auf der Heimfahrt wird das Radioprogramm wegen einer Tornado-Warnung unterbrochen. Das geht vermutlich über alle Kanäle hinweg und über das Signal der Sender drüber, also scheint es wichtig zu sein. Es besteht die Gefahr, dass sich ein Tornado bildet, der dann auch Stone Creek bedrohen könnte. Ein großer Haufen Konjunktive - ich verfolge das Radioprogramm aufmerksam, jedoch soll es am Ende ein sehr ruhiger Abend in Stone Creek sein, und das ist mir heute auch sehr recht so. Kurze Randnotiz: gesundheitlich bin ich wieder ziemlich beinander, die Erkältung scheint überwunden.

98. Tag (Dienstag, 29. November)

Heute morgen verschlafe ich schier gar, bin erst nach halb acht bei MBUSI - das soll aber noch rechtzeitig sein. Ich automatisiere den Tag über ein paar Vorgänge (endlich mal wieder etwas programmieren) und suche hier und da ein paar Fehler raus.. nichts Wildes.

Im E-Mail-Postkorb finde ich die Tage eine Mail von Franka Heitmann, die vermutlich irgendwann noch Wellen schlagen wird. Franka arbeitet wie Maggie Shonat bei CDS - der Halftime-Bericht ist fällig. Er soll so um die 2 bis 3 Seiten umfassen und vom jeweiligen Supervisor unterzeichnet werden. Wer es noch nicht weiß: die CDS ist diese Abripp-Firma, die mir quasi ein DIN A4 Blatt für 500 Öcken verkauft hat, ohne dieses hätte ich jedoch kein Visum bekommen - für mich eine Frechheit. Und eben jene Firma will, vermutlich aus kultureller Austauschprogramm-Sicht nun wissen, was ich hier in den Staaten so alles anstelle. Ich frage per Mail bei Jochen aus Neugier mal nach, ob er mir generell alles unterzeichnen würde, so lange ich den MBUSI-Teil sachlich und fachlich korrekt darstellte - ich habe ihm vor einiger Zeit schon meinen Unmut über die ganze Visum-Sache kundgetan (und er ist meiner Meinung, haha!). Er gibt mir prompt grünes Licht (oh, wie geil!), dann wollen wir die Tage über doch einmal etwas kreativ werden.. leider werde ich Maggies und Franka's Gesichter nicht sehen, wenn sie mein Geschreibsel zu lesen bekommen.

Später am Tag schaue ich unvermittelt ziemlich dumm aus der Wäsche, als eben erwähnter Jochen auf einmal seinen Arbeitstag beginnt - er ist diese Woche auf Nachtschicht und es ist Viertel vor sechs abends. Somit hätte ich das Minus von gestern bei weitem wieder reingearbeitet, ohne groß was davon zu merken. Na dann mal schönen Feierabend.

Im Kühlschrank gibt es mittlerweile weder Bier noch Cola, so gehts nicht weiter. Also halte ich auf dem Heimweg bei "Food World", wo es auch noch lecker Salat aus der Tüte gibt. Auf dem Heimweg meldet sich Jörg, er veranstaltet eine Glühweinparty, auf der ich doch auch vorbeischauen soll. Obwohl ich keinen Glühwein trinke, schlage ich um halb neun dort auf, trinke lustig zwei Biers und bin um halb elf wieder in #816 - und der Tag wäre ebenfalls rum.

99. Tag (Mittwoch, 30. November)

Heute bin ich wieder wie gewohnt auf der Arbeit, nämlich um Viertel nach sieben. Dort summiert sich das Tagesgeschäft momentan ziemlich auf, ich bin mittlerweile mit täglich wiederkehrenden Arbeiten gute zwei bis drei Stunden beschäftigt - für das ganze Projekt-Gedöns bleibt also nicht allzu viel Zeit. Das macht mir momentan nicht viel aus, auch weil absehbar ist, dass ein Teil davon in Kürze erledigt sein wird.

Am Mittagstisch erfahre ich bei fast schon ungewohntem Taco Salad heute eine neuerliche Anekdote aus dem Bereich "Amis: Logik und Ignoranz": in vielen Supermärkten ist es, wie bereits erwähnt, möglich, sich an der Kasse zusätzlich zum Einkauf Geld auszahlen zu lassen, wenn man mit Karte bezahlt - an sich eine tolle Sache. Das Ganze nennt sich "Cash Back" und ist kostenlos. Man gibt am Kartenlesegerät ein, dass man gerne Geld zurück haben würde und natürlich tippt man auch den Betrag ein. So. Carl und Roderick passierte nun vor einiger Zeit folgendes, und zwar beiden hintereinander: statt eines Betrags von "20.00" ($) haben die beiden, jeder für sich, nur "20" eingegeben. Der Kassierer muss dann kurz dumm gekuckt und beiden jeweils die "gewünschten" 20 Cents ausbezahlt haben - eine kurze Nachfrage hätte den Irrtum geklärt, aber nee.. ist jedenfalls ein Riesenlacher.

Der Mittwochskick ist einmal mehr sehr anstrengend, aber eine Wohltat. Da es mittlerweile recht schattig wird, wenn die Sonne erst mal weg ist, sind heute auch nur 11 Leute am Start. Bezeichnenderweise sind alles Deutsche (gut, die Brasilianer sind zum Großteil nach Brasilien zurück und diejenigen, die noch da sind, trauen sich nicht mehr - hähä..) ..und so spielen wir auf Hütchen-Tore, wo mein Team zwei Mal jeweils mit 8:10 verliert - aber Spaß hats gemacht.

100. Tag (Donnerstag, 1. Dezember)

Eine runde Sache: heute ist also Tag Nummer 100. Die Zeit hier verging bislang wirklich buchstäblich wie im Flug, mir kommt es so vor, als hätte Michael noch gestern im Wohnzimmer gesessen. Seitdem ist irre viel passiert und ich weiß jetzt schon, dass ich Eindrücke gewonnen habe, die mich mein ganzes weiteres Leben begleiten werden.

Darryl aus meiner Abteilung hat ein wenig Probleme mit Excel. Er hat eine irre große Datei, die er manuell anpassen muss - geht gar nicht, das kann ein Makro viel schneller. Und schon sitze ich am Rechner und fange an mit Zeilen löschen, Strings zerlegen usw. - ist ziemlich kurzweilig, wenn ich auch nicht bis an mein Lebensende Makros programmieren wollen würde.

Abends schaue ich auf sterntv.de die zwei Videos zu dem Abstandmesser der neuen Mercedes S-Klasse und kann mir schlicht nicht vorstellen, wie Menschen soo dumm sein können. Kurz zum Hintergrund, wer es allen Ernstes noch nicht mitbekommen hat: DaimlerChrysler lud SternTV zur Vorführung der neuen S-Klasse ein, um genau zu sein, um einen Abstandswarner, der z. B. bei Nebel oder schlechter Sicht warnen soll, wenn sich vor dem Auto ein Hindernis befindet. Nun funktionierte das System in der Vorführhalle aufgrund der baulichen Gegebenheiten nicht, also hat der Daimler, zusammen mit einem Chefreporter von Autobild, den Test gefaked - und dass SternTV diesen Schwindel durchläuchten würde, war bei der Dämlichkeit, die an den Tag gelegt wurde, nur allzu offensichtlich. Ich glaube nicht, dass das anders geplant war. Vielmehr glaube ich fast, das Ganze war von Mercedes absichtlich so arrangiert, damit die Aufmerksamkeit so RICHTIG auf das neue System gelenkt wird, was ja allem Anschein nach tadellos funktioniert.

101. Tag (Freitag, 2. Dezember)

Der Freitag beginnt mit Alltagskram, später widme ich mich wieder Darryl's Makro. So langsam bekomme ich den Dreh raus, wie man so richtig tolle Sachen mit Visual Basic in Excel anstellen kann.

Schocker des Tages: die inoffiziellen Gerüchte scheinen sich bewahrheitet zu haben, jedenfalls bestätigt Melissa meinen üblen Verdacht, dass die augenblickliche Praktikanten-Generation die letzte sein wird und ab März keine Nachfolger kommen. Das Budget für die Praktikanten wurde wohl gestrichen. Jochen bestätigt dies noch weiter, in dem er mir mitteilt, dass es bereits einen Nachfolger für mich gab, diesem aber wohl wieder abgesagt wurde. Insbesondere beim Auto-Verkauf sind nunmehr mehrere hundert Dollar "außergewöhnlicher Aufwand" zu befürchten, schöner Scheiß, denn ich ging davon aus, die Kutsche einfach an einen Nachfolger zu verticken.

Für um halb fünf ist Treffpunkt angesagt, und Julian, Roderick und Daniel (sowie ich) setzen uns ins Auto und fahren nach Nashville, welches knappe vier Stunden entfernt liegt. Insgesamt sind wir 10 Mann und zwei Manninnen, verteilt auf drei Autos.

Unser Auto ist als zweites da, Jörg mit Marc, Carl und Sara ist schon da. Wir beziehen die Zimmer, trinken schon mal Ahner auf den heutigen Schreck und warten auf Auto Nummer drei, welches Sebastian mit Christoph, Björn und Melanie beinhaltet. Als dieses da ist, wird erst noch kurz Ahner getrunken, dann ziehen wir gen Downtown. Wir landen im "Decades", welches Musik aus der Dekade der 80er spielt - hier wird noch mehr getrunken (man kann auch sagen: es wird eskaliert) und irgendwann um vier, halb fünf liege ich besuff im Bett.

102. Tag (Samstag, 3. Dezember)

Ich bin als Erster in meinem Zimmer wach (wir haben die Zimmer genau nach den Autos aufgeteilt), steige unter die Dusche, telefoniere nach Hause und mache mich auf in die Stadt. Marc kommt mir nach einigen Minuten entgegen und wir beschließen, zusammen etwas zum Essen zu jagen. Bei der Gelegenheit schauen wir uns auch noch Downtown an, das so richtig amerikanisch anmutet, wenngleich Nashville, die Stadt der Country-Musik, nicht wirklich mit Chicago letzte Woche mithalten kann (oh Wunder!).

Gegen mittags sind dann alle wach und wir treffen uns an der Eishockey-Arena, um eine der größten Malls in den Vereinigten Staaten zu besichtigen. Erst dort gibt es für mich "wooszuhmejsn", danach finde ich immerhin ein Weihnachtsgeschenk in einem Laden, der nur Varianten meines Geschenks führt, und davon ungefähr 500..

Nach ausgiebigem Gebummel fahren wir wieder zurück, denn abends ist das NHL-Spiel zwischen den Nashville Predators und den Philadelphia Flyers. Das Spiel ist zu 2/3 bis 3/4 ausverkauft (die Halle fasst über 20.000 Zuschauer), jedoch kommt nur dann Stimmung auf, wenn der Videowürfel "make some noise" verkündet - abartig, mit Sport hat die Sache nichts zu tun, sondern vielmehr mit seichtem Entertainment. An sich ist das Spiel ganz gut, es gibt sogar eine Overtime und ein Penalty-Schießen, und am Ende gewinnt Nashville mit 4:3 - alles super gelaufen. Der Tag hat außer einem Essen, viel Regen sowie einer nächtlichen Party im Zimmer nicht mehr viel für mich zu bieten.

103. Tag (Sonntag, 4. Dezember)

Es ist der zweite Advent und nach einer Nacht mit Unterbrechungen wache ich um kurz nach neun auf. Das ist sogar rechtzeitig zum Frühstück im Hotel bekommen, dieses ist aber bestenfalls als "übersichtlich" zu bezeichnen, die Auswahl ist eher mau bis eine Frechheit. Ich esse nen Donut, eine Banane und trinke ein Glas O-Saft, damit wäre, sieht man von Cornflakes ab, auch so gut wie das ganze Angebot ausgetestet.

Da man Nashville wirklich so nebenbei im Handumdrehen sieht und mitnimmt, machen Jörg, Sara, Carl und ich statt Sightseeing noch einen Schaufensterbummel in Downtown, sowie in einer anderen Mall. Bei Abercrombie und Fitch steht ein Model, mit dem man sich für einen Dollar fotografieren lassen kann. Das Angebot des Tages, denn der Kumpel steht die ganze Zeit unbeschäftigt rum und versucht, gut auszusehen (okay, seine Bauchmuskeln hätte ich auch gerne). Um halb drei sind wir mit Bummeln durch und es geht auch schon wieder heim. Auf der Heimfahrt regnet und blitzt es, wie es nur in Amerika regnen und blitzen kann: nämlich übertrieben und maßlos.

104. Tag (Montag, 5. Dezember)

Die letzten Tage habe ich mich mit Berichten sehr kurz gehalten, auch heute wird es nur ein paar wenige Zeilen geben - ich hoffe, ich habe am Wochenende die Laune, die letzten drei Wochen nochmals zu überarbeiten.

Auf der Arbeit gibt es wieder Alltag und Makros, schön bunt gemischt, und um vier mache ich wieder die Biege. Ich halte bei der Verwaltung und erkundige mich, ob die fällige Miete so in Ordnung war und lasse mir von Joan Parker sagen, dass die Wohnung spätestens 30 Tage vor dem Auszug gekündigt werden muss - da ist zum Glück noch etwas Zeit.

105. Tag (Dienstag, 6. Dezember)

Der Midterm-Report ist fällig. Die CDS, dieses Drecks-Unternehmen, will zu allem Überfluss bekanntlich einen Bericht. Soll sie haben. Aber, ein Bericht für sich reicht nicht aus, der Intern muss natürlich auch noch evaluiert werden. Jochen geht mit mir meine Bewertung durch, und ich habe eine Eins, fünf Zweien und eine Drei - in Kommunikation (Jochen hält mich für ein wenig zu introvertiert - das ist kein Witz!). Alles in allem bin ich aber sehr zufriden mit den Noten, auch wenn sie keinerlei Relevanz haben. Nach der Mittagspause gibt mir dann auch noch Gerhard, einer der beiden E-Vierer, auch kurz das von mir gewünschte Kurz-Feedback, auch dort komme ich gut bis sehr gut weg, was mich sehr freut.

Nach der Arbeit will ich den Strom bezahlen fahren. Also fahre ich pünktlich um vier zu den Stromwerken, wo mir mal wieder entfallen ist, dass die dort keine EC-Karte oder Visa nehmen, sondern nur Schecks, Bares oder Money Order - ICH ARSCH! Da bin ich also mal wieder komplett umsonst über eine halbe Stunde sinnlos in der Gegend herumgefahren. Wie mich das aufregt, nicht zu fassen!

Außerdem ist das Internet nur eingeschränkt nutzbar. Ich muss über ein anderes Netz rein, welches mir jedoch nur zeitweilig gestattet, Seiten aufzurufen. Irgendwann geht dann gar nichts mehr, dann schaue ich eben über den Computer fern. Sollte sich nicht bald wieder ein Netz auftun, muss ich mir ernsthaft überlegen, was zu tun ist.

106. Tag (Mittwoch, 7. Dezember)

Da hätte ich mal besser nicht so eine gute Zwischenbeurteilung bekommen sollen, denn mittwochs werden die Top 5-Themen normalerweise von mir aktualisiert, heute nicht - ich habs einfach vergessen. Das ist jetzt schon das zweite Mal diese Woche, dass ich einen Dirk baue, und ich rege mich ziemlich darüber auf. Außerdem mache ich mir mehrere Knoten ins Taschentuch, damit das nicht nochmals vergesse.

Mittags gibt es den obligatorischen Taco Salat, eine feine Sache, kann man wirklich gut fast jede Woche einmal essen.

Abends beim Kicken sind wir zum Glück wieder mehr Leute als letzte Woche, nämlich so um die 16 Mann. In einem Zweikampf bekomme ich zuerst einen Ellenbogen in die Seite gedrückt, anschließend klopft mir mein Gegner den Knöchel weich, besonders von letzterem werde ich die nächsten Tage ein nettes Andenken haben.

Wieder daheim versuche ich nunmehr komplett vergeblich, ins Internet zu kommen. Scheinbar ist "belkin" ein Nachbar, welcher wohl ausgezogen ist, sein Netz ist jedenfalls schon seit Tagen nicht mehr erreichbar, und über dieses war ich sonst immer unterwegs. Später kommt Sebastian noch vorbei, um sich meine Nashville- und Chicagofotos zu holen. Außerdem sammelt Sebastian Quarters, und zwar gibt es so um die 30 verschiedene davon - bei mir findet er in meinem Kleingeldbecher zwei Stück, die er noch nicht hat.

107. Tag (Donnerstag, 8. Dezember)

Ach du grüne Neune, heute morgen komme ich so gar nicht aus dem Bett. Dementsprechend spät betrete ich wieder das Hamsterrad, nämlich weit nach halb acht. Mit einigem Stress und hohem Blutdruck und Puls schaffe ich es aber, alle Berichte vollständig und rechtzeitig an die Boards zu pinnen. Diese spezielle Arbeit kann wirklich jeder halbwegs gut dressierte Zirkusaffe verrichten, und die Tatsache, dass ich der Affe bin, lässt mich ab und zu doch ein wenig nachdenklich werden..

Es gibt ein Stückweit Entwarnung, was uns als letzte Praktikantengeneration angeht. Hintergrund: Bill, der Chef von allem in Tuscaloosa, bekam wohl eines Morgens einen Rappel und meinte: "no more interns, basta!" - Zu der Zeit war jedoch bereits mehreren Interns zugesagt, und diese jenen werden allem Anschein nach auch kommen. Wie es mit dem Rest aussieht, ist momentan nicht klar, es werden jedoch Gespräche geführt, was ich für ein gutes Zeichen halte. Dann krieg ich meinen Jeep ja vielleicht doch noch halbwegs gut los.

Nach der Arbeit schmeiße ich Sara in Stone Creek aus dem Auto (Saras Auto ist kaputt, geht mitten in der Fahrt einfach aus, deshalb nehme ich Sara diese Woche häufiger mal mit) und fahre direkt weiter zu den Stromwerken, diesmal mit nem Scheck (und noch einem zur Sicherheit) im Gepäck. 71 Dollar 08, das ist ziemlich stramm für eine Stromrechnung. Danach suche ich noch Publix auf, wo es Vollkornseelen, Salami und Cherrytomaten, zusammen mit ner Packung Käse für 12 Dollar gibt - schon wieder reichlich stramm. Dafür habe ich ein sehr wohlschmeckendes Abendessen und auch noch eine Menge Zeugs über. Seele Nummer 2 friere ich ein, die gibt es am Wochenende zum Frühstück.

Tattaa! Das Netz tut wieder - die Frage ist nur, wie lange. Daher bin ich schon halb am überlegen, den Rechner einfach die ganze Zeit laufen zu lassen - kann natürlich nicht gesund und der Sinn und Zweck sein. Heute Abend werde ich ihn jedenfalls schon mal nicht abschalten.

108. Tag (Freitag, 9. Dezember)

Vom Geschäft nix Neues. Morgens ist wieder All-Team-Meeting, bei dem Bill, der Chef von alles, jedem einen "great job" attestiert, ders hören will. Im Grunde kann man sichs auch schenken. Witzig ist jedoch, dass, bevor die Veranstaltung anfängt, auf der Leinwand eine Fotoschau kommt, in der Bilder von verschiedenen Mercedes-"Events" gezeigt werden. Und eins der Events ist das Länderspiel, das vor ein paar Wochen war, ich lach mich kaputt. Bin sogar auf einem Foto drauf.. sonst hat der Tag nix zu berichten. Es wird so langsam Zeit, dass der Shutdown über Weihnachten kommt, so langsam brauch ich mal wieder Urlaub.. (ich weiß, daß viele daheim glauben, daß wir nix anderes machen als Urlaub, aber das stimmt einfach nicht!). Ich mach ne halbe Stunde früher Schluss.

Marc hat heute Geburtstag und alle in #406 eingeladen, unter anderem Yasar, seinen Chef. Eine echte Marke, der Mann, sehr unterhaltsam. Und sehr traurig, dass die Türkei die Qualifikation für die WM nicht geschafft hat - und noch trauriger, weil er tagtäglich durch E-Mails und Anrufe der werten Kollegenschaft darauf aufmerksam gemacht wird..

Insgesamt dürften wir so um die zehn Mann sein, die sich eingefunden haben. So sitzen wir also in geselliger Runde zusammen, trinken Bier und Glühwein und feiern Marcs Geburtstag. Er bekommt von uns in Ermangelung eines Christbaums fürs Auto (Marc war ebenfalls auf der Suche nach sowas) eine Corona-Leuchtreklame, worüber er sich jedoch auch sehr freut. Da drink mer doch grad ahner drop.. Ein sehr schöner Abend, der mir eine Galerie im Album wert ist.

109. Tag (Samstag, 10. Dezember)

Ausschlafen! Endlich! Das erste Mal seit drei Wochen kann ich wochenends mal schön ausknacken und die Matratze vollpupsen. Die letzten zwei Wochenenden waren wir ja immer on Tour, und unter der Woche ist nicht viel mit Ausschlafen. So drücke ich mir zur Feier dieses Samstags den Hintern bis nach elf Uhr morgens im Bett platt..

Das Netz tut noch immer, welch Freude! Habe den Rechner seit Donnerstag einfach toujours laufen lassen, damit die Verbindung nicht abreißt. Also chatte ich wieder einige Zeit über ICQ nach Deutschland, bis passiert, was passieren musste: die Verbindung bröckelt mir so nach und nach wieder ab, man kann da wirklich von Minute zu Minute zuschauen. Ich entscheide mich für einen Neustart um eventuell nochmals die Biege zu bekommen - und das war natürlich ein Fehler. Jetzt geht gar nichts mehr und mir schwant, dass das eine ganze Weile so bleiben wird.

Dann gibts zumindest heute also eben kein Internet mehr. Schöne Scheiße, denn eigentlich wollte ich mich noch nach ein paar Stellen für eine Diplomarbeit umsehen. So und so brauche ich bezüglich Internet demnächst mal eine gute Idee. Für heute gibts nix mehr, ich bin null motiviert, heute noch einen auf Party zu machen. Also schieb ich mir eine DVD ins Laufwerk und sehe mir "die zwei Türme" in der "special extended edition" an.

110. Tag (Sonntag, 11. Dezember)

Heute ist es also mal wieder soweit, hat diesmal ja auch immerhin bis kurz vor der Winterpause gedauert: Köln steht auf einem Abstiegsplatz. VERDAMMT!! Ich will mich nicht damit abfinden, dass die schon wieder absteigen.. Jungs, verstärkt euch nochmals bis zur Rückrunde!! Ich hab nämlich keinen Bock auf "das Topspiel auf DSF" Montag abends.

Da das Internet noch immer nicht wieder tut, niste ich mich mittags bei Marc in #406 ein, um das Tagebuch zu aktualisieren und den Spielbericht zu lesen. Sebastian und Julian tauchen zufällig auch noch auf. Da draußen schönes Wetter ist, möchte ich heute mal wieder etwas Tennis spielen, das erste Mal seit Wochen. Zum Thema Tennis: es gab lange nichts von den Stone Creek Open zu berichten.. das liegt zum einen an der momentanen Witterung - es ist doch ordentlich kalt geworden, außerdem regnet es doch häufiger Mal, sodaß der Platz unbespielbar ist, zum anderen waren wir die letzten Wochenenden ja auch immer on Tour und Abends nochmals raus in die Kälte ist nicht nach Jedermanns oder -fraus Geschmack. Bin gespannt, ob wir es noch fertig bekommen.

Mit Tennis wirds nichts mehr, dafür werde ich in #505 zum Essen eingeladen. Statt Kalorien runter jetzt also Kalorien drauf, das soll mir jedoch auch recht sein. Damit ich nicht ganz ohne leere Hände komme, bringe ich ein paar Biers mit, so als Beilage. Um neun oder so wackel ich wieder zurück, das Internet tut noch immer nicht, also lege ich mich ins Bett und höre noch etwas Musik.

111. Tag (Montag, 12. Dezember)

Es ist mal wieder Montag, und mal wieder verschlafe ich fast. Der Rückstand ist jedoch bald wieder reingeholt und der Dirk um kurz nach sieben am Schreibtisch. Darryls Makro tut überall, nur an Darryls PC nicht.. bis heute. Ich ändere das Skript etwas ab und *schwups*, es läuft auch auf seinem Rechner. Erleichterung macht sich bei mir breit.. ich quäle mich durch den Vormittag, mittags gibt es einen Beef Burrito. Das ist wie Taco Salat, nur mit Beef im Wrap statt auf Tortilla Chips und ohne Salat. Ist nicht ganz so ergiebig, aber vorerst reichts zum satt werden.

Mittags mache ich mich an den fälligen Bericht für die CDS, in welchem ich mir eigentlich fest vorgenommen habe, einige Unwahrheiten miteinzubauen. Sollte Jochen mein Geschriebenes, wie angekündigt, wirklich unterzeichnen, werde ich meinen Midterm Report hier auch noch abdrucken. Es ist hart, so etwas auf englisch zu verfassen, ich werde nur halb fertig damit. Morgen ist ja aber auch noch ein Tag.

Wieder daheim, tut das Internet natürlich noch immer nicht wieder. Was ich bekomme, ist eine Comcast-Seite, egal was ich aufrufen will. Habe mir wie aufgefordert auch schon mal das Tool heruntergeladen und versucht zu installieren. Da braucht man aber irgendwann eine Kundennummer, die ich (noch?) nicht habe. Jörg hat sich ja bekanntlich nen Internetzugang rausgelassen, ich werde mich mal bei ihm erkundigen, wie hoch die Kosten sind und welches Equipment er benötigt hat. Mit viel Dusel kann ich vielleicht sogar seinen Account mitbenutzen und mich einfach an seinen Kosten beteiligen, das wäre im Augenblick noch die Optimallösung. Das Netz wäre dasselbe, jedoch ist es bei ihm daheim verschlüsselt und hier in 816 nicht, weil zwei verschiedene Router.

Das Buffalo's hat vor Wochen zugemacht, wegen einem internen Streit, wie es heißt. Heute ist Montag, heute wäre wieder Wings-Essen angesagt.. aber weils den Laden eben nicht mehr gibt, wirds wohl wieder auf nen Salat rauslaufen, schöner Mist. Mir haben die Montagabende im Buffalo's immer sehr gut gefallen, der Gesamteindruck war einfach.. nett. Und es war amerikanische Ess-Kultur, die nicht zum Davonrennen war. Ich hoffe, dass sich bald wieder eine Tür in dieser Richtung auftut.

..wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.. auf einmal bin ich wieder drin. Das war ja einfach.. naja, irgendwie geht mir das Comcast-Zeugs gehörig auf den Keks. Da ich nicht weiß, wie lang die Verbindung jetzt bleiben wird, mache ich mich mal an die Recherche für eine Diplomarbeit..

..schon wieder ich. Comcast sucks! Ich kann nur bestimmte Seiten aufrufen - mein Tagebuch gehört dazu, die Webseiten von Stihl oder Bosch dagegen nicht. Was soll denn der Rotz jetzt bitte? Es liegt nicht am Cache, auch nicht an den Cookies, nicht daran, ob es Bookmarks sind oder nicht.. es gibt keine rationale Erklärung. Na dann, herzlichen Dank. Jörg hat sich aber zwischenzeitlich gemeldet, bei dem werde ich nachher mal reinregnen (für Schnee ist es zu warm), hoffentlich geht danach wieder was vorwärts. Wenn ichs nicht besser wüsste, würde ich denken, jemand mit viel Einfluss will mich verarschen.

Ich hole mir Auskünfte von Jörg, der mir leider nicht so viel sagen kann, wie ich das gerne hätte. Wir beide landen in #405 bei "Loeloe" und dem "Doktor", wo wir eine Runde Fifa 2005 auf dem PC zocken und wo ich im letzten Vorrundenspiel aus eigener Dummheit aus dem Turnier fliege.. naja, ist ja nur ein Spiel.

112. Tag (Dienstag, 13. Dezember)

Was soll ich schon groß erzählen? Belkin ist wieder da. Belkin ist genau das Netz, das sich vor Tagen verabschiedet hatte. Jetzt kann ich es wieder empfangen, zack, und schon ist wieder eine Verbindung da. Ich hoffe, dass das die nächsten Tage so bleiben wird, wenigstens bis Weihnachten, sonst such ich mir 'ne Sau, auf der ich zur Tür raus reite. A propos: ich wurde von verschiedener Seite nach meinen Reisedaten gefragt und hier sind sie: ich komme in Stuttgart am 24. Dezember morgens an und fliege am 3. Januar mittags wieder ab. Meine Zeit in Deutschland ist zu ziemlich genau 100% bereits verplant, aber meist kommts ja doch anders, und zweitens, als man denkt.

Als ich nach einem harten Tag im Büro heimkomme, liegt ein Paket für mich vor der Tür. Jeder, der vorbeigekommen wäre, hätte dieses Paket nehmen können. Hat aber niemand gemacht, deshalb liegts noch immer vor der Tür. Es ist aus Georgia von einem Steven Yang. Kenne ich nicht, den Kumpel, also bin ich schon etwas vorsichtig, als ich das Päckchen öffne. Drin ist ein Christstollen mit den besten Empfehlungen von uns aller Bill - und ich dachte, er könne Praktis nicht leiden? Seltsame Geschichte, Bill schickt mir nen Christstollen aus Georgia - da ist das Porto vermutlich teurer als der Inhalt.

Ich habe mich mittags mit Cathrin zum Joggen verabredet. Mit leerem Magen joggt sichs schlecht, also hau ich mir ne große Schüssel Rice Crispies mit Milch rein (Milch: sehr gute Idee, vorm Joggen - ich Rind!), außerdem muss der Speck weg. Beim Rausholen fällt mir die Eierschachtel runter, also gibts noch Rühreier dazu. Vollgefressen bis oben hin gehe ich also rüber zum Tennisplatz, um mich persönlich davon zu überzeugen, dass die Stone Creek Open weitergehen - Björn spielt tatsächlich gegen Eva! Dann kann das Turnier ja weitergehen. Ich hole Cathrin ab und wir laufen über eine Stunde, was der Seele gut, dem linken Knie nicht ganz so gut tut. Aber ich will nicht jammern, sondern lieber anschließend Duschen.

113. Tag (Mittwoch, 14. Dezember)

Heute morgen komme ich fast nicht raus, da ich gestern beim Laufen doch ordentlich verausgabt habe. Macht aber nix, solange ich pünktlich auf der Arbeit bin. Hier läuft heute alles ein wenig anders, denn Bernd aus der Nachbarabteilung wird verabschiedet, er kehrt nach mehreren Jahren nach Deutschland zurück. Aus diesem Anlass ist neben an eine große Verabschiedung, bei der mindestens 50 Leute gekommen sind. Ich teile mich selbst als Fotograf ein und mache diverse Erinnerungsfotos, bei denen ich den Eindruck habe, immer die gleichen Leute abgelichtet zu haben - immerhin mal besser als nix. Dann gibt es das von ihm und Harald (auch einer, der nach Deutschland zurück geht) spendierten Mittagessen. Also kein Taco Salat heute.

Mal wieder was zum Staunen: wer sich bei den Chicago-Bildern gewundert hat, warum die Amis sich Essiggurken an den Weihnachtsbaum hängen, erhält hier die Lösung: Wikipedia oder Tagesschau (von letztem Jahr), außerdem empfehle ich jedem, einfach einmal "Weihnachtsgurke" googlen - die Storys drumherum sind echt lesenswert. Wer es nicht nachkucken will: sie machen es uns nach.. ich hab mich halb schepp gelacht, als ich das erfahren habe, aber gut. Der Ami übernimmt also gerne auch fremde Bräuche.

bei uns schon lange Tradition: die Weihnachtsgurke. Hammer wieder was glernt.

Das Wetter ist heute und die letzten Tage wieder kompletter Schrott. Es regnet permanent, außerdem ist es saukalt und windig. Dies und die Tatsache, dass ich meinem Knie doch lieber eine Pause gönnen will, lasse ich das Kicken heute Abend sausen - ich gehe ohnehin davon aus, dass bei dem Wetter keine Sau am Start ist. Auf der anderen Seite nervt mich das an, aber es scheint mir einfach richtiger, daheim zu bleiben.

114. Tag (Donnerstag, 15. Dezember)

Nachdem ich ganz zu Beginn des Praktikums schon mal versucht habe, Vorgänger Tobias' C++-Code zu verstehen, ist es für mich jetzt doch soweit: ich unterstütze ab nächstem Jahr Kevin bei der Simulation einer seriellen Schnittstelle - und dafür lerne ich Visual C++ mit Hilfe von Visual C++ in 21 Tagen. Der Anfang ist recht leicht, bin gespannt, obs hinten raus groß schwerer wird. Ansonsten mache ich nebenher, was immer zu tun ist, nämlich Reports durch die Gegend tragen und an geeigneter Stelle aufhängen.

Abends ist die Weihnachtsfeier von MOE im "Santa Fe" ab sechs Uhr abends, und da es sich nicht lohnt, vorher nochmals heim zu fahren, fahre ich eben direkt nach der Arbeit dort hin. Ich setze mich zu Mauri, Darryl und Joshua, und insbesondere letztere zwei bringen mir ein paar Besonderheiten der südamerikanischen Sprachkultur nahe. Natürlich sind meine Schlussfolgerungen meistens auch eher ein Lacher. Ein sehr netter Abend, bei dem, wie gesagt, viel gelacht wird und die eine oder andere Erdnuss durch die Luft fliegt.

115. Tag (Freitag, 16. Dezember)

So, mal wieder Frost am Morgen, also mal wieder Kratzen. Auf der Arbeit schreibe ich das Makro so um, dass es die gestellte Aufgabe vollständig erfüllt. Die Aktion dauert ungefähr den halben Tag. Ansonsten mache ich meine Berichte, auch die neuen Top 5 werfen schon ihren Schatten voraus. Ich treffe mich um vier mit Sara vor dem Eingang (Saras Autotür ging heute morgen nicht mehr auf..) und bin froh, endlich wieder Wochenende zu haben. Das letzte hier in Stone Creek, bevor ich nächsten Freitag den Heimflug antreten werde.

Für sieben Uhr steht wieder Jogging mit Cathrin auf dem Plan. Damit ich das irgendwie durchhalte, fahre ich nach der Arbeit mit Sara zu FoodWorld, wo ich mir fünf Bananen als Abendessen mitnehme. Außerdem gibts noch Essen für die komplette Woche (bin gespannt, ob ich das wirklich alles gegessen bekomme..). Um sieben laufen Cathrin und ich also los und ich merke, dass meine Beine doch etwas schwerer sind als am Dienstag. Dennoch sind wir über eine Stunde unterwegs, und ich bin doch ein wenig stolz, so lange durchzuhalten. Cathrin hat sich für den Halb-Marathon im Februar angemeldet und ich versuche, mich an meine Zeiten als Fußballtrainer zu erinnern und gebe alles Wissen, was ich bezüglich Ausdauertraining und Ernährung weiß, an Cathrin weiter. Wies aussieht, werden wir nächste Woche gleich nochmals laufen gehen, da nehme ich dann hoffentlich nochmals ein paar Gramm ab.

Einmal mehr ist #505 nach Duschen und Ausruhen der Anlaufpunkt zum Vorglühen, wo schon mal das ein oder andere "top gepopped" wird (HA! Gestern gelernt, heut schon angewendet!), bis wir uns dann Richtung "Cheep Shots" aufmachen. Insgesamt sind wir satte zwei Wagenladungen voll, nämlich elf, zwölf Mann und Männinen. Im "Cheep Shots" gibt es Wodka Red Bull bzw. Long Island Tee, dann beschließen wir, weiter ins "Booth" zu gehen, das ist ungefähr 20 Meter weiter links. Bzw. rechts, wenn man sich rumdreht. Da die Universität schon Ferien hat, ist nicht ganz so viel los wie sonst, denke ich. Um drei bin ich dann daheim, einigermaßen besuff und noch ein wenig ausgelaugt vom Joggen.

116. Tag (Samstag, 17. Dezember)

Mannomann, was bin ich kaputt. Ich wache so um halb eins, eins mittags auf, jeder einzelne Knochen scheint eine Tonne zu wiegen. Das Saufen an sich kanns nicht gewesen sein, auch das Joggen war eigentlich okay. Die Kombination ist es dann wohl. Bis ich so richtig wach bin und einigermaßen stabil stehen kann, ist es ungefähr drei Uhr mittags. Bis dahin habe ich allerdings schon Wäsche gewaschen. Ich telefoniere mit daheim, außerdem koche ich mir was. Anschließend wird noch ein wenig übers ICQ gequatscht und nach einer Diplomarbeit im Internet gesucht (mit nur sehr zweifelhaftem Erfolg). Nebenbei lese ich, dass Köln mal wieder verloren hat und sich im Verein größere Personalwechsel ankündigen.

Nach all dem lege ich mich noch kurz hin und bin gegen halb zehn wieder fit für die Party, die bei "Doktor Bay" daheim stattfinden soll. "Doktor Bay" arbeitet im Body Shop (wenn ichs richtig weiß), und er, sowie Anne (also, "unsere" Anne, Praktikanten-Anne) und ein gewisser "T-Money" (die Jungs heißen wirklich allen Ernstes so!!) richten also die Party aus. Ich bin heute mal lieber wieder der Fahrer, und gegen elf, halb zwölf sind wir dort (Fahrtzeit waren aber nur wenige Minuten, das Vorglühen in #505 ging heute was länger).

Man sieht einen Haufen bekannter Gesichter, von den 24 Praktikanten, die wir sind, sind bestimmt um die 20 am Start. Außerdem sehe ich zum Beispiel Olaf vom Mittwochskick, sowie eine ganze Reihe anderer Leute, denen man bereits mehrere Male über den Weg gelaufen ist. Da "Doktor Bay" und "T-Money" beides afro-amerikanischer Abstammung sind, sind natürlich auch sehr viele Schwarze gekommen, die im Ganzen auch die Überzahl stellen. Was deren Kultur angeht, so ist diese natürlich nicht mit unserer europäischen zu vergleichen: wie aus nem "50Cent"-Video. Pimpstyle deluxe, Wahnsinn, und zwar die Jungs wie die Mädels. Was mir auch auffällt: ich sehe - außer zwischen Anne und "Doktor Bay" - kaum mal Dialoge zwischen den Kulturen, es kommt einem fast wie zwei verschiedene Partys vor, die zufällig im gleichen Haus stattfinden. Das stört nicht im Geringsten, ist aber irgendwie doch sehr schade.

Der in der Einladung angekündigte "Nasty Limbo" ist dann schließlich der Abräumer. Man kann das gar nicht recht schildern, was abgeht - man muss es wohl gesehen haben. Loeloeh macht zum Glück ein paar Bilder, ich werde zusehen, diese irgendwann ins Netz zu stellen.

Alles in Allem ist es sehr, sehr interessant, hier dabei zu sein und sich ein Bild von der Partykultur im Hause "Bay" zu machen. Die Party ist mit nichts, was ich bisher kannte, zu vergleichen, es ist einfach nur interessant (mir fällt kein besseres Wort ein) und zugleich auch faszinierend "anders". Ich finde, der Abend hat sich trotz weitestgehender Alkoholabstinenz absolut gelohnt. Um zwei Uhr fahren wir wieder zu #505, um den Abend ausklingen zu lassen.

117. Tag (Sonntag, 18. Dezember)

Der Sonntag bringt einmal mehr gediegenes Ausschlafen mit sich - was bin ich froh. Anschließend wird wieder in die Heimat gefunkt und nach einer passenden Diplomarbeit gesucht, jedoch wieder nichts gefunden, was all meinen Vorstellungen entspricht. Dazu sind fast alle Themen frei "ab sofort", und ich suche ja etwas für ab April.

Morgens fahre ich zum "Super Target", wo ich mir ein paar Kleinigkeiten einkaufe. Unter anderem bleibe ich an einer essbaren weihnachtlichen Gartenpflanze hängen - und werde schwach, also packe ich mir ein Exemplar in meinen Einkaufswagen. Fortan überlege ich mir, wer ein geeigneter Empfänger dieses sehr ausgefallenen Präsents sein könnte.

Der Rest vom Tag verläuft weitgehend ereignislos. Ich wasche Wäsche und räume verschiedenes Gedöns zusammen, schließlich geht es bald in die Heimat. Sebastian wird mich am Freitag zum Flughafen bringen, bzw. er wird meinen Jeep dann aus Birmingham wieder zurückfahren. Somit ist diese Sache bereits geklärt und ich bin sorgenfrei.

Abends gehe ich mit Björn, Sebastian, sowie Christoph samt Freundin Maren (die am Samstag angekommen ist) zum Italiener Essen. Das Lokal ist zwar nur unsere zweite Wahl, aber das Essen dennoch sehr gut. Mehr gibt es zu diesem Tag nicht zu sagen, der letzte macht bitte das Licht aus.

118. Tag (Montag, 18. Dezember)

Die letzte Arbeitswoche für dieses Jahr beginnt. Darüber hinaus ist es eine verkürzte Woche, da der Freitag Plant-weit arbeitsfrei ist. Das bedeutet, dass ich in diesem Jahr nur noch drei Mal früh raus muss, worüber ich mich gewiss nicht beklage. Auf der Arbeit hat Frank einen Spezialauftrag für mich, einmal mehr bin ich der Makro-Man, der für einen Gaspedaltest eine aussagefähige Grafik erstellen soll. Und zur Datenerhebung ist ein Makro nicht verkehrt, sondern sogar von Nöten.

Lucia, die das Apartment #816 für einige Zeit in einer 3er-WG verwandelt hatte, feiert heute ab halb sieben abends im "De Palmas" ihren Abschied. Wie der Name schon verrät, handelt es sich hierbei mitnichten um ein spanisches oder mexikanisches, sondern natürlich um ein italienisches Restaurant. Bis ich dort aufschlage, vergeht jedoch noch einige Zeit, denn ich bin noch in #505, ein paar Dinge bezüglich weihnachtlicher Bescherung unternehmen. Gegen neun bin ich dann im "De Palmas" und trinke auf Lucia's Wohl noch schnell ahner, dann so richtig hurtig grad noch ahner. Um kurz nach zehn ist auch schon wieder Aufbruch, sodass mein Auftritt dort nur von sehr kurzer Dauer ist.

119. Tag (Dienstag, 20. Dezember)

Nur noch zwei-hei, nur noch zwei-hei.. Mal früh raus. Irgendwie wird das morgentliche Aufstehen auf den letzten Drücker immer blöder. Ich überarbeite auf der Schaff den verschissenen CDS-Bericht und lege ihn zur Unterschrift Jochen vor. Jochen ist auf Nachtschicht, er wirds hoffentlich einfach unterzeichnen, damit ichs abschicken kann. All der Unfug, den ich mir schon für den Bericht überlegt hatte, lasse ich nun doch draußen, da Jochen sich wahrscheinlich weigern würde, seinen Servus drunter zu setzen.

Abends spiele ich zum ersten Mal seit Monaten wieder Tennis, und dann gleich die "Stone Creek Open" weiter (jahaa, die laufen allen Ernst(hihi)es noch!), und zu allem Überfluss noch gegen Marc, der eigentlich keine große Lust hat. Schon beim Einspielen merke ich, dass heute nicht viel zu holen sein wird, und nach ca. 20 Minuten Match habe ich Gewissheit - der erste Satz geht schon mal mit 6:0 an Marc. Marc spielt etwa drei bis vier Klassen besser als ich und hat keine Mühe, das Spiel nach Lust und Laune zu dominieren. Ich denke, mehr aus Mitleid läßt er mich im zweiten Satz immerhin zwei Punkte machen, sodass ich am Ende mit 0:6 und 2:6 hoffnungslos baden gehe. Als Lehrstunde war die Partie aber ein voller Gewinn für mich. Jetzt weiß ich, wo ich ungefähr stehe..

Später sitze ich wieder in #505 ein, und zusammen mit Sebastian schauen ich "Memento" auf dem Notebook, und zwar stilsicher in englischer Sprache. Wer den Film noch nicht kennt: Ankucken! Und zwar die ungeschnittene Version, am besten aus der Videothek (heißt das heute eigentlich immer noch Videothek oder bereits DVDhek oder ähnlich?).

120. Tag (Mittwoch, 21. Dezember)

Da war es nur noch einer: ein Morgen, der mich unsanft aus den Federn schmeisst. Am heutigen Tag soll mir der Durchbruch in Sachen "Trace" gelingen. Dieses Thema hatte ich die letzten Tage und Wochen mehr oder minder etwas vor mir hergeschoben, heute kam die Erleuchtung. Zumindest weiß ich jetzt schon das "Was", jetzt fehlt nur noch das "Wie" - wird wohl knackig genug werden, die Angelegenheit.

Beim Mittagessen gibt es den letzten Taco Salat für dieses Jahr. Bei der Gelegenheit frägt Christoph an, ob ich ihn abends mit nach Hause nehmen kann. Klar, das mache ich. Er ist übrigens wohl auch einer der Glücklichen, der eine Anfrage aus Deutschland bezüglich seines Autos hat, Glückwunsch! Das bedeutet im Umkehrschluss, dass meine persönlichen Chancen weiter gesunken sind.. Mist.

Heute ist kein Fußball, also habe ich den Abend schön Ruhe. Ich entscheide mich, nach #406 zu gehen, wo ich anschließend mit Jörg und seiner Freundin Steffi (die in den letzten Tagen hier aufgeschlagen ist) zum Walmart zu fahren, wo ich mir nen lecker Weihnachtsgag erstehe (nein, keine Gurke - die hab ich ja letztens schon gekauft).

121. Tag (Donnerstag, 22. Dezember)

Adelheid, es ist soweit: der letzte Arbeitstag, endlich! Zur Abwechslung fahre ich heute mal mit Björn ins Geschäft, wo ich auch gleich mit reichlichst Verspätung aufschlage. Unterwegs informiere ich Bipin und Gerhard, dass es mir zum Berichte aufhängen nicht mehr reichen wird.

Am heutigen Tag verausgabe ich mich nun nicht mehr wirklich, und ab zwei Uhr mittags ist in MOE noch eine Shutdown Party, sodass dieses Arbeitsjahr sehr entspannt und besinnlich ausklingt. Gegen halb vier nimmt mich Christoph mit zurück nach Stone Creek.

Ich habe den ganzen Tag eigentlich nichts anderes gemacht als gegessen. Sebastians Freundin Judith kam heute an, und beide sowie Björn, Christoph und Maren wollen zum "Ruby Tuesday's" zum Abendessen. Ich weiss nicht, wie Sebastian das geschafft hat, aber ich komme mit und quetsche mir noch einen nicht gerade kleinen Burger in den Magen.

Anschließend ist in #505 noch ein wenig Einsitzen. Marc, Julian und Carl sind auch da, nur Jörg ist mit Kofferpacken für New York beschäftigt.. so Reisen kommen ja aber auch immer plötzlich und unvermittelt!.. Um elf hab ich genug gesehen um zu sagen, dass ich genug gesehen habe, verabschiede mich mit Weinachts- und Neujahrswünschen von allen, wackel heim und hau mich ins Bett. Morgen geht auch für mich ein Flieger.

122. Tag (Freitag, 23. Dezember)

Um halb neun stehe ich auf und überprüfe, ob ich an alles gedacht habe. Gegen zwölf werden Sebastian und Judith mich abholen und zum Flughafen fahren. Die Koffer sind bereits gepackt, ich darf nur die ganzen Unterlagen nicht vergessen. Ansonsten wasche ich nochmals Wäsche und räume mein Zimmer wenigstens ein wenig auf, bevor es dann in ein paar Stunden losgehen wird.

An dieser Stelle:

Allen Lesern wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest, besinnliche Feiertage und einen guten Start ins Jahr 2006!

Mein Fazit bis hierher: ich habe bislang eine Menge interessanter neuer Leute kennen gelernt, viel erlebt und auch vieles gelernt! Die positiven Dinge während meines Aufenthalts hier überwiegen die negativen doch um einiges, sodass ich sehr dankbar bin, diese Chance erhalten zu haben! Amerika ist jetzt bereits eine gewaltige Erfahrung, die mich mein komplettes Leben begleiten wird. Für jetzt freue ich mich aber auch auf Weihnachten daheim und auf hoffentlich viele alte Bekannte, die ich nun seit mindestens vier Monaten nicht mehr gesehen habe.

Ich hoffe, das Lesen meines Tagebuchs war bis hierhin unterhaltsam und kurzweilig, wenn ich es auch zu mancher Zeit etwas kurz gehalten habe - dieses Projekt ist in seiner zeitlichen Länge für mich komplett neu und zwischenzeitlich fehlte mir auch ein wenig die Motivation, wirklich JEDEN einzelnen Tag zu dokumentieren.. im nächsten Jahr geht es mit neuem Schwung weiter, versprochen!!


123. Tag (Dienstag, 3. Januar)

..und da wäre ich auch schon wieder! Ich steige mit meinen Berichten der Einfach heit halber wieder in den Vereinigten Staaten ein (obwohl ich natürlich in Stuttgart eingestiegen bin), nachdem ich die Weihnachtszeit, sowie über die Jahre, in Deutschland verbracht hatte. In den Vereinigten Staaten einsteigen heißt hierbei aussteigen in Atlanta, denn dort landet der Flieger ohne größere Verspätung. Allerdings ist in Atlanta kurzzeitig ein Computer kaputt (kommt mir irgendwie bekannt vor), sodass die Flugzeuge, die noch im Hangar, Gate, da am Flughafen halt, stehen, nicht los können, weil irgendwelche Daten überspielt werden müssen. Aha.

Also stehen wir mit unserer Boeing 767-300 ungefähr eine halbe bis ganze Stunde auf dem Rollfeld rum, bis wir endlich andocken können. Bei der Einwanderungsbehörde gibt es heuer nur eine sehr kleine Schlange, vor mir sind gerade mal zwei Personen - das war im Sommer letztens noch ganz anders. Statt eines narzistischen schwarzen Fettklopses wickelt mich heute Herr Wong aus Kalifornien ab - Du merkst, dass Du in den Staaten bist, wenn Dir unvermittelt ein Gespräch reingedrückt wird. Ich bekomme anschließend sogar noch den Anschluß nach Birmingham, sodass die erneute Einreise wesentlich entspannter und zufriedenstellender abläuft. Besser ist das.

Sebastian holt mich vom Flughafen ab. Michal, der bei ihm in der Abteilung arbeitet, der in Stone Creek wohnt und auch beim Tennisturnier mitmacht, war ebenfalls daheim und kam gestern an, seine Koffer jedoch nicht. Kann passieren. Sebastian hat sie jedoch unbeaufsichtigt im Ankunftsfoyer herumstehen sehen, also hat er sie kurzerhand gleich mal mitgenommen, ohne dass auch nur ein feuchter Furz in irgendeiner Weise skeptisch geworden wäre oder gar nachgefragt hätte. Wir merken uns also: der Ami an sich läßt fremde Koffer gerne einfach einmal in der Gegend rumstehen und wer sie findet, darf sie behalten. Wahnsinn, wie ich finde!

Die Fahrt nach Hause dauert dann nochmals eine Stunde, und gegen acht, halb neun bin ich wieder daheim, zum Glück. Ich mache mir noch ein Bier auf, und um neun Uhr abends bin ich auch schon eingeschlafen.

124. Tag (Mittwoch, 4. Januar)

Also wieder zurück ins Hamsterrad, damit sich die Sache auch schön weiter dreht. Ich bin um kurz vor sieben im Geschäft, wo ich, ausgestattet mit einem Kilo "Ritter Sport" Schokolade, den Kollegen "a happy new year" wünsche und zurück gewünscht bekomme. Die Leute sehen tatsächlich noch aus wie letztes Jahr, komische Sache. Gut, einige waren beim Friseur. War ich aber auch. An Heilig Abend. Ahem.

Es ist unfaßbar, wie schnell einen der Alltag wieder hat. Bis zum Mittagessen hängen die Berichte an Ort und Stelle, ich bin beim Teammeeting gewesen, das PT3-Board ist geupdatet und diverser Kleinkruscht erledigt. Ganz so, als wäre der sehr schöne Urlaub in Deutschland schon Ewigkeiten her, und nicht etwa gerade einmal ein paar mickrige Stunden. Ganz so leicht lasse ich die sehr schönen Erinnerungen jedoch nicht entfleuchen, nenee, das wäre ja gelacht.

Mittwoch bedeutet fast automatisch wieder "Taco Salad" zu Mittag, und so soll es heute auch sein. Ich lausche den Berichten meiner Mitstreiter, die ihre Schwerpunkte in der arbeitsfreien Zeit, je nach Präferenzen, auf die Besichtigung diverser Einkaufs-Malls, Sand, Strand und Sonnenbrand oder gar endlosem Asphalt, gelegt hatten.

Darryl hat mittags wieder eine kleine Herausforderung für mich, die ich wiederum über ein kleines Excel Makro löse. Dann werden wieder Berichte erhängt und schon ist es drei Uhr mittags. Ich bin seit der Mittagspause etwas geschafft, der Flug meldet sich nochmals ein wenig in meinen Knochen. Also streiche ich die Segel, es ist ja auch so noch einiges zu tun: zuerst wird der Strom bezahlt (neuer Rekord: 104 Dollars - da hat wohl jemand während der Weinachtszeit unseren Strom angezapft. Andere Theorie: amerikanische Messgeräte sind nicht geeicht und messen mal weniger, mal viel mehr), dann wird mein Handy mit Gesprächsminuten im T-Mobile-Shop (wo ist eigentlich Ellis?) aufgefüllt und schließlich im Information Center noch die Miete für Januar bezahlt. So, genug Geld für heute ausgegeben (demnach so um die 500 Dollar), also verziehe mich in mein Zimmer, wo ich meine zu Weinachten geschenkt bekommene BAP 1983er Live-CD rauf und runter höre und nebenher so Dinge wies Tagebuch abtippen erledige.

125. Tag (Donnerstag, 5. Januar)

Dies ist ein absoluter Standardtag ohne große Höhepunkte. Ich gehe morgens zur Arbeit, hänge Berichte auf, gehe Essen, hänge wieder Berichte auf und gehe heim. Dazwischen wird sonstiges Zeuch gearbeitet, nichts berauschendes, kein Gar, kein Nichts. Außerdem bin ich glaube ich um neun im Bett, da ich den Jetlag scheinbar immer noch in ein paar Knochen hängen habe (oder eine beginnende Frühjahresmüdigkeit, keine Ahnung). Gute Nacht.

126. Tag (Freitag, 6. Januar)

Etwas wie die "Holy Three Kings" oder so kennt man hier nicht so, also wird am Freitag gearbeitet. Ich schaue mir das bislang gearbeitete Sach an und stelle fest, um eine gescheite Übergabe an wen auch immer machen zu können, sollte ich an einem Projekt noch etwas feilen - das wird eine Aufgabe für nächste Woche werden. Außerdem fängt Sandra, eine BA-Studentin, welche gestern Abend in Stone Creek angekommen ist (wohnt in 1403 bei Dan und Roadie), am Montag in MOE an und wird entweder an meinem Laptop oder Desktop PC arbeiten, also muss ich diese jeweils so herrichten, dass ich eins davon ohne großes Traraa abgeben kann.

Am Abend suche ich mich selbst eingeladener Weise (aber auch mit "eigenem" Gerstensaft ausgestattet) eben erwähntes 1403 auf, wo ich Sandra, meine zukünftige Kollegin und Schreibtischnachbarin, sowie Nicky, Marcs Freundin, kennenlerne. Sandra wird für die restlichen zwei Monate bei mir am Vierertisch sitzen, Nicky will mit ihrem Spitznamen angesprochen werden, weil sie "Nicole" schrecklich findet. Außerdem wird vor Ort ordentlich vorgeglüht, bis Marc uns mit nach Tuscaloosa auf den Strip nimmt. Zuerst sind wir im "Cheap Shots", anschließend im "Booth", wo jeweils ordentlich Wodka Red Bull getrunken und sich ausgelassen unterhalten wird. Marc allerdings will mit seiner Freundin morgen nach Atlanta fahren, deshalb drängt er so gegen zwei Uhr nach Hause, was verständlich ist.

Wir, das sind Sebastian, Christoph, Julian und ich, sind jetzt aber erst so richtig in Partylaune und fallen in 505 ein, wo allerdings gerade Angela, eine Mitbewohnerin von Björns Freundin (die gerade auch da ist) eigentlich schlafen will. Wir singen jedoch so lange "Angie", bis eben diese sich nachts um halb drei doch entscheidet, ihren Widerstand aufzugeben und mitzufeiern (das macht dann drei neue Bekanntschaften innerhalb weniger Stunden). Angela wird an der Uni ein Auslandssemester studieren und bis morgen bei Sebastian, Björn und Christoph unterkommen, da ihr Zimmer im Studentenwohnheim erst später frei ist, komische Sache. Im Nachhinein betrachtet ist unsere Weck-Aktion nicht gerade die beste Aktion von uns, jedoch scheint Angela das mit Humor zu nehmen. In 505 wird dann noch bis morgens um halb fünf weitergemacht, bis Julian und ich wieder heim wanken und den Tag besser beenden.

127. Tag (Samstag, 7. Januar)

Ich werde viel zu früh wach und überlege mir, was hier eigentlich nicht stimmt. Ich komme zu dem Schluss, dass gestern eindeutig Alkohol im Spiel gewesen sein muss, dazu fehlen einige Stunden Schlaf. Richtig schlecht ist mir nicht, es macht sich aber ein flaues Gefühl im Magen breit. Mir ist einigermaßen schwindelig und dieses Gefühl soll mich den ganzen übrigen Tag begleiten.

Das Wetter hier ist wieder richtig mild geworden, die Temperaturen übersteigen die 20 Grad lockerst. Ich will den Mittag nutzen, um nach Birmingham zu fahren, wo im Outlet in Bessemer ordentlich Winteschlussverkauf (oder etwas vergleichbares) ist. Ich erstehe aber nur zwei T-Shirts, obwohl ich eigentlich einen Pullover und eine Hose kaufen wollte. Schätze, ich werde nächste Woche nochmals hinfahren müssen, um dieses zu erstehen (wer hier eine Logik entdeckt, soll sie mir bitte mitteilen). Mit mir fahren Julian, Sara und Sandra mit und alles in allem sind wir nach acht abends wieder in Stone Creek.

Für den Abend ist noch Bowling angesagt. Insgesamt sind wir satte 12 Leute, weitere zwei sollen am Ende noch dazu kommen - wir haben Glück, an einem Samstag Abend drei Bahnen nebeneinander zu bekommen. Insgesamt spielen wir drei Runden, bei denen ich in meiner Vierer-Gruppe einmal letzter und zweimal erster werde. So um halb zwölf sind wieder zurück. Heute sacken wir noch zu viert in #406 bei Jörg ab, wo wir überlegen, ob und wie wir den anstehenden Feiertag (am 16. Januar ist frei, da ist Martin-Luther-King-Day) nutzen sollen. Im Raum steht eine Fahrt nach Dallas oder Houston, beides ist allerdings starke acht Stunden Autofahrt entfernt, wovor mir ziemlich graut. Eine definitive Entscheidung fällt jedoch nicht. Bis ich daheim bin, ist es wieder zwei Uhr morgens.

128. Tag (Sonntag, 8. Januar)

Für heute hat Christoph nach #505 mittags zum Grillen eingeladen. Davor steht ordentlich ausschlafen, sowie eine Mischung aus Telefonat und ICQ mit daheim, bevor ich zum Einkaufen gehe, um mich mit Fleisch und Grillwurst einzudecken. Am Ende sind wir vor Ort bestimmt 15 Mann hoch und sitzen draußen im Freien, weil das Wetter nach wie vor einfach super ist. Leider ist nachmittags schnell der Schatten da, und ohne Sonne ist es so gerade noch angenehm, aber nicht mehr so schön warm.

Heute soll Angela ins Studentenwohnheim auf dem Campus ziehen, und ich erkläre mich als Entschädigung für die Lärmbelastung zwei Tage zuvor bereit, sie dort hinzufahren und einen Umweg über WalMart zu machen, damit sie sich geringfügig mit Hausstand ausrüsten kann. Bis ich dann wieder daheim bin, wird es am Ende dennoch nach halb acht. Für heute habe ich genug getan und ich setze mich nur noch vors Notebook, um das Tagebuch zu aktualisieren, dann geht es früh ins Bett.

129. Tag (Montag, 9. Januar)

Und wieder wäre ein Wochenende vorüber. Eine große Woche beginnt mit einem großen Montag, also fahren Julian, Sandra und ich bereits um halb sieben (whua!) morgens los und sind vor sieben aufe Schaff, der frühe Wurm fängt den Fisch. Zwischendrin holt Sandra noch Donuts für ihre Abteilung (welche ja zufällig auch die meine ist, nicht wahr.. - hmm.. Donuts!) und dann beginnt die große Begrüßungstour. Der Tag an sich könnte unproduktiver kaum sein, geschäftlich gesehen. Ich führe Sandra als Abwechslung gerne provisorisch ein wenig herum, außerdem bekommt sie eine Safety Orientation verpasst, zu welcher ich sie hinfahre. Außerdem gibt es noch einigen anderen administrativen Kram zu erledigen. Wir bleiben am Ende bis Viertel vor fünf, denn wie abgemacht, fahren wir drei vom heutigen Morgen doch gleich nochmals nach Bessemer ins Outlet.

Dort erstehe ich weitere zwei Shirts sowie einen Pullover, Gesamtkosten nicht mal 35 Dollar. Warum ich das nicht schon am Sonntag alles gekauft habe? Ja, das weiß ich auch nicht. Julian bettelt anschließend noch so lange, bis ich noch die Viertelstunde nach Birmingham fahre, weil hinter der Galleria Mall wohl ein Laden ist, der das ganze Jahr über Ralph Lauren Polo Shirts für 26 Dollars hat - dass Julian am Ende keins kauft, war ja abzusehen. Ich bin schlußendlich um halb neun daheim und lasse das groß angekündigte Joggen sausen.

130. Tag (Dienstag, 10. Januar)

Oh, wie ich mich dafür hasse, gestern nicht gelaufen gewesen zu sein! Das wird heute alles ganz anders, aber sowas von! Heute ist die Gemeinschaft des Jeeps auf neuer Sollstärke, nämlich zwei Personen. Sandra wird sich für die kurze Zeit, die sie hier ist, kein eigenes Auto anschaffen, und da sie ohnehin im Büro neben mir sitzt, kann ich sie auch gleich immer morgens mitnehmen. Das bedeutet für mich ein wenig Umstellung, aber auch ein paar Dollar Spritgeld, auf welche Sandra nachdrücklich besteht. Um kurz nach sieben schlagen wir in der MOE auf, wo der Tag ein Tag wie jeder andere ist. Leider gibt es so überhaupt nichts zu berichten. Allgemein ist die Zeit nach dem Shutdown bislang eher von allgemeiner Handlungsunlust denn von Tatendrang geprägt. Eigentlich jeder von uns hat über die Feiertage ein gewaltiges Pensum absolviert und scheint jetzt erst mal wieder ein paar Wochen der Regeneration zu benötigen.

Meinen großen Worten lasse ich am Nachmittag große Taten folgen, schließlich bin ich ja kein.. ich verabrede mich zuerst mit Sara zum Schwimmen, und anschließend, um der Geilheit noch die Krone aufzusetzen, gehe ich mit Cathrin joggen, so ist der Plan. HA! Zunächst schaue ich Björn und Anne beim Tennis zu, die Partie ist sehr unterhaltsam. Wird Zeit, mal wieder selber den Schläger in die Hand zu nehmen. Aber da ist auch schon Sara und wir fahren zum Hallenbad. Ich absolviere allen Ernstes meine 1.000 Yards, das sind 40 Bahnen - alles klar, dank Doping (4 Bananen, 1 Powerriegel, 1 Gatorade). Auf dem Weg zurück nach Stone Creek dröhne ich mich noch weiter zu mit Riegel Nummer 2 und Bananen Nummern 5 und 6, dann wird immerhin noch 45 Minuten mit Cathrin gejoggt. Dann bin ich ziemlich fertich, stehe unter die Dusche und schlafe ein, zum Glück erst im Bett.

131. Tag (Mittwoch, 11. Januar)

Auch hier zunächst nichts Berichtenswertes. Mittlerweile habe ich den Small Talk mit Darryl und Martin weitestgehend perfektioniert, sodass wir uns eigentlich immer, wenn wir uns treffen, einen großen Müll aneinander hinverzapfen - sehr witzig. So empfehle ich Darryl jedes Mal aufs Neue, nicht den lächelnden Pinguinen zu vertrauen, und er pflichtet mir jedes Mal bei, denn Pinguine sind sehr hinterhältig. Naja, man muss wohl dabei gewesen sein.

Wer mein heutiges Mittagessen rausbekommt (Tipp: es ist Mittwoch!), dem verkaufe ich nen Gebrauchtwagen. Mittags lade ich zur WM-Tipprunde ein, und wenn sich ein Leser angesprochen fühlt: wir tippen die WM 2006, Einsatz 5 Euro, wird komplett wieder ausbezahlt. Bei Interesse bitte bei mir melden. Außerdem werde ich heute Abend bei Stiglmeier bestellen, das ist ein bayerischer Metzger in den Staaten, der übers Internet vertickt (ich glaube, das hatte ich hier schon mal. Auf http://www.stiglmeier.com gehts weiter) und ich nehme Bestellungen entgegen. Wie es aussieht, liegt der Bestellwert am Ende weit über 100 Dollars. Für Weißwürste und Leberkäs.

Abends ist endlich mal wieder Fußball. Endlich wieder sinnlos verausgaben und am Ende ohne eigenen Torerfolg, dafür mit solider Leistung, mit 17:18 verloren. Bitter: das war der erste Rückstand des Abends - man kann nicht immer gewinnen. Dennoch bin ich unglaublich froh, endlich wieder gegen den Ball getreten zu haben, trotz Silvesterkick in Deutschland. Yasar taucht sogar nach seinen großen Ankündigungen auf und netzt satte vier Mal ein - leider spielt er heute im anderen Team..

132. Tag (Donnerstag, 12. Januar)

Vor der Arbeit bringe ich den Müll weg, welcher sich optisch und geruchsmäßig in der Küche ausgebreitet hatte. Jap, das sind Neuigkeiten. Auf der Arbeit ist der Morgen wieder geprägt vom Report Stuff, außerdem lasse ich mir von einem IT-Kollegen über Telefon aufklären, warum ich seit Montag nur noch auf https:-Seiten zugreifen kann. So langsam habe ich nicht nur die Sprache an sich drauf, sondern auch den Südstaaten-Dialekt (der eigentlich ganz einfach ist: nuscheln und ein paar Silben einfach weglassen), und so klappt das Gespräch äußerst gut.

Vor und gleich nach dem Essen belagere ich Stanley's und Joseph's Büro, welches im anderen Gebäude ist, so lange, bis das Trace-File endlich das tut, was es soll. Es stellt sich heraus, dass ich durchaus in der Lage gewesen wäre, die Sache hinzubiegen, jedoch nicht speziell an dieser Datei. Dabei erzählt Stanley davon, wie er zu Mercedes gekommen ist. Wie gesagt, nach anfänglichen Sprachschwierigkeiten bin ich mittlerweile voll da und verstehe sogar ihn fast vollständig, obwohl Stanley schwarz ist und als solcher wirklich sehr undeutlich spricht. Das Script ist endlich, endlich fertig, ich bin erleichert.

Mittags hat Fritz, ein MOEler, eine Aufgabe für mich: in Deutschland braucht das EE Doku Team Fotos von der AMG R-Klasse, und ich soll sie schießen. Alles klar, und da Sandra ohnehin auf Nachricht aus Deutschland wartet (die sie aufgrund der Zeitverschiebung erst morgen erhält), kommt sie mit. Die zwei AMGs sind schnell gefunden, allerdings benötigen wir eher Halbfertigprodukte, da die einzelnen Teile, die es abzulichten gilt, nicht unbedingt offensichtlich sind. Ein netter Ami, den ich zuvor noch nie gesehen habe, versucht wirklich alles, um uns zu helfen - und noch mehr: er fährt uns raus auf das Gelände (in einer 500er R-Klasse), wo ein weiterer AMG steht. Allerdings ist dieser total ausgeschlachtet, sodass wir wieder umkehren. Mit Umweg.

Ich wundere mich noch, warum er gerne hätte, dass Sandra wie bei der Hinfahrt doch bitte nach vorne sitzen soll - denn der Typ geht mit uns und dem Wagen auf die Teststrecke, ach du Scheiße. Ein Typ, den ich nie gesehen habe fährt also mit über 100 Sachen auf der Teststrecke rum, Meilen pro Stunde, wohlgemerkt. Am Ende isses nicht ganz so hart wie befürchtet, er lässt es eher nicht ganz so wild angehen (mir reicht es allerdings). Ich bin froh, nicht an einen Chaoten geraten zu sein, der gerne die Reifen quietschen lässt, man hört so einiges. Immerhin war ich jetzt schonmal auf der Teststrecke, das ist auch was wert - die Fotos müssen halt bis morgen warten. Mehr hat der heutige Tag nicht zu bieten.

133. Tag (Freitag, 13. Januar)

Vor uns liegt ein langes Wochenende, da am Montag der "Martin-Luther-King-Day" ist, welcher ein Feiertag ist. Viele nutzen dieses verlängerte Wochenende, um zu verreisen - viele von uns aber auch nicht. Mir persönlich fehlt der innere Antrieb zum Fortfahren, außerdem habe ich im Augenblick genug mit Bewerbungs-Gedöns für meine Diplomarbeit um die Ohren.

Vor diesem verlängerten Wochenende wird aber noch gearbeitet. Ich fange an, meinen Semesterbericht zu schreiben, weil ich momentan die Zeit dazu habe, da alle anderen Projekte im Augenblick abgeschlossen sind. Außerdem werden die fehlenden AMG-Fotos geschossen und der übliche Report-Kram erledigt, der freitags wie montags etwas vermehrt anfällt.

Abends will ich eigentlich fort gehen, schlafe aber direkt ein und wache auch nicht mehr recht auf. Von den Dagebliebenen scheint niemand groß ausgegangen zu sein, wie ich im Nachhinein erfahre. Der Feiertag kommt für ein paar von uns zu früh, viele erholen sich noch immer vom Shutdown und den ausgedehnten Reisen.

134. Tag (Samstag, 14. Januar)

Was kommt noch nach einem Freitag, den 13.? Richtig, ein Samstag. Endlich mal wieder Wochenende und Ausschlafen bis zum geht nicht mehr, in meinem Fall bis halb elf. Schließlich starte ich mit meiner Freundin Tina einen 11-stündigen ICQ-Marathon, in dem wir nochmals unsere Florida-Tour (ab Anfang März), sowie ein Wochenende in New York (für Ende Februar) planen.

In #505 wird ab heute Abend die Herr der Ringe Trilogie in Angriff genommen, pro Abend ein Film. Auf das Gefolge des Rings habe ich aber keine große Lust, also wackel ich zu Jörg nach #406 rüber, wo wir ein paar Biers trinken und uns nicht sicher sind, ob "Mardi Gras", also der Karneval, in New Orleans gut zu feiern ist. Es gibt genug gute Gründe, ihn dort, in einer der Hochburgen, zu begehen, allerdings spricht die momentane Lage auch genug dagegen. Ohne ein wirkliches Ergebnis gehe ich um zwei Uhr morgens wieder heim, der Tag ging auch irgendwie schnell rum.

135. Tag (Sonntag, 15. Januar)

Wiederum drücke ich meinen Arsch bis um halb elf im Bett platt. Danach stehe ich auf und stopfe eine Waschmaschine. Auch das wurde Zeit. Schließlich ist wieder eine ausgiebige ICQ-Session mit zu Hause und anschließendes Telefonat auf dem Plan.

Anschließend geht es mit Björn auf den Tennisplatz, wo wir das Halbfinale der Verliererrunde austragen. Das kommt davon, wenn man bis zum Ende seinen Sieg nie richtig gefährdet sieht: man verliert, so wie ich, in drei Sätzen mit 3:6, 6:1, 2:6, und das Ganze auch noch höchst verdient. Das kommt davon, wenn man nicht 100%ig auf dem Platz ist. Björn war einfach besser. Ich hatte zu viele Konzentrationsschwächen und bin also raus aus dem Turnier. Das nervt mich ziemlich an, aber ändern kann ichs nun auch nicht mehr. Naja, das kommt eben davon.

Einmal mehr bin ich abends nach #505 zum Abendessen eingeladen. So langsam wird es echt Zeit, dass ich das mal zurückbezahle, jedoch ist die Lieferung ja bereits unterwegs - an geeigneter Ort und Stelle in naher Zukunft mehr davon. Danach wird sich der Herr der Ringe zweiter Teil (wow, waren das jetzt drei Genitivs hintereinander?) angeschaut, da bleibe ich doch gleich mal sitzen. Bin ich mal froh, dass ich die DVDs aus Deutschland mitgebracht habe.

136. Tag (Montag, 16. Januar)

Das Wochenende geht noch einen Tag länger, denn wie schon erwähnt, ist heute ein Feiertag. Ich nutze diesen zum einmal mehr schön Ausschlafen, dann fahre ich zum Office Depot, das wie alle größeren Läden und Ketten heute offen hat. Dort versuche ich vergeblich, für Bewerbungen an DIN A4 Papier zu kommen - dieses Format kennt man hier nicht einmal. Naja, dann muss ichs halt doch in Letter-Größe ausdrucken.

Anschließend fahre ich zu Walmart, der geschickterweise gleich nebenan liegt, und decke mich wieder mit Lebensmitteln ein, vorzugsweise Obst und Gemüse. Ich versuche nun, mit der teuflischen Kombination aus gesunder Ernährung UND Sport, ein paar Kilos runter zu bekommen.

Den Mittag verbringe ich mit Bewerbungen schreiben, bis ich abends zum dritten Teil der Trilogie wieder in #505 aufschlage. Als ich um halb elf wieder heim gehe, geht der Film noch über eine Stunde hin - und es sieht nicht gut aus für Mittelerde.

137. Tag (Dienstag, 17. Januar)

Christoph, der in letzter Zeit sehr häufig in der MOE verweilt, berichtet mir sogleich, dass das Gute gestern doch noch gewonnen hat - das kommt unerwartet. Ansonsten mal wieder nix Neues von der Arbeit, ich schreibe weiter an meinem Praxissemesterbericht, außerdem an der Dokumentation der von mir erstellten Tools.

Abends fahre ich mit Sara zum Schwimmen. Vorher statte ich endlich dem deutschen Bäcker, der just gegenüber des "Buffalos" (wo es montags einst, vor langer Zeit, die leckeren und günstigen Wings gab) ist, meinen ersten Besuch ab. Superliebe Leute dort, und ich ordere für das Abendessen, dass ich als quasi-Dankeschön für die häufigen Male, die ich in #505 und #406 zu Gast zum Essen ware, abhalten will, die Brötchen dafür. 20 Stück für sechs Leute, hoffentlich reicht das. Die Preise gehen einigermaßen: ein Laugenbrötchen kostet umgerechnet 70 cent.

Anschließend schwimme ich stramme 62 Bahnen im Hallenbad. Ich hätte auch noch länger durchgehalten, aber erstens habe ich keine Lust, zweitens brennen mir die Augen vom hohen Chlorgehalt im Wasser. Ich muss mir dringend eine Schwimmbrille besorgen.

138. Tag (Mittwoch, 18. Januar)

Als ich morgens, ungefähr 20 Minuten verschlafen, in den Spiegel schaue, sind meine Augen noch immer rot. Brille, wichtig! Aufschreiben. Seit gestern schreibe ich mir alles, was irgendwie wichtig sein könnte, auf einen kleinen Notizblock. So will ich der zunehmenden Vergesslichkeit Einhalt gebieten, da ich (auch wichtige Dinge) schlicht und einfach vergesse. So gehts nicht weiter, also Block.

Mein Mittagessen ist dasselbe wie letzten Mittwoch. Sonst gibts wieder nichts von der Arbeit zu berichten, also berichte ich auch nicht.

Abends beim Fußball spielen wir sieben gegen sieben, die Witterung hätte eigentlich mehr Teilnehmer verdient gehabt. Mein Team ist einmal mehr klar unterlegen, dennoch schaffen wir es, die Partie zunehmends offen zu gestalten und den hohen Rückstand nach und nach zu verkürzen. Mir selbst gelingen am heutigen Abend immerhin fünf Tore, wenngleich ich mit etwas mehr Glück noch drei, vier Tore mehr erzielt hätte, also nicht hundertprozentig zufrieden sein kann. Aber manchmal ist einfach nicht mehr drin.

139. Tag (Donnerstag, 19. Januar)

Auf der Arbeit sitze ich an meinem Semesterbericht, der irgendwie nicht so recht vorwärts gehen will. Ich kopiere mir teils aus dem Vorgängerbericht ein paar Passagen raus, die man so allerdings nicht stehen lassen kann, die also noch abgeändert werden müssen. Immerhin komme ich wenigstens langsam voran.

Post von Stiglmeier: die Lieferung ist da. Ich hole sie am Information Center ab - 34 Pfund, das sind über 16 Kilo, schön verpackt und mit Styroporplatten außenrum - genau wie die Kölsch Cup Kühlbox. Die Freude ist groß, auch, weil ich ein Pfund Lyoner als Bonus obendrauf bekommen habe, weil der Bestellwert über 100 Dollar liegt.

Abends fahren wir zu sechst zum Bowling, wo wir die Wahl haben, mit sechs Leuten auf eine Bahn zu gehen oder jeweils zu dritt auf zwei. Ferner können wir nach Spielen bezahlen oder nach Zeit. Wir entscheiden uns jeweils für letztere Alternative und lösen für jeweils eine Stunde. Es heißt, dass wenn wir nach Ablauf der einen Stunde mindestens im sechsten Haus sind (also sechster Durchgang), das angebrochene Spiel noch voll zu Ende spielen zu dürfen. Wir sind beim dritten Spiel eben in Haus sechs (und natürlich habe ich zu diesem Zeitpunkt fünf Spares in Serie), und dann schaltet sich natürlich die Anlage eben doch ab. Amis, tse. Schon beleidigt, jetzt machen wir auch keine zweite Stunde mehr.

140. Tag (Freitag, 20. Januar)

Der Arbeitstag ist wie viele andere. Ich mache mit Karl die neuen Top 5 klar, wobei er sich insgesamt bis zum Ende viermal umentscheidet. Am Ende sind aber alle Unklarheiten beseitigt und ich kann mich dran machen, das Zeugs vorzubereiten. Ansonsten nähert sich das Wochenende, zum Glück.

Nach der Arbeit fahre ich mit Sandra mein Zeugs abholen: beim deutschen Bäcker hole ich die 20 vorbestellten Brötchen ab (Kostenpunkt: 15 Dollar), anschließend hole ich beim Target noch Getränke und Gürkchen, damits so richtig feudal wird. Witzig: als ich den Senf aus seiner Ummantelung heraushole (ist im Glas), stelle ich fest, dass ich Hengstenberg-Senf bekommen habe. Sehr gut!

Kurzfristig entscheiden wir, das Essen in #505 abzuhalten. Um halb acht schlage ich dort auf, gegen acht trudeln die geladenen Gäste ein. Was soll ich sagen: fantastisch! Herrlich! Ich hätte nicht gedacht, dass mir ein Leberkäswecken so viel Freude bereiten könnte! Außerdem gibt es noch Weißwürste, und diese sind ebenfalls sehr, sehr gut. Ein echter Lacher sind die Gürkchen: beim Kaufen denke ich mir noch, "soo viel kann man bei Gürkchen im Glas nicht falsch machen", jedoch belehrt Amerika mich wieder eines besseren: statt in Essig und Kräutern sind die Gurken in Essig und Zimt (!) eingelegt. Und das schmeckt mal richtig widerlich, unglaublich. Zimt!! Auf dem Glas ist natürlich kein Hinweis darauf. Manche Dinge muss man wohl am eigenen Leib erfahren, um sie überhaupt glauben zu können.

Nach dem Essen sitzen wir in geselliger Runde zusammen, zum Fortgehen habe ich null Antrieb. Außerdem bin ich ab halb zwölf schlagartig hundsmüde, sodass ich schier auf meinem Stuhl einpenne. Bevor das passiert, seile ich mich vom Rest der Gruppe ab und knalle mich hin. Heute war ein guter Tag.

141. Tag (Samstag, 21. Januar)

Samstag früh bin ich wieder in Sachen ICQ unterwegs. Zwischendrin hole ich das gestern übrig gebliebene Zeugs ab, darunter ein ganzer Leberkäs.. wir haben gestern nur zwei gegessen, einer ist übrig - das lässt die Stimmung grad nochmals steigen! Bei dieser Gelegenheit mache ich mit den 505-Jungs noch aus, dass wir um halb fünf zu "Woods and Waters" fahren, einem Outdoor-Laden, zu dem ich schon seit Beginn des Praktikums mal hinwill.

Um halb fünf fahren wir auch sodann dort hin, und wie sollte es anders sein: ich bin von dem Laden ein wenig enttäuscht. Es gibt Jagdinstrumente aller Art (Gewehre, Armbrüste, Pfeil und Bogen), sowie Tarnwäsche, Tarnzelte, Tarnstühle und dergleichen mehr. Der Ami an sich macht gern mal einen auf Krieg, kein Wunder also, dass an der Macht ist, wer an der Macht ist. Alles in allem sind wir etwa eine Stunde dort, dann fahren wir noch zum Target einkaufen, denn #505 hat nichts mehr im Kühlschrank.

Für abends ist Ausgehen in Birmingham angedacht, Start soll gegen elf abends sein. Da leg ich mich doch lieber nochmals hin und schalte zur Vorsicht das Telefon auf lautlos, dass mich vorher keiner weckt. Jo, und den Wecker schalte ich dafür nicht ein, ich Rind. Und als ich dann wieder aufwache, ist es nach eins und ich habe fünf Anrufe in Abwesenheit auf dem Handy. Dann nicht, denke ich mir, und nach ein wenig Fernsehen schlafe ich weiter.

142. Tag (Sonntag, 22. Januar)

Morgens für elf habe ich mit Cathrin zum Tennis spielen verabredet. Beim Rüberlaufen fällt mir aber auf, dass noch mehr fällt, und zwar Wasser vom Himmel. So ein Kack, wo kommt denn das jetzt her? Ich setze mich bei Cathrin kurz ins Wohnzimmer und wir warten, obs bald aufhört. Tut es zunächst nicht. Also gehe ich wieder heim und wir machen aus, dass wenns bald aufhört, wir nochmals reden.

Kaum 20 Minuten daheim, hörts nun doch mit Regnen auf. Also noch ein wenig abgewartet und gegen zwölf stehen wir dann doch auf dem nassen Platz. Man kann aber einigermaßen gut spielen, also spielen wir. Schließlich spielen wir einen kompletten Satz, den ich äußerst knapp mit 7:6 (7:5) gewinne. Wenigstens eine knappe Stunde Bewegung gehabt, das ist schon mal mehr als nichts.

Mittags schreibe ich an der Dirkipedia, die seit Neuem hier zu besichtigen ist. Wers noch nicht gefunden hat, im Banner oben ist ein Link, in der Mitte. Danach mache ich eine Tour durch Stone Creek, doch weder in #1403, noch in #406 brennt Licht. Also schlage ich für ein halbes Stündchen in #505 auf, wo ich eine Einladung zum Abendessen ausschlage. Schließlich ruft mich Jörg doch noch zurück, er sei gerade vorhin aufgestanden. Das war nach sechs Uhr abends. Wir machen aus, dass ich auch nach #405 rüber komme, wo Jörg heute zu Abend essen wird.

Dort verbringe ich einen Sport-Abend mit Fußball und Eishockey. Gut, nur an Tastatur und Gamepad, aber dennoch machts Laune. Beim Fußball schaffe ich ein sehenswertes Eigentor und fliege schon in der Vorrunde raus.. dann halt Eishockey, aber auch da läufts aufgrund modifizierter Spielstärken nicht ganz berauschend. Irgendwie ist es ruckzuck halb elf und ich mache mich mal lieber schnell auf den Heimweg.

143. Tag (Montag, 23. Januar)

Die Woche beginnt wie die letzte mit alltäglicher Arbeit, nix Wildes. Ich schreibe weiter an meinem Semesterbericht, der nun endlich in Richtung 20 Seiten Länge geht, was die Mindestanforderung ist. Mittags kommt einer der Thorsten's auf mich zu (der mit 'h' im Namen): "Dirk, ich hab ein scheiß Geschäft für Dich." Ich soll nun viermal am Tag nen Report laufen lassen und auch noch aufhängen. Alle zwei Stunden. Ist nicht viel, aber nervig. Und da ich der Intern bin, mach ich's.

Abends hole ich Cathrin wieder zum Laufen ab. Für heute haben wir anderthalb Stunden Laufen angesetzt, weil Cathrin in vier Wochen einen Halbmarathon laufen will und wir das Trainingspensum langsam hochfahren müssen. Nach einer Stunde brennen mir die Füße und mit jedem Schritt kommt noch irgendein Bereich meines Körpers dazu, der mich am Weiterlaufen hindern will. Wir halten jedoch beide tapfer 95 Minuten durch, und zumindest ich bin danach total am Ende, aber froh, so lange durchgehalten zu haben.

144. Tag (Dienstag, 24. Januar)

Muskelkater! Ich komme kaum aus den Federn und brauche am Ende bis weit nach elf Uhr, um einigermaßen geradeaus gehen zu können. Zu allem Überfluss habe ich mir gestern beim Laufen die Schenkel wundgescheuert, was auch nicht besonders angenehm ist. Ich versuche also, den Tag ohne längere Gänge zu überstehen, und das gelingt mir auch sehr gut. Irgendwie habe ich derzeit nun doch wieder mehr zu tun, wobei es viel Kleinkruscht ist, aber dafür unheimlich zeitintensiv.

Abends geht es wieder mit Sara, sowie den Schwimmgästen Sandra und Angela, die sich angeschlossen haben, ins Hallenbad. Auch hier will ich heute mein Pensum weiter steigern, nachdem die Fitness gegen Nachmittag wieder zurückgekehrt ist. Am Empfang im Hallenbad muss man sich immer mit Namen eintragen, was ich schon seit Wochen zum Anlass nehme, etwas kreativ zu werden. So waren an den letzten Dienstagen unter anderen Jürgen Klinsmann, Jason Hazagorray und heute eben George McKnallti im Hallenbad zu Gast, schlechte Witze müssen manchmal sein. Ich schaffe am Ende sogar mein selbst gestecktes Ziel von satten 100 (einhundert!) Bahnen, davon 60 gekrault. Ich will nicht wissen, wie der Morgen aussehen wird.

145. Tag (Mittwoch, 25. Januar)

Erschöpfung! Heute morgen ist nicht einmal geradeaus kucken drin und ich habe keine Ahnung, wie ich den Weg zum Auto gschafft habe. Egal, denn als ich erst mal drin sitze, steige ich so schnell gewiss nimmer aus. Also flugs ins Geschäft gefahren, wo Bipin die angeforderten Reports bereits ausgedruckt hat. Sehr geil, dann habe ich heute morgen unerwartet wenig Stress, sehr gut, sehr fein.

Heute ist Mittwoch - tattaa!! - und es gibt wieder Taco Salad, da lass ich mir doch wieder ordentlich auf den Teller schaufeln. Das soll auch schon wieder der Höhepunkt des heutigen Mittags sein, denn sonst ist nicht mehr viel Spezielles los. Ich sitze an meinem Platz und wurschtel so vor mich hin. Zwischendrin wirds meist kurzfristig etwas hektischer, so richtig erklären kann ich das nicht. Hier "mal kurz", dort "geschwind", zack - ne Stunde rum.

Abends aufen Platz mache ich etwas langsam, um a) dem Programm der letzten beiden Tage ein wenig Tribut zu zollen, b) schon an morgen zu denken und c) den neuen Mitspielern aus dem Weg zu gehen, die gerne mal "den Gestreckten" bringen, was ich nicht so erfreulich finde. Außerdem rennt einer der Neuen voll in mich rein, was unnötig wie Nochwas ist. Am Ende siegen wir mit einem Tor Differenz, was innerlich eine Genugtuung für mich ist. Mein Anteil am Sieg beträgt wie letzte Woche fünf Tore, davon gar zwei mit dem Kopf.

146. Tag (Donnerstag, 26. Januar)

Schmerzen! Super, das In-Mich-Hinrennen war nicht ohne Resultat - Rippenprellung. Wer sowas schon mal gehabt hat, weiß, wie angenehm das ist. Und weiß auch, dass sowas gerne auch mal für mehrere Tage bleibt. Gestern beim Spielen habe ich das gar nicht so gemerkt, heute dafür umso mehr. Und wie es sich anfühlt, ist das morgen auch noch nicht weg.

Auf der Arbeit bleibt der Puls erst mal oben. Ich bin in letzter Zeit auch gerne mal etwas unterwegs und kaum am Platz. Dabei wie die letzten Tage auch nichts spezifisches, die Tage gehen dafür sehr schnell rum. Besser ist das. So langsam biege ich hier in die Zielgerade ein, größere Projekte werde ich hier wohl auch nicht mehr zu bearbeiten bekommen. Dafür habe ich noch einige Tage "Visual C++ in 21 Tagen" vor mir, das sollte ich auch noch irgendwie durchbekommen.

Im Laufe des Tages merke ich die Rippen immer mehr und mehr, sodass ich das angesetzte Laufen mit Cathrin ausfallen lasse. Das nervt. Ich sollte eigentlich geduldiger mit der Sache sein, bin ich aber nicht. Ich war in den letzten Tagen gerade drauf und dran, mich wieder so richtig in Form zu bringen, und das scheint nun in Windeseile wieder zu verfliegen. Und das nervt. Noch immer und noch mehr. Abends sollte eigentlich das "Buffalo Phil's" ausprobiert werden, aber da zum Bowling gegangen wird, klinke ich aus. Bowling nicht gut für die Brust.

147. Tag (Freitag, 27. Januar)

Die Schmerzen sind noch da, das war ja zu erwarten. Ich merke auch, dass die Geduld nun jetzt schon immer kürzer wird. Ich will mich wieder verausgaben, darf aber nicht, oder zumindest sagt die Vernunft: "tu es nicht, lass es sein." So lasse ich es erst mal sein und hoffe auf Besserung, die sich nicht so recht einstellen will. Auf der Arbeit mache ich den Tag über langsam bereits eine Art Übergabe an Natalie, welche im "Talent Tree" Programm ist und mein Report-Zeugs übernehmen wird. Dadurch geht viel Zeit drauf, sodass mein Semester-Bericht nicht groß vorwärts kommt. Außerdem sind nach wie vor alle zwei Stunden die Thorsten-Reports auszudrucken.

Kai kam gestern an. Kai ist in der Austauschgruppe und wird für fünf, sechs Monate in der MOE arbeiten. Kai wohnt in Stone Creek und ich hab mich dazu bereit erklärt, ihm die wichtigsten Dinge hier zu zeigen. Kai meldet sich vom Information Center aus und wir verabreden, dass ich abends bei ihm vorbeischaue.

Gegen sechs klopfe ich bei #2309. Kai macht sich gerade was zu Essen, also unterhalten wir uns zunächst bei ihm im Apartement, wo ich auch nicht so recht weiß, wie groß meine Hilfe sein kann. Anschließend schauen wir kurz bei #1403 vorbei, wo Roadie heute in seinen Geburtstag reinfeiert. Danach machen wir eine kurze Tour zu WalMart und Vin Diesel Supermarkt, bis ich um acht wieder daheim bin und mich eigentlich hinlegen will. Das Telefon klingelt und Björn ist dran. Ich solle heute Abend singen - klar, das können sie haben. Ich hab schon bei ganz anderen Gelegenheiten mit meiner Stimme für Grauen gesorgt. Statt zu schlafen wird also geduscht, was gegessen und anschließend in #505 aufgeschlagen, wo wir unser Programm einstudieren. Soll nachher ein ziemlicher Erfolg werden.

Um halb zehn bin ich auf der Party, unterhalte mich sehr lange und ausführlich und trinke nebenher den Ahner oder Annere. Um zwölf wird gesungen, danach sich weiter unterhalten und gefeiert. Die Party ist nicht wirklich exzessiv, aber durch die lange Zeit, die ich dort bin, leeren sich die Getränke automatisch mit der Zeit. Um dreiviertel fünf bin ich wieder daheim und gut besuff.

Das erweiterte #505-Trio in Aktion: Chris, Basti, Dirk und Björn

148. Tag (Samstag, 28. Tag)

Der Tag beginnt spät, sehr spät. Hui, Kreislauf: ich habe einen, das kommt überraschend. Dazu melden sich die Rippen wieder in moderater Lautstärke, was meine Koordination nicht gerade erleichtert. Alles in allem gehts aber, ich lebe noch. Ich bastel mir was zu Essen, trinke etwas zur Dehydration, dann gehts auch schon. Und zwar mit Cathrin joggen, wie wir das gestern auf der Party diskutiert haben. Das bedeutet, dass Cathrin ein Fahrrad für mich aufgetrieben hat, auf welchem ich neben ihr herradeln kann. Der Halbmarathon ist in zwei Wochen, da zählt jede Einheit. Also fahre ich eine Stunde neben ihr her, was meinem Kreislauf sehr gut tut.

Ich chatte wieder einige Zeit mit meinem Herz in Ulm, dann bin ich so müde, dass ich mich wieder etwas hinlege und tatsächlich einschlafe. Später, gegen acht, halb neun, fahre ich mit dem #505-Trio zum Essen gehen, italienisch. Man sollte es kaum für möglich halten, aber es gibt hier italienische Restaurants, die weitgehend von amerikanischen Einflüssen verschont sind (wer nen Ami fragt, wer die Pizza erfunden hat, bekommt die Antwort: "wir natürlich!"). Das Essen schmeckt richtig gut, sehr lecker. Ich schaffe nicht einmal alles, sodass ich mir den Rest in eine Styroporbox (aus wasserschonendem Öl) verpacke, hab ich für morgen schon nen kleinen Snack. Um halb elf falle ich wieder ins Bett, der Tag wäre auch geschafft. Es sind hier jetzt noch vier Wochen Arbeit plus 11 Tage Roadtrip hinterher, und so langsam kanns auch mal Zeit werden. Ein paar Dinge gehen mir schon eine Weile auf den Keks und ich bin froh, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin (für alle Amis: das liegt gleich neben Europa!).

149. Tag (Sonntag, 29. Januar)

Morgens stehe ich um neun Uhr auf, um mir Frühstück beim deutschen Bäcker zu holen. Der Weg war umsonst, der hat heute nämlich zu. Also noch bei Vin Diesel verschiedenes Gedöns eingekauft, damit wieder etwas im Kühlschrank ist. So langsam stelle ich mir auch beim Einkaufen die Frage: "kommt das bis Ende Februar noch weg?". Wieder daheim, räume ich das Zeugs ein. Die Küche sieht aus wie Sau, also mache ich ein wenig klar Schiff. Ferner türmen sich die Kartons in meinem Zimmer, und ich fange jetzt bereits mal ganz allmählich und langsam an, verschiedenes Zeugs rauszuräumen und fortzuschmeißen.

Ich vertippe mir wieder etwas Zeit im ICQ, dann räume ich weiter etwas auf und erledige Kleinkram. Ich hatte mir irgendwie viel mehr vorgenommen, aber so läufts bei mir meistens. Abends gehe ich dann rüber in #1403, wo wir ein Hotel für das nächste Wochenende in Atlanta buchen. Wir sind zu sechst, dazu kommen noch einige Leute aus dem German House. Für uns sechs reservieren wir ein Viererzimmer in einer Absteige, die zentral und günstig ist. Für eine Nacht werden wir da hoffentlich überleben.

150. Tag (Montag, 30. Januar)

Die Rippen sind noch da, jedenfalls sagen mir das die Beschwerden, die ich am Tag Nummer sechs noch immer habe. Ja, was ein Rotz, die gehen einfach nicht weg. Auf der Arbeit gibts sogleich wieder jede Menge zu tun, sodass der Tag an sich wieder ruckzuck zu Ende ist. In der Kantine stelle ich fest, dass es Chicken Wings jeden Tag gibt - und als ich sie ausprobiere, weiß ich auch, warum diese nicht so populär sind.. ja, igitt!

Die Verkaufsphase für meinen Jeep wird nochmals forciert. Ich beauftrage den Dan, ein paar Aushänge an der Uni zu machen, da Marc seine Schüssel so losgetickt bekommen hat. Da sind wir doch mal ganz guter Dinge. Eigentlich wärs mir lieber, ich könnte die Schüssel am 11. März zu nem Händler bringen, einen großen Bund voller grüner Scheine einstecken und ins Flugzeug einsteigen - doch davon scheint die Realität weit entfernt.

Abends rolle ich zuerst Münzgeld, das ich morgen bei der Bank abgeben will. Bislang hatte ich alles in meinen in Nashville erstandenen "Predators"-Becher getan, so langsam sollte ich kucken, das Silbergeld zu.. versilbern. Danach schlage ich mit Jörg in #405 auf, wo ein paar Runden Eishockey am PC gezockt wird, wo ich schon wieder mächtig abfalle. Ich bin nicht in Form, auch am PC nicht.

151. Tag (Dienstag, 31. Januar)

Mein vorletzter Monat in den Staaten geht heute zu Ende. Das hält mich nicht davon ab, mal wieder ein wenig zu verschlafen. Durch Sandra, die ich nach wie vor jeden Tag mitnehme, habe ich aber sowas wie einen inneren Antrieb, meinen Arsch aus dem Bett zu hieven. Auf der Schaff geht es wie zuletzt mal mehr, mal noch mehr drunter und drüber. Im Großen und Ganzen umschiffe ich jedoch sämtliche Pannen (sieht man davon ab, dass ich aus Versehen an einer Stelle falsche Reports aufgehängt habe, was aber in diesem Fall ohne Auswirkung war).

Beim Mittagessen stelle ich fest, dass die 3.77 Dollar nicht zum Bezahlen der 4.27 Dollar teuren Speisen ausreichen. Schon will ich zum Geldbeutel mit dem grünen Papier greifen, da meint Clara von der Kasse: "oh, you wart mal nen moment." Sie bucht mir die verbliebenen 3.77 Dollar ab und meint: "now you shuld me noch 50 cent" - die kann sie haben.. kurz in die Tasche gegriffen und eine Rolle mit 50 einzelnen Cents rausgeholt, haha!. Clara kanns nicht glauben. Jo, ich auch nicht. Hab ich die Cents-Rolle noch voll an den Start gebracht, haha!

Leider soll geschilderte Situation schon der absolute Hochpunkt des Tages sein (zumindest fällt mir zwei Tage später, als ich diesen Tag endlich in Nullen und Einsen presse, nix mehr ein), von daher war ich den Rest des Abends daheim und habe mir "Any Given Sunday" am PC angekuckt. Jau, das wars auch schon.

152. Tag (Mittwoch, 1. Februar)

Heute ist wieder Mittwoch, das heißt, außer dem obligatorischen Mittagessen steht für heute wieder Fußball auf dem Zettel. Meinen Rippen geht es nur geringfügig besser, dennoch will ich es heute Abend wieder versuchen. Wenns nicht geht, dann gehts halt nicht, aber versucht haben will ich es wenigstens.

Im Büro gibt es wieder den allgemeinen Wahnsinn, zudem noch gepaart mit diversen E-Mails in Sachen Diplomarbeit, die mir in dieser Woche meist eher positive Nachrichten übermitteln. Nach wie vor liegt Ulm vorne (da ich dort nur noch den Vertrag unterzeichnen brauche und das Thema ein sehr gutes ist), jedoch hat die Firma Protics aus Stuttgart einen großen Hüpfer gemacht. Da das eh kaum jemand interessiert, mache ich mal lieber Mittagspause.

Mein Mittagessen an einem Mittwoch ist seit Wochen dasselbe und zwischenzeitlich ein echtes Highlight im sehr monotonen Speiseplan von Mercedes geworden. Dazu kann ich mit Freuden verkünden, dass Peter Bondra mittlerweile in Atlanta spielt - und das ist sehr gut so! Dies veranlasst mich, am Samstag auf jeden Fall in die Philips Arena zu gehen, um den Herrn ein wenig beim Schlittschuhlaufen zuzukucken.

Abends ist also Fußball. Die Combo um #505 herum hat seit einiger Zeit den Mittwoch als "Margarita"-Tag auserkoren, welcher bei einem Mexikaner begangen wird. Und da ich dann gegen das Leder trete, bin ich nicht dabei. Dafür stehe ich, immer noch mit leichten Rippenschmerzen, auf dem Platz und könnte Herrn Murphy eins auf die Glocke zentrieren: man stelle sich den gesamten menschlichen Körper vor. Man stelle sich weiter vor, dass es nur eine Stelle gibt, die heute Abend bitteschön nicht erwischt werden soll, nämlich der linke Brustkorb. So. Und jetzt mal ganz wild geraten, wo ich sogar zweimal eins drauf bekommen habe - Herr Murphy, I don't like you!

153. Tag (Donnerstag, 2. Februar)

Mir fällt auf, dass ich immer seltener zu einem Update dieses Tagebuchs komme. Heute ist eigentlich schon Montag, und ich habe natürlich nicht den Hauch einer Ahnung, wie es letzten Donnerstag auf der Arbeit war.

Die Rippenschmerzen von gestern sind erstaunlich abgeklungen im Laufe des Tages. Das heißt also, dass ich abends ja mal locker zum Bowling gehen kann. Dann mache ich das doch gleich. Die Bahn hat sogar neue Kugeln bekommen, sodass das Pin-Umschmeißen ziemlich Spaß macht. Außerdem gibt es auf der Bowlingbahn ziemlich gute Cheeseburger, da lass ich mir doch grad einmal einen rein. Die Burgerbruzzlerin versucht, mich zu verarschen, aber irgendwie ist sie selbst so hohl, dass sie ihre eigenen Witze nicht zu verstehen scheint.

Gegen kurz nach zehn schlagen wir zunächst bei mir in #816 auf, um einen Absacker einzunehmen. Draußen ist es erstaunlich mild heute Abend, und nachdem ersten wird das zweite dann noch draußen eingenommen. Jo, und damit wäre der Tag unfallfrei überstanden.

154. Tag (Freitag, 3. Februar)

Morgens nach dem Reports-Aufhängen gibts erst mal Frühstück, denn ich habe ziemlich Hunger. Nach dem Frühstück habe ich dann Bauchschmerzen, ich hätte nicht so schnell essen sollen. Zum Glück gibts heute im 9-Uhr-Meeting auch ein Frühstück (was ich allerdings schon vorher wusste), also esse ich doch gleich weiter. Das hat zur Folge, dass mir der Bauch noch mehr spannt - damit war ja nicht zu rechnen.

Mittags esse ich dann nur eine kleine Portion und der Bauch spannt schön weiter. Ich werde heute nichts mehr essen. Oder zumindest bis ich daheim bin. Achso, das bin ich heute sehr schnell, weil ich noch bei Sealy's die Miete bezahle. Naja, dann Mahlzeit (hui, mir ist schon wieder übel!)

Abends ist gediegenes Einsitzen in 505, wo ich in Ruhe zwei Biers trinke und das tue, was heutzutage wohl "Chillen" genannt wird. Von dort verabschiede ich mich aber bereits gegen elf abends, denn morgen früh gehts bald raus.

155. Tag (Samstag, 4. Februar)

Um dreiviertel Acht ist in 1403 Treffpunkt zur Abfahrt nach Atlanta für insgesamt drei Jungs und vier Mädels: Dan, Chris und mich, sowie Sandra, Sara, Angela und Tanja. Letztere taucht dann um 20 nach acht endlich auf, sodass wir los können. Wir fahren mit zwei Autos. Da Tanja noch Angela abholen muss, fahren wir drei Jungs schonmal los, um uns nach einiger Zeit zusammen zu schließen. Wir halten nach über einer Stunde in einem "Waffle House zum Frühstück", wo es für den Dan und mich jeweils zwei Waffeln mit Schokoladenstücken gibt - sehr lecker. Nach einiger Zeit tauchen die Mädels auf, die unsere Reste wegessen. Danach geht es weitere anderthalb Stunden bis Atlanta.

Dort beziehen wir sieben Reisenden unser Viererzimmer.. ja, arg viel Platz haben wir nicht, dafür ist das Hotel günstig und kostet auch nicht viel. Nach kurzem Auspacken und Entspannen fahren wir zur "Lenox Square Mall", welche gut 20 Minuten vom Hotel entfernt liegt, aber wir haben ja Zeit. Dort wird in Ruhe eingekauft und etwas zu Mittag gegessen. Ich möchte abends unbedingt das Eishockey-Spiel zwischen den Atlanta Thrashers (mit Peter Bondra!) gegen die Florida Panthers schauen, also mache ich beim Essen diesen Vorschlag. Sandra, Angela und Tanja kommen mit. Den anderen dreien gebe ich mein Auto, damit diese von der Mall wieder wegkommen. Wir fahren um halb fünf zum Stadion, sind nach einigen Wirren und Umwegen aber noch sehr rechtzeitig da. Es gibt entweder Stehplätze für 10 Dollar oder Sitzplätze für 35, die in Frage kommen - es wird gestanden heute Abend, "wegen der Stimmung", wie Sandra meint. Dass das Stadion 18.000 Plätze fasst, von denen vielleicht 200 Stehplätze sind, interessiert nur am Rande.

Unsere Plätze sind so schlecht gar nicht. Gut, wir stehen ganz oben, hinten an der Wand, aber die Sicht ist gut. Das Spiel ist ebenfalls sehr unterhaltsam, und im letzten Drittel dürfen wir gar auf ein paar unbelegte Plätze sitzen. Angela bahnt uns dafür den Weg: im ersten Drittel geht sie unbemerkt die Treppen runter, um in der ersten Reihe des dritten Levels fast den gesamten ersten Spielabschnitt dort anzuschauen. Als Tanja sich im zweiten Drittel auf einen der Klappstühle vor uns setzen will, wird sie kurz darauf zurückgepfiffen, weil geht gar nicht, sie hat nur ne Stehplatzkarte, aha, ist das so? Der Witz geht weiter, denn Angela fragt den Platzanweiser fünf Minuten später, ob SIE denn vielleicht auf so nen Klappstuhl dürfe, und der alte Junge meint: "Jo, why denn nicht." Gibts nicht? Geht noch weiter, denn jetzt auf einmal darf auch Tanja dort hinsitzen und sich den Rest vom Zweiten ankucken. Die Spinnen, die Amis. Und bevor die Sache jetzt so richtig verrückt wird, lädt uns der alte Knabe mit der "Stop! Puck in Play!"-Kelle zu Beginn des Dritten gar auf vier bessere Plätze in der vorletzten Reihe ein. Am Ende gewinnt Atlanta mit 6:4, und Peter Bondra ist heute Abend sogar doppelt erfolgreich, was mich sehr freut. Alles in allem wars toll und wir sind alle fast komplett heiser. Der Ami an sich ist ja nicht so fürs Anfeuern, deshalb denke ich, man hat uns auch ganz unten auf dem Eis gehört.

Wieder zurück im Hotel eröffnet mir Christoph, dass wir auf nem falschen Parkplatz geparkt hatten. Der Platz war nur umsonst, wenn wir in einen der zugehörigen Läden gegangen wären - sind wir aber nicht, das macht dann 50 Dollar Strafe. Angeblich gabs sogar ein Schild mit dem entsprechenden Hinweis, dieses hat beim Reinfahren jedoch keiner von uns gesehen oder registriert. Wie sie herausfinden konnten, dass wir nicht innen Laden sind? Johoo, da sitzt einer den ganzen Tag getarnt in seinem Auto und überwacht das, jahaa! Macht dann 12,50 für jeden - für den Preis bekommt man theoretisch 12,5 Tore bei nem Eishockey-Spiel zu sehen. Zum Glück ist wenigstens das Hotel günstig und kostet auch nicht viel.

Abends fahren wir, so gegen halb zwölf, mit einem Großraumtaxi ins "Hole in the Wall", wo bei Ankunft so gah nix los ist, sich die Lage aber binnen einer Viertelstunde ändert. Hammer wieder alles richtig gemacht, zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen, sauber. Wir bleiben bis halb drei, dann gehts wieder zurück ins Hotel auf zwei Doppelbetten und zwei Luftmatratzen.

156. Tag (Sonntag, 5. Februar)

Der Wecker rappelt um sieben oder so. Ich stelle mich auf und unter die Dusche, denn heute Morgen soll das Atlanta Aquarium besichtigt werden. Mit mir kommen die drei Mädels vom Spiel gestern mit und wir sind am Ende um kurz vor neun, also kurz bevor der Laden aufmacht, vor Ort. Die Karten sind ruckzuck gekauft, das darf man bei 22,75 Dollar Eintritt aber auch verlangen. Es ist anzunehmen, dass das Seaquarium nicht staatlich subventioniert wird, also schlägt sich dies im Eintrittspreis nieder.

Von der Architektur her ist das Aquarium super aufgemacht. Es gibt sogar ein seichtes Zierbecken, wo man Rochen und kleine Haie anfassen darf, aber nur mit zwei Fingern und nur sanft. Aha. So Viecher fühlen sich jedenfalls sehr eigen an. Ich schätze, sowas gibts auch nur in Amerika - in Deutschland wäre sofort der Tierschutzbund am Start, außerdem weiß ich nicht, obs so gut ist, wenn jemand mit ner Erkältung und ner verrotzten Hand so ein Tier anfasst.

Am weitaus Imposantesten ist natürlich ein anderes Becken: groß wie eine Kinoleinwand und über 100 Meter weit, schwimmen hinter einer zwei Fuß dicken (entspricht etwa einem halben Meter Stärke) Acrylscheibe zwei Haiwale mit ca. sechs Metern Länge, zusammen mit knapp 100.000 weiteren Meeresbewohnern. Unglaublich: es gibt sogar einen Tunnel, durch den man die Meeresbewohner über einem ansehen kann. Durch den Trick, unter dem Becken durchgehen zu können, entsteht der Eindruck, als wäre man mittendrin. Das muss man den Amis lassen: Wahnsinn, great job, das ist wirklich beeindruckend!

Nach ca. zwei Stunden ist man jedoch durch und hat alles gesehen. Ich merke, wie ich, wie der Ami an sich, alles binnen Minuten in mich aufsauge, bis eine Reizüberflutung eintritt und man sich denkt: "okay, was nun?". Wir fahren wieder zurück ins Hotel, wo ich für eine Heimfahrt bin, was auch in Dan's, Angela's und Sara's Interesse ist. Auf dem Heimweg gibt es wieder "Waffle House", wo ich einen Frühstückswrap mit Ei, Käse und Speck esse. Nach knapp zwei Stunden brauche ich kurz eine Pause, das ich doch reichlich kaputt bin. Die Zeit wird genutzt, einen Feuerwerks-Laden zu besichtigen, der das ganze Jahr über Feuerwerk verkauft. Ich kann jedoch widerstehen, ein paar Raketen zu kaufen.

Wieder daheim, falle ich erst einmal für eine Stunde ins Bett, wo ich etwas Schlaf nachhole. Das tut sehr gut, doch ist heute ja auch noch DAS Event des Jahres: der Superbowl, und zwar zwischen den Pittsburgh Steelers und den Seahawks aus Seattle. Das German House hat uns dorthin eingeladen, und so nehme ich Sebastian und Björn mit zum dort kucken. Insgesamt sind wir ca. 10 Leute, aus Stone Creek kommt sonst niemand mehr, was mich ein wenig wundert, aber okay. Das Spiel ist nicht besonders knapp, aber bis zu Beginn des letzten Viertels sehr ausgeglichen. Für mein Dafürhalten gewinnt am Ende das falsche Team, nämlich Pittsburgh um den neuen Helden Quarterback Ben Rothlisberger, der sich immerhin für zwei Interceptions veranwortlich zeigt. Naja, interessiert mich eigentlich auch nicht wirklich, wer da jetzt gewonnen hat. Ich fahre lieber wieder heim und falle ins Bett.

157. Tag (Montag, 6. Februar)

Damit hätte einen der Alltag wieder. Ich bin mit der ersten Fassung von meinem Bericht soweit fertig und lege sie Jochen vor. Somit wäre der erste Teil in Sachen Bericht geschafft. Dafür hab ich in meinem Postkorb jetzt eine E-Mail von Franka Heidtmann, dass ich für die CDS nochmals nen Bericht anfertigen soll. Und wenn ich das nicht mache, kann es in der Zukunft eventuell zu Schwierigkeiten mit neuen Visa geben. Nee, echt? Wahnsinn.

Auch diese Woche beschäftigen mich meine Rippenschmerzen. Ich bin drauf und dran, einen Arzt aufzusuchen. Melissa hilft mir bei der Suche und meint, dass ich die Kosten eventuell vorstrecken müsse. Ich solle bei Jeannine, die in der Personalabteilung für die Interns zuständig ist, mal nachfragen. Jeannine bestätigt dies und meint auch, dass die Krankenkassen schonmal drei Monate benötigten, um die Kosten zu begleichen. Aha. Je nach Umfang der Behandlung reden wir hier über 500 Dollar - dafür bekomme ich ja ein ganzes DS-2019. Gebrochen kann nichts sein, das tut anders. Also belasse ich den Arztbesuch zunächst, weil ich keine Lust habe, dem Geld von Deutschland aus nachzurennen.

158. Tag (Dienstag, 7. Februar)

So langsam darf das Praktikum gerne zu seinem Ende kommen. Im Geschäft ist mal mehr, mal weniger los, große Projekte werde ich wohl auch keine mehr bekommen. Das macht mir nichts. Jedoch gibt es in letzter Zeit einige Dinge, die mir besonders negativ aufstoßen, und die mich auf ein Ende meiner Zeit hier sehr freudig entgegen sehen lassen.

Abends gehe ich mit Basti, Björn, Sara und Jörg zu "DePalma's" zum Abendessen. Das ist ein Italiener, der wirklich eher italienische als amerikanische Pizzen bäckt. Das Essen schmeckt soweit auch sehr gut, könnte vielleicht etwas würziger sein. Ich merke, wie ich aufgrund der Sportpause wieder konstant an Gewicht zulege. Der ganze Elan von vor einigen Wochen ist so gut wie weg, das nervt. Auch bin ich im Augenblick nicht so recht in der Lage, richtig Sport zu machen.

159. Tag (Mittwoch, 8. Februar)

So langsam sollte ich versuchen, mein Auto zu verkaufen. Es sind noch zwei Wochen zu arbeiten hier, dann wäre ich auch schon am Ende hier. Im März geht es noch nach New York (mit dem Flugzeug) und Florida (Mietwagen), da ist es nicht unbedingt erforderlich, dass ich weiterhin ein Auto habe. Das einzige, was ich noch will, ist am Samstag ein Tagesausflug nach Memphis zu machen, danach kann die Kist eigentlich weg.

Damit wäre meine Zeit hier auch schon rum, also mache ich mich verstärkt daran, mein Auto los zu bekommen. Davor gehe ich allerdings noch Essen, wo mir die Kassen-Tussi mein Essen glaube ich zweimal abzieht. Bis man das der guten Frau allerdings erklärt hätte, wäre die Mittagspause schon lange rum, also geht man den Weg ohne Widerstand.

Ein Ölwechsel an der weißen Schleuder ist bereits seit einer Woche überfällig. Das Öl hier ist verglichen mit dem deutschen sehr minderwertig, daher werden Ölwechsel an Ami-Karren alle zwei Monate gemacht, kosten aber auch nur etwas mehr als 20 Dollar, inclusive Material, Steuern und sonstigem. Also fahre ich gleich nach der Arbeit zu WalMart, wo man das parallel zu seinem Einkauf dort machen lassen kann.

Abends ist Fußball, aber für mich diesmal nicht auf dem Feld - es geht einfach noch immer nicht. Ich nehme ich mir die Videos vor, die ich mir bereits im August mitgebracht habe. Zu sehen sind darauf insgesamt ungefähr vier Stunden Kölsch Cup, welche in eine sinnvolle Order gebracht gehören. Ich sitze ungefähr drei Stunden dran, dann habe ich zumindest den Cup 2005 von 40 auf 12 Minuten reduziert und vorgeschnitten. In den nächsten Tagen will ich versuchen, die übrigen Jahre auch zu schneiden. Ich wäre lieber selbst aufen Platz gewesen und hätte ein paar Tore geschossen.

160. Tag (Donnerstag, 8. Februar)

Das ging jetzt ja schnell: morgens erhalte ich die Telefonnummer eines gewissen Tony, der Interesse an meinem Auto hat. Ich telefoniere mit ihm und gebe ein paar Eckdaten durch, dann verabschiedet er sich mit den Worten: "ich melde mich dann nochmals." Aha, denke ich, das wird also doch eher nichts.

Vorsichtshalber fahre ich nach der Arbeit doch mal lieber das Auto waschen, man weiß ja nie. Sandra kommt wie gestern mit und wir schlagen auf bei etwas, das vergleichbar ist mit einem Clean Park in Deutschland. Nur, dass im Reinigungsschaum radioaktive Stoffe sein müssen, jedenfalls glänzt der Schaum giftig gelb, grün und blau, mal so, mal so. Ich habe schon Angst um die Farbe, die hoffentlich am Auto bleibt und nicht verdampft. Doch scheinbar kann der Schaum, außer in der Dunkelheit leuchten (ganz bestimmt), gar nichts. So richtig sauber wird mein Jeep nicht, aber zumindest ist er optisch nun weitaus verbessert, das muss reichen.

Abends erhalte ich dann allen Ernstes einen Anruf von Tony's Frau, ob sie den Wagen mal ankucken könne. Klar, sage ich. Ob das auch noch zwischen neun und zehn abends ginge. Hm, etwas komisch, nachts ein Auto kaufen zu wollen, aber bitteschön.. ja, geht klar. Da sie Stone Creek nicht kennt, verabreden wir uns auf dem WalMart-Parkplatz für halb zehn.

Da ich der Sache nicht recht traue, nehme ich mir vorsichtshalber noch den Roadie mit, der nicht zum Bowling mitwill, wie alle anderen. Zusammen mit ihm warten wir ungefähr 20 Minuten auf die Frau samt Tochter, und eine halbe Stunde später, nach einer kurzen Probefahrt auf dem Parkplatz, ist mein Auto verkauft. Cash. Dann fällt Memphis halt aus, aber das Auto ist schon mal weg. Unterm Strich mache ich ein deutliches Minus, aber ich denke, dass ich bei einem Händler noch mehr Geld kaputt gemacht hätte. Also ist das schon in Ordnung so. Ab morgen fahre ich dann auch nicht mehr selbst ins Geschäft, sondern muss mir eine Mitfahrgelegenheit suchen..

161. Tag (Freitag, 10. Februar)

Heute ist also Tag eins ohne Auto. Dan nimmt mich mit ins Geschäft, das hat ja schonmal gut geklappt. Auf der Schaff ärgere ich mit einem Perl-Problem herum, bei dem Sandra mich unterstützt und bei dem wir beide nicht recht wissen, warum Perl nicht das tut, was man gerne von ihm hätte. So kurz vor dem Wochenende ist mein Elan merklich abgesunken. Durch die sportliche Abstinenz stellt sich bei mir eine innere Unzufriedenheit ein, die mich sehr in meinem täglichen Leben beeinflusst, und das nervt dann nochmals obendrauf.

Kurz nach der Arbeit nimmt Björn mich mit zur "Alfa Insurance", wo wir unsere Versicherung fürs Auto verlängern (Björn) bzw. kündigen (ich) wollen. Servicewüste Amerika: um fünf vor fünf ist bei denen Wochenende, obwohl eigentlich bis 17 Uhr geöffnet. Drecksladen. So ist Amerika. Nett auch die Dame hinter der verschlossenen Glastür, die mich freundlich anlächelt und meine Bitte, die Türe nochmals kurz aufzuschließen, schlichtweg nicht zu verstehen scheint.

Abends gehe ich zuerst nach 1403, um den Roadie das seit Monaten gesuchte "the Hippy and the Hoppy, und auch the Toppy" zu bringen. Gestern meinte ich, ich würde ihm das Lied binnen 24 Stunden beschaffen, und mit ein paar Biers bei ihm aufzuschlagen. Natürlich nicht wissend, wie das Lied eigentlich heißt und von wem es ist, aber Herausforderungen braucht der Mensch. Aber: nach 23,5 Stunden stehe ich mit einem 12er-Karton "Budweiser" und "Rappers Delight" von der "Sugar Hill Gang" bei Roadie im Wohnzimmer. Hammer mal wieder alles richtig gemacht.

Zuerst geht es mal wieder ins "Cheap Shots", anschließend versucht ein Teil von uns einen Laden, der stets immer eine Lange Schlange vorm Eingang hat. Drinnen ist es gewohnt versifft und die Anlage der Live-Band ist eine Katastrophe. Genug Grund für einen Teil der gesplitteten Gruppe, dieses Etablissement zu verlassen. Sebastian, Jörg und ich bleiben. Naja, eigentlich bleiben nur Basti und ich, denn Jörg seilt sich kurz darauf auch noch ab und legt sich zum Schlafen ins Auto. Hinten raus ist es dort eigentlich noch ziemlich gut, die Band kann schon spielen - leider klingts durch die Anlage viel schlechter, als es "Lynam" eigentlich verdient hätte. Das Cover-Repertoire umfasst Bon Jovi, die Backstreet Boys und Britney Spears, sowie einen großen bunten Blumenstrauß voller bekannter Melodien. Zum Abschluss des Abends versammeln wir uns in 505, wo gegen halb vier Schluss ist. Zeit wirds, ich bin total müde.

162. Tag (Samstag, 11. Februar)

Schalke 04 gegen Bayer 04 Leverkusen 7:4. Elf Tore in einem Bundesligaspiel, unfassbar - soviel haben ja nicht mal Atlanta und Florida im Eishockey letzte Woche hinbekommen. Köln spielt erst morgen, und ein Sieg wird so langsam immer mehr zur Pflicht, wenn wir noch irgendwie die Klasse halten wollen. Noch habe ich Hoffnung, denn man spielt wenigstens besser, auch wenn der Erfolg noch nicht so recht zählbar ist.

Mittags nehmen Björn und Basti mich mit zum Einkaufen. Kein Auto zu haben, dann auch noch in Amerika, nervt ziemlich an, es geht gar nichts. Dennoch bin ich natürlich sehr froh, dass die beiden mich abholen, damit ich mich ein wenig mit Essen und "Mountain Dew" für die kommenden Tage eindecken kann.

Abends schlage ich bei Jörg und Marc auf, wo ich beiden die Seite "www.isnichwahr.de" zeige. Teilweise lachen wir uns bei den Videos total schlapp, und ich merke, wie das Lachen wie ein Blitz in meiner Rippe einschlägt. Eine Fraktur ist es nicht, eine Prellung kanns aber auch nimmer sein, ich werds in Deutschland mal röntgen lassen (hier kostet das so um die 500 Dollar, die ich vermutlich nie wieder sehe). Eigentlich wollen wir zu Löhlöh, der ist aber nicht da. Also machen wir uns gegen sehr spät (elf Uhr abends?) noch zu 1403 auf, wo Angie bei Roadie zu Gast ist und Roadie von seinem Road Trip nach Florida berichtet. Roadie geht irgendwann ins Bett, dafür ist Dan zuvor vom Einkaufen in Birmingham heimgekommen. Wir schauen uns unter anderem das Abschiedsvideo für Dan an, das er daheim noch von einem gewissen Jochen Seeger aus der Nähe von Ulm erhalten hatte. Um halb drei ist auch hier Schluss.

163. Tag (Sonntag, 12. Februar)

Unmittelbar nach dem Aufstehen gibt es wenig gute Nachrichten: Köln ist zwar seit drei Spielen ungeschlagen, aber mit drei Unentschieden in Folge sind wir auf den letzten Tabellenplatz abgerutscht. DSF-Montagsspiel, ich will Dich nicht!! Nächste Woche geht es jetzt nach Gladbach, na dankeschön. Ich überlege mir, wie ich dazu beitragen kann, dass der Klassenerhalt noch geschafft wird, aber das wird immer unwahrscheinlicher. Das einzige, was noch hilft, sind Siege, Siege und nochmals Siege. Und die sollte man zumindest daheim eben einfahren, sonst wird das nichts.

Ich chatte mit daheim, außerdem wird die Badewanne geputzt, sowie mein Zimmer vorgenommen. Ich muss auch kucken, dass ich die hier gekauften Computer-Lautsprecher losbekomme, ferner gibt es hier noch das eine oder andere Einrichtungsstück, dass sich eventuell vergrünen lässt (Dollarnoten sind alle grün). Von der Ablöse, die Daniel und ich bezahlt haben, dürfen wir uns jedoch größtenteils verabschieden. Nächste Woche muss ferner ein Termin mit Sealy ausgemacht werden, damit wir die Kaution wieder bekommen - da hab ich allerdings wenig Sorgen.

Abends wird dann in #505 das verbliebene Kilo Leberkäse vernichtet, das bei mir noch im Eis lag. Auch dieses Kilo schmeckt wiederum sehr gut - auf jeden Fall mal besser als das, was man sonst hier so offeriert bekommt.

164. Tag (Montag, 13. Februar)

Die neue Woche startet wie gewohnt stressig. Eigentlich bin ich für das Report-Gedöns nicht mehr zuständig, jedoch bin ich häufig einmal mit den Morgen- und Mittagstouren beschäftigt, damit die Sache voran geht. Widerwillig fange ich an, meinen CDS-Bericht zu schreiben. Ich schaue mir die Berichte von Basti und Björn an, um mich ein wenig zu inspirieren, aber das funktioniert nicht so recht.

Mittags gibts in der Kantine endlich mal wieder Chicken Wings zu essen! Das freut mich doch sehr, und so startet diese Woche ja doch nicht so verkehrt! Statt Sellerie-Stangen nehme ich mir allerdings eine Portion Pommes mit, denn Sellerie, roh, geht ja mal gar nicht. Nach der Mittagspause schlägt Christoph einmal mehr bei Sandra und mir in der MOE auf. Sebastian hat am Donnerstag Geburtstag, da gibt es noch einiges vorzubereiten.

Abends bin ich für mich ganz allein auf meinem Zimmer und schaue fern. Außerdem schnippel ich ein wenig an den Kölsch Cup Videos rum, so lange die Motivation einen eben trägt. Ich habe den Eindruck, dass ich mich während des Praktikums bei nichts mehr groß verausgaben werde.

165. Tag (Dienstag, 14. Februar)

Heute ist also Blumen- und Pralinentag. Der Ami an sich hat es mit diesem Brauchtum doch um einiges wichtiger als man selbst, und so wird einem von jeder Seite ein "happy valentine's day" gewünscht, ob man will oder nicht. Es fehlt noch, dass man in der Kantine Pralinen kaufen kann (naja, immerhin ist der Schmuck, der am Information Desk verkauft wird, für den Valentinstag extra reduziert). Wer war eigentlich dieser Valentin und hat der auch nur den Hauch einer Idee, was für einen Schwachsinn er da in Gang gebracht hat?

Abends will ich es wieder versuchen: Sport, und zwar Schwimmen. Seit dem Zusammenprall sind knapp drei Wochen vergangen und ich will sehen, ob ich die Rippen wieder belasten kann. Zusammen mit Sara fahren wir noch Angie abholen, dann gehts auch schon los. Dummerweise will das Mädel am Empfang meinen Namen wissen, und es fällt mir schwer, wunschgemäß mit "Lazmirando den Sevillo" zu antworten, also sage ich meinen wirklichen Namen.

Natürlich habe ich meine Schwimmbrille daheim vergessen, also steige ich ohne ins Wasser. Die ersten zwei, drei Bahnen zieht es wie eine Dehnung, dann wird es allmählich besser und ich schwimme einen kompletten 20-Bahnen-Block. Danach noch keine Beschwerden, also mache ich grad nochmals einen 20er-Block. Danach merke ich, dass es vielleicht gleich wieder los geht, wills aber versuchen. Nach drei Bahnen im dritten Block ist allerdings Schluss, die Schmerzen kommen wieder. Also Abbruch mit der Gewissheit, dass ich hier in Amerika bereits den meisten Sport hinter mich gebracht habe.

166. Tag (Mittwoch, 15. Februar)

Ein neuer "Taco Salad Day", das ist ja schon mal was. Die Zeit bis dort hin zieht sich ein wenig wie Kaugummi, ich mache außer dem Tagesgeschäft heute nur noch mein Selbststudium in Visual C++. Dort komme ich immerhin einigermaßen vorwärts, sodass der Tag an sich einigermaßen produktiv ist. Den CDS-Bericht habe ich Jody bereits zum Querlesen vorgelegt, den bekomme ich dann hoffentlich auch bald wieder. Meine Abschiedstournee dauert mit heute noch acht Arbeitstage, und die Motivation hält sich dadurch doch in Grenzen.

Abends kommen zuerst Jörg, dann Christoph, Sandra und später auch noch Angela zum gemeinen Reimen. Basti wünscht sich eine Performance von uns, also muss diese erst einmal formuliert werden. Wir starten aber mit einem anderen Geschenk, das ihm separat überreicht werden soll - und da ich diese Zeilen erst am Sonntag, also zwei Tage nach seiner Feier schreibe, kann ich ja auch ruhig sagen, was es ist bzw. war: Ein Praktikantenzeugnis mit angepassten und auf Sebastian zugeschnittenen Bewertungskriterien. Das dauert dann bis halb elf, "luja sog' i, mai liabba!", dann sind wir aber zum Glück auch soweit fertig.

167. Tag (Donnerstag, 16. Februar)

Heute ist es wieder wesentlich mehr belebt in der MOE, und so bin ich mal hier, mal dort und eher selten bei mir am Platz - besser ist das, da weiß man wenigstens, was man tut. So gehe ich heute einige weitere Wege, was an sich jedoch voll okay ist. Zwischendrin habe ich bei mir am Platz auch noch genug zu arbeiten, und so verfliegt der Tag recht schnell.

Eigentlich feiert er erst morgen, aber schon heute ist Sebastians Geburtstag. Da erweisen wir ihm im erweiterten kleinen Kreis die Ehre und stoßen mit ihm an, außerdem ist das Wetter auch noch abends so klar und warm, dass man es super ohne Jacke draußen aushalten kann - das Wetter hier ist echt ein Kapitel für sich. Wir feiern also Sebastian's Geburtstag gebührend, und irgendwann um halb zwölf oder so bin ich dann auch wieder daheim.

168. Tag (Freitag, 17. Februar)

Der letzte Arbeitstag für diese vorletzte Woche hier. Endlich. Bis ich eingeschlafen war, wars gestern bestimmt nach zwölf, und entsprechend fertig bin ich den Morgen über auch. Allerdings gibt es heute eh nicht mehr allzu viel zu tun, da kann man die Woche auch mal langsam ausklingen lassen. Ich wurschtel weiter in meinem Visual C++ Kurs herum, dazu kommen wieder einige kleinere Dinge, die unvermittelt hochpoppen.

Auf halb neun abends hat der Sebastian geladen, ich lege mich nach der Arbeit aber erst einmal hin. Es soll mir aber nicht vergönnt sein, einzuschlafen, also stehe ich irgendwann wieder auf, stelle mich unter die Dusche und esse eine Kleinigkeit. Dann wird sich der Laptop geschnappt und in 1403 aufgeschlagen, wo wir eigentlich proben wollten. Das fällt allerdings aus, denn Sandra ist bereits auf dem Weg rüber zu #505, also hänge ich mich dran. Draußen ist es heute wesentlich kälter, die Temperaturen liegen um den Gefrierpunkt - also bestimmt 15 Grad Unterschied zu gestern um die gleiche Zeit.

Als wir aufschlagen, ist noch nicht so viel los. Löhlöh und Doctor Slow sind samt Besuch und der nächsten Praktikantengeneration schon da, ansonsten ist der Besuch noch sehr übersichtlich. Wir verziehen uns in Christophs Zimmer, wo wir zum einen das Zeugnis von allen unterschreiben lassen und die Performance zum Ententanz samt umgedichteter Strophen proben.

Die Party an sich ist ein voller Erfolg, genau so wie unser Auftritt auch. Wir sind insgesamt so um die 10 Leute, die sich im Wohnzimmer zum Affen machen, sehr zur Freude Sebastians - hammer also wieder alles richtig gemacht. Ich trinke heute Abend lieber mal nicht soo viel, dafür aber bunt, hmpf. Ein Kater ist jedoch nicht zu befürchten. Außerdem hat Sebastian einen großen Topf voll Hot Dogs bereit gestellt, da nehm ich mir doch grad mal den Ahner oder Annerer, insgesamt so vier, fünf Stück im Laufe der Stunden.. Wir haben viel Spaß und gegen Viertel nach drei wackel ich wieder zurück.

169. Tag (Samstag, 18. Februar)

Hummeln auf Reisen - Tina in Amerika. Meine Freundin Tina wird heute Abend in Birmingham landen und mit mir ab nächsten Samstag eine kleine Tour an mehrere verschiedene Orte von Amerika machen - zuerst nach New York und nach Memphis, wo wir uns jeweils eher kurz aufhalten werden. Außerdem haben wir eine 11-tägige Tour durch Florida geplant, wo es momentan so um die 25 Grad Celsius hat - das ist doch mal was. Doch davor muss sie erst einmal landen, und das ist eher später, nämlich gegen acht Uhr abends. Bis dahin wasche ich noch etwas und bringe die Wohnung auf Vordermann, dass sie nicht gleich auf dem Absatz kehrt macht.

Bis abends um sechs passiert nicht mehr viel, dann gehe ich nach #505, um mir Björns Schüssel auszuleihen. Gegen halb sieben fahre ich los, eine Stunde Fahrt inclusive Parkplatz suchen habe ich veranschlagt. Ich bin dann auch ziemlich genau um halb acht vor Ort und warte die halbe Stunde, bis Tina durchs Gate kommt - das kommt dann doch überraschend, weil die Anzeige mir zuvor sagte, dass der Flug erst eine Stunde später käme (ich ging von einer kurzfristigen Verspätung aus, da er mittags noch "on time" war). So laufen wir halb aneinander vorbei und sehen uns mehr zufällig, aber immerhin.

Die Rückfahrt geht sehr schnell, da gehen wir doch gleich mal noch zu Vin Diesel. Auf dem Rückweg schlagen wir dann noch bei Jörg in #406 auf, wo Jörg sich gerade im Aufbruch nach Birmingham befindet (gut, so eine Aufbruchphase kann auch mal ein, zwei Stunden andauern.). Fortgehen geht aber gar nicht, also kapseln wir uns ab und verbringen den restlichen Abend allein in #816.

170. Tag (Sonntag, 19. Februar)

Da ich kein Auto mehr habe, kann ich Tina leider nicht so komfortabel in der Gegend herumfahren, wie ich das gerne hätte. Wir setzen die Begrüßungstour nach #505 fort, wo Björn und Sebastian zugegen sind. Dort wird ausgemacht, dass wir abends zu "Olive Garden" zum Essen gehen. Den restlichen Tag über passiert nicht allzu viel, das Wetter ist einmal mehr auch nicht besonders einladend.

Bei mir ist eine Erkältung, Grippe oder sowas im Anflug. Die Rippe meldet sich noch immer in regelmäßigen Abständen und ich bin froh, wenn mich das deutsche Gesundheitssystem irgendwann mal wieder hat. Für eine längere Dauer taugt meine Krankenversicherung nicht, soviel ist schon mal klar. Ich habe im Vorfeld so ein Auslands-Dings von Deutschland aus abgeschlossen, und da hat natürlich auch die CDS ihre Griffel im Spiel. Ein Grund mehr, warum die Versicherung nichts taugen kann.

Abends das Essen ist mal wieder ganz okay, aber nicht so recht der Brüller. Bei "Olive Garden" wird mehr Wert auf das Drumherum als das Mittendrin (also das Auf dem Teller) gelegt: so zelebrieren die Bedienungen das "Magst nen Reibekäse aufs Essen?", was für sich sehr okay ist (frisch geriebener Parmesan!), aber irgendwie hat man den Eindruck, es stünden Schauspieler vor einem, die versuchen, heute Abend die Rolle des Kellners auszufüllen. Hält mich nicht davon ab, die Frage stets mit: "Au ja!" zu beantworten.

171. Tag (Montag, 20. Februar)

Das war ja klar: mich hat eine Grippe voll erwischt. Zum Glück gibt es noch einen kleinen Vorrat an Taschentüchern, den ich im Laufe des Tages vollrotzen werde - vier Packungen, die zur Feierabendzeit am Ende allesamt im Müll liegen. Aber: die letzte Woche bei MBUSI hat nun wirklich angefangen, das läßt meine Laune steigen. Sebastian hat mir für heute freundlicherweise sein Auto geliehen, da bin ich dann also sogar noch unabhänging vom Fahren der wenigen Praktikantenkollegen, die noch ein Auto besitzen.

Abends schlagen Tina und ich in #1403 auf, um die Begrüßungstour zu einem Abschluss zu bringen. Am Ende soll das Wohnzimmer komplett gefüllt sein, denn außer den 1403-Bewohnern und uns sind noch Dominik (ein Kumpel von Roadie), Frieder, Angela, Christoph und später noch Björn und Sebastian am Start. Hier trinken wir ein, zwei Biers, dann ist dieser Tag auch schon rum und schon wieder Schlafenszeit.

172. Tag (Dienstag, 21. Februar)

Die Grippe hat mich nun voll eingenommen, mein Hirn fühlt sich wie Matsch an und außerdem glaube ich, dass 'ein Güterzug voll Scheiße, mit Milva im Schlepptau, durch meinen Kopf fährt' (frei übernommen von Gordon Shumway - was ist eigentlich aus dem geworden?). Ganz in der gestrigen Tradition geht das fröhliche Taschentuch-Befeuchten weiter: heute sinds gar 50 Kleenexe, Servietten und was sich sonst noch so finden lässt. Zum Glück ist meine Nase nicht entzündet, sonst würde das bei jedem Schnäuzen auch noch weh tun.. naja, es gibt gewiss Schlimmeres.

Abends bleiben wir deshalb auch daheim, als Unterhaltungsprogramm sehen Tina und ich uns "Dem Ring sein Gefolge" an - den habe ich ja letztens ausgelassen. Man sollte es nicht für möglich erachten: der Kumpel Frodo wird schon wieder zum Ringträger ernannt - Sachen gibt's.

173. Tag (Mittwoch, 22. Februar)

Heute geht es mir alles in allem schon etwas besser. Der Konsum an Rotzfahnen nimmt auch wieder merklich ab, das meiste scheint überwunden zu sein. Das ist doch schon mal was. Auf der Arbeit bekomme ich heute noch eine Art Spezialauftrag: zusammen mit Nathalie, Terry und Mark von MOE soll ich die ABS-Kontrollampe ausschalten, nachdem sie eingeschaltet wurde. Komische Geschichte, jedenfalls darf ich ein paar Benze durch die Gegend fahren, das macht Laune. Dummerweise ist das Wetter reichlich bescheiden, aber wat mut, dat mut. Zum Glück bekomme ich gar meine Computerboxen an Mark verkauft - so bekomme ich gar noch etwas Geld rein, wenns auch nicht viel ist.

Abends fahren Tina und ich mit Jörg kurz zum Einkaufen. Viel wird nicht mehr besorgt, denn schließlich sind wir nur noch bis einschließlich Samstag in aller Frühe in Stone Creek. Also werden nur die Standards eingekauft, Salat und Getränke im Großen und Ganzen. Später soll es zum Mexikaner gehen, jedoch dreht es mich nach dem Abendessen dann nochmals so, dass wir den Abend lieber daheim bleiben. Mir ist schwindelig, ich schwitze wie ein Schwein. Schade drum, aber nicht zu ändern. Selbst beim zweiten Teil vom Gefolge (zweite DVD) schlafe ich direkt ein, um halb neun abends.

174. Tag (Donnerstag, 23. Februar)

Wenigstens etwas hat das gestrige frühe Einschlafen gebracht: ich bin wieder fast hergestellt, es ist alles fast wie vor einer Woche noch. Na also, dann können die letzten zwei Tage ja auch noch schneller vorbei gehen. Da ich heute mit Sara zur Arbeit fahre, ist es ganz gut, dass ich gestern so früh geschlafen habe: Sara holt mich bereits um 6:15 ab.

Auch heute fahre ich wieder Autos auf dem Yard herum, um die Lämpchen auszuschalten. Heute sind gar ein paar GL-Klassen dabei, die bewegt werden - sie wirken von innen irgendwie nicht so groß wie von außen, fahren sich aber natürlich super. Die ganze Aktion dauert wieder fast den ganzen Tag, gegen zwei Uhr mittags bin ich wieder am Platz und räume meinen Platz langsam schon mal etwas auf, dann ist es morgen nicht mehr so viel.

Zum Abschluss der Zeit hier gehen ein paar wenige von uns ins "Rhythm and Brews", ganz wie zu Beginn. Die Band heute ist an sich nicht schlecht, hätte sich nur vielleicht besser ein anderes Repertoire einstudiert. Außerdem ist die Anlage viel zu laut für den kleinen Club, sodass man froh ist, wenn das alte Lied bereits rum ist und das neue noch nicht angefangen hat. Alles in allem ist es aber ganz nett, und gegen halb zwölf sind wir wieder daheim, und morgen ist der letzte Tag auf der Arbeit!!

175. Tag (Freitag, 24. Februar)

Dann ist es also passiert: heute ist der letzte Tag auf der Arbeit! Zur Feier des Tages fährt Sara mich freundlicherweise zu "Krispy Kreme", wo ich vier Dutzend Donuts erstehe - morgens um sechs. Mit knapp 50 Zuckerkringeln ausgestattet, laufe ich für meine Verhältnisse abartig früh morgens ins Büro ein, wo man sich sogleich über das Gebäck hermacht.

Im Morning-Meeting wird mir für meine Zeit hier gedankt, außerdem bekomme ich eine von allen unterschriebene Modell-M-Klasse - das hat hier Tradition, ich freue mich aber dennoch sehr darüber. Mittags lädt mich Jochen zum Essen in den "Pottery Grill" ein, auch das hat wohl Tradition. Wir unterhalten uns über das Praktikum und auch darüber, dass er auch bald nach Sindelfingen zurückkehrt - ist ganz nett.

Bis nach dem Essen habe ich dann auch meinen letzten Paycheck bei Human Ressources abgeholt, auch die Donuts sind bereits komplett fort. Später bekomme ich noch mein Zeugnis, welches sehr ordentlich ausgefallen ist und gegen drei geht dann die Abschiedstour los. Alle sind leider nicht da, aber immerhin kann ich mich von Melissa, Darryl und Martin verabschieden. Insbesondere Darryl wird mir fehlen, denke ich.

Abends fährt Mark mich heim, um noch verschiedenes Zeugs abzuholen, darunter meinen Lemon Squeezer: ich kann mir nicht helfen, aber ich glaube, Mark hat sich darunter etwas elektrisch Betriebenes vorgestellt. Als der Ami, der er ist, versucht er aber, es sich nicht anmerken zu lassen. Er meint nur: "Oh, look - the lemon squeezer!!" Immerhin bin ich nun früh daheim, dann kann es mit Packen losgehen. Richtig voran kommen wir allerdings nicht, dann werden wir am Montag oder Dienstag nochmals kurz Hand anlegen müssen. Statt zur Faschingsparty im German House geht es für uns zwei heute sehr früh ins Bett, denn morgen früh geht es nach New York!

176. Tag (Samstag, 25. Februar)

Obwohl heute der erste freie Tag ist, müssen wir um kurz vor halb sieben raus. Gegen sieben wackeln wir zu #505 rüber, um uns Sebastian's Auto und den Christoph zu schnappen. Christoph war gestern auf der Faschingsparty und sieht dementsprechend demoliert aus, deshalb setze ich mich auch ans Steuer. Nach einer knappen Stunde sind wir in Birmingham am Flughafen, wo wir Richtung La Guardia einchecken.

Wir bekommen Sitze am Notausgang, die den Vorteil von ein paar Zentimetern mehr Beinfreiheit haben. Nach zwoeinhalb Stunden landen wir in New York, und kurze Zeit später haben wir auch schon unser Gepäck. Da ich die Reiseunterlagen vergessen habe (*pfeif*), rufe ich kurz bei meiner Schwester in Frankfurt an, die mir die Adresse des Hotels "On The Ave" raussucht. Ein Bus-Ticket und ca. 1,5 Stunden später sind wir am Ziel, nämlich Manhattan, genauer gesagt Broadway, wo unser Hotel ist. Das Hotel ist das Beste, in dem ich bislang war. Das Zimmer ist zwar nicht sehr groß, aber äußerst gepflegt und es ist alles vorhanden, was einem den Aufenthalt angenehmer macht.

New York ist wirklich fantastisch, und hier übertreibt der Amerikaner zum ersten Male nicht: New York muss man gesehen haben!! Die Stadt stellt alles in den Schatten, was ich bislang an Städten gesehen habe, und da können London, Paris und Kirchberg an der Murr aber einpacken. Am ersten Tag sehen wir noch den Times Square, wo wir nach Tickets für ein Musical Ausschau halten, aber keine für uns geeigneten finden. Ferner kaufen wir uns Postkarten und stellen aber fest, dass das Post Office schon zu hat, es also keine Briefmarken gibt.

Der Tag ist noch lange nicht vorbei, also fahren wir weiter zum Madison Square Garden, wo heute Abend ein Billy Joel Konzert stattfindet (woran wir kein gesteigertes Interesse haben), dann gehen wir weiter und trinken kurz was bei Macy's, dem größten Kaufhaus von mindestens mal New York, wo wir den Leuten zuschauen, wie sie unter uns herumwuseln. Danach machen wir uns auf den Weg zum Empire State Building.

Der Reiseführer erzählt was von bis zu zwei Stunden Wartezeit, entsprechend gehen wir an die Sache ran. Zum Glück warten wir nur etwas mehr als eine halbe Stunde, sodass wir auf jeden Fall früh entscheiden, die Zeit voll zu warten und hoch zu fahren. Langsam geht die Sonne unter, und wir sind vielleicht zehn Minuten zu spät dran, denn die Sonne ist schon unten, als wir oben sind. Dennoch ist die Sicht vom 86th Floor aus gigantisch, ein farbenfrohes Lichtermeer. Oben zieht es doch gewaltig, aber das stört uns nicht. Allgemein ist das Wetter eisig kalt (ohne Wind etwa Gefrierpunkt, mit Wind einige Grade drunter), was uns aber nicht stört, denn die Aussicht entschädigt für Vieles.

Irgendwann sind wir auch wieder unten und laufen die 5th Avenue entlang Richtung Rockefeller Center, wo eine Tanz-Combo auf der Straße ihre Künste zum Besten gibt. Am Rockefeller Center ist eine Eislaufbahn aufgebaut, wo wir dem Treiben auch noch etwas zusehen. Dann sehen wir zu, so langsam etwas zu Essen zu bekommen. Wir passieren kurz darauf die St. Patricks Cathedral, eine alte Kirche inmitten von Wolkenkratzern. Wir laufen die 5th einige Zeit entlang, bis wir oberhalb des Central Park wieder Richtung Broadway laufen und schließlich im "Brooklyn Diner" zu Abend essen - die Preise sind gesalzen, das Essen jedoch nicht, das ist eher scharf. Damit geht ein sehr ereignisreicher erster Tag in New York zu Ende. Wir laufen wieder zurück ins Hotel und fallen müde in die Kissen.

177. Tag (Sonntag, 26. Februar)

Heute ist Tina's Geburtstag. Wir beginnen diesen Tag so gegen halb neun, neun morgens, dann machen wir uns auf zu "New York - Tag 2". Frühstück gibt es bei Starbucks, anschließend machen wir uns bei klirrender Kälte auf in Richtung Freiheitsstatue. Dort, am Südzipfel Manhattans, pfeift der Wind nun so richtig ekelhaft, die gefühlte Temperatur ist gewiss zweistellig unter Null. Wir holen uns Tickets für die Fähre, denn die französische Schönheit wollen wir aus der Nähe betrachten. Als wir nach einer Stunde Wartens endlich auf die Fähre kommen (dazwischen liegt ein Sicherheitscheck, zum Glück in einem beheizten Zelt), steigt die Vorfreude minütlich. Insbesondere beim Heranfahren überkommt einen dann doch ein eigenartiges Gefühl, insbesondere wenn man weiß, dass die Einwanderer vergangener Tage genau diese Statue als erstes zu Gesicht bekamen - und manch einen eine menschlich Tragödie dem Anblick der Statue bei der Einwanderungsbehörde kurz darauf ereilte.

Jeder Reiseführer weiß so einiges zu berichten, speziell auch zu diesem Monument, das die Amis anfangs gar nicht so toll fanden. Das dürfte sich mittlerweile doch reichlich geändert haben, denn die Fähre ist ausverkauft und schätzungsweise machen die Kollegen doch einiges an Geld durch sie. Was auf dem Liberty Island natürlich nicht fehlen darf, ist der obligatorische Gift Shop. Hier in Amerika kann man bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit allerhand Schrott für nen Haufen Geld erstehen - wers will.

Nach einiger Zeit haben wir dann genug gesehen und ziehen weiter. Der nächste Halt ist Ground Zero, der noch ein wesentlich flaueres Gefühl in der Magengegend hervorruft. Heute ist es ein leerer Platz inmitten von gewaltigen Hochhäusern, der total umzäunt ist. Das World Trade Center hatte eine eigene Subway-Station - diese gibt es zwar noch immer, hier halten aber momentan keine Züge, die Haltestelle ist auf dem Fahrplan ausgegraut. New York legt viel Wert darauf, dass man sich hier komplett besinnen und zur Ruhe kommen kann - es gibt keine Straßenverkäufer oder ähnliches rund herum, keine Bettler fragen einen um etwas Wechselgeld oder ähnliches. Auf vielen Postkarten, die man heute kaufen kann, sind die Twin Towers noch immer drauf, oftmals ausgegraut - was ich anfangs als makaber empfinde, ist nichts anderes als der Stolz von New York, dem auch heute noch intensiv gedacht wird.

Der nächste Stopp auf unserem Trip ist China Town. Sehr interessant: mitten in Amerika fängt China an - es gibt viele Läden mit exotischen Nahrungsmitteln, dazu allerlei asiatischen Ramsch, sowie Kronleuchter-Läden (mit drastisch reduzierten Preisen - logo!), T-Shirt- und Parfum-Läden mit garantiert originalen oder legal erworbenen Duftwässern. Hier ist alles genauso bunt wie am Times Square, nur eben auf chinesisch, was sehr ungewohnt, aber sehr interessant ist.

Abends fahren wir wieder zum Times Square, wo wir kucken, obs heute vielleicht ein geeignetes Musical für uns gibt. Wir werden von einem Ticketverkäufer angesprochen, ob wir Lust auf Impro-Comedy haben, in einem kleinen Club ein paar Blocks entfernt. Haben wir, also kaufen wir Tickets für 5 statt 20 Dollars. Bis zur Aufführung ist es noch eine Stunde, also gehen wir bei Sbarro essen (hmja.. nee.. janee, eher nicht). Statt der genannten fünf Minuten benötigen wir knappe 20 zum Club, der wirklich sehr klein ist - außer uns sind vielleicht noch zehn Zuschauer da. Am Ende sind es insgesamt vielleicht 25 Personen, die sich die heutige Vorstellung von "Eight Is Never Enough" ansehen wollen. Das Programm dauert ungefähr 2,5 Stunden und ist zeitweilig unheimlich gut, oftmals verstehen wir aber die Witze erst gar nicht - kein Wunder bei einem Focus auf Lokalkolorit. Am Ende kommen noch drei Stand Up Comedians, von denen die ersten zwei ganz gut sind - dem dritten wird nach zwei Minuten der Saft abgedreht, weil er sich doch zu sehr über Herrn Bushs Politik auslässt. Kein Witz, der hat auf einmal keinen Saft mehr auf dem Mikro und aus dem Off kommt "Mister Sowieso, meine Damen und Herren, und Danke, dass Sie heute da waren! Kommen Sie gut heim!" Bei gerade 25 Gästen reichlich lächerlich, aber im Land der Freien herrscht nun eben doch keine 100%ige Redefreiheit, wie es überall stolz proklamiert wird - naja. Wir gehen zurück ins Hotel, der Tag war lang, sehr lang, aber auch sehr schön.

178. Tag (Montag, 27. Februar)

New York hat noch mehr zu bieten, nämlich Briefmarken! Diese bekommen wir nach einem weiteren Frühstück unterwegs beim Rockefeller Center, in welchem wir auch gleich daran gehen, die Postkarten zu schreiben. Selbst hier ist einiges am Start, es gibt unzählige Shops und sonstiges Gedöns. Unter anderem gibt es hier auch ein Restaurant, das sich auf Meeresfrüchte und Fisch spezialisiert hat - da ist man für ein normales Essen auch gern mal nen Hunni los.

Nach über 20 Postkarten gibt es Mittagessen bei Burger King. Für den Nachmittag haben wir uns noch das Guggenheim Museum ausgesucht, in welchem es neben Stahlskulpturen eines gewissen Herrn Schmitz ("Smith") auch diverse Picasso's und Chagall's, Monet's und Van Gogh's zu sehen gibt - insbesondere dieser Pablo hatte es meiner Ansicht nach ja schon drauf. An manchen Bilder kann man sich gar nicht richtig satt sehen, und man beginnt zu verstehen, dass einzelne Bilder so manch einem reichen Schnösel eine ganze Stange Geld wert sein können.

Als der Nachmittag rum ist, wird es langsam Zeit für uns, Richtung Flughafen zu kommen. Für den Rückweg planen wir einen sauberen Puffer ein, damit der Flieger bloß nicht ohne uns abhebt. Wir sind ungefähr eine Stunde zu früh am Flughafen, wo wir uns erst mal gemütlich setzen und Kaffee und Cola schlürfen. Außerdem lassen wir uns der Geilheit halber noch zwei "I love NY" Shirts in Übergröße raus. Meine Cola vom Burger King hat "unlimited refills", wie das hier fast überall normal ist. Nicht normal ist allerdings, dass Bodencrew-Mitglieder mit ihren eigenen Flaschen an die Automaten sehen, um - unbemerkt von den Kassiererinnen - kostenlos an Soft Drinks zu kommen. Amis, tse. Dann sitzen wir auch schon halb im Flieger und fliegen zurück nach Birmingham.

In Birmingham holen wir den Mietwagen ab: einen metallic-grünen Ford Mustang, fürderhin genannt "der Laubfrosch". Mit dieser Schüssel fahren wir nach Stone Creek zurück, wo wir die letzte Nacht überhaupt bleiben werden.

179. Tag (Dienstag, 28. Februar)

Tuscaloosa - Birmingham - Memphis - Birmingham (570 Meilen - 920 Kilometer).
Der Morgen beginnt schon wieder recht früh, nämlich so gegen sieben. Meine Sachen sind noch nicht komplett gepackt, außerdem müssen wir noch überlegen, was alles wo hin kommen soll. Als das alles entschieden ist, können wir auch schon los. Auf der Fahrt schaffe ich es, die Ausfahrt zu MBUSI zu vergessen, wo ich eigentlich noch meinen Final Report für die CDS von Jochen unterzeichnen lassen will, soll, muss. Dann muss das wohl irgendwie anders geregelt werden, halb so wild.

Nach vier Stunden Fahrt sind wir in Memphis. Dort irren wir ein wenig herum, bis wir Graceland endlich erreichen. An einem Dienstag. Da hat Graceland zu und geschlossen, ach nee, das nervt jetzt mal! Da hat ganz Amerika rund um die Uhr geöffnet, kennt keine Feiertage oder sonst was, und dann ist Graceland dienstags zu - ja, gehts noch? Jaja, lacht Ihr nur.. wir überlegen in der Zwischenzeit, was zu tun ist, und kommen zu dem Schluss, dass Graceland dann eben ausfällt, bevor hier noch groß Zeit verschwendet wird. Somit beginnt das ganze Abenteuer "Road Trip" mit einer herben Niederlage, hoffentlich ist das kein schlechtes Omen.

Wir sind abends wieder zurück in Birmingham, wo wir in das erste Motel einchecken. Zumindest meilentechnisch haben wir heute ordentlich etwas heruntergerissen und ich bin wahrlich froh, dass ich den Laubfrosch kein einziges Inch mehr bewegen muss.

180. Tag (Mittwoch, 1. März)

Birmingham - Atlanta - Savannah - Brunswick (470 Meilen - 750 Kilometer)
Wir brechen morgens um halb zehn wieder auf, um endlich Richtung Florida zu kommen. Bis nach Key West sind es weit über 1.000 Meilen, das ist an einem Tag gewiss nicht zu schaffen. Insgesamt tanken wir an diesem Tag zwei Mal, außerdem wird bei WalMart etwas eingekauft, um für die Fahrt ausreichend Proviant zu haben.

Dummerweise habe ich meine Adapter fürs Notebook und für das Ladegerät vom Foto in Stone Creek liegen lassen, also suchen wir noch einen neuen. Zuerst schauen wir bei WalMart, dann bei Circuit City (eine Art Media Markt) danach, finden aber nichts. Man gibt uns den Tipp, es im Radio Shack zu versuchen - der hat einen, allerdings ist das ein Wandler für 30 Dollar. Watt? Janee. Daneben hängt aber auch noch ein schlichter Adapter für fünf Dollar, den der freundliche Verkäufer uns auf Nachfrage dann eben auch verkauft - der wollte die dummen deutschen Touris wohl etwas abzocken.

Alles in allem sitzen wir aber wieder die meiste Zeit des Tages im Auto und landen schließlich im "Super 8"-Motel von Brunswick, wo wir ein sehr günstiges, aber auch nicht so besonders tolles Zimmer beziehen. Es ist im zweiten Stock, und der Teppichboden.. naja, lassen wir das. Morgen geht's weiter.

188. Tag (Donnerstag, 2. März)

Brunswick - Jacksonville - Daytona Beach (150 Meilen - 240 Kilometer)
Morgens ist die Nacht bereits wieder rum, also hält uns auch nichts mehr in Brunswick. Um eventuell aufkommende Fragen sogleich zu beantworten: nein, die Bowlingkugelfabrik haben wir nicht gesehen - falls die Marke wirklich aus der Stadt kommt.

Als wir die Grenze nach Florida überschreiten, leuchtet uns ein Schild mit der Aufschrift "Welcome Center" - da lassen wir uns sogleich begrüßen und der Dirk nimmt sich ein Glas kostenlos Orangensaft. Außerdem gibt es hier jede Menge Coupon-Booklets, die einem vergünstigte Motelübernachtungen und Essen, Eintritte und so weiter verschaffen. Wir fahren zuerst einmal zum Strand, denn das Leben soll ja solch einer sein. Das Wetter ist absolut super, konstant so um die 25 Grad und mehr. Der Strand ist fast menschenleer, wir haben hier absolute Ruhe. Als die Alarmanlage eines Autos ertönt, schaue ich nach, obs unser Laubfrosch ist, der ist aber offensichtlich nicht angerührt worden.

Nach einiger Zeit Sonne tanken fahren wir weiter, bis wir in St. Augustine zu einer Alligator-Farm kommen. Dort kehren wir ein und schauen uns allerlei Reptilien in Gehegen an. Es gibt in den knapp zwei Stunden, in denen wir dort sind, zwei Shows, die wir uns beide ansehen. Show Nummer zwei, die kurz vor Schließung stattfindet, bietet sogleich einen Höhepunkt: Tina hält eine Schlange in Händen und ist total begeistert, "wie sich das anfühlt!".

Ausgestattet mit einem Coupon-Booklet steuern wir in Daytona Beach ein "Travelodge" an, welches sehr günstig und auch mit Internetzugang ausgestattet ist. Dummerweise beginnt just heute die zweiwöchige "Bikeweek 2006" in Daytona (entsprechend viele Biker sind hier unterwegs), und so tappen wir ins Motel: "Hallo, Du you have a Room?" - "Yes. 130 Dollars plus Tax." - "Wie bidde?" - "Okay, 90 Dollars, plus Tax." - "Äh, wir haben hier ein Coupon-Book, da stehen 44,99 drin.." - "Ähm, ja.. okay." Am Ende wars so, dass wir das Zimmer wirklich für die angegebenen 45 Dollars bekommen haben, aber wir haben den Preis nur deswegen bekommen, weil wir Deutsche sind und er wohl irgendwie auch.. naja, der Kumpel hinterm Tresen kann nur "Dummkopf" und "Scheiße" sagen, und wissen, wo Deutschland überhaupt liegt, tut er unter Garantie auch nicht. Uns juckts nicht, das Zimmer ist nämlich gut (wenn ich auch kein Netzwerk finden kann, aber okay..). Heute sind wir nicht sehr weit gekommen, aber jetzt sind wir ja auch quasi bereits vor Ort, also werden die Trips entsprechend kürzer werden, alles in allem.

182. Tag (Freitag, 3. März)

Daytona Beach - Kennedy Space Center - Miami (210 Meilen - 340 Kilometer)
Frühstück gibt es zur Abwechslung mal im Motel. Meist ist bei den Übernachtungen ein "Continental Breakfast" enthalten, und dem Nicht-Wissenden sei hiermit gesagt: das kann gar nichts. Das "Frühstück" besteht zumeist aus (schlechtem) Kaffee, trockenem Toast, und, mit viel Glück, Marmelade, Cornflakes oder gar Donuts. Viel Glück haben wir nicht, also gibts Toast mit Marmelade - yummi (das heißt hier: igitt).

Mit halbvollem Magen fahren wir erst einmal ein wenig durch Daytona, dann geht es die paar Meilen weiter nach Süden bis zum Kennedy Space Center. Unser Couponheft hält leider nichts passendes für uns parat, also bezahlen wir voll, kann man jetzt eh nicht mehr ändern. Wir wollen ohnehin nur die Standardtour, die kann man gerade so noch bezahlen, wenn man beide Augen zukneift. Der Ami an sich weiß, wie viel Geld er für was verlangen darf und haut nochmals etwas obendrauf, dann passts.

Der Eintritt hat sich jedoch gelohnt: wir verbringen fast den gesamten Tag im Space Center und nehmen so einige Eindrücke über die bemannte Raumfahrt mit. Besonders erwähnenswert ist der Nachbau (?) einer Mondrakete, der gut und gern so um die 70 Meter lang (bzw. hoch) ist - eindrucksvoll! Das Gerät ist etwas außerhalb ausgestellt, Shuttlebusse fahren einen aber kostenlos hin - der Ami an sich hat's auch ganz gern mal sehr bequem. Zu sehen gibt es ebenfalls (aus der Ferne) die alten Abschußvorrichtungen und jede Menge Giftshops, sowie viel Wissenswertes und Unnützes über die NASA.

Nach mehreren, langen Stunden auf dem Gelände sind wir ziemlich kaputt und beschließen, weiter zu fahren. Die Ausstellung macht ohnehin in Bälde zu, da fahren wir lieber weiter nach Süden. Wir wollen am nächsten Tag nach Miami, mit Motels siehts in der Gegend aber nicht so gut aus - alle ausgebucht, und Coupons nehmen sie wegen den Frühlingsferien und zahlreichen Veranstaltungen gerade auch nicht - egal, was in so nem Coupon-Heft steht. So fahren wir schon in den Süden von Miami, bis wir in einem ziemlich abgefuckten Motel noch ein Raucher-Zimmer für die Nacht bekommen - es liegt preislich gerade noch so an der Schmerzgrenze, und wir haben die Befürchtung, weiter im Süden wirds noch Schlimmer werden.

183. Tag (Samstag, 4. März)

Miami - Key West - Homestead (270 Meilen - 440 Kilometer)
Gut ausgeschlafen geht es wieder los, und zwar immer weiter Richtung Süden. Heute ist der Weg das Ziel, schließlich ist die Strecke bis nach Key West etwas Besonderes - fast nur Brücken oder sehr schmale Inseln, sodass man quasi auf dem Wasser fährt. Nach drei Stunden sind wir am Ziel - Key West, der südlichste Punkt Floridas und überhaupt.

Das Wetter ist konstant immer noch super, es geht nunmehr in Richtung hohe Zwanziger bis Anfang Dreißiger. Wir tappen zuerst ein wenig durch den Ort, dann legen wir uns noch einige Zeit an den Strand - Sonnenbrand inclusive. Wir machen einen Überschlag, wieviel Zeit wir noch zur Verfügung haben, jetzt, da wir quasi am Ziel sind. Der Rückweg soll etwas ausführlicher ausfallen und mit Zwischenstopp in Orlando, wo wir einen Tag für "SeaWorld" freihalten.

Der Rückweg geht nicht ganz bis nach Miami, sondern nur bis Homestead, wo die Motels die teuersten überhaupt sind - es ist zudem auch noch Wochenende heute, da legt man nochmals nen Zehner drauf. Am Ende ist die Rechnung inclusive allem insgesamt dreistellig, wenn auch gerade so - aber es langt. Dafür bekommen wir wieder ein Raucher-Zimmer (alle anderen bereits ausgebucht) mit wenig Comfort, aber wenigstens ist es halbwegs sauber. Die richtig gute Nachricht von diesem Tag lautet jedoch: Köln gewinnt in Berlin! - Geht vielleicht doch nochmals was?

184. Tag (Sonntag, 5. März)

Homestead - Miami - Naples (160 Meilen - 260 Kilometer)
Was das Essen angeht, so holen wir uns morgens meist bei WalMart oder Publix ein paar Brötchen sowie Belag dafür und essen unterwegs - so wie heute. Der Focus heute liegt auf Miami. Von Homestead aus ist das nicht weit, also sind wir recht zeitig dort. Die Sonne knallt richtig schön nach unten, es ist eine wahre Freude. Wir bekommen einen Parkplatz in Strandnähe, und ich weiß jetzt, warum ich noch so viele Münzen aufgehoben habe - die Quarters wandern in die Parkuhr.

Wir haben fünf Stunden Zeit, diese nutzen wir zum Entlanggehen an der Promenade, von der aus wir am Strand eine Art Modenschau oder sowas entdecken. Wir gehen näher ran und stellen fest, dass dort noch nichts los ist, und die paar Gäste, die schon da sind, sind zumeist männlich. Wir gehen weiter und kaufen Postkarten und in der Fußgängerzone eine Schale Erdbeeren. Auffallend hier: in Miami legt man viel Wert auf Äußerlichkeiten, auch die Männer sind gestylt wie doll. So langsam drängt sich allerdings der Verdacht auf, dass die "Modenschau" in Wirklichkeit etwas anderes sein könnte..

Als wir nach ein paar Stunden zurück an den Ort des Geschehens kommen, wissen wir es endgültig: am Strand ist sowas wie eine "Gay Parade" - Männer fast allen Alters, gestylt und stockschwul, gerne mit kleinem Hündchen im Schlepptau. Was etwas wundert ist die Tatsache, dass außerhalb des gesteckten "Territoriums" keine Händchen gehalten oder noch weiter gegangen wird - innen darin geht allerdings bereits mittags ordentlich die Post ab, wie man ohne viel Mühen erkennen kann. Wir lassen den Boys ihren Spaß und legen uns noch eine Stunde an den Strand, dann ist die Uhr abgelaufen und wir fahren weiter Richtung nächste Unterkunft, die kurz vor den Everglades sein soll.

Dort finden wir allerdings nichts, also fahren wir hinein. Es gibt nur eine Straße, die mitten durch geht, und Motels gibt es hier so wenig wie Supermärkte oder Tankstellen. Ein einziges Motel machen wir ausfindig, jedoch nimmt dieses keine Karten, sondern nur Bares - haben wir nicht mehr. So fahren wir durch die gesamten Everglades hindurch (dauert ungefähr anderthalb Stunden), bis wir wieder spät abends ein Motel finden, welches noch ein Zimmer hat - diesmal sind wir überrascht, wie gut das Zimmer im Vergleich doch ist, und auch der Preis geht gerade noch in Ordnung. Dann fahren wir morgen eben nochmals zurück, halb so wild, das.

185. Tag (Montag, 6. März)

Naples - Everglades - Fort Myers (150 Meilen - 240 Kilometer)
In Naples erwerbe ich Briefmarken für die gestern in Miami erworbenen Postkarten. Von Naples aus geht es wieder zurück in die Everglades, um ein wenig in der Wildernis zu wandern. Hier sieht man einmal mehr die übertriebene Vorsicht der Amis: man muss, um allen Eventualitäten vorzubeugen, einen Zettel in eine Briefbox schmeißen, auf dem steht. Auf dem steht dann, wie man heißt, wann man "ungesicherte Pfade" eingeschlagen hat und wann man gedenkt, sie wieder zu verlassen - falls der Leopard kommt..

In der Wildernis, also abseits jeglichem Ansatz von Zivilisation, gibt es allerhand wilde Tiere zu sehen. Nur hier nicht. Ein paar Vögel hier und da, dat wars. Wir laufen ungefähr eine Dreiviertelstunde durch die Gegend, und bekommen allenfalls ein paar Vögel zu sehen - so macht die Geschichte keinen richtigen Spaß.

Also gehen wir dort hin, wo was gebacken ist: an die Straße. Diese ist, abseits des Highway, ein Schotterpfad und ungelogen gibt es hier weitaus am meisten interessante Tiere zu sehen: Schildkröten und Alligatoren, in vielleicht sechs Meter Entfernung. Sobald man sich nähert, nehmen sie jedoch reißaus, sodass man keine besonders scharfen Fotos von ihnen machen kann. Da man sich bei wilden Tieren aber nie 100%ig sicher sein kann, treibe ich das lieber nicht auf die Spitze. Nachher greift mich ein Tier von hinten an, dann hätte ich ein Problem.

Am Ende eines sehr langen Tages in den Everglades fahren wir noch ein kleines Stückchen nach Fort Myers, wo die Preise für die Motels langsam wieder günstiger werden.

186. Tag (Dienstag, 7. März)

Fort Myers - Orlando (210 Meilen - 330 Kilometer)
Fort Myers liegt am Strand, das nutzen wir ein letztes Mal aus, indem wir uns einige Zeit dort hinlegen. Fürs Parken investieren wir einen ganzen Dollar, der uns aber ausreichend Parkzeit gewähren lässt.

Da für morgen ein ganzer Tag "SeaWorld" eingplant ist, sind wir recht zeitig in Orlando, wo wir gleich für zwei Nächte im "Orlando Grand Plaza" einchecken. Dort kosten zwei Nächte weniger, als wir noch ein paar Tage zuvor für nur eine Nacht bezahlt hatten - recht ist das. So langsam geht mir die Puste vollends aus, sodass wir den Abend über die meiste Zeit vor der Glotze liegen, vorher aber noch etwas zu essen besorgen.

187. Tag (Mittwoch, 8. März)

SeaWorld - und das einen ganzen Tag lang. Dummerweise waren wir so schlau, die Tickets nicht gleich im Hotel zu kaufen - somit ist der Eintrittspreis doch gleich sehr gewaltig. Jetzt sind wir aber (nach einem gediegenen Frühstück bei Kentucky Fried Chicken) schon da, also bleiben wir auch hier, scheiß auf das Geld.. und in meinen Augen ist SeaWorld trotz salzwasser-gesalzenem Eintrittspreis ein richtiges Erlebnis. Wir sind sehr früh da und sehen eine Seehunde-Show, eine Delphin-Show, eine Haustier-Show und gleich zwei Mal die Hauptattraktion: "Shamu", den Killerwal. Die Shows finden zu festen Zeitpunkten statt und wir legen unseren Plan so, dass wir möglichst viele Shows zu Gesicht bekommen.

Man hat den Eindruck, als würde es allen Tieren nicht wirklich besonders schlecht gehen, obwohl sie in Gefangenschaft leben und in einem viel zu kleinen Becken eingesperrt sind. Die Pfleger fokussieren sich (zumindest nach außen hin) völlig auf die Tiere, sodass diese wirklich permanente Ansprache finden und die ganze Zeit beschäftigt sind. Das zeigt sich zum Beispiel dadurch, dass in einem Delfin-Becken ständig eine Pflegerin in einem Kanu auf dem Wasser ist, die sich die ganze Zeit mit den Tieren beschäftigt.

Wir sind den ganzen Tag auf den Beinen, und während der zweiten Shamu-Show sitzen wir völlig in der sogenannten "Splash-Zone", das ist der Bereich, der in Shamu's Reichweite liegt, wenn er mit seiner Schwanzflosse Wasser in die Zuschauer spritzt.

Star und Hauptattraktion in SeaWorld: "Shamu", der Orca

Am Ende eines langen Tages gibt es ein Essen bei "Wendy's", danach geht es zurück ins "Grand Plaza", und morgen wird der Road Trip fortgesetzt. Auf Tagebuch Updaten habe ich momentan so überhaupt keine Lust und ich hoffe, dass ich am Ende noch alles zusammen bekomme..

188. Tag (Donnerstag, 9. März)

Orlando - Adidas Outlet - Lake City (150 Meilen - 240 Kilometer)
Die Zeit des Abschieds aus den Vereinigten Staaten rückt immer näher, und für heute haben wir uns noch überlegt, ein paar Dollars auf den Kopf zu hauen, indem wir uns ein paar Klamotten zulegen. Wo macht man dies am Besten in einem Land voller Gap, Abercrombie & Fitch, Timberland, Hilfiger und Ralph Lauren? Ganz genau, bei Adidas. In der Tat gibt es auch von Adidas ein paar schicke Outlets, von denen wir, neben dem lang ersehnten "Ron Jon Surf Shop" gleich zwei aufsuchen. Die Auswahl an Schuhen und Klamotten ist naturgemäß anders als in Deutschland, aber das war zu erwarten. Jedoch schlagen wir beide nicht allzusehr über die Stränge, schließlich sollen die Koffer ja auch noch am Ende zu gehen.

Zwischendrin werfen wir uns einen Hot Dog ein, bis wir am Ende in Lake City landen, wo es wie in Ulm ein schiefes Haus gibt, und wo wir die günstigste Nacht überhaupt (32 Dollar inclusive Steuern!) verleben, und das in einem Zimmer, das ich in den letzten knapp zwei Wochen auch schon um einiges schlimmer gesehen habe.

189. Tag (Freitag, 10. März)

Lake City - Anniston (380 Meilen - 610 Kilometer)
Der vorletzte Tag in Amerika. Wir haben wieder einiges an Wegstrecke vor uns, sodass wir außer dem Standardprogramm Tanken - Motel - Walmart nicht viel erleben. Das Wetter wird langsam wieder schlechter, aber das liegt auch daran, dass wir wieder die Staatsgrenze von Alabama überschreiten.

Zum Ausklang von insgesamt sechseinhalb Monaten Amerika suchen wir abends ein "Ruby Tuesday's" auf, in welchem Frau Z. es mit dem Kolossal-Burger der Speisekarte aufnimmt.

190. Tag (Samstag, 11. März)

Anniston - Birmingham (60 Meilen - 100 Kilometer)
Adelheid, es ist soweit: der letzte Tag in den Staaten. Endlich. Nach 190 Tagen in Amerika kann ich sagen, daß ich genug gesehen habe, um zu sagen, daß ich genug gesehen habe. Dieses Land ist eine Marke für sich, aber dennoch bin ich unendlich dankbar, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen.

Andererseits freue ich mich jetzt aber auch wieder auf Deutschland, wenn ich daran gehe, eine neue Wohnung zu finden, Matzens Junggesellenabschied zu feiern, meine Diplomarbeit zu schreiben, das Bon Jovi-Konzert zu besuchen, mit der Deutschen Nationalmannschaft um die Weltmeisterschaft zu fiebern, das WM-Spiel Süd Korea gegen Frankreich live im Stadion zu sehen, das 125er Jubiläum von Lehmann in Nürnberg zu besuchen, entgegen anderslautender Aussagen einen Kölsch Cup zu veranstalten..

Zuvor wird der Laubfrosch wieder zurückgebracht, insgesamt fuhren wir auf unserem Trip über 3.000 Meilen in nicht einmal zwei Wochen. Die Abschlußfahrt war ein gelungener Schlußstrich unter sechs Monate Amerika, eine Zeit, in der ich viel gelernt habe.

Damit wäre ich mit meinem Tagebuch am Ende. Ich hoffe, Euch hat das Lesen ein wenig Kurzweil beschert und Ihr hattet so viel Spaß beim Lesen wie ich es zeitweilig beim Schreiben gerne gehabt hätte. Ich bin froh, es bis zum Ende durchgezogen zu haben, denn in 10 Jahren werde ich es wieder ausgraben und mich an eine unterm Strich sehr schöne Zeit in Amerika zu erinnern.

Meine Shoutouts gehen an alle meine Weggefährten während dieser Zeit - Roll Tide, Jungs und Mädels!!

Wer einen Rechtschreibfehler findet, darf ihn behalten.